09.06.2005 | Lesedauer: ca. 3 Minuten |
Tragetaschen aus Polyethylen PE, welche sich dank spezieller Zusätze angeblich "in Nichts auflösen", können die Umwelt und die Gesundheit gefährden. Negative Auswirkungen sind auch für das Kunststoffrecycling zu befürchten. Die IBAW, Interessengemeinschaft Biologisch Abbaubare Werkstoffe e.V. (www.ibaw.org), der internationale Industrieverband für Biokunststoffe und biologisch abbaubare Werkstoffe, nimmt in einem Positionspapier zu offenen Fragen bei so genannten "abbaubaren" PE-Produkten Stellung. Seit ihrem ersten Erscheinen vor fast 20 Jahren gibt es erhebliche Zweifel darüber, ob die mit Begriffen wie "oxo-abbaubar", "biologisch abbaubar" oder manchmal sogar "kompostierbar" beworbenen PE-Tüten halten, was sie versprechen. Jüngstes Beispiel war zuletzt der in Frankreich getestete "Neosac". Keines dieser Produkte hat bis jetzt die Anforderungen der europäischen Norm EN 13432 erfüllt. Diese beschreibt Prüfmethoden zum Nachweis der biologischen Abbaubarkeit und Kompostierbarkeit von Kunststoffverpackungen. Während Mitgliedsunternehmen der IBAW ihre Produkte entsprechend dieser Norm testen und zertifizieren lassen, unterlassen dies die Hersteller von "abbaubaren" PE-Produkten. Aus gutem Grund: Nachdem die Folie relativ schnell in kleine Stücke zerfällt, erfolgt der Abbau der Reste sehr langsam - viel zu langsam um die Kriterien der Norm zu erfüllen. Es besteht somit die Gefahr, dass der entstehende feine Staub in der Natur akkumuliert wird, und dass Tiere und Pflanzen ihn aufnehmen. Aus wissenschaftlichen Studien ist bekannt, dass vor allem Meereslebewesen heute bereits massiv unter solchen Kunststoffrückständen leiden. In ihrer Stellungnahme weist die IBAW auch auf Risiken bei den als Additiv eingesetzten Metallverbindungen hin. Diese bewirken erst den Zerfall des sonst stabilen PE. Hohe Konzentrationen dieser Zusätze, beispielsweise werden krebserregende Kobaltsalze verwendet, können stark negative Gesundheitsauswirkungen zur Folge haben - besonders am Arbeitsplatz. Werden die Tüten weggeworfen oder kompostiert, kann es zur Freisetzung von giftigen und persistenten Metallverbindungen kommen. Die Gefährdung steigt dabei mit dem Grad der Nutzung. Die IBAW kritisiert weiterhin, dass die Tüten in der Werbung als Lösung des weltweit verbreiteten Litteringproblems angesehen werden, also dem achtlosen Wegwerfen von Abfällen ohne Verwertungsabsicht. Tatsächlich könnten die Tüten dieses Fehlverhalten weiter bestärken, lösen sich die Produkte doch – angeblich – "in Nichts auf". Weder in der Bioabfallsammlung und Kompostierung, noch im Kunststoffrecycling machen diese Produkte nach ihrer Nutzung Sinn. Für die Kompostierung sind sie aufgrund der toxischen Verbindungen und der langen Abbauzeiten nicht geeignet. Im Kunststoffrecycling führen die destabilisierenden Zusätze zu verminderter Qualität und damit zu schlechterer Anwendbarkeit von Rezyklaten. Die IBAW ist ein internationaler Branchenverband zur Förderung der Innovation Biokunststoffe bzw. Biologisch Abbaubare Werkstoffe. Der Verband wird von Unternehmen der Agrarrohstoff-, Chemie- und Kunststoffindustrie, wissenschaftlichen Instituten und innovativen Anwendern getragen. |
Interessengemeinschaft Biologisch Abbaubare Werkstoffe e.V., Berlin
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