plasticker-News

Anzeige

12.08.2016, 14:10 Uhr | Lesedauer: ca. 6 Minuten    

Swiss Plastics: Wirtschaftsdaten der Schweizer Kunststoffindustrie für 2015 – Umsatzminus von 7,4 Prozent über alle Branchenbereiche

Der Branchenverband der Schweizer Kunststoffindustrie, Swiss Plastics, hat die Wirtschaftsdaten für das Jahr 2015 veröffentlicht.

Demnach fiel der Gesamtumsatz der Kunststoffbranche im letzten Jahr auf einen historischen Tiefstand von knapp unter 14 Mrd. CHF nach jeweils rund 15 Mrd. CHF in den Jahren 2012 bis 2014, was einem Rückgang des Gesamtumsatzes um rund 7,4 Prozent entspricht.

Selbst in dem Krisenjahr 2009, dem Jahr der Finanzkrise, lag der Gesamtumsatz nach Erhebungen des Verbandes mit 14,4 Mrd. CHF noch deutlich höher als in 2015, dem Jahr des Frankenschocks. Nur der Rückgang sei seinerzeit – nach dem Rekordjahr 2008 mit knapp 16 Mrd. CHF – mit minus 10 Prozent noch höher gewesen.

Anzeige

Rückgang über alle Branchensegmente ähnlich
Im Berichtsjahr war die Umsatzentwicklung in allen Teilbereichen der K-Branche von den Rohstofflieferanten über die Rohstoffhändler und –importeure, die Recycler, den Maschinenbau bis hin zur größten Gruppe, den K-Verarbeitern, deutlich negativ.

Die größten Umsatzeinbußen mussten demnach die Rohstofflieferanten mit einem Minus von 10,03 Prozent hinnehmen, gefolgt von den Recyclern (- 8,38 Prozent), den Verarbeitern (- 6,99 Prozent) und dem Maschinenbau (- 5,46 Prozent); für die K-Industrie insgesamt steht ein Minus von 7,35 Prozent.

Damit gingen die Umsätze über alle Branchensegmente mehr oder weniger gleichmäßig zurück, was im Vergleich zu früheren Jahren ein Novum sei, denn bisher seien die Umsatzentwicklungen nach Teilbereichen noch nie einheitlich gewesen, so Swiss Plastics.

Umsätze nach Teilbereichen der K-Branche in der Schweiz in tausend CHF – (Bild: Swiss Plastics).
Umsätze nach Teilbereichen der K-Branche in der Schweiz in tausend CHF – (Bild: Swiss Plastics).

Diese Zahlen lassen den Schluss zu, dass sich unter anderem der so genannte Frankenschock, wie bereits im Januar letzten Jahres von der Industrie befürchtet, stark negativ auf die äußerst exportabhängige Schweizer K-Industrie ausgewirkt hat. Nachdem die Schweizer Nationalbank (SNB) am 15. Januar 2015 verkündete, dass sie die seit 2011 durch die Untergrenze von 1,20 CHF an den Euro gebundene Währung freigeben werde, wertete der Franken schlagartig massiv auf; statt 1,20 Franken für einen Euro lag der Wechselkurs plötzlich bei fast 1:1, was die Exporte der Schweizer Industrie um rund ein Fünftel verteuerte bzw. die Margen der Exporteure entsprechend senkte. Aktuell pendelt der Kurs zum Euro bei etwa 1,08 bis 1,10 CHF.

Für zusätzliche Unsicherheit bei internationalen Firmen und Investoren sorgten die noch ungeklärten Auswirkungen des Schweizer Volksentscheids zur so genannten "Masseneinwanderungs- Initiative" und die damit verbundenen Auswirkungen auf das Abkommen zur Personenfreizügigkeit mit der EU sowie indirekt auch auf alle anderen Abkommen mit der EU.

Stellenabbau in der Branche dagegen moderat
Erfreulich sei, so der Verband, dass die Unternehmen beim Personal nicht proportional zum Umsatzrückgang abgebaut hätten. Insgesamt sei die Zahl der Mitarbeiter in den Betrieben der K-Branche nur um knapp 800 Personen oder 2,26 Prozent gesunken und liege jetzt bei gut 33.000.

"Umfragen bei Unternehmen bestätigen, dass diese – trotz starken Umsatzeinbußen – vor allem an ihrem gut ausgebildeten Personal festhalten, weil sie nicht leichtfertig ihr Unternehmenskapital opfern oder weil sie ganz einfach die Entwicklung am Markt abwarten wollen", kommentiert Kurt Röschli, Co-Geschäftsführer von Swiss Plastics, die Zahlen.

Anzahl der Firmen und Mitarbeiter nach Teilbereichen der K-Branche in der Schweiz – (Bild: Swiss Plastics).
Anzahl der Firmen und Mitarbeiter nach Teilbereichen der K-Branche in der Schweiz – (Bild: Swiss Plastics).

Menge der verarbeiteten Rohstoffe stabil
Gemäß der Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV) sind die verarbeiteten Mengen von Kunststoffen mit Blick auf die negative Umsatzentwicklung nicht markant eingebrochen, sondern im Gegenteil sogar mit 0,1 Prozent leicht gestiegen – in Zahlen ausgedrückt von 775.298 auf 776.357 Tonnen Kunststoff. Der Kautschuk konnte dabei nicht ganz mithalten und gab bei der verarbeiteten Menge leicht nach. Die verarbeitete Gesamtmenge beläuft sich im Jahr 2015 insgesamt auf 805.781 Tonnen (Vj.; 813.464), was einem Minus von nur 0,1 Prozent entspricht.

Verbreitete Rohstoff-Mengen der Schweizer K-Branche in den letzten 10 Jahren – (Bild: Swiss Plastics).
Verbreitete Rohstoff-Mengen der Schweizer K-Branche in den letzten 10 Jahren – (Bild: Swiss Plastics).

"Diese Entwicklung zeigt – und das geht auch aus den Aussagen von mehreren befragten Verarbeitern hervor – dass Aufträge nicht unbedingt an die ausländische Konkurrenz verloren gingen, sondern ausgeführt wurden, um den Markt zu halten, dies aber zu tieferen Margen", erklärt Röschli die entgegenlaufende Entwicklung von Umsatz und verarbeiteter Kunststoffmenge.

Die Tabelle 4 (siehe Anlage: Swiss Plastics - Wirtschaftsdaten 2015) verdeutlicht die beschriebenen Veränderungen bezüglich den Umsätzen der Gesamtbranche, der Rohstofflieferanten und der Verarbeiter sowie bezüglich Beschäftigung und Rohmaterialverbrauch und zeigt das auch im Vergleich zu den Vorjahren.

Wenig überraschend sei, dass die Exporte von Halb- und Fertigfabrikaten aus Kunststoff um insgesamt 8 Prozent auf 3,246 Mrd. CHF eingebrochen sind (siehe Anlage: Swiss Plastics - Wirtschaftsdaten 2015, Tab. 4). "Auch das geht hauptsächlich auf das Konto des starken Frankens", so Röschli.

Was die Anwendungen anbelangt, so sind nach wie vor die Verpackungen mit 44,5 Prozent Spitzenreiter, vor dem Bereich Bau mit 42,7 Prozent. Weitere ins Gewicht fallende Bereiche sind die Medizintechnik, Haushalt, E&E und Automobil. Allerdings sind hier Verschiebungen auf Grund der statistischen Hochrechnungen durchaus möglich und sollten nur als Trend beurteilt werden, so Swiss Plastics.

Export von Kunststoffabfällen rückläufig
Seit der Spitze beim Export von Kunststoffabfällen im Jahr 2013 (121.418 Tonnen) gehen die Ausfuhren kontinuierlich zurück. Im Berichtsjahr wurden nur noch 98.792 Tonnen Kunststoffabfälle ins Ausland geliefert, dies sind – nach einem Rückgang von bereits 13 Prozent im Vorjahr – erneut 6,3 Prozent weniger im Vergleich zu 2014. Auch die Importe folgten demselben Trend: sie reduzierten sich von 19.600 auf 16.885 Tonnen (-15 Prozent). Von den insgesamt 3,4 Prozent Produktionsabfällen am Gesamtrohstoffverbrauch wurden 2,5 Prozent stofflich und 0,9 Prozent thermisch verwertet.

Schweizer K-Industrie im Vergleich zu anderen Industriezweigen
Auch die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (in der Schweiz "MEM-Industrie" genannt) beklagte einen Umsatzeinbruch von über 7 Prozent und beim Auftragseingang sogar rund 14 Prozent. Mit rund 81 Mrd. CHF Gesamtumsatz stellt die MEM-Industrie eine der größten industriellen Sektoren dar und erbringt nach eigenen Angaben die Hälfte der industriellen Wertschöpfung, was rund 9 Prozent des BIP entspreche. Beschäftigt würden in der MEM-Industrie 320.000 Mitarbeiter. "Geht man von diesen Zahlen aus, erwirtschaftet die Kunststoffindustrie knapp 14 Prozent des Umsatzes mit etwas mehr als 10 Prozent der Beschäftigten im Vergleich zur MEM-Industrie", erklärt Röschli.

Verhalten optimistisch für die Zukunft, leichte Trendumkehr
Nach einem überwiegend recht schwierigen Jahr 2015 für die Schweizer Kunststoffindustrie geben die Aussagen der befragten Unternehmer doch Anlass zu vorsichtigem Optimismus. Während im März 2015 noch 42 Prozent der Befragten einen Umsatzeinbruch befürchteten, gingen im März 2016 nur noch 33 Prozent von einem Rückgang aus. Und 35 Prozent der Unternehmen (Vorjahr 28 Prozent) rechnen mit einem gleich bleibenden sowie immerhin 32 Prozent (Vorjahr 30 Prozent) sogar mit einem höheren Umsatz.

Trotz dieser positiveren Umsatz-Erwartungen für das laufende Jahr bleibt die Anzahl der Unternehmen, die Personal einstellen wollen, mit 15 Prozent auf dem Vorjahresniveau. Auch die Zahlen der Unternehmen, die am bestehenden Personalbestand nichts ändern wollen (55 Prozent), sowie derjenigen, die einen Abbau erwarten (29 Prozent), sind nahezu unverändert.

Insgesamt steige die Stimmung bei den Betrieben wieder, so Swiss Plastics. Die Anzahl der Auszubildenden in den Unternehmen sei konstant und der Anteil an qualifiziertem Personal in den Betrieben sei gestiegen, was der Verband ebenfalls als positive Trendsignale sieht.

Dateianhang zur Meldung:
» Swiss Plastics - Wirtschaftsdaten der Schweizer Kunststoffindustrie für 2015 (pdf, 661 kB)

Weitere Informationen: kunststoff.swiss

Swiss Plastics Association, Aarau, Schweiz

» insgesamt 26 News über "Swiss Plastics," im News-Archiv gefunden

Anzeige

Ihre News im plasticker? Bitte senden Sie Ihre Pressemitteilungen an redaktion@plasticker.de!


» zurück zum Seitenanfang


Top News / Meist gelesen
plasticker Newsletter
Wir informieren Sie schnell, umfassend und kostenlos über das, was in der Branche passiert.

» Jetzt anmelden!

» Weiterempfehlen

Machen Sie Ihre Reste zu Geld!
Sie haben Neuware-Restmengen, Mahlgüter oder Produktionsabfälle?

Dann veräußern Sie diese kostenlos
in der Rohstoffbörse.

Für Ihre ausrangierten Maschinen und Anlagen finden Sie Abnehmer in der Maschinenbörse.
Neue Fachbücher
Physikalischer Schaumspritzguss - Grundlagen für den industriellen Leichtbau

Analysiert man die Menge der kompakt gespritzten Kunststoffformteile, so kommt man schnell zu dem Ergebnis, dass sich sicherlich mehr als die Hälfte davon kostengünstiger und mit besseren Toleranzen mittels Schaumspritzguss herstellen lassen.

Aktuelle Rohstoffpreise