bvse-Marktbericht Kunststoffe - April 2011

Die Informationen zur Marktlage von Kunststoffen wurden uns bereitgestellt von:
bvse - Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V.


1. Der Markt für Primärkunststoffe

Die Gemengenlage der politischen (Japan, Nahost, Fernost, Energiewende) und ökonomischen (Roh-ölpreis, Nachfrage, Vorprodukte, Produktionsmengen, Produktionsoligopole, Handelsströme, Lage-rung) Einflussfaktoren auf die Kunststoffproduktion und Kunststoffverarbeitung ist zur Zeit äußerst komplex. In der Summe weisen die einzelnen Faktoren jedoch eindeutig eine weiter steigende Nach-frage für Standardkunststoffe und Technische Kunststoffe aus; dies bedingt allerdings weitere Verteuerungen. So steigt der Rohölpreis seit Jahresbeginn fast kontinuierlich: in der KW 16 notiert der Rohölpreis bei 122 US $/Barrel. Bisher verläuft die Rohölnotierung 2011 parallel zur Kurve aus 2008, die im Juli 2008 den Höchststand bei 145 US $/Barrel erreichte. Die Rohölpreise verteuern die Vorprodukte, die sich dann wiederum verteuernd auf die Kunststoffpreise auswirken. Weiter preis-treibend ist die zunehmende Kunststoffnachfrage im Frühjahr. Hier zeigt sich insbesondere ein erhöhter Kunststoffbedarf in den Sektoren Bau und Automobil. Preistreibend wirken sich außerdem die immer noch bestehenden weltweiten Angebotsverknappungen durch Anlagenstillstände und Anlagenausfälle aus.

Die Standardkunststoffe erreichen Rekordhöhen: das ist die fünfte Preiserhöhung in Folge. Bei den Standardkunststoffen ergibt sich im März ein EUWID-Durchschnittspreis, gemittelt über die zehn unten gelisteten Kunststoffe, von 1496 €/t. Dieser Preis liegt damit um 54 €/t höher als im Vormonat. Die Teuerungen bei PE und PP betragen durchschnittlich 70 €/t; PS und PVC verteuern sich um 30 €/t. Der EUWID Preisspiegel für Standardkunststoffe lautet zum Beispiel: LDPE-Folie 1550-1610 €/t, HDPE-Blasware 1400-1470 €/t, PS-glasklar 1610-1640 €/t, PP-Homopolymer 1500-1600 €/t, PP-Copolymer 1550-1650 €/t und PVC-Folien/Kabel 1290-1340 €/t. Auch die Preissteigerungen bei PET halten weiter an: Verpackungs-PET notiert im März mit 1700-1800 €/t um 90 €/t höher als im Vormonat.

Noch ist keine Änderung der bestehenden Marktsituation in Sicht: einem knappen Angebot steht wei-terhin eine hohe Nachfrage gegenüber. Preissteigerungen bei Standardkunststoffen und Technischen Kunststoffen sind auch im Mai wahrscheinlich. Eine Einlagerung größerer Kunststoffmengen bei den Verarbeitern, die die Märkte stabilisieren würde, findet auf Grund der hohen Einkaufspreise nicht statt.


2. Der Markt für Sekundärkunststoffe

Die gute Nachfrage aus den Primärmärkten beflügelt weiterhin die Sekundärmärkte. Die Nachfrage nach Recyclingkunststoffen ist ungebrochen. Stetig steigende Inputpreise bereiten den Kunststoffauf-bereitern und Kunststoffverarbeitern jedoch Schwierigkeiten, auskömmliche Margen zu erzielen. Re-cyclate finden nach wie vor guten Absatz in den Märkten. Im Vergleich zu Neuware sind die Preise für Mahlgüter, Regranulate und Regenerate/Compounds günstig. Inzwischen werden Kunststoffe auch aus bisher weniger genutzten Abfallströmen aussortiert. Auch Folie wird inzwischen wieder verstärkt im EU-Binnenmarkt verarbeitet. Ein Lageraufbau in der Kunststoffkette, das sind die Sammler, Sortierer und Verarbeiter, findet bei den zurzeit vorherrschenden volatilen Märkten nicht statt. Weitere Preiserhöhungen bei den Standardkunststoffen und den Technischen Kunststoffen sind im April und Mai wahrscheinlich.

Die Nachfrage aus Fernost nach Kunststoffqualitäten aus Europa hat auch im April noch nicht das Niveau der Vormonate erreicht. Daher verbessert sich die Angebotssituation im Binnenmarkt. Darüber hinaus importieren Aufbereiter Kunststoffe aus dem Ausland. Im europäischen Ausland werden mit steigender Tendenz Kunststoffe als Wertstoffe erkannt; dies führt dazu, dass dort die Kunststoffe getrennt gesammelt und verstärkt gehandelt werden.


2.1 Preisspiegel EUWID

Auch im März zeigt der EUWID-Preisspiegel deutliche Preiserhöhungen bei den Sekundärkunststof-fen. Darüber hinaus sind im Preisspiegel erstaunliche Preisdifferenzierungen, d.h. die obere und unter Preisgrenze wird teilweise unterschiedlich angehoben, zu beobachten. Über alle Standardkunststoffe hinweg liegen die Preissteigerungen im Bereich von 10 €/t bis 160 €/t. Exportfolie gibt in der Bewer-tung mit 5 €/t bis 30 €/t leicht nach.

Der März-Preisspiegel weist bei den PE-Produktionsabfällen Preiserhöhungen für Mahlgüter um 56 €/t aus. Ballenware bleibt in etwa stabil. Hier einige Beispiele für die jetzt gültigen Notierungen : HDPE bunt 550-700 €/t, LDPE bunt 500-650 €/t, LDPE natur 650-800 €/t und LDPE-Folie natur 450-550 €/t.

Die PE- post user Qualitäten zeigen letztlich fast stabile Preise; hier sind sowohl leichte Preiserhöhungen (10 €/t bis 30 €/t) wie auch leichte Preiskorrekturen (5 €/t bis 20 €/t) auszumachen. Exportfolien notiert geringfügig niedriger, da die Fernostnachfrage hierfür rückläufig ist. Die Kastenware notiert um 20 €/t bis 30 €/t höher. Die veränderten März-Notierungen lauten beispielsweise: Folie transparent natur < 70 µm 340-370 €/t, Gewerbemischfolie (80/20) 170-210 €/t, HDPE-Hohlkörper bunt (C29) 200-350 €/t, HDPE-Kastenware farbsortiert 620-820 €/t .

PP: Bei der Kunststoffverarbeitung finden verstärkt Materialverschiebungen weg von PE hin zum PP statt. Die PP-Märkte sind im Umbruch: hier machen sich die höheren Neuwarepreise und die hohe Nachfrage nach Neu- und Zweitware bemerkbar. PP ist bei Produktionsabfällen und bei post-consumer Ware knapp. Die durchschnittlichen Preiserhöhungen bei den Produktionsabfällen betragen 38 €/t. Beispiele: Folie bunt (K59) 130-330 €/t, Homopolymer natur 60-800 €/t, Copolymer bunt 450-700 €/t.

PS: Die PS-Märkte erreichen im März Rekordhöhen. Die Preissteigerungen in den Primärmärkten sowie die gute Nachfrage in den Zweitmärkten (post-consumer Ware und Produktionsabfälle) führen zu deutlichen Preisanhebungen. Die Preise für die PS-Produktionsabfälle steigen im März um 50 €/t bis 160 €/t bzw. durchschnittlich um 82 €/t: Nachfolgend finden Sie einige Beispielnotierungen: Standard bunt 500-700 €/t, Standard glasklar 600-850 €/t, Schlagfest bunt 600-800 €/t, und Schlagfest weiß 700-1000 €/t. Schlagfest weiß erreicht bei der oberen Preisnotierung 1000 €/t. Eine weiter steigende Nachfrage nach PS wird wohl auch im April und Mai zu Preissteigerungen führen.

PVC: Einzelne PVC-Preise zeigen auch im März Erhöhungen. Leichte Preiserhöhungen sind bei Produktionsabfällen zu melden,:Hart bunt 450-550 €/t und Rohrqualität bunt 400-550 €/t. Die Fensterware notiert zu: Qualität weiß 600-720 €/t, Qualität bunt 450-550 €/t und Typware weiß 700-840 €/t. Die Baukonjunktur wird die PVC-Preise im April und Mai stabilisieren bzw. weiter erhöhen.

PET post user: Die Preise für gebrauchte PET-Flaschen steigen weiter. Jede eingesammelte Getränkeflasche ist wertvoll - das ist die goldene PET-Flasche. Um dies zu verdeutlichen: die "post-consumer PET-Ballenware klar", das sind lediglich farbsortierte und ballierte Getränkeflaschen, erreicht oder übersteigt die Preise von Mahlgut aus Produktionsabfällen aus PE, PP oder PVC. Dies zeigt positiv, dass es auch außerhalb der Glas-Mehrwegflasche ein seit Jahren aufgebautes und perfektioniertes Rücknahmesystem für Ein-, Zwei- und Mehrweg-PET gibt! Negativ ist, dass der PET-Markt heillos überhitzt ist. Die PET-Verwertung in Europa droht immer noch zu kippen. Deshalb werden die bestehenden Verarbeitungskapazitäten reduziert. Die noch steigenden Neuwarepreise ermöglichen den PET-Verwertern die weitere Verarbeitung. Spekuliert wird, ob nicht das Ende der wilden Preiserhöhungen bei PET erreicht ist. PET-Verarbeiter suchen über Importe die Märkte zu stabilisieren.

Im März erhöhen sich die EUWID-Notierungen bei PET klar und bei PET bunt um 60 €/t und um 90 €/t. Die Preise für gebrauchte PET-Einweg-Pfandflaschen klettern immer noch von Höchststand zu Höchststand. Die PET-Notierungen lauten: PET klar 580-650 €/t und PET bunt 390-470 €/t. Teilweise wird sogar von Abschlüssen über 700 €/t berichtet.


2.2 Preisspiegel plasticker

Der Preisspiegel in plasticker zeigt für die Standardkunststoffe im März deutliche höhere Preise als im Vormonat. Die Preisrückgänge aus Februar sind überwunden. Eine Vorschau in den April-Preisspiegel weist auch hier nochmalige deutliche Preiserhöhungen aus. Im März liegen die Preiserhöhungen bei 20 €/t bis 140 €/t. Im Preis geben allerdings PP-Ballenware um 30 €/t und PS-Mahlgut um 90 €/t nach. Laut plasticker verändern sich die folgenden Preisnotierungen im März 2011 um mehr als +40 €/t zum Beispiel bei: HDPE-Mahlgut +70 €/t, LDPE-Ballenware +60 €/t, LDPE-Mahlgut +70 €/t, PP-Mahlgut +50 €/t, PP-Granulat +140 €/t und PET-Mahlgut um +130 €/t.

Tabelle 1: Notierungen für Standardkunststoffe in plasticker; Angaben in €/t

*: Zu geringe Angebotszahl, um eine statistische Signifikanz zu erreichen; 1: entspricht der Qualität Produktionsabfall, bunt; 2: entspricht K49; 3: entspricht K59; 4: entspricht Standard bunt.

Auch die Technischen Kunststoffe notieren im Preisspiegel von plasticker für März deutlich höher. Die Preiserhöhungen liegen im Bereich von +20 €/t bis + 320 €/t. Nur PA 6.6 notiert sowohl als Mahlgut mit -10 €/t wie auch als Granulat mit -260 €/t niedriger. Eine weitere Preiserhöhung zeigt die Vorschau in die Aprilnotierungen. Die Preisnachlässe aus Februar werden durch die Erhöhungen im März und April mehr als ausgeglichen. Laut plasticker verändern sich die folgenden Preisnotierungen im März 2011 um mehr als +70 €/t zum Beispiel bei: ABS Mahlgut +240 €/t und PA 6 Mahlgut +130 €/t.

Tabelle 2: Notierungen für Technische Kunststoffe in plasticker; Angaben in €/t

*Zu geringe Angebotszahl, um eine statistische Signifikanz zu erreichen


Alle EUWID-Preise ab Station. Die Preise beziehen sich in der Regel auf Mengen größer 20 Tonnen. Aus den stündlich aktualisierten Monatspreisübersichten - erstellt aus den Angeboten in der Rohstoff-börse plasticker, lassen sich monatliche Preisnotierungen für die Sekundärkunststoffe errechnen. Dieser Preisspiegel zeigt Notierungen, die allerdings unter dem Vorbehalt der Ermittlung aus den ein-gestellten Angeboten stehen. Darüber hinaus unterscheidet plasticker nicht zwischen den Qualitäten klar und bunt oder farbsortiert. Dadurch ergibt sich aus den plasticker-Angaben unter Umständen ein anderes Marktgeschehen als beim EUWID-Preisspiegel. Dem Marktbericht selbst liegen unterschiedliche Quellen zu Grunde, die entsprechend journalistisch aufbereitet sind. Nicht zuletzt werden eigene Informationen und Recherchen im Marktbericht verwendet.

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