bvse-Marktbericht Kunststoffe - November 2011

Die Informationen zur Marktlage von Kunststoffen wurden uns bereitgestellt von:
bvse - Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V.


1. Der Markt für Primärkunststoffe

Das Aktionsbündnis Occupy hat den höchsten Respekt verdient, denn es ist eine Mahnung an die Verantwortlichen der Finanzwirtschaft, die gegen die Realwirtschaft spekulieren. Die virtuelle Finanz-wirtschaft hat sich weit von ihrer eigentlichen Aufgabe zur Unterstützung der Realwirtschaft entfernt. Während die virtuellen Finanzspekulationen fast gänzlich frei von Recht, Werten, Moral und Verant-wortung erfolgen, ist die Realwirtschaft einer Vielzahl an Regularien des Steuer-, Finanz-, Wirtschafts- und Arbeitsrechts unterworfen. Dabei ist anzumerken, dass die Unternehmen nicht nur Arbeiter und Angestellte in Lohn und Brot bringen sondern bei all den Vorschriften auch noch ein Gutteil des Steu-eraufkommens eines Staates erwirtschaften.

Letztlich bringen die Spekulationsblasen diejenigen europäischer Staaten in Schwierigkeiten, die eine höhere Verschuldung aufweisen und nun nicht mehr von den Finanzmärkten finanziert werden. So ist es auch kein Wunder, dass zentrale Wirtschaftsparameter eine sich eintrübende Konjunktur für das IV. Quartal 2011 ausweisen. In Deutschland ist die Auslandsnachfrage nach Waren rückläufig. Allerdings weist die GfK für Oktober ein stabiles Konsumverhalten der Endverbraucher aus. Im Juni 2011 melde-ten die Kunststoffverarbeiter 2,4% mehr an Umsatz und im Mai betrug der Umsatzzuwachs 5,6%.

Die Stimmung auf den Standardkunststoff-Märkten hat sich im Oktober weiter eingetrübt. Bei Pro-duktion und Verarbeitung zeigt sich eine gedämpfte Kunststoffnachfrage. Die Notierungen der Vorprodukte geben nach. Die Standardkunststoffe verbilligen sich im Oktober nochmals. Über zehn gelistete Kunststoffe in EUWID ergibt sich ein Durchschnittspreis von 1304 €/t. Damit ist der Kunststoffpreis um 28 €/t niedriger als im Vormonat. Im Oktober weist der EUWID-Preisspiegel beispielsweise wie folgt aus: LDPE-Folie 1330-1370 €/t, HDPE-Blasware 1250-1300 €/t, PS-glasklar 1290-1350 €/t, PS-schlagfest 1360-1500 €/t, PP-Copolymer 1330-1420 €/t, PVC-Rohrqualität 1150-1190 €/t und PVC-Folien/Kabel 1250-1290 €/t.

Das o.g. Marktverhalten gilt nicht für PET. PET notiert im Oktober zu 1570-1630 €/t und verteuert sich damit um durchschnittlich 25 €/t. Die PET-Verteuerung wird bei reichlichem Angebot auf die nochmals gestiegenen Preise für PX - Paraxylol und MEG – Monoethylenglykol zurückgeführt. Bis zum Jahres-ende werden allerdings leicht nachgebende PET-Preise erwartet.

Im Oktober führt die weltweit gute Verfügbarkeit von Technischen Kunststoffen zu Preisnachlässen. Die weiterhin auf hohem Niveau bestehende gute Nachfrage nach Technischen Kunststoffen hält an, da diese in den gut nachgefragten High-Tech Produkten eingesetzt werden und dabei alternativlos sind. Die Technischen Kunststoffen notieren, gemäß Oktober-Preisspiegel in EUWID, um 50 €/t bis 200 €/t niedriger als im Vormonat. Nur PMMA zeigt sich unverändert. Einige Beispiele aus dem EUWID-Preisspiegel für die Technischen Kunststoffe : PMMA glasklar 2560-2700 €/t, ABS natur 1850-2050, PC glasklar 2800-3000 €/t, PC GF 3100-3300 €/t, POM natur 2400-2500 €/t, PA 6 natur 2550-2750 €/t, PA 6 schwarz 2550-2750 €/t, PA 66 natur 3200-3300 €/t und PA 66 GF 3300-3400 €/t. Ex-perten erwarten zwar noch Marktveränderungen, u.a. durch neue Produktionskapazitäten, sowie durch eine leicht rückläufige Nachfrage im Winter. Dennoch wird der Bedarf an Technischen Kunststoffen sowohl im IV. Quartal 2011 als auch im 1. Quartal 2012 als insgesamt sehr positiv eingeschätzt.


2. Der Markt für Sekundärkunststoffe

Schon jetzt werden im Rückblick von den meisten Kunststoffaufbereiter und Kunststoffverwerter die Jahre 2010 und 2011 als durchweg zufrieden stellend und positiv beurteilt. Allerdings ist auch in 2011 von weiteren Insolvenzen bei den Kunstrecyclern zu berichten. Die Sekundärkunststoffmärkte werden jetzt im IV. Quartal als etwas ruhiger und entspannter bewertet, während die Vormonate als überhitzt gelten. In der Sommerpause 2011 wurde bei den meisten Kunststoffverwertern unvermindert produ-ziert. Verarbeiter wollen die im Übermaß angehäuften Überstunden möglichst in der Weihnachtspause abbauen. Von einer längeren Wartungspause zum Jahresende ist deswegen die Rede.

Auch die Monate Oktober und November werden von den meisten Kunststoffrecyclern als positiv verbucht. Recyclate finden guten Absatz in den Kunststoffmärkten. Das Marktgeschehen kehrt langsam zur Normalität zurück. Unterschiedliche Strategien der Kunststoffrecycler kommen jetzt wieder zum Tragen, so werden zusätzliche, weiter entfernte Abnehmer bedient, das Produktfolio wird angepasst, erste Lager werden aufgebaut, die ein- und ausgehenden Qualitäten werden überprüft.

Die von der VR China bereits im April 2010 angekündigten Maßnahmen zur Exportregulierung greifen nun gegen Ende 2011: Der Export von Kunststoffen nach Hongkong und von hier in die VR China wird weiter erschwert, die illegale Verbringung von Kunststoffen über Vietnam in die VR China wird unterbunden und die Qualitätsangaben auf den Frachtpapieren werden verstärkt geprüft. Durch diese Maßnahmen wird die direkte Verbringung der jeweils benötigten und guten Kunststoffmaterialien in die ausgewiesenen Recyclingzentren der VR China erreicht.


2.1 Preisspiegel EUWID

Auch im Oktober berichtet EUWID über einen ruhigen und stabilen Markt für Altkunststoffe und weist dabei aber gleichzeitig zahlreiche einseitige Preisrücknahmen aus. Die meisten Preisrücknahmen betreffen die Standardkunststoffe in der Spitze. Die 19 Preisrücknahmen betragen dabei durchschnitt-lich 21 €/t. Dennoch ist die Preisfindung bei den Sekundärkunststoffen noch weitgehend unabhängig von den deutlich höheren Preisrücknahmen bei den Primärkunststoffen. EUWID erwartet für November stabile bis leicht nachgebende Preise.

Die Nachfrage nach PP ist auch im Oktober stabil. Der Trend zu PP hält bei Verpackungen, bei Schäumen und im Baubereich, hier Rohre, an. Den Aufbereitern und Verarbeitern steht ausreichender Input zu stabilen Preisen zur Verfügung. Bei PP-Mahlgut sind sehr unterschiedliche Qualitäten im Markt, die dann auch preislich entsprechend bewertet werden. Abschläge bei Folie natur (K50) 380-500 €/t und bei Hompolymer bunt 630-820 €/t.

Trotz der deutlicheren Preisnachlässe bei der PS-Primärware um 75 €/t kann sich die PS-Sekundärware behaupten. Die Nachfrage nach PS ist auf allen Ebenen sehr gut. Das Angebot ist inzwischen weitgehend ausgeglichen. In der Spitze niedriger, und zwar um 80 €/t, notiert PS-Schlagfest weiß zu 700-870 €/t. Der PS-Markt ist neben den Bereichen Verpackungen und Fahrzeug-bau, Elektro & Elektronik auch von der Baukonjunktur abhängig.

Bei PVC sind keinerlei Preisänderungen zu melden. PVC-Rohre verlieren an Marktanteilen, während HDPE hier deutlich gewinnt. In Abhängigkeit von der Baukonjunktur werden Veränderungen beim PVC-Bedarf erwartet. Die Winterbaumaßnahmen haben sich über die letzten Jahre hinweg als stabilisierend bei der PVC-Nachfrage erwiesen.

PET post user: Einige Preform- und Flaschenhersteller versuchen überraschenderweise selbst in das PET-Recycling einzusteigen – dies verwundert sehr! Bei solchen Fusionen ist dann der derzeit noch bestehende positive Interessenskonflikt von Recyclern zu Flaschenherstellern nicht mehr gegeben. Allerdings könnte sich bei einer Fusion der dann fehlende Konflikt als nachteilig für den Flaschenher-steller erweisen.

Weltweit kann über eine noch ausreichende Nachfrage nach PET-Mahlgütern berichtet werden. Euro-päische Recycler fahren verkürzte Schichten, um die Nachfragerückgänge auszugleichen. Deutsche PET-Aufbereiter können im europäischen Ausland zu günstigen Preisen bei ausreichend Angebot einkaufen. Hierdurch nimmt der Druck auf die deutschen Flaschenpreise zu. Über dies wird von rück-läufigen Kaufgesuchen aus Fernost berichtet. Im Oktober geben die EUWID-Notierungen wiederum, und zwar um 20 €/t, nach. Die Notierungen für gebrauchte PET-Einwegflaschen lauten jetzt: PET klar 420-480 €/t und PET bunt 300-350 €/t. Die Preiserhöhungen der Primärmärkte schlagen sich bislang nicht auf die hier genannten mittleren Flaschennotierungen nieder. Experten rechnen mit weiteren Preisnachlässen bei den PET-Flaschen.


2.2 Preisspiegel plasticker

Die Nachfrage nach Standardkunststoffen ist auch noch im Oktober gut. Der Preisspiegel in plasti-cker notiert uneinheitlich; letztlich überwiegen aber die Preisnachlässe. Die Preisnachlässe liegen dabei zwischen 20 €/t und 100 €/t und die Preiserhöhungen zwischen 20 €/t und 80 €/t. LDPE-Ballenware hat im Oktober ihre niedrigste Notierung seit 12 Monaten erreicht und PS-Granulat seine niedrigste Notierung seit 15 Monaten. Während Hart-PVC mit 570 €/t ein Allzeithoch verzeichnet, bre-chen die Preise bei Weich-PVC, das zu 180 €/t gehandelt wird, deutlich ein. Laut plasticker verändern sich im Oktober die folgenden Preisnotierungen um mehr als ±40 €/t bei: LDPE-Mahlgut -60 €/t, PP-Granulat -60 €/t, PS-Granulat -100 €/t, Weich-PVC-Mahlgut -80 €/t, Hart-PVC-Mahlgut +50 €/t und PET Ballenware bunt +80 €/t. Eine Vorschau in den November-Preisspiegel zeigt eine Preisstabilisierung auf dem erreichten Niveau bei guter Nachfrage.

Tabelle 1: Notierungen für Standardkunststoffe in plasticker; Angaben in €/t

*: Zu geringe Angebotszahl, um eine statistische Signifikanz zu erreichen; 1: entspricht der Qualität Produktionsabfall, bunt; 2: entspricht K49; 3: entspricht K59; 4: entspricht Standard bunt; 5: entspricht der Qualität Regranulat schwarz.

Die Nachfrage nach Technischen Kunststoffen ist im Oktober und November gut. Der Oktober-Preisspiegel in plasticker für Technische Kunststoffe notiert uneinheitlich; letztlich überwiegen auch hier die Preisnachlässe. Bei den Veränderungen gilt: Mahlgüter gewinnen und Granulate verlieren. ABS, PC und PA erreichen im Oktober-Preisspiegel Höchststände. Die Preiserhöhungen liegen dabei zwischen 20 €/t und 180 €/t und die Preisnachlässe zwischen 50 €/t und 300 €/t. Die folgenden Preis-notierungen verändern sich im September um mehr als 70 €/t:, so z.B. ABS-Granulat -120 €/t, PC-Mahlgut +180 €/t, PC-Granulat -110 €/t, PA 6-Mahlgut +180 €/t, PA 6.6-Mahlgut +110 €/t, PA 6.6-Granulat -300 €/t und POM-Granulat -150 €/t. Eine erste Vorschau in die November-Notierungen weist Preisstabilisierungen bis Preiserhöhungen aus!

Tabelle 2: Notierungen für Technische Kunststoffe in plasticker; Angaben in €/t


Aus den stündlich aktualisierten Monatspreisübersichten - erstellt aus den Angeboten in der Rohstoffbörse plasticker lassen sich monatliche Preisnotierungen für die Sekundärkunststoffe errechnen. Dieser Preisspiegel zeigt Notierungen, die allerdings unter dem Vorbehalt der Ermittlung aus den eingestellten Angeboten stehen. Darüber hinaus unterscheidet plasticker nicht zwischen den Qualitäten klar und bunt oder farbsortiert. Dadurch ergibt sich aus den plasticker-Angaben unter Umständen ein anderes Marktgeschehen als beim EUWID-Preisspiegel. Alle EUWID-Preise ab Station. Die Preise beziehen sich in der Regel auf Mengen größer 20 Tonnen.

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