08.05.2012, 06:03 Uhr | Lesedauer: ca. 3 Minuten |
Das Kunststoffrecycling ist auf gesicherte Stoffströme hinsichtlich der Quantität und auch der Qualität angewiesen. Das machte bvse-Vizepräsident Herbert Snell in seinem Vortrag vor den Teilnehmern der Tagung "Kunststoffrecycling in Sachsen" kürzlich in Dresden deutlich, die von der IG KURIS e.V. und dem Leibniz-Institut für Polymerforschung Dresden e.V. veranstaltet wurde. Er plädierte außerdem für eine Steigerung des Einsatzes von heimischen Sekundärrohstoffen in der gewerblichen und industriellen Produktion. Sorge bereiten Snell die "Überkapazitäten" der Müllverbrennungsanlagen, zumal sich diese Situation laut jüngsten Prognosen eher weiter verschärfen werde. Sinkende Preise für die Müllverbrennung bedeuten jedoch, dass der wirtschaftliche Anreiz für die stoffliche Verwertung abnehme. So steige die Gefahr, dass wertvolle Sekundärrohstoffe dem Wirtschaftskreislauf entzogen werden. Deswegen plädierte der bvse-Vizepräsident dafür, nicht mit notwendigen Strukturanpassungen zu warten, sondern jetzt zu handeln. Problematisch sei zudem, dass im Kreislaufwirtschaftsgesetz der Vorrang der stofflichen Verwertung nur unzureichend umgesetzt wurde. Das Heizwertkriterium alleine könne kein Maßstab sein, schließlich haben Kunststoffe einen ebenso hohen Brennwert wie Heizöl. Bei der thermischen Verwertung könne jedoch nur noch deren Energieinhalt genutzt werden. Verloren gehe aber die Energie, die bei der Kunststoffherstellung eingesetzt wird. Das sei weder energieeffizient noch nachhaltig, so der Kunststoffexperte. Ergänzt werden müsse das Heizwertkriterium deshalb um eine Regelung zur Kaskadennutzung. "Das wurde im Kreislaufwirtschaftsgesetz nicht umgesetzt", bedauerte Snell, der aber betonte: "Wir haben aber immerhin erreicht, dass eine entsprechende Verordnungsermächtigung ins Gesetz aufgenommen wurde. Im Rahmen dieser Verordnung könnte nachgeholt werden, was im Gesetz versäumt wurde". Dazu müsste ein Vorbehandlungsgebot eingeführt und anspruchsvolle stoffliche Verwertungsquoten für Kunststoffe festgelegt werden. Für Verpackungsabfälle sollte die Quote bei etwa 45% sowie bei Altfahrzeugen oder Gewerbeabfall bei jeweils 15% liegen. End-of-Waste kann das Kunststoffrecycling stärken Nach Auffassung von Herbert Snell muss zudem stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt werden, dass Kunststoffrecycler aus Altkunststoffen qualitativ hochwertige und nachgefragte Recyclate bzw. Erzeugnisse herstellen. Das sei der Grund, warum der bvse für den Stoffstrom Kunststoff den von der Europäischen Union initiierten End of Waste - Prozess begrüßt, der das Ende der Abfalleigenschaft zu definieren soll. Allerdings müssten sich die EoW-Kriterien und auch deren Überprüfung auch an dieser Zielsetzung orientieren. Das bedeute, so der Praktiker, dass die EoW-Kriterien nicht etwa gängigen bilateralen Abmachungen zwischen Kunde und Lieferant hinsichtlich der eingeforderten und vereinbarten Qualität entgegenstehen dürfen. Herbert Snell: „Es ist außerdem sinnvoll, das geforderte Qualitätssicherungssystem in bereits bestehende Systeme, wie beispielsweise dem Entsorgungsfachbetrieb oder QM-Systeme, zu implementieren und grundsätzlich den bürokratischen Aufwand, insbesondere die Dokumentations- und Nachweispflichten, gering zu halten.“ Aus Sicht des bvse-Fachverbandes Kunststoffrecycling ist demnach das Abfallende erreicht, wenn die gewonnenen Recyclate direkt bei den Kunststoffverarbeitern als Substitut für Neuware eingesetzt werden können. Weitere Informationen: www.bvse.de |
Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V., Bonn
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