30.03.2007 | Lesedauer: ca. 5 Minuten |
Chancen für Lieferanten von innovativen Erzeugnissen und Maschinen Spaniens Kunststoffindustrie geht durch eine schwierige Phase. Wichtige Abnehmerbranchen verlangsamen die Produktion, gliedern Teilbereiche aus oder verlagern ganze Zweige nach Osteuropa. Die Binnenmarktnachfrage pro Kopf der Bevölkerung zeigt Anzeichen eines reifen Marktes. Die Importe nehmen stark zu. Investitionen sind zur Produktivitätssteigerung nötig. Geschäftschancen bestehen vor allem bei Investitionsgütern und Halbwaren sowie Fertigerzeugnissen. (Kontaktanschrift) Die spanische Kunststoffindustrie dürfte 2007 insgesamt einen besseren Abschluss vorlegen als im Vorjahr. Dies ist die Einschätzung von Sprechern des Branchenverbandes ANAIP. Sie begründen ihre Vorhersagen vor allem mit erfreulicheren Exportaussichten, einem verbesserten Nachfragepanorama in einigen wichtigen Abnehmerbranchen sowie einem erwarteten Mehrverbrauch der privaten Haushalte. Der Pro-Kopf-Verbrauch hat sich in Spanien während der vergangenen Jahre leicht verringert. Er dürfte 2006 bei ca. 112 kg gelegen haben. Der Hauptgrund hierfür lag in der nur gedämpften Nachfragezunahme bei gleichzeitig starkem Bevölkerungsanstieg infolge des Immigrantenzustroms. Der Kunststoffsektor teilt sich in zwei große, recht unterschiedliche Bereiche auf: Erzeugung von Rohmaterialien einerseits und Herstellung von Halbwaren und Fertigerzeugnissen andererseits. Der Gesamtsektor könnte 2007 einen realen Anstieg von 2 bis 3% erzielen, was unterhalb des prognostizierten BIP-Wachstums von real 3,8% liegt. Allerdings ist dies ANAIP-Sprechern zufolge ein normales Trendwachstum, da die spanische Branche zum einen durch einen "reifen Inlandsmarkt" und zum andern durch Probleme in den Teilsektoren gekennzeichnet ist. Die Branche wies während der 90er Jahre Zuwachsraten von zum Teil 10% auf. Sie lagen in dieser Zeitspanne merklich über dem BIP-Wachstum. Diese kräftigen Steigerungsraten resultierten insbesondere aus dem Nachholbedarf der Vorjahre während zugleich das künftige Potenzial auf dem Heimatmarkt begrenzt wurde. Wachstumsmöglichkeiten werden deshalb in Zukunft vor allem in einem Anstieg der Exporttätigkeit gesehen. Konkret zeigen sich Verlangsamungstrends in allen Teilbereichen. Während die Produktion von Rohmaterialien zwischen 2005 und 2006 noch bei immerhin 3% lag, zeigte die Nachfrage nach Rohmaterialien auf der Verarbeitungsebene während dieses Zeitraums einen Wert unter 2%. Zwischen 2002 und 2006 ist von einem Anstieg um höchstens 2,5% auszugehen. Im Jahr 2006 hatte die Automobilindustrie einen Produktionsrückgang zu verzeichnen, der kräftig zu Buche schlug. Bei kleinen Elektrohaushaltsgeräten sowie im Elektroniksektor sind Unternehmensabwanderungen in osteuropäische Staaten zu beobachten und die Kunststoffzulieferer verlagern zum Teil ihre Produktion mit ihren Abnehmern. Heftige Konkurrenz erhalten die Hersteller von Plastiktüten, Spielzeugen und Kunststofferzeugnissen für den Haushalt durch ansteigende Importen aus Südostasien. Eingeschränkt zeigte sich ferner die Nachfrage nach Kunststoffplanen für den Unterplastikanbau in der Landwirtschaft. Für 2007 werden die entscheidenden Impulse von Seiten der Bauwirtschaft (Tiefbau: unter anderem Rohre; Hochbau: unter anderem Sanitärbereich und Elektroinstallation) erwartet. Darüber hinaus dürfte sich der Verpackungssektor als Wachstumsstütze zeigen. Zuwächse werden ferner vom Nahrungsmittelbereich unterstellt (unter anderem Fertiggerichte, Molkerei- und Fischerzeugnisse). Als neuer Wachstumssektor erweisen sich erneuerbare Energieen (unter anderem Windkrafträder). Schließlich dürfte sich die Automobilbranche (einschließlich Zulieferindustrie) wieder festigen. In den Teilsektor der Rohmaterialienerzeugung wurde während der letzten Jahre kräftig investiert, um die Produktionskapazitäten vor allem im Hinblick auf eine gesteigerte Exporttätigkeit auszuweiten. Hier sind neben spanischen Unternehmen unter anderem die Niederlassungen international engagierter Großkonzerne vertreten. Die Firmenzahl wird mit höchstens 100 Einheiten und maximal 9.000 Beschäftigten angegeben. Auf der Verarbeitungsebene zeigt sich ein anderes Bild. Hier sind neben Großfirmen vor allem die den Gesamtsektor kennzeichnenden KMUs anzutreffen. Sie sind im Wesentlichen auf den Binnenmarkt ausgerichtet und produzieren entweder Halbwaren zur Weiterverarbeitung oder Endprodukte. Abnehmer sind wichtige Wirtschaftssparten. Von Verbandsseite wird darauf hingewiesen, dass in diesem Segment vor allem erhebliche Anstrengungen unternommen werden müssen, damit die Firmen sich über mehr Forschung und Entwicklung sowie neue Produkte stärker als in der Vergangenheit Nischen auf Exportmärkten erobern können. Die Herstellungspalette reicht hier von Kunststofferzeugnissen für die Automobilindustrie und den Bausektor, über Kunststofffolien für den Nahrungsmittelsektor und Getränkeflaschen, bis hin zu Plastiktüten und Behältnissen für Arzneimittel und Plastikerzeugnisse für den Haushalt. Die Ertragslage vieler Firmen im Verarbeitungsbereich ist angespannt. Sie befinden sich, wie Branchensprecher hervorheben, in einer "Sandwich-Situation". Auf der einen Seite haben sich die Kosten 2006 infolge des starken Preisanstiegs der Rohmaterialien erhöht. Auf der andern unterliegen viele aber seitens der Abnehmerindustrien (zum Beispiel Komponentenherstellung im Automobilsektor, Plastiktüten für Handelsketten, Folien und Behältnisse für die Nahrungsmittelindustrie) zum Teil mehrjährigen Preis- und Lieferverpflichtungen. Umso mehr, diese Stimmen, müssen die Kunststoffverarbeiter ihre Produktivität verbessern, um den Kostendruck aufzufangen und sich wettbewerbsfähig auf dem Markt zu präsentieren. In diesem Segment produzieren rd. 4.000 Unternehmen mit einer Beschäftigtenzahl von knapp 90.000 Mitarbeitern. Geschäftschancen zeigen sich für deutsche Unternehmen vor allem auf zwei Ebenen: Zum einen im Bereich der Lieferung von Rohmaterialien, Halb- und Fertigerzeugnissen. Hier sind vor allem innovative Produkte gefragt. Zum andern im Bereich der Maschinen und Anlagen. Auf Verarbeitungsebene wird weniger mit Erweiterungsinvestitionen gerechnet. Um so mehr - so die Einschätzungen - müssen die Unternehmen aber in die Steigerung der Leistungsfähigkeit investieren. Vor diesem Hintergrund sind Modernisierungs- und Rationalisierungsinvestitionen gefragt. Im Gesamtsektor sind ungefähr 4.100 Unternehmen tätig. Die Beschäftigtenzahl dürfte bei knapp 100.000 liegen. Schätzungsweise 80% der Unternehmen beschäftigen weniger als 20 Mitarbeiter. Etwa zwei Drittel der Unternehmen haben ihren Standort in nur fünf Landesteilen: Katalonien, Valencia, Madrid, Andalusien und im Baskenland. Kontaktanschrift: Kunststoffverband Confederación Española de Empresarios de Plásticos (ANAIP) Coslada 18 E - 28028 Madrid Tel.: 0034/9 02 28 18 28; Fax: -3 56 56 28 www.anaip.es Weiterführende Informationen |
bfai Bundesagentur für Außenwirtschaft, Köln
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