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11.06.2007 | Lesedauer: ca. 4 Minuten    

Russland: Kunststoffverwertungstechnologien aus Deutschland gefragt

Müllverwertung wird zum heißen Thema / Deponien platzen aus allen Nähten

Die Abfall- und Abwasserentsorgung wird für russische Gemeinden ein immer dringenderes Problem. Die Deponien haben vielerorts ihre Kapazitätsgrenzen erreicht, so dass Müllverbrennung, -sortierung und -verarbeitung stärker auf die Tagesordnung rücken. Im Abwasserbereich sind neue Anlagen zur Klärschlammentsorgung, aber auch dezentrale Lösungen gefragt, wie die Moskauer Fachmesse "WasteTech" Ende Mai 2007 gezeigt hat.

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Jährlich fallen in Russland rund 3,4 Mrd. t Abfall an, davon 36 Mio. t Hausmüll. Laut Branchenexperten wird nur ein Drittel davon recycelt oder thermisch aufbereitet. Bei Hausmüll soll diese Quote sogar nur bei 3 bis 4% liegen, in Moskau immerhin bei rund einem Viertel.

Russlands Hauptstadt ist mit jährlich über 3 Mio. t der größte Hausmüllproduzent des Landes. Eine Mülltrennung durch die Verbraucher findet derzeit nicht statt und ist auch mittelfristig nicht zu erwarten. Vielmehr setzen sich allmählich Bringsysteme durch, durch die zum Beispiel Getränkedosen und PET-Flaschen in Sammelbehältern erfasst werden (durch Zahlung eines kleinen Geldbetrages).
"Angesichts der hohen Weltmarktpreise für Schrott oder Kunststoffe kann man in Russland mit einigen Abfallarten durchaus Geld verdienen", glaubt Markus Heering von der Fachabteilung Abfall- und Recyclingtechnik beim Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA). Die Anschaffung entsprechender Maschinen zur Kunststofferfassung und -aufbereitung könnte sich da schon nach zwei bis drei Jahren amortisieren. Allerdings gebe es in Russland immer noch keinen gesetzlichen Rahmen, der die Abfallverwertung zwingend vorschreibe, sagte Heering am Rande der Moskauer Fachmesse "WasteTech-2007" (29.5. bis 1.6.07).

Große Zukunftschancen sieht der VDMA-Experte in Russland beim Einsatz von Abfällen als Ersatzbrennstoff, etwa zum Einsatz in Zementwerken. Dafür sei das Abfallaufkommen aber noch nicht sortenrein genug. Auch die Separierung und Kompostierung von Bioabfällen werde an Bedeutung gewinnen.

Ins Geschäft bei der ersten Stufe der Müllerfassung will das Unternehmen Syscon aus dem Siegerland kommen. Während in Russland bislang verzinkte Stahlbehälter zur Müllsammlung in Wohngebieten dominieren, bietet Syscon Kunststofftonnen an. Allerdings seien die Russen noch misstrauisch, was deren Frost- und Feuerbeständigkeit anbelangt, erklärt Geschäftsführer Lucian Rösler. Dabei kosteten die Polyethylenbehälter teilweise nur ein Viertel der Stahlvariante. Um den Verkauf in Russland anzukurbeln, plant Syscon nun eine eigene Vertretung in Russland. Einen Schritt weiter ist bereits die Otto Kunststoffverarbeitung GmbH, die ab 2007 in Nischnij Nowgorod Müllcontainer aus Kunststoff produzieren will.

Der Bedarf an Abfalltechnik in Russlands Regionen wird zunehmen, da die wachsenden Müllberge die Kommunen zum Handeln zwingen. Die tatarische Hauptstadt Kasan baut bis Mitte 2008 zwei Werke zur Müllsortierung und hat für 11 Mio. Euro Sieb- und Pressanlagen bei einem spanischen Unternehmen gekauft. Jährlich sollen 400.000 t Hausmüll aufbereitet und Wertstoffe wie Altpapier, Glas und Kunststoffe herausgefiltert werden.

Prekär ist das Müllproblem auch für die Region Kaliningrad aufgrund ihrer Lage als Exklave Russlands. Da die offiziell über 160 Hausmülldeponien der Oblast aus allen Nähten platzen, investiert die Gebietsverwaltung verstärkt in die Müllverarbeitung. Geplant sind unter anderem 65 Vorsortierstationen sowie eine Recyclinganlage zur Aufbereitung von Wertstoffen. Die Ausschreibungen dafür laufen bereits.
Radikaler will die Hauptstadt Moskau das Abfallproblem angehen. Bis 2011 sollen in jedem der zehn Stadtbezirke Müllverbrennungsanlagen stehen und 90% des anfallenden Hausmülls verarbeiten, so ein Plan des Bürgermeisters. Derzeit arbeiten drei solcher Werke in der Metropole.

Das südrussische Gebiet Krasnodar will bis 2014 gleich 14 Müllverbrennungsanlagen errichten. Ein erstes Projekt mit einer Jahreskapazität von 100.000 t soll ab diesem Jahr laut Presseberichten für 25 Mio. Euro in dem Schwarzmeerort Tuapse gebaut werden.

Laut den Veranstaltern der Fachmesse "WasteTech" hat Russlands Markt für Umwelttechnologien und -ausrüstungen ein Volumen von 640 Mio. US$., bei jährlichen Wachstumsraten von 65%. Nur 40% des Geschäfts wickeln einheimische Hersteller ab. Wichtigster Lieferant von Umwelttechnologien für die russische Abfall- und Abwasserwirtschaft ist Deutschland, auf das ein Fünftel der Einfuhren entfallen. Es folgen italienische, schwedische und US-amerikanische Unternehmen.

Weiterführende Informationen

bfai Bundesagentur für Außenwirtschaft, Köln

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