18.06.2007 | Lesedauer: ca. 4 Minuten |
Deutschland bei Kunststoffverarbeitungsmaschinen führend Die Nachfrage nach Kunststoffen in Polen steigt, da wichtige Abnehmerbranchen wie das Baugewerbe volle Auftragsbücher haben. Kunststoffhersteller wie -verarbeiter bauen deshalb ihre Produktionskapazitäten weiter aus. Speziell die Hersteller von Folien kündigten neue Investitionsprojekte an. Das bietet deutschen Zulieferern von Kunststoffmaschinen neue Chancen, die bereits eine starke Marktposition innehaben. Seit Jahren gehört die Kunststoffindustrie zu den dynamischsten Wirtschaftszweigen in Polen. Zusätzlichen Auftrieb erhält sie durch die derzeitige Hochkonjunktur. Der Verbrauch von Kunststoffen soll in den kommenden Jahren schneller zunehmen als das Bruttoinlandsprodukt (BIP), zumal er pro Kopf in Polen nur etwa halb so groß ist wie in Westeuropa. Experten erwarten für 2007 ein reales Plus des BIP von 6 bis 7%. Wichtige Abnehmerbranchen von Kunststofferzeugnissen wie das Baugewerbe, die Kfz- und Hausgerätebranche sowie die Verpackungsindustrie erhöhen ihre Produktion. Damit verbunden sind weitere Investitionsprojekte. So erweitert der Rehau-Konzern für über 20 Mio. Euro seine Produktionskapazitäten am Standort in Nochow bei Srem. Rehau stellt Systeme auf Polymer-Basis unter anderem für die Bauwirtschaft und die Kfz-Branche her. In der Bauwirtschaft wurde im 1. Quartal 2007 eine Wachstumsrate von 40% gegenüber Januar bis März 2006 erzielt. Neben Infrastrukturobjekten und Nutzbauten steht die Wasserwirtschaft im Vordergrund mit Kläranlagen und Kanalisationssystemen. Der Autobahn- und Straßenbau drängt in Anbetracht der Fußball-Europameisterschaft 2012. Das gibt der Nachfrage nach Baumaterial aus Gummi und Kunststoffen Auftrieb. Laut Hauptamt für Statistik GUS stiegen im 1. Quartal 2007 die Umsätze der Gummi- und Kunststoffverarbeiter um 25% auf 9,7 Mrd. Zl (rund 2,5 Mrd. Euro, 1 Euro = 3,81 Zl) nach einem Zuwachs im Gesamtjahr 2006 um 14,2% auf 35,9 Mrd. Zl. Gleichzeitig stockten sie ihre Investitionen um 30% auf 2,9 Mrd. Zl auf. Insgesamt gibt es etwa 5.500 Kunststoffhersteller und -verarbeiter in Polen. Anzahlmäßig dominieren die Verarbeiter, da es in dem Bereich viele kleine Unternehmen gibt. Kunststoffe selbst produzieren wenige Großunternehmen, die ihren Output kräftig erhöhen wie die Firma Basell Orlen Polyolefins in Plock (Plozk). Dennoch können sie die Inlandsnachfrage nicht abdecken, was weitere Importe erforderlich macht und zusätzliche Investitionen erwarten lässt. Immer mehr Kunststoffe verarbeitet die Verpackungsindustrie. Der polnische Markt für Verpackungen wächst jährlich um gut 10%. So kündigte der australische Hersteller Amcor an, in der Sonderwirtschaftszone von Lodz für 82,5 Mio. Zl eine neue Fabrik für Folien für die Nahrungsmittelindustrie zu errichten. Diese soll Mitte 2008 ihren Betrieb aufnehmen und ein Jahr später 150 Mitarbeiter beschäftigen. Der bisher größte Folienhersteller ist der griechische Konzern Marflex M. J. Maillis, der im Rahmen eines Erweiterungsprogramms die Kapazität seiner Fabrik in Karczew auf 45.000 t Folie p.a. aufstockte. Auch der Produzent von Schutz- und wärmeempfindlichen Folien, Zaklady Tworzyw Sztucznych Zabkowice-ERG (ZTS ERG), will weitere Investitionsvorhaben durchführen. ZTS ERG kaufte im Mai 2007 die Firma Folpak aus Ciechanow für gut 1,2 Mio. Zl zu 100% auf. Der Kunststoffverarbeiter erwirtschaftete 2006 Einnahmen in Höhe von 56,1 Mio. Zl (2005: 44,9 Mio. Zl), jedoch mit einem Nettoverlust von 1 Mio. Zl. Den zweitgrößten Produzenten von Verpackungsfolie, Eurofilms aus Olawa, übernimmt Mitte 2007 der führende polnische Kunststoffverarbeiter Ergis aus Wabrzezno. Die Grupa Ergis will die Spitzenposition unter den Folienherstellern in Mittelosteuropa einnehmen mit Gesamteinnahmen von 330 Mio. Zl p.a. Eurofilms ist zurzeit in der Lage, rund 27.000 t Stretch-Folie p.a. zu produzieren. Für Mitte 2007 ist die Inbetriebnahme einer Produktionslinie für Polyesterbänder vorgesehen mit einer Kapazität von 4.800 t p.a. ab 2010. Eurofilms strebt für 2007 eine Steigerung des Umsatzes von mindestens 20% auf 154,3 Mio. Zl und des Nettogewinns um 17% auf 8,1 Mio. Zl an. Handlungsbedarf besteht auch bei der Wiederverwertung von Verpackungsabfällen. In Polen werden jährlich schätzungsweise 200.000 bis 250.000 t Folie verbraucht. 2006 recycelten die etwa 30 einschlägigen Firmen rund 40.000 t. Das ist deutlich weniger als der in den EU-Direktiven vorgesehene Recycling-Anteil. Auch in der Kfz-Industrie steigt die Nachfrage nach Gummi- und Kunststoffprodukten. Die Produktion von Pkw stieg 2006 um 17% auf 632.000 Stück. Volkswagen will 2007 rund 290 Mio. Zl aufbringen, um in seinem Werk in Poznan noch mehr Caddy-Modelle und den neuen Caddy Maxi zu bauen. General Motors plant die Herstellung eines neuen kompakten Opel-Modells in Gliwice (Gleiwitz). Komponenten aus Gummi und Kunststoffen werden auch bei der Produktion von weißer Ware sowie von LCD- Bildschirmen benötigt. Der Output an Waschmaschinen nahm 2006 um 45% auf 2,1 Mio. Stück und der an Kühlschränken und Tiefkühleinrichtungen um 18% auf 2,0 Mio. Stück zu. Immer mehr asiatische Hersteller bauen zudem eine Produktion für LCD-TV-Geräte auf. Da die inländische Produktion von Maschinen und Anlagen für die Gummi- und Kunststoffindustrie gering ist, muss der Großteil der Ausrüstungen importiert werden. Deutschland ist wichtigstes Lieferland. Im Inland baut Ponar Zywiec Spritzgießmaschinen. Teile und Zubehör wie Steuereinrichtungen, Industrieroboter, Computer oder Panels stellt die Firma Astor aus Krakow (Krakau) her. Weitere Informationen über die Branche bietet das Portal www.tworzywa.pl. Weiterführende Informationen |
bfai Bundesagentur für Außenwirtschaft, Köln
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