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19.06.2007 | Lesedauer: ca. 5 Minuten    

Mexico: Großes Wachstumspotential für Polyethylen und PVC

Mexikos Markt für chemische Erzeugnisse befindet sich auf dem Wachstumspfad. Bedingt durch leichte Abkühlungstendenzen dürften die Umsatzsteigerungen in der Chemiebranche 2007 jedoch unterhalb ihrer vergleichbaren Vorjahreswerte bleiben. Deutsche Exporteure haben gute Lieferchancen, zumal viele Produkte vor Ort zu wenig oder überhaupt nicht hergestellt werden. Doch die Importkonkurrenz ist stark. Der größte Einfuhrbedarf besteht bei petrochemischen Produkten wie Polyethylen, Ammoniak und Vinylchlorid.

Marktentwicklung/-bedarf
Der Absatz der mexikanischen Chemieindustrie ist 2005 im Vergleich zum Vorjahr um 7,3% auf 15,83 Mrd. US$ gestiegen. Gleichzeitig konnte der Inlandsverbrauch um 7,2% zulegen, wie der Nationale Chemieverband ANIQ auf seiner Jahrestagung im Oktober 2006 bekannt gab. Zahlen zum Geschäftsjahr 2006 liegen bislang nur für die PVC-Branche vor: Demnach erhöhten sich die Umsätze in dieser Sparte um 10%.

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Eine Reihe von PVC-Produkten wie Stühle, Tische, Bänke, Absperrungen, Gartenaccessoires, Garderobenständer, Trennwände sowie Büroregale stoßen im Ausland auf eine breite Nachfrage, in Mexiko aber noch nicht. Hier ist - vorausgesetzt Werbekampagnen werden gestartet - ein erhebliches Wachstumspotenzial auszumachen.

Zu den wichtigsten Abnehmern von PVC-Produkten, unter anderem von Rohren, zählt die Bauwirtschaft. Im Jahr 2005 wurde allein zur Rohrherstellung 196.000 t PVC verbraucht. Als weiteres Ausgangsmaterial für Rohre wird Polyethylen genutzt, doch hier sagen Experten aufgrund der Gebrauchseigenschaften einen Rückgang voraus, vor allem als Material für Frischwasserleitungen. Insgesamt setzen die Rohrproduzenten (aus sämtlichen Ausgangsmaterialien) pro Jahr mehr als 1 Mrd. US$ um, davon entfällt auf PVC 30% und auf Polyethylen 6%.

Wettbewerb mit Produkten aus Polyethylen findet darüber hinaus bei der Herstellung von Isolierungen für Niederspannungskabel statt. Doch gilt auch hier die Faustregel, dass PVC billiger und in Fragen der Feuerfestigkeit überlegen ist. Beim Absatz von Kabeln ist insgesamt ein moderates Wachstum zu beobachten. Dagegen erreichen die Zuwachsraten bei künstlichem Leder bis zu 12% per annum, da sich dieses Material einer außerordentlich guten Akzeptanz erfreut, nicht nur bei Bekleidung und Accessoires, sondern auch bei Spielzeug, Büroartikeln, Buchumschlägen etc.

Solide Zuwachsraten werden künftig für Profilteile aus Kunststoff voraus gesagt. Ausgangspunkt ist die Konjunktur in den Bereichen Bauwirtschaft, Möbelindustrie, Elektrohausgeräte und Kfz-Industrie. Ein hohes Wachstumspotenzial besteht ebenfalls für Artikel der Bautischlereibranche (Fensterrahmen, Teile für Türen, Rollos und andere Fenstervorhänge). In der Schuhindustrie kann PVC zu einem Material werden, das immense Kosten sparen hilft. Fußbodenbeläge aus PVC werden im sozialen Wohnungsbau (1,5 mm-Profil) sowie in Geschäftsräumen und medizinischen Einrichtungen (3 mm-Profil) verlegt.
Weniger rosig sieht die wirtschaftliche Zukunft der Plastisole-Erzeuger aus. So stellen neben den 20 Produzenten inzwischen weitere Unternehmen dieses Material für den Eigenbedarf her und haben damit dem Markt Nachfrage entzogen. In Folge hat sich ein Preiskampf entfacht, der die Margen auf ein Minimum schrumpfen ließ. Mit der Spielzeugindustrie hat sich einer der wichtigsten Abnehmer von Plastisolen fast vollständig verabschiedet. Ungebrochen gut läuft dagegen die Nutzung von Plastisolen zur Herstellung von Kfz-Filtern (Öl, Diesel, Luft) sowie zur Beschichtung von Metallen.

Investitionen/Projekte
Investiert hat die chemische Industrie 2005 insgesamt 1,17 Mrd. US$, ein Anstieg von 24,4% gegenüber dem Vorjahr. Ein weiterer Ausbau des Sektors ist von strategischer Bedeutung für die Wirtschaft des Landes. Doch stehen dem staatliche Liefermonopole im Bereich Strom, Erdöl und Erdgas mit allen daraus erwachsenen negativen Folgen für die Preisgestaltung entgegen. ANIQ weist seit Jahren auf diese Entwicklungsbarriere hin. Bei einer entsprechenden Marktöffnung in den Bereichen Energie und Kohlenwasserstoffe würden in der chemischen Industrie die Investitionen spürbar anziehen. Dies wird von hochrangigen Industrievertretern bestätigt.

In der Zwischenzeit beschränken sich ausländische Investoren bei Kapazitätserweiterungen darauf, wegen der geschilderten Energieengpässe überhaupt nur kleine Anlagen zu errichten. So weihte die BASF Mexicana S.A. Ende Oktober 2006 am Standort Altamira eine vollautomatische Produktion von Kunststoffmischungen auf der Basis von Nylon und Nylon 66 ein. Damit kann das Unternehmen nach eigenen Angaben bei der Zusammensetzung dieser Materialien flexibel auf Kundenwünsche reagieren, unter geringstem Energieeinsatz.

Produktion/Branchenstruktur
Eine wichtige Rolle innerhalb der Petrochemie spielen die Hersteller von Kunststoffen, Farben, Pigmenten sowie von Klebstoffen. Bei der Erzeugung von Kunstharzen wird die installierte Kapazität mit 3,72 Mio. t angegeben, wovon 81% auf die Fertigung verformbarer und 19% auf die Produktion harter Materialien entfallen. An Klebstoffen wurden 0,07 Mio. t hergestellt, womit der Eigenbedarf von 0,08 Mio. t aber nicht gedeckt wurde. Bei Pigmenten und Farben lag die Produktion 2005 bei 0,16 Mio. t und der Verbrauch bei 0,12 Mio. t.

An synthetischem Gummi und Latex sowie Rußschwärze wurden 2005 circa 0,28 Mio. t produziert, was einen Rückgang um 1,7% gegenüber 2004 darstellte. Davon entfielen 0,16 Mio. t auf Gummi und synthetischem Latex (+4,6%), 0,11 Mio. t auf Rußschwärze (-3,2%) sowie 0,004 Mio. t auf chemische Kautschuke (-19,6%). Im Bereich Kunst- und Synthetikfasern lag die Produktion bei 0,40 Mio. t.

Im Jahr 2005 wurden in Mexiko 385.000 t PVC in Primärform abgesetzt. Dabei handelte es sich zu 61% um Hart-PVC, zu 30% um Weich-PVC und zu 9% um PVC-Plastisole. Die beiden Produzenten von PVC-Harzen, Policyd, S.A. und Grupo Mexichem, verspüren trotz der guten Nachfrageentwicklung einen stärkeren Wettbewerbsdruck seitens importierter Harze aus den USA und mit einigem Abstand aus Europa. Darüber hinaus gibt es vor Ort circa 25 Hersteller von PVC-Mischungen. Mit der Weiterverarbeitung von PVC aus Primärformen und von PVC-Mischungen beschäftigen sich 1.000 Firmen. Für Plastisole sind 20 Betriebe bekannt.

Weiterführende Informationen

bfai Bundesagentur für Außenwirtschaft, Köln

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