01.10.2019, 06:00 Uhr | Lesedauer: ca. 4 Minuten |
Kunststoffe weisen, wenn sie oft viele Jahre ihre Funktion erfüllt haben, oftmals Vorschädigungen durch Umwelteinflüsse wie Oxidation und Photooxidation auf. Mit der Folge, dass die Verarbeitungs- und Langzeitstabilität des Kunststoffs negativ beeinflusst werden, und das stellt wiederum eine anspruchsvolle Nutzung des Rezyklats in Frage. Forscher am Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit LBF, Darmstadt, haben jetzt neue Stabilisatorsysteme zur Eigenschaftsverbesserung von Polyolefin-Rezyklaten entwickelt, insbesondere aus Polypropylen und Polyethylen. Die neuen Stabilisatorsysteme für Polyolefine beschreibt das Fraunhofer LBF als wegweisend, wenn es darum geht, das Potenzial dieser Kunststoffe länger und effizienter zu nutzen. Sie sollen die Auswirkungen von Schädigungen gezielt und signifikant verringert werden, so dass sich die damit hergestellten Rezyklate erneut für die Verarbeitung zu anspruchsvollen Produkten eignen. Bei der aktuell laufenden Weiterentwicklung arbeitet das Fraunhofer LBF mit der Heilbronner L. Brüggemann GmbH & Co. KG zusammen, einem Hersteller maßgeschneiderter Hochleistungsadditive für technische Kunststoffe, der auch die Produktion und den weltweiten Vertrieb übernehmen wird. Rezyklatstabilisatoren, ein Puzzelteil bei der Compoundierung von Kunststoffen - (Grafik: Fraunhofer LBF). Aus der Entwicklung schnell in den Markt Das Fraunhofer LBF hat sein umfangreiches Know-how zur Wirkung von Kunststoff-Additiven, wie Antioxidantien, Lichtschutz-, Flammschutz- und Nukleierungsmittel, jetzt für die besonderen Herausforderungen von Rezyklaten genutzt. Stand der Technik war dabei die Nachstabilisierung, das heißt der Ersatz der im ersten Leben verbrauchten Stabilisatoren. Traditionell wirken diese allerdings unspezifisch – sie unterscheiden nicht zwischen Neuware und Rezyklat. Dem gegenüber sollen die neuen Stabilisatorsysteme aufgrund ihrer speziellen Reaktivität das Potential haben, Vorschädigungen komplett zu kompensieren. So sollen sie die gezielte Additivierung erlauben, um Rezyklate mit neuwaregleicher Verarbeitungs- und Langzeit-Wärmestabilität zu erhalten. Dabei basieren die neuen Systeme anteilig auf nachwachsenden Rohstoffen und tragen so zusätzlich zu einem reduzierten CO2-Eintrag in die Umwelt bei. Dass das Entwicklungsziel in kurzer Zeit erreicht werden konnte, sei auch dem kürzlich ins Leben gerufenen Forschungscluster „Circular Plastics Economy“ zu verdanken. Über Branchengrenzen hinweg entwickeln hier fünf Institute der Fraunhofer-Gesellschaft gemeinsam mit ihren Stakeholdern Systemleistungen für eine funktionierende zirkuläre Kunststoffwirtschaft, die von Prototypen über das Recycling bis zu Akzeptanzprozessen und Geschäftsmodellen reichen. „Mit seiner langjährigen und umfassenden Erfahrung im Bereich der Kunststoffadditive und seiner weltweiten Marktdurchdringung ist Brüggemann für uns der richtige Partner, um unsere Ideen für das Upcycling von Kunststoffen jetzt auch rasch zur Marktreife zu bringen“, unterstreicht Dr. Rudolf Pfaendner, Bereichsleiter Kunststoffe am Fraunhofer LBF. Aufbauend auf den Entwicklungsarbeiten des Fraunhofer LBF wird Brüggemann sein Know-how und sein technisches Potenzial einsetzen, um Rezepturen gemeinsam mit dem Fraunhofer LBF anwendungsspezifisch zu optimieren. Das Unternehmen wird die zu entwickelnden Verkaufsprodukte auf die Anforderungen der Kunden und Märkte anpassen, anwendungstechnisch beraten und die großtechnische Herstellung, die Qualitätssicherung sowie die weltweite Vermarktung übernehmen. Produktion und Vermarktung Traditionell setzt Brüggemann einen Schwerpunkt bei Hochleistungsadditiven für Polyamide, darunter Hitze-, Verarbeitungs- und Lichtstabilisatoren, Prozesshilfsmittel und Modifikatoren. Unter der Marke „Brüggolen“ vertrieben, sorgen diese im Spritzguss ebenso wie in der Extrusion für Verarbeitungseffizienz, erhöhte Bauteil-Lebensdauer und hohe Qualität zu wirtschaftlichen Bedingungen. Aufgrund der abzusehenden erheblichen Nachfragesteigerung baut das Unternehmen derzeit eine hochautomatisierte Produktionsanlage, die nach ihrer Fertigstellung deutlich erweiterte Kapazitäten bereitstellen wird. Als Basis für eine weltweite Vermarktung soll dort dann auch die Herstellung der neuen Additive für das Polyolefinrecycling integriert sein. Dazu Dr. Klaus Bergmann, Bereichsleiter Kunststoffadditive bei Brüggemann: „Stetige Weiterentwicklung ist eine wesentliche Basis unseres Unternehmenserfolges. Wir sind sehr gerne die Kooperation mit dem Fraunhofer LBF eingegangen, um gezielt unser Portfolio von Recyclingadditiven auf Polyolefine zu erweitern. Letztlich ist es unser Ziel, mit Hilfe innovativer Additive die Qualität von Rezyklaten deutlich anzuheben und damit einen wichtigen Beitrag zu leisten für ein verstärktes Up-Cycling von Kunststoffabfällen.“ Bereits zur K 2019 stellt Brüggemann auf Stand D08 in Halle 8a reaktive Kettenmodifikatoren für Polyamidrezyklate vor, die präzise und robust die für die jeweilige Anwendung gewünschte Einstellung der Molmassen und Viskositäten ermöglichen. Dabei sollen jeweils bereits geringe Additivmengen und ein einziger Extrusionsschritt ausreichen, um Rezyklate herzustellen, deren Gebrauchseigenschaften auf Neuwareniveau liegen (siehe auch plasticker-News vom 28.08.2019) Das Fraunhofer LBF und der Circular Plastics Economy Cluster finden sich auf der K 2019 in Halle 7 am Stand SC01. K 2019, 16.-23.10.2019, Düsseldorf Fraunhofer LBF: Halle 7, Stand SC01 Brüggemann: Halle 8a, Stand D08 Weitere Informationen: www.brueggemann.com, www.lbf.fraunhofer.de |
Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit LBF, + L. Brüggemann GmbH & Co. KG, Heilbronn
» insgesamt 17 News über "Fraunhofer LBF + Brüggemann" im News-Archiv gefunden
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