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30.08.2007 | Lesedauer: ca. 5 Minuten    

K 2007: Von der „Wunderwelt“ zum Weltmarkt - die Erfolgsgeschichte der Kunststoffe und der K-Düsseldorf

„Kunststoffe sind Ersatzstoffe, haben keinen besonderen Wert und werden dort eingesetzt, wo traditionelle Werkstoffe gespart werden können.“ Dieses Image des Kunststoffes kennzeichnete die verbreitete Meinung weiter Bevölkerungskreise zu Beginn der fünfziger Jahre des vorigen Jahrhunderts.

Die deutsche Kunststoffindustrie steckte im Wiederaufbau. „Image zu bilden“ im positiven Sinne war das Ziel, das sich die junge Branche auf die Fahnen geschrieben hatten. Im Jahre 1952 beschlossen deshalb Unternehmen und Verbände, gemeinsam mit der damaligen Nordwestdeutschen Ausstellungsgesellschaft – NOWEA – der heutigen Messe Düsseldorf GmbH – eine Veranstaltung ins Leben zu rufen, die die Leistungsfähigkeit und die Vielseitigkeit von polymeren Werkstoffen unter Beweis stellen sollte. Das war die Geburtsstunde der K-Düsseldorf, die inzwischen auf 55 Jahre Erfolgsgeschichte zurückblicken kann.

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Mit dem Siegeszug der Kunststoffe und deren Eroberung nahezu aller Teile modernen Lebens entwickelte sich auch die K von der „Wunderwelt der Polymere“ – so der Titel der K’52 – zur Nummer 1 ihrer Branche und zum Weltmarkt für Kunststoff und Kautschuk.

1952 beteiligten sich 270 ausstellende Unternehmen, alle aus der jungen Bundesrepublik, an der Premierenveranstaltung. Sie belegten rund 14.000 Quadratmeter Netto-Ausstellungsfläche, und 165.000 Besucher aus Düsseldorf und der Umgebung bestaunten schon damals die Produkte aus den „Hexenküchen der Chemie“ und deren vielseitige und praktische Anwendungsbeispiele.

Heute, zur inzwischen 17. Internationalen Fachmesse Kunststoff + Kautschuk, blickt die gesamte Fachwelt auf das Messegelände am Rhein. An der K 2007, die vom 24. bis 31. Oktober in Düsseldorf stattfindet, nehmen mehr als 3.100 Aussteller aus 59 Ländern teil, die Rohstoffe und Hilfsstoffe; Halbzeuge, Technische Teile und verstärkte Kunststoff-Erzeugnisse sowie Maschinen und Ausrüstungen für die Kunststoff- und Kautschuk-Industrie ausstellen werden. Den breitesten Raum nimmt dabei der Bereich der Maschinen und Ausrüstungen ein.

Von 1952 bis 1959 war die K-Düsseldorf eine reine Leistungsschau der deutschen Industrie. Jeder interessierte Besucher, ob Laie oder Fachkraft, konnte sich ein Bild machen von den polymeren Werkstoffen. Anziehungspunkt für das in großen Massen strömende Publikum waren damals die bunten Konsumwaren der Kunststoffverarbeiter. Dinge, die das alltägliche Leben schöner und bequemer machen sollten, standen im Mittelpunkt des Interesses. Heute belächeln wir die Werbung von damals, die sich auch an die „moderne Hausfrau“ wandte und ihr die Errungenschaften der Nachkriegszeit wie „abwaschbare Kulturtaschen“ und hauchzarte Nylonstrümpfe nahe brachte.

Dabei hatte alles um das Jahr 1570 herum mit einem Ziegenkäse begonnen. Damals notierte sich der Benediktinermönch Wolfgang Seidel ein Rezept zur „Herstellung einer durchsichtigen Materie.gleich wie ein schons Horn“. Das könnte als Anfang allen synthetischen Seins gelten. Denn aus dem aus Ziegen- oder anderen Magerkäse gewonnenen Material ließen sich Tischplatten, die Griffe von edlem Essbesteck oder auch Medaillons gießen, „also alles, was man will“, wie der fromme Mann für die Nachwelt festhielt. Nur keine Billardkugeln. Dafür musste exakt 300 Jahre später der Amerikaner John Wesley Hyatt (1837 – 1920) sein „Celluloid“ entwickeln. 1870 konnte er sich seine aus Nitrocellulose und Kampfer zusammen geknetete Mixtur patentieren lassen. Gemeinsam mit seinen beiden Brüdern gründete er eine eigene Fabrik: der Beginn der großtechnischen Kunststoffproduktion.

Doch erst im 20. Jahrhundert läuft sich die Erfolgsstory der Kunststoffe richtig warm. Dann aber geht es Schlag auf Schlag: Mit „Bakelit“ stellt der geborene Belgier Leo Hendrik Baekeland (1863 – 1944) den ersten vollsynthetischen Kunststoff vor. In Erkner, einem Vorort von Berlin, läuft 1910 die industrielle Produktion dieses Phenolharzes an. 1912 meldet Fritz Klatte (1880 – 1934) sein „Verfahren zur Herstellung von Polyvinylchlorid (PVC)“ an. Der Nobelpreisträger Hermann Staudinger (1881 -1965) begründet mit seinem wissenschaftlichen Fachartikel „Über Polymerisation“ 1926 die moderne Makromolekularchemie. In Darmstadt erfindet ein Jahr später Otto Röhm (1876 – 1939) Acrylglas. In den USA entwickelt der Chemiker Wallace H. Carothers (1896 – 1937) mit „Neopren“ 1931 einen künstlichen Kautschuk. Vier Jahre später kann er sich außerdem mit „Nylon“ eine erste Konkurrenz zum Seidenfaden patentieren lassen.

In ähnlich rasantem Tempo ging es dann im vorigen Jahrhundert weiter. 1938 wird in den USA mit „Teflon“ jenes Material entdeckt, das nach dem Krieg Pfannen und Töpfe auskleidet. Im gleichen Jahr wird ein erstes industrielles Syntheseverfahren für Silikon erarbeitet. Es kommen neuartige Textilfasern aus Polyester und Acrylharz auf den Markt. In Leverkusen wird erstmals Polyetherschaum hergestellt. Und bei der BASF in Ludwigshafen arbeitet Fritz Stastny (1908 – 1985) daran, auf Basis von Polystyrol (PS) einen geschäumten Kunststoff zu kreieren. Bis 1952 wird an dem aufgeschäumten PS weiter herum laboriert, damit die großtechnische Produktion anlaufen kann. Und damit 1952 auf der ersten K in Düsseldorf mit dem „leichtesten Schiff der Welt“ ein kleinen Kahn aus „Styropor“ an die Besucher verschenkt werden kann.

Je mehr sich die Kunststoff- und Kautschukindustrie spezialisierte, neben den Standardpolymeren die Hich-tech-Kunststoffe für Speziallösungen in der Elektronik, der Medizin, im Automobilbau oder in der Luft- und Raumfahrt Aufmerksamkeit erregten, desto stärker reduzierte sich der Anteil der „Seh-Leute“ bei der K-Düsseldorf. 1963 erfolgte dann der Schnitt: Die K wurde eine reine Fachmesse internationaler Prägung.

Heute ist die K-Düsseldorf die unbestrittene Leitmesse ihrer Branche, sie hat sich etabliert als Premierentermin für Neuentwicklungen und als international bedeutendste Kontaktbörse. Die K 2004 besuchten 231.000 Fachleute aus mehr als 100 Nationen, die Hälfte stammte nicht aus Deutschland. Ein gutes Fünftel aller Gäste kam aus Übersee – allein aus Asien reisten rund 24.000 Gäste an den Rhein.

Der K 2007 vom 24. bis 31. Oktober sehen alle Experten mit Optimismus entgegen. Der Aufschwung hat alle Branchenbereiche erfasst, die Auftragslage ist gut, bisher verlief das K-Jahr äußerst positiv. Und die Fülle von Innovationen, die die Unternehmen zur K 2007 präsentieren, wird sehr deutlich machen, dass die Branche auch für die Zukunft gerüstet ist.

K 2007, Düsseldorf, 24.-31. Oktober 2007

Messe Düsseldorf GmbH, Düsseldorf

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