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24.02.2023, 09:42 Uhr | Lesedauer: ca. 8 Minuten    

BASF: Deutlicher Gewinneinbruch in 2022 - Stellenabbau und Schließung von Produktionsanlagen

Die BASF-Gruppe zeigte im Geschäftsjahr 2022 Widerstandskraft in einem schwierigen Marktumfeld, das geprägt war von den Folgen des Kriegs in der Ukraine und insbesondere von den gestiegenen Rohstoff- und Energiepreisen. Wie BASF-Vorstandsvorsitzender Dr. Martin Brudermüller und Finanzvorstand Dr. Hans-Ulrich Engel bei der Vorstellung der Zahlen für das Geschäftsjahr 2022 erläuterten, steigerte BASF ihren Umsatz um 11,1 Prozent auf 87,3 Milliarden Euro. Wesentlich für das Umsatzwachstum seien höhere Preise in nahezu allen Segmenten infolge gestiegener Rohstoff- und Energiepreise gewesen. Die höchsten Preissteigerungen setzten Materials und Chemicals durch. Ein insgesamt deutlich geringerer Absatz dämpfte das Umsatzwachstum der BASF-Gruppe. Die Mengenentwicklung wurde vor allem durch den niedrigeren Absatz in den Segmenten Surface Technologies und Chemicals getrieben.

Das Ergebnis der Betriebstätigkeit (EBIT) vor Sondereinflüssen lag mit 6,9 Milliarden Euro um 11,5 Prozent unter dem Vorjahreswert, jedoch im prognostizierten Korridor. Der Ergebnisrückgang war auf stark gesunkene Ergebnisbeiträge der Segmente Chemicals und Materials zurückzuführen. Beide Segmente verzeichneten niedrigere Margen und Mengen sowie höhere Fixkosten.

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Alle anderen Segmente konnten das EBIT vor Sondereinflüssen hingegen steigern. Agricultural Solutions erhöhte es signifikant, insbesondere infolge der positiven Umsatzentwicklung infolge von Absatz- sowie Preissteigerungen. Das Segment Nutrition & Care steigerte es ebenfalls erheblich, hauptsächlich aufgrund preisbedingt gesteigerter Margen. Surface Technologies verzeichnete ein deutlich höheres Ergebnis, vor allem aufgrund von gestiegenen Ergebnisbeiträgen der Geschäfte mit Fahrzeugkatalysatoren und Batteriematerialien. Höhere Preise und Mengen im Unternehmensbereich Coatings unterstützten die Ergebnisentwicklung des Segments zusätzlich. Industrial Solutions steigerte das EBIT vor Sondereinflüssen infolge von preisbedingt höheren Margen leicht. Sonstige verbesserte das EBIT vor Sondereinflüssen leicht.

Das operative Ergebnis der BASF-Gruppe wurde im Jahr 2022 durch zusätzliche Energiekosten von weltweit 3,2 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr belastet. Rund 84 Prozent dieses Anstiegs entfielen auf Europa, wovon vor allem der Verbundstandort Ludwigshafen betroffen war. Die gestiegenen Kosten für Erdgas machten 69 Prozent des gesamten Energiekostenanstiegs weltweit aus.

Im Jahr 2022 fielen im EBIT Sondereinflüsse in Höhe von minus 330 Millionen Euro an, nach minus 91 Millionen Euro im Vorjahr. Das EBIT der BASF-Gruppe lag 2022 mit 6,5 Milliarden Euro deutlich unter dem Vorjahr. Das darin enthaltene Ergebnis aus integralen Unternehmen, die nach der Equity-Methode bilanziert werden, sank um 289 Millionen Euro auf 386 Millionen Euro.

Außergewöhnlich hohe Wertberichtigungen auf die Beteiligung an Wintershall Dea AG belasteten das Beteiligungsergebnis der BASF-Gruppe. Im Jahr 2022 betrug das Beteiligungsergebnis minus 4,9 Milliarden Euro nach 207 Millionen Euro im Jahr 2021. Grund für den deutlichen Rückgang waren Sonderaufwendungen in Höhe von rund 6,3 Milliarden Euro, vor allem aus nicht zahlungswirksamen Wertberichtigungen auf die Beteiligung an Wintershall Dea AG. Diese resultierten insbesondere aus der Entkonsolidierung der russischen Explorations- und Produktionsaktivitäten von Wintershall Dea, in deren Folge die russischen Beteiligungen von Wintershall Dea neu bewertet wurden. Weiterhin wurden Wertminderungen auf das europäische Gastransport-Geschäft von Wintershall Dea vorgenommen, einschließlich einer vollständigen Wertberichtigung der Beteiligung an Nord Stream AG sowie der Finanzierung des Projekts Nord Stream 2. Der operative Ergebnisbeitrag von Wintershall Dea für das Jahr 2022 erhöhte sich auf rund 1,5 Milliarden Euro, nach 335 Millionen Euro im Vorjahr.

Das Ergebnis nach Steuern und nicht beherrschenden Anteilen der BASF-Gruppe lag infolge des deutlich gesunkenen Beteiligungsergebnisses bei minus 627 Millionen Euro nach 5,5 Milliarden Euro im Jahr 2021.

Ausblick 2023 für die BASF-Gruppe
Die hohen Unsicherheiten, welche das Jahr 2022 infolge des Kriegs in der Ukraine, hoher Rohstoff- und Energiekosten in Europa, steigender Preise und Zinsen, der Inflation sowie der Entwicklung der Corona-Pandemie geprägt haben, werden auch 2023 fortbestehen. All diese Faktoren werden die weltweite Nachfrage belasten. BASF erwartet daher nur ein moderates Wachstum um 1,6 Prozent für die Weltwirtschaft im Jahr 2023 (2022: 3,0 Prozent). Für die globale Chemieproduktion geht BASF von einem Wachstum von 2,0 Prozent aus (2022: 2,2 Prozent). Das Unternehmen rechnet mit einem durchschnittlichen Ölpreis von 90 US-Dollar je Barrel Brent und einem durchschnittlichen Wechselkurs von 1,05 US-Dollar je Euro.

Die BASF-Gruppe wird 2023 unter diesen Annahmen voraussichtlich einen Umsatz zwischen 84 Milliarden Euro und 87 Milliarden Euro erwirtschaften. Das EBIT vor Sondereinflüssen der BASF-Gruppe wird voraussichtlich auf einen Wert zwischen 4,8 Milliarden Euro und 5,4 Milliarden Euro zurückgehen. BASF geht von einem schwachen ersten Halbjahr 2023 aus. Eine verbesserte Ergebnissituation im zweiten Halbjahr 2023 erwartet das Unternehmen aus Aufholeffekten, insbesondere in China.

Konkretisierte Maßnahmen zu Kosteneinsparungen in Europa und zur Anpassung der Verbundstrukturen in Ludwigshafen
Im Rahmen seiner Präsentation stellte Martin Brudermüller auch konkrete Maßnahmen des Kosteneinsparprogramms mit Fokus auf Europa vor sowie zur Anpassung der Produktionsstrukturen am Verbundstandort in Ludwigshafen. „Die Wettbewerbsfähigkeit der Region Europa leidet zunehmend unter Überregulierung. Sie leidet auch immer mehr unter langsamen und bürokratischen Genehmigungsverfahren und vor allem unter hohen Kosten für die meisten Produktionsfaktoren“, so Brudermüller. „All dies hat bereits über viele Jahre das Marktwachstum in Europa im Vergleich zu anderen Regionen gebremst. Zusätzlich belasten jetzt die hohen Energiepreise die Profitabilität und Wettbewerbsfähigkeit in Europa.“

Jährliche Kosteneinsparungen von mehr als 500 Millionen Euro
Das Kosteneinsparprogramm, das 2023 und 2024 umgesetzt werden soll, zielt darauf ab, die Kostenstrukturen von BASF in Europa und vor allem in Deutschland an die veränderten Rahmenbedingungen anzupassen. Nach Abschluss des Programms erwartet BASF jährliche Kosteneinsparungen von mehr als 500 Millionen Euro in Einheiten außerhalb der Produktion, also in Unternehmens- und Service-Bereichen, in Forschung und Entwicklung (F&E) sowie in der Konzernzentrale. Etwa die Hälfte dieser Einsparungen werden am Standort Ludwigshafen erwartet.

Zu den Maßnahmen dieses Programms gehören die konsequente Bündelung von Dienstleistungen in Hubs, die Vereinfachung von Strukturen in der Leitung von Unternehmensbereichen, der bedarfsgerechte Zuschnitt von Business Services sowie die Effizienzsteigerung von F&E-Aktivitäten. Weltweit werden sich die Maßnahmen unterm Strich voraussichtlich auf rund 2.600 Stellen auswirken; diese Zahl beinhaltet neu zu schaffende Stellen, vor allem in den Hubs.

Anpassung der Verbundstrukturen in Ludwigshafen
Neben dem eingeleiteten Kosteneinsparprogramm ergreift BASF auch strukturelle Maßnahmen, um das Stammwerk Ludwigshafen langfristig besser für den immer schärfer werdenden Wettbewerb zu rüsten. „Wir tun das, weil wir auch im 158. Jahr seines Bestehens an den Standort Ludwigshafen glauben, an die Menschen, die hier arbeiten, und an die Region Europa. Wir bleiben dem Standort treu und haben den Mut zur Weiterentwicklung“, so Brudermüller.

In den vergangenen Monaten hat das Unternehmen seine Verbundstrukturen in Ludwigshafen einer gründlichen Analyse unterzogen. Dies hat gezeigt, wie die Kontinuität profitabler Geschäfte sichergestellt werden kann und wie gleichzeitig notwendige Anpassungen vorgenommen werden können. Die wichtigsten Veränderungen am Verbundstandort Ludwigshafen im Überblick:

  • Schließung der Caprolactam-Anlage, einer der beiden Ammoniak-Anlagen am Standort sowie von damit verbundenen Düngemittelanlagen: Die Kapazität der Caprolactam-Anlage von BASF in Antwerpen/Belgien reicht aus, um die Nachfrage für den Eigenbedarf und den europäischen Markt in Zukunft zu decken. Hochveredelte Produkte wie das Geschäft mit Standard- und Spezialaminen sowie „Adblue“ bleiben unberührt und werden auch weiterhin über die verbleibende Ammoniakanlage am Standort Ludwigshafen versorgt.

  • Reduzierung der Produktionskapazitäten für Adipinsäure und Schließung der Anlagen für Cyclohexanol und Cyclohexanon sowie Schwersoda: Die Adipinsäure-Produktion im Joint Venture mit Domo im französischen Chalampé bleibt unverändert und verfügt – im veränderten Marktumfeld – über ausreichende Kapazitäten zur Versorgung des Geschäfts in Europa. Cyclohexanol und Cyclohexanon sind Vorprodukte für Adipinsäure; die Soda-Anlage verwertet Nebenproduktströme aus der Adipinsäure-Produktion. Die Produktionsanlagen für Polyamid 6.6 in Ludwigshafen, die Adipinsäure als Vorprodukt benötigen, wird BASF weiter betreiben.

  • Schließung der TDI-Anlage sowie der Anlagen für die Vorprodukte DNT und TDA: Die Nachfrage nach TDI entwickelt sich insbesondere in Europa, dem Nahen Osten und Afrika nur sehr schwach und deutlich unter den Erwartungen. Der TDI-Anlagenkomplex in Ludwigshafen war unterausgelastet und erfüllt die wirtschaftlichen Erwartungen in diesem Marktumfeld nicht. Durch die stark gestiegenen Energie- und Versorgungskosten hat sich die Situation weiter ungünstig entwickelt. Die europäischen BASF-Kunden werden auch zukünftig zuverlässig mit TDI beliefert – über das weltweite BASF-Produktionsnetzwerk mit Anlagen in Geismar/USA, Yeosu/Korea und Schanghai/China.

    Insgesamt werden zehn Prozent des Wiederbeschaffungswerts der Anlagen am Standort Ludwigshafen von der Anpassung der Verbundstrukturen betroffen sein und voraussichtlich rund 700 Stellen in der Produktion. Brudermüller betonte: „Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir für die meisten der in der Produktion betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in anderen Betrieben Beschäftigung anbieten können. Wir haben höchstes Interesse, ihre breite Erfahrung für das Unternehmen zu erhalten, ganz besonders angesichts offener Stellen und der steigenden Zahl von Pensionierungen.“ Die Maßnahmen sollen schrittweise bis Ende 2026 umgesetzt werden. Dadurch erwartet BASF, die Fixkosten um über 200 Millionen Euro pro Jahr senken zu können.

    Die strukturellen Veränderungen sollen auch zu einer deutlichen Reduzierung des Strom- und Erdgasbedarfs am Standort Ludwigshafen führen. Dadurch sollen die CO2-Emissionen in Ludwigshafen um rund 0,9 Millionen Tonnen pro Jahr sinken; dies entspricht einer Reduzierung der weltweiten CO2-Emissionen von BASF um rund 4 Prozent.

    „Wir wollen Ludwigshafen zu dem europaweit führenden emissionsarmen Chemiestandort entwickeln“, so Brudermüller. BASF will eine stärkere Versorgung des Standorts Ludwigshafen mit erneuerbaren Energien sicherstellen. Geplant sind auch der Einsatz von Wärmepumpen und CO2-ärmere Wege der Dampferzeugung. Neue CO2-freie Technologien wie die Wasserelektrolyse sollen zur Erzeugung von Wasserstoff eingesetzt werden.

    Weitere Informationen: www.basf.com, www.performancechemicals.basf.com

  • BASF SE, Ludwigshafen

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