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30.06.2017, 06:00 Uhr | Lesedauer: ca. 7 Minuten    

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Barlog: Die K-Branche im digitalen Zeitalter als Thema bei den 21. EKTT

Peter Barlog beim Eröffnungsvortrag zu Chancen und Risiken der Digitalisierung für die K-Industrie - (Bild: Barlog Gruppe).
Peter Barlog beim Eröffnungsvortrag zu Chancen und Risiken der Digitalisierung für die K-Industrie - (Bild: Barlog Gruppe).
Bei den diesjährigen Engelskirchener Kunststoff-Technologie-Tagen (EKTT), zu denen die Veranstalter von der Barlog-Gruppe bereits zum 21. Mal einluden, drehte sich diesmal alles um ein aktuelles Trendthema, bei dem mit neuen Begriffen wie „Industrie 4.0“, „smart factory“, „Digitalisierung“ oder „Dematerialisierung“ etwas vage die nächste industrielle Revolution ausgerufen wird.

Was dies alles genau ausmacht, was davon Hype ist oder jetzt beziehungsweise schon in naher Zukunft Realität – und vor allem, was dies für die Kunststoffbranche bedeutet – darüber konnten die rund 350 Fachbesucher, die am 22. und 23. Juni wieder zu dem bekannten Kommunikations- und Informationsforum ins Bergische Land gekommen waren, einiges erfahren und mit den Referenten diskutieren. Insgesamt 25 Vortragende, darunter Kunststoff-Fachleute wie Digitalisierungs-Experten, beleuchteten diese Themen – durchaus kritisch – sowohl allgemein als auch vor allem entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Kunststoff-Industrie.

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Chancen und Risiken für die „Kunststoff-Industrie 4.0“
Wie bei allen neuen Trends und Technologien stellt sich auch bei der Digitalisierung zuerst die Frage, was diese für die jeweiligen Unternehmen bieten kann, was nützlich ist und welche Anpassungen sie ggf. erzwingt. Das meiste, was es bereits an Informationen und „Lösungen“ zum Thema „Industrie 4.0“ gebe, sei bislang wenig konkret und nicht auf die K-Industrie bezogen, sagte Peter Barlog, Geschäftsführer der Barlog-Gruppe, in seinem Einführungsvortrag. Trotzdem sei das Thema in den letzten Jahren in der Branche immer präsenter und die meisten Firmen seien in vielen Teilbereichen durchaus schon sehr weit. So sei z.B. die Fertigung bei den meisten deutschen Kunststoff-Verarbeitern schon lange hoch automatisiert, der Einsatz von ERP- oder MES- bzw. BDE-Systemen allgemein verbreitet und der Austausch von digitalen Daten aus CAE- und Simulationssoftware mit Kunden wie externen Konstrukteuren längst Alltag.

Blick in den Saal mit rund 350 Teilnehmern bei den 21. EKTT vom 22. bis 23. Juni 2017.
Blick in den Saal mit rund 350 Teilnehmern bei den 21. EKTT vom 22. bis 23. Juni 2017.

Durchgängige digitale Prozessketten existierten in der Kunststoff-Industrie aber noch nicht, so Barlog weiter, „Da sind nicht nur die Verarbeiter, sondern die gesamte Branche noch nicht so weit.“ Dieser nächste Schritt sei aber notwendig, um zusätzlichen Nutzen, wie niedrigere Kosten und höhere Geschwindigkeit, für die Unternehmen und deren Kunden aus der Digitalisierung zu ziehen.

Ansprüche und Erfahrungen als Privatkonsument werden auf BtB übertragen
Im Alltag der meisten Leute ist die Digitalisierung bereits weit vorangeschritten und mit der Vernetzung steigt auch der Anspruch der Menschen: Produkte und Services sollen individuell, qualitativ hochwertig – jedoch günstig – sowie schnell und überall verfügbar sein. „Dieser Anspruch macht auch vor der Kunststoff-Industrie nicht halt“, führte Peter Barlog aus. „Obwohl die Digitalisierung im Vergleich zu anderen mittelständischen Unternehmen in der Kunststoffbranche schon weiter ist, besteht bei vielen Unternehmen noch eine abwartende Haltung gegenüber dem Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechnologien.“ Den Schlüssel sieht Barlog darin, die Kundenbedürfnisse und den Service in den Fokus zu stellen und dabei ständig agil zu bleiben. „Kleine Unternehmen haben im Wettbewerb mit großen Konzernen kurze Entscheidungswege und die Möglichkeit, schnell und individuell zu agieren.“

Der Trend ginge dabei immer mehr in Richtung selbstorganisierte Produktion, was natürlich – wie jede technische Neuerung – Chancen und Risiken berge. Die Chancen sieht Barlog eindeutig in der Optimierung der gesamten Wertschöpfungskette, von der Idee bis zum fertigen Produkt. Diese gelinge mit einer durchgängigen digitalen Prozesskette.

Die Risiken, die es hierbei zu minimieren gelte, sieht Barlog bei unbedachten Investitionen: „Es ist enorm wichtig, dass die produzierenden Betriebe die Sinnhaftigkeit jeder Technologie-Komponente für den individuellen Betrieb prüfen und gut beraten werden. Schließlich sollen die neuen Vernetzungsmöglichkeiten die Effizienz steigern und nicht die Kosten.“ Weitere Risiken seien die Fragen nach der Datensicherheit und danach, wem die Daten überhaupt gehören, sowie die Gefahr, dass ein Unternhemen – insbesondere gegenüber großen Kunden – zum „gläsernen Lieferanten“ werde.

Datensammeln nicht als Selbstzweck sondern gezielt
Marko Gehlen vom Kunststoff-Institut für die mittelständische Wirtschaft NRW GmbH hinterfragte die Idee von Industrie 4.0 – ein Begriff, den es übrigens so nur im deutschen Sprachgebrauch gebe – als eine „von oben postulierte Revolution“ ganz grundsätzlich. Insbesondere warnte er davor, bei der Digitalisierung den zweiten Schritt vor dem ersten zu machen. Bevor man in die Gewinnung, Vernetzung und Analyse neuer Daten einsteige, sollte man sicherstellen, dass man diese Datenflut auch tatsächlich nutzen könne, z.B. zur Bewertung und Verbesserung von Produktionsprozessen.

Dabei sieht Gehlen den Handlungsbedarf insbesondere in der Schulung von Mitarbeitern und der richtigen Aufbereitung von Daten. „Bevor sich Unternehmen Gedanken zu konkreten Maßnahmen der Digitalisierung machen, sollten sie zunächst in die Ausbildung und das Wissen der eigenen Mitarbeiter investieren und alle Beteiligten mitnehmen.“ Denn: Am Ende bestimme stets das schwächste Glied den Erfolg von Industrie 4.0!

Neue Geschäftsmodelle durch Digitalisierung für die K-Branche?
Wie manch andere Referenten bedauerten sowohl Gehlen als auch Barlog, dass die Bedeutung der Digitalisierung für Effizienzsteigerungen zwar erkannt sei, dass bislang aber Ideen für neue Geschäftsmodelle fehlten. Diese könnten, so Barlog, u.a. in neuartigen Nutzererfahrungen liegen, die eine Differenzierung gegenüber Mitbewerbern ermöglichten.

Karl-Heinz Land, "digital darwinist & evangelist" von der neuland digital vision & transformaion, bei den 21. EKTT.
Karl-Heinz Land, "digital darwinist & evangelist" von der neuland digital vision & transformaion, bei den 21. EKTT.
Etwas weiter in diese Richtung ging Karl-Heinz Land, Gründer der Strategie- und Transformationsberatung neuland, der sich selbst als „digitalen Darwinisten & Evangelisten“ bezeichnet. In seinem Vortrag, der damit ein provokantes Highlight war, zeigte er sehr anschaulich auf, welche gewaltigen neuen Möglichkeiten, Effizienzgewinne aber auch Herausforderungen mit zunehmender Digitalisierung, steigendem mobilen Zugriff auf Internet und soziale Netzwerke sowie leistungsstarken Cloud-Technologien auf unsere Gesellschaft zukommen. Die zunehmende Dematerialisierung kann dabei eine enorme Chance, aber auch ein großes Risiko für ein Unternehmen darstellen.

Was machen künftig z.B. Hersteller von Autoschlüsseln, Fahrkartenautomaten oder Bankkarten, wenn die Funktionen dieser physischen Objekte schon bald von Smartphone-Apps übernommen werden, wie Land prognostisiert?

Diese Beispiele zeigen, dass dabei jahrelang etablierte Geschäftsmodelle in kurzer Zeit ausgehebelt werden können oder andere ebenso schnell in disruptiver Weise zu globalem Erfolg führen. Wer oder was könnten demnach also in Zukunft das Airbnb oder der Uber der Kunststoff-Industrie sein?

Digitalisierung Schritt für Schritt in der Praxis
In den weiteren parallelen Vorträgen rund um die Auswirkungen des digitalen Zeitalters auf die Kunststoff verarbeitende Industrie konnten sich die Teilnehmer informieren, wie sie die neuen Technologien für sich nutzen können. Über 20 weitere Referenten – sowohl externer Unternehmen und Forschungseinrichtungen als auch der Barlog-Gruppe – widmeten sich den konkreten Einsatzmöglichkeiten sowie den Auswirkungen der Digitalisierung auf Prozesse, Produkte und Geschäftsmodelle. Das Credo der allerersten EKKT-Veranstaltung vor 21 Jahren scheint heute noch so aktuell wie damals: Rechtzeitig dabei zu sein, wenn neue Trends gesetzt werden, sichert Wertschöpfungsmöglichkeiten, Wettbewerbsfähigkeit und Vorsprung.

Neben den Vortragsreihen lebt die Veranstaltung von mehr als 40 Ausstellern aus allen Bereichen der Kunststoffbranche und der Gelegenheit, sich am Abend nach einer Unternehmensführung in ungezwungenem Rahmen mit Branchenkollegen auszutauschen.

Volle Pulle Musik mit (Kunststoff)-Flaschen bei der Barlog-Gruppe mit dem GlasBlasSing Quintett (www.glasblassing.de) - (Bild: plasticker).
Volle Pulle Musik mit (Kunststoff)-Flaschen bei der Barlog-Gruppe mit dem GlasBlasSing Quintett (www.glasblassing.de) - (Bild: plasticker).

Dabei halfen in diesem Jahr ein Grillbuffet und die Musikbegleitung des GlasBlasSing Quintetts. Bei letzteren handelt es sich um eine Band aus Berlin, de sich auf "Flaschenmusik" spezialisiert hat. Mit Hilfe von Flaschen aus Glas und natürlich aus Kunststoff sowie Rasseln, Trommeln und Drums aus PET-Flaschen bzw. Wasserspendern intonierten die Flaschenbläser Rock-Klassiker aller Art.

Ein spontan organisierter Eiswagen sorgte während der Veranstaltung bei fast 40 Grad Celsius für Abkühlung und Entspannung in der Mittagspause.

Rasche Reaktion der Veranstalter auf heiße Diskussionen über Industrie 4.0 bei 40 Grad und familiäres Networking in den Vortragspausen - (Alle Bilder, soweit nicht anders bezeichnet: Barlog Gruppe).
Rasche Reaktion der Veranstalter auf heiße Diskussionen über Industrie 4.0 bei 40 Grad und familiäres Networking in den Vortragspausen - (Alle Bilder, soweit nicht anders bezeichnet: Barlog Gruppe).

Weit über 300 Teilnehmer besuchen mittlerweile jedes Jahr das Informations- und Kommunikationsforum im Bergischen Land, nur etwa 20 Autominuten von Köln entfernt. „Wir könnten inzwischen auch deutlich mehr Teilnehmer begrüßen“, kommentiert Peter Barlog. „Doch dadurch würde der familiäre Charakter verloren gehen, der die EKTT so besonders macht.“

Über die Barlog-Gruppe
Die Barlog-Gruppe ist ein Full-Service-Anbieter für die Entwicklung von technischen Kunststoffteilen, die Herstellung und den Vertrieb von Kunststoff-Compounds sowie maßangefertigte Serviceangebote für unterschiedliche Anwendungen und Branchen. Das inhabergeführte Familienunternehmen wurde im Jahr 1996 von Werner und Petra Barlog als Barlog Plastics in Engelskirchen bei Köln gegründet.

Im Jahre 2011 ist das Unternehmen an seinen heutigen Firmensitz ins benachbarte Overath, direkt an der A4, gezogen. Das Unternehmen gliedert sich in drei verschiedene Bereiche auf; dabei soll das kundenorientierte Zusammenspiel zwischen den Unternehmensfeldern Barlog Plastics (Rohstoffe mit Materialentwicklung und Compoundierung), Bahsys (Konstruktion, Prototyping, Rapid Tooling, Formenbau und Prüflabor) sowie der Barlog Akademie (Schulungen) stets im Fokus stehen.

Weitere Informationen: www.barlog.de, www.ektt.de

Barlog plastics GmbH + Bahsys GmbH, Overath

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