29.06.2012, 06:04 Uhr | Lesedauer: ca. 4 Minuten |
Nach einem verheissungsvollen Start ins Jahr 2011, machten sich für die Schweizer Kunststoffindustrie in der zweiten Jahreshälfte die belastenden Faktoren (Frankenstärke, konjunkturelle Unsicherheiten im Euroraum wegen der Schuldenkrise) zunehmend bemerkbar, sodass für das Gesamtjahr ein Rückgang der Umsätze um 1,8 Prozent und der Beschäftigung um 1,6 Prozent resultierte. Der Kunststoff Verband Schweiz (KVS) erwartet eine Stagnation für das Jahr 2012 und fragt sich, in welche Richtung sich die Branche bewegt. Die Aussichten werden deutlich vorsichtiger eingestuft als im Vorjahr. Überblick für das Jahr 2011 Die Schweizer Kunststoffindustrie erzielte im Jahr 2011 einen Umsatz von 15,5 Mrd. Fr. Dies bedeutet einen Rückgang von 1,8 Prozent gegenüber dem vergangenen Jahr. Die Anzahl der Unternehmen zeigt sich mit 850 Unternehmen gegenüber dem Jahr 2010 stabil. Diese Firmen beschäftigten 2011 insgesamt 34.530 Mitarbeiter, 1,6 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Produktivität ist demnach im Vergleich zum vergangenen Jahr mit 450.000 Franken Umsatz pro Mitarbeiter gleich geblieben. In der gesamten Schweizer Kunststoffindustrie wurden im vergangenen Jahr 917.000 Tonnen Kunststoff und Kautschuk (+ 0,8 Prozent) verarbeitet. Für das laufende Jahr rechnet die Industrie mit einer gleichbleibenden Branchen- Konjunktur. Angespannte Versorgung mit Rohstoffen Die Präsidentin des Kunststoff Verbandes Schweiz (KVS), Doris Fiala, stellt fest, dass im vergangenen Jahr die teilweise äusserst schwierige Rohstoffbeschaffung zu einem enormen Wettbewerbsdruck bei den Schweizer Unternehmen führte. Der wichtigste einheimische Hersteller, Ems Chemie, habe zwar seine Kapazitäten für Spezialitäten und Hochleistungskunststoffe kräftig ausgebaut, was auch als ein Bekenntnis zum Standort Schweiz gewertet wird. Die grossen, neuen Zusatzkapazitäten für Standardkunststoffe würden jedoch vorwiegend im Mittleren Osten entstehen, und diese Kapazitäten seien sehr stark auf den chinesischen Markt ausgerichtet, woher ein starke Nachfrage stamme. Besorgt über steigende Energiekosten Zusätzlich werden die energieintensiven Produktionen durch steigende Energiekosten überproportional belastet. Die Umsetzung der Energiewende verfolgt der KVS mit grosser Besorgnis. Die zuverlässige und kostengünstige Versorgung mit elektrischer Energie stellt für die Betriebe einen ganz entscheidenden Standortfaktor dar. Dies sei auch in Zukunft sicherzustellen und zu gewährleisten. Ebenso sei weiteren Rahmenbedingungen Sorge zu tragen: Sicherung der Sozialwerke ohne zusätzliche Belastungen der Unternehmen; Unternehmenssteuern, Reduktion des administrativen Aufwands (Mehrwertsteuer, Bürokratie, etc.). Angesichts des Mangels an Fachkräften sei zudem der freie Personenverkehr für die Kunststoffindustrie lebenswichtig. Einschränkungen in diesem Bereich würden eine existentielle Bedrohung darstellen. Wechselkurs belastet Nach Dr. Ernesto Engel, Geschäftsführer des Kunststoff Verbandes Schweiz (KVS), wirkt sich zudem der starke Franken negativ auf die exportorientierte Schweizer Kunststoffwirtschaft aus. Viele Zulieferfirmen aus der klein- und mittelständischen Industrie sehen sich aufgrund des Wechselkurses einem massiv steigenden Wettbewerb aus dem Ausland gegenüber gestellt. Firmenschliessungen oder -Verlagerungen ins Ausland seien oftmals zwangsläufige Konsequenzen. Schwierigkeiten bei der Nachwuchsrekrutierung Wie andere technische Branchen haben die Betriebe der Kunststoffindustrie wachsende Schwierigkeiten bei der Nachwuchsrekrutierung. Der KVS engagiert sich zusammen mit anderen Verbänden und Organisationen für die Förderung der Nachwuchsrekrutierung, beispielweise mittels Auftritten an Berufsmessen, oder mittels Informationsveranstaltungen an der ETH. Tag des Kunststoffs Die Mitgliederversammlung des Kunststoff Verband Schweiz (KVS) findet am 29. Juni 2012 auf dem Militärflugplatz in Alpnach statt. Die Branche trifft sich am Vormittag zum traditionellen „Tag des Kunststoffs“ bei der Pilatus Flugzeugwerke AG, Stans. Gewichtsreduktion und Treibstoffersparnis durch die Verwendung von Kunststoffen können gerade in diesem Bereich eindrücklich demonstriert werden. Über den KVS Der Kunststoff Verband Schweiz vertritt die Interessen der Kunststoffindustrie gegenüber Behörden und in der Öffentlichkeit. Sein Ziel ist es, den verantwortungsvollen Umgang mit der Ressource Kunststoff zu fördern, seinen Mitgliedern moderne, zielgerichtete Möglichkeiten zur beruflichen Aus- und Weiterbildung sowie branchenspezifische Dienstleistungen anzubieten. Zurzeit gehören dem KVS nach eigenen Angaben knapp die Hälfte aller in der Schweizer Kunststoffindustrie tätigen Unternehmen an. Die Mitglieder des KVS sind mehrheitlich kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) mit 40 bis 50 Mitarbeitern, aber auch global agierende Grossunternehmen. |
Kunststoffverband Schweiz (KVS), Aarau, Schweiz
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