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06.02.2009 | Lesedauer: ca. 6 Minuten    

Tube 2010: Erneut Produktionssteigerung bei Kunststoffrohrsystemen

Marktanteile im Bauwesen ausgebaut
Nach einem deutlichen Wachstumsschub im letzten Jahr wird die deutsche Kunststoffrohr-Industrie voraussichtlich auch 2008 wieder mit einer Produktionssteigerung abschließen. Wie der Fachverband der Kunststoffrohr-Industrie, der Kunststoffrohrverband e.V. (KRV, www.krv.de), in seinem aktuellen Jahresbericht mitteilt, konnte die Kunststoffrohr-Industrie 2007 bei der Produktionsmenge eine deutlich höhere Steigerungsrate erzielen als die deutsche Kunststofferzeugung insgesamt. Dabei profitierte die Kunststoffrohr-Industrie vor allem vom Export sowie von einer überdurchschnittlichen Entwicklung im Bauwesen, wo Kunststoffrohre zunehmend andere Werkstoffe substituieren.

Die Kunststoffrohr-Industrie hat in den letzten 50 Jahren große Erfolge erzielt. Kunststoffrohre finden sich heute in fast allen Anwendungsbereichen für Rohrsysteme, wie Abwasser, Trinkwasser, Kabelschutz und Gas. Wie praktisch alle anderen Branchen hatten auch die Kunststoffrohrhersteller 2008 mit gestiegenen Rohstoffpreisen zu kämpfen. Speziell die Kosten für die Vorprodukte von Polypropylen (PP) und Polyethylen (PE) haben sich nach Angaben des KRV im Verlauf des Jahres erheblich erhöht. Dabei ist eine Weitergabe der Preissteigerungen an die Abnehmer nur in den wenigsten Fällen in vollem Umfang möglich. Mengenmäßig dürfte der Zuwachs in 2008 geringer ausfallen als dies 2007 der Fall war. KRV-Geschäftsführer Dr. Elmar Löckenhoff sagte dazu in einem Interview: „Über alles rechnen wir bis Ende 2008 mit einem Absatzplus von rund 3,5% in Deutschland“.

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Für die deutsche Industrie nahm das Jahr 2007 insgesamt einen guten Verlauf. Nahezu alle Branchen konnten mit Produktionszuwächsen aufwarten. Auch der Kunststoffverbrauch und die Kunststoffproduktion in Deutschland nahm zu. Laut Branchenverband PlasticsEurope erzielten die deutschen Kunststofferzeuger 2007 mit über 20 Mio. Tonnen eine Rekordproduktion. Während die Produktion gegenüber dem Vorjahr um 2,8% stieg, legte der Kunststoffverbrauch in Deutschland um 2,3% zu.

Kunststoffrohrproduktion nahm überdurchschnittlich zu
Dieses Ergebnis konnten die deutschen Hersteller von Kunststoffrohren deutlich übertreffen. Nach Angaben des KRV nahm die Produktionsmenge 2007 um 6,7% auf insgesamt 710.000 Tonnen zu. Wie in den Vorjahren verzeichneten Rohrsysteme aus Polypropylen mit plus 20,0% das höchste Wachstum vor Polyethylen (plus 10,8%) und Rohren aus PVC-U, die leicht um 1,4% zurückgingen. Die Produktion von Kunststoffrohren stieg damit nicht nur deutlich stärker als die gesamte Kunststofferzeugung, sondern lag auch über dem Zuwachs der Bauindustrie (plus 4,0%). Laut KRV ist dies ein Beleg dafür, dass die Marktdurchdringung von Kunststoffrohrsystemen im Vergleich zu herkömmlichen Werkstoffen weiter zugenommen hat.

Vergleichbar den Vorjahren profitierte die Branche auch 2007 wieder vom Exportgeschäft. Insgesamt wurden 193.000 Tonnen Kunststoffrohrsysteme exportiert; der Exportanteil lag damit über alle Rohrmaterialien bei 27,2%. Über die Hälfte des gesamten Exportes entfiel auf Rohrsysteme aus PP, mehr als ein Viertel auf Rohre aus PE. Die Importe nahmen im Vergleich zum Vorjahr um 19,0% auf 50.000 Tonnen zu und erreichten damit einen Anteil von 7,0% an der deutschen Produktion. Der Inlandsverbrauch von Kunststoffrohren stieg 2007 gegenüber dem Vorjahr um 5,8% auf 568.000 Tonnen, davon entfielen 270.000 Tonnen auf die Verarbeitung von PE-Rohrsystemen, 247.000 Tonnen auf Polyvinylchlorid (PVC-U) und 51.000 Tonnen auf PP-Kunststoffrohrleitungssysteme.

Mit diesen Ergebnissen konnte die Kunststoffrohr-Industrie 2007 laut KRV insgesamt vorzeigbare Produktionszuwächse erzielen, die allerdings hinter den Erwartungen zurückblieben. So konnten die Kunststoffrohrsysteme beispielsweise im Anwendungsbereich „Entsorgung“ im Nennweitenbereich unter DN 300 die Geschäftserwartungen nicht erfüllen. Als Ursache wird von den Experten der Rückgang bei den Baugenehmigungen um 65.000 Wohnungen genannt. Vor allem im zweiten Halbjahr brach demnach die Nachfrage im genannten Marktsegment deutlich ein. Dies wird auf die Rücksteuerung der staatlichen Fördermaßnahmen, den Rückgang der privaten Bautätigkeit sowie auf die in den neuen Bundesländern erreichten hohen Kanalanschlussraten zurück geführt.

Die unterschiedliche Entwicklung von Baugenehmigungen und Produktion von Kunststoffrohrsystemen sind für den Verband ein Indiz dafür, dass Kunststoffrohrsysteme im Vergleich zu Wettbewerbsmaterialien Marktanteile gewonnen haben. Ein wesentlicher Grund dafür ist laut KRV die zunehmende Marktdurchdringung der Kunststoffrohrsysteme im Abwassernetz. Demnach verdrängen in diesem Bereich die vielfältigen Kunststoffrohrsysteme und Schächte sowohl bei der Neuverlegung als auch bei der Sanierung zunehmend die biegesteifen Werkstoffe. Darüber hinaus werden immer mehr Abwasserdruckrohrsysteme aus Kunststoff verbaut.

Ebenfalls erfreulich verlief 2007 die Entwicklung bei Kunststoffrohrsystemen für die Haustechnik. Die Produktion von Trinkwasser- und Fußbodenheizungsrohren aus Kunststoff stieg zwischen 2005 und 2007 um 14,8% auf knapp 155 Mio. Meter – trotz des Rückgangs bei den Wohnungsbaugenehmigungen um 24,0% in diesem Zeitraum. Vor allem bei den Fußboden- und Flächenheizungen werden nach KRV-Angaben praktisch ausschließlich Kunststoffrohrsysteme verwendet. Auch in der Trinkwasserhausinstallation findet dem Verband zufolge eine kontinuierliche Verdrängung von Kupferrohrsystemen statt.

Neue Märkte für Kunststoffrohrsysteme
Die Entwicklung leistungsfähigerer Werkstoffe, produktionstechnische Verbesserungen und Produktinnovationen machen Rohrleitungssysteme aus Kunststoff immer wirtschaftlicher und öffnen der Kunststoffrohr-Industrie neue Märkte. So wird zum Beispiel durch technische Weiterentwicklung der Werkstoff Polyethylen immer leistungsfähiger. Dazu wurden für PE-Rohrsysteme im Laufe der letzten Jahre kosteneffiziente Verlegetechniken entwickelt. Die Fachleute halten es deshalb für möglich, dass Versorgungsunternehmen ihre Rohrleitungssysteme in der Trinkwasser- und Gasversorgung zukünftig sandbettfrei verlegen können.

Positive Zukunftsperspektiven sollen sich für die Branche auch aus anderen Gründen ergeben. So soll auch die Kunststoffrohr-Industrie vom Export nach Osteuropa als Globalisierungsgewinner profitieren. Auch der Zwang zur Ressourcenschonung verspricht Wachstumspotenzial. Dies gilt für Anwendungsbereiche wie Erdwärme und Wärmerückgewinnung ebenso wie für den Ausbau der Telekommunikation sowie der Verkehrs- und Energieinfrastruktur. Für den Aufbau von Glasfasernetzen beispielsweise sind Kunststoffrohrsysteme nach KRV-Ansicht geradezu prädestiniert, weil Glasfaserstränge langlebige Schutzrohre benötigen.

Positive Aussichten für die Kunststoffrohr-Industrie verspricht auch der Sanierungsbedarf des maroden öffentlichen Kanalnetzes. Schätzungen zufolge müssen die Kommunen bis 2020 etwa 58 Mrd. Euro investieren, um eine geregelte Abwasserentsorgung gewährleisten zu können. Mit weiteren 50 Mrd. Euro werden die Kosten für die Sanierung des privaten Kanalnetzes beziffert. Rund 40,0% bis 70,0% der privaten Hausanschlüsse, so schätzt man, dürften defekt und damit sanierungsreif sein. Darüber hinaus ist durch die Veröffentlichung der TRGI 600 die Grundlage dafür geschaffen, Kunststoffrohrsysteme nun auch in der Gas-Hausinstallation einzusetzen.

Ein weiterer potenzieller Wachstumsmarkt sind die Industrierohre. Dieser Anwendungssektor ist zwar verglichen mit den anderen Verwendungsbereichen klein, doch nimmt die Bandbreite für den Einsatz von Kunststoffrohren in der Industrie stetig zu. Dies trifft zum Beispiel für die chemische Industrie zu oder für spezielle Anwendungen wie dem Schiffsbau. Die Anforderungen an Industrierohrsysteme sind meist vielfältig und je nach Industriebranche und Anwendungsbereich sind die Ansprüche und Materialanforderungen anspruchsvoll und komplex. Steigende Preise für metallische Werkstoffe und erweiterte Einsatzmöglichkeiten von Kunststoffrohren bilden die Basis für eine wachsende Nachfrage nach wirtschaftlichen Lösungen mit Kunststoffrohrsystemen.

Angesichts der aktuellen Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Finanzmärkte und deren Auswirkungen auf die Realwirtschaft ist eine Prognose für 2009 schwierig bis unmöglich. Die meisten aktuellen Prognosen gehen von einer schwächeren Konjunktur im nächsten Jahr aus. Das wird sich auch auf die Kunststoffrohrbranche auswirken. Doch besteht die Hoffnung, dass die Schwächephase nur eine relativ kurze Periode umfassen wird. Sie könnte demnach bereits 2010 wieder beendet sein. Deshalb ist es durchaus möglich, dass zum Zeitpunkt der nächsten internationalen Fachmesse Tube (www.tube.de), die vom 12. bis 16. April 2010 auf dem Düsseldorfer Messegelände stattfinden wird, für die Kunststoffrohrhersteller die Konjunktursonne erneut scheint.

Tube 2010, 12.-16. April 2010, Düsseldorf

Messe Düsseldorf GmbH, Düsseldorf

» insgesamt 127 News über "Messe Düsseldorf" im News-Archiv gefunden

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