Fachartikel vom 17.11.2003

Für die in den Fachartikeln dargestellten Inhalte sind ausschließlich die genannten Autoren bzw. Unternehmen verantwortlich.


GFK-Recycling: Das "European Composite Recycling Concept"

Fons Harbers, DSM Composite Resins, im Namen von European Composite Recycling Concept


Eine große Herausforderung für die GFK-Industrie (GFK = glasfaserverstärkte Kunststoffe) stellt in den kommenden Jahren die Frage dar, wie man mit den Produktions- und End-of-Live Abfällen umgeht. Neue Europäische Abfallrichtlinien für Deponierung und Verbrennung werden steigenden Druck auf die traditionellen Entsorgungswege ausüben. Die Deponierung von Composite-Abfall wird bis Ende 2004 in den meisten EU-Mitgliedsstaaten verboten sein und die Verbrennung wird bezüglich der Höhe des Energiegehalts bestimmten Höchstgrenzen unterworfen werden.

Um den verschiedenen EU-Abfallrichtlinien für End-of-Life-Materialien gerecht zu werden, fordern die Kunden – speziell aus den Marktsektoren Automobil- und Elektroindustrie – dass die GFK-Industrie für die Einhaltung dieser Vorschriften ein Composite-Abfall-Entsorgungs-Konzept bereitstellt. Dies bedeutet auch, dass Teile- und Halbzeuglieferanten bereit sein müssen, Mitverantwortung für das Recycling des Endof-Live-Abfalls zu übernehmen.

Bild 1:
Waste volumes generated by total FRP market
Bild 2:
FRP Waste Volumes generated by the Automotive Market

Aufgrund dieser Vorschriften und des wachsenden Drucks für umweltverträgliche Lösungen wird sich die GFK-Industrie von den traditionellen Abfallbeseitigungsverfahren verabschieden müssen. Deponierung und Verbrennung waren bisher die einfachsten und bevorzugten Methoden für 98 % des GFK-Mülls, während nur die verbleibenden 2 % auf alternative Wege wie z. B. Wiederverwertung und maschinelles Recycling entfallen. In Zukunft bedeutet Abfallmanagement, sich umweltfreundlicher Alternativen wie Endlos-Recycling, Wiederverwertung und neuer Zukunftskonzepte zu bedienen.

Es ist notwendig, integrierte Abfallmanagement-Konzepte zu entwickeln, welche den neuesten europäischen Standards entsprechen. Dies wird erhebliche zusätzliche Kosten verursachen, bis umsetzbare Konzepte verwirklicht werden können. Obwohl Firmen wie MCR, Miljotec und ERCOM die Durchführbarkeit von mechanischem Recycling im industriellen Maßstab bewiesen haben, sind derartige Unternehmungen zum jetzigen Zeitpunkt durch mangelnde Anwendungen noch unwirtschaftlich. Deshalb bleibt ein Ungleichgewicht zwischen sammelbarem Abfall und den potentiellen Endmärkten für Recyclingprodukte. Bis jetzt konnte keiner der für Recyclingprodukte geeigneten Märkte positive Werte erzielen.

Um diesen Herausforderungen gerecht zu werden, haben die europäischen Hauptlieferanten zusammen mit dem europäischen Verband der Composite Industrie (GPRMC) und verbundenen Unternehmen das "European Composite Recycling" Concept eingeführt. Dies wird dazu beitragen, die großen Investitionen zu finanzieren, welche für Entwicklung, Einführung und Vermarktung neuer Recycling-, Wiederverwertungs- und End-of-Life-Lösungen notwendig sind. Das Konzept sieht vor, dass an der GFK-Wertschöpfungskette beteiligte Unternehmen in Europa (und anderen Regionen) sich finanziell an der Entwicklung von Composite-Abfallmanagement-Lösungen für End-of-Life-Abfall beteiligen. Die Finanzierung wird dazu verwendet werden, um Recyclingmöglichkeiten zu sichern, um Forschungs- und Entwicklungs-Programme zu fördern, die sowohl neue als auch bewährte Wege des Einsammelns und des Recycling von GFK-Abfall erforschen, und um neue Märkte für Recycling-Produkte zu suchen und zu erschließen. Als Gegenleistung für die finanzielle Unterstützung sind die teilnehmenden Partner berechtigt, das "Green FRP Recycling Label" auf ihren Produkten wiederzugeben.

Dieses Label wird verwendet als

  • ein Etikett, welches auf Einzelteilen angebracht wird und darauf hinweist, dass alle Beteiligten ihren Beitrag geleistet haben.
  • eine Garantie für die Automobilhersteller, dass jedes Teil, welches das Etikett trägt, qualifiziert ist, um den Anforderungen des Abfallmanagement-Konzepts gemäß den neuesten europäischen Abfallvorschriften zu entsprechen.
  • eine Garantie für die Automobilhersteller, dass GFK-Zulieferer,
    welche berechtigt sind das Etikett zu nutzen, ihren Beitrag für die Bemühungen um das Recycling von GFK-Abfall und die Suche nach neuen Verwendungsmöglichkeiten und neuen Absatzmärkten für Recyclingprodukte leisten.
Das Hauptziel des Konzeptes ist es, ein Composite Abfallmanagementsystem auf PAN europäischer Basis einzurichten, durch
  • Entwicklung von Leistungskriterien für zertifizierte Recycling-Zentren, überall in Europa
  • Einführung und Finanzierung von Forschungs- und Entwicklungsprogrammen, um neue Technologien für das Recycling von GFK-Abfall zu finden
  • Erschließung und Entwicklung neuer Märkte für Recyclingprodukte
  • Entwicklung des "Green FRP Recycling Label" Image gegenüber Endverbrauchern und regionalen, nationalen und uropäischen Regierungen
  • vorbeugende Maßnahmen zur Vermeidung der Abfallproduktion
  • Einführung von leistungsfähigen Systemen für Sammlung und Transport des Abfalls
Mitwirkende an diesem Konzept profitieren durch
  • Nutzung des "Green FRP Recycling Label" auf ihren Produkten
  • Zugang zu Abfallmanagement-Konzepten und Recycling-Einrichtungen entsprechend den neuesten europäischen Abfallrichtlinien
  • das Überlassen des End-of-Life-Abfall-Handlings der ECRC-Organisation. Das Abfallmanagement des End-of-Life-Abfalls ist kostenlos
  • Möglichkeiten der Übergabe von Produktionsabfall und End-of-Life-Abfall von vor 2004 produzierten Teilen an das System auf Selbstkostenpreisbasis
  • Start von Aktivitäten zur Kostenreduzierung des Abfallmanagements
  • Finanzierung eines geschlossenen Composite Kreislaufs

Das ECRC Konzept wird durch die beteiligten GFK-Lieferanten finanziert. Der Hauptgrundsatz ist, dass der Verursacher bezahlt. Das Etikett wird einem Einzelteil nur verliehen, wenn alle daran beteiligten GFK-Lieferanten die finanziellen Bedingungen erfüllt haben, welche vom European Composite Recycling Concept für den Erwerb des Etiketts festgelegt werden.

Die finanziellen Bedingungen schließen ein:

  • einen Mitgliedsbeitrag für alle beteiligten GFK-Lieferanten, welcher auf dem Jahresumsatz des Unternehmens basiert und
  • eine Abgabe, welche die in der Produktionskette der Einzelteile eingebundenen Unternehmen für die Durchführung des Recyclings zu zahlen haben.
Zukunftsaussichten

Die Einführung des Konzepts wird bis Ende 2003 beendet sein. Momentan sind vier Arbeitsgruppen, welche aus Vertretern der führenden Firmen in der Wertschöpfungskette bestehen, mit der Ausarbeitung der Details des Konzeptes sowie den Mitgliedschaftsvoraussetzungen beschäftigt.

Da die Automobilindustrie offensichtlich die Hauptlast der neuen europäischen Gesetzgebung zu tragen hat, wird das European Composite Recycling Concept mit diesem Industriezweig starten. Später wird es auch für andere GFK-Marktsegmente offen sein, wie z.B. für die Elektroindustrie, den Schiffbau und die Windturbinenindustrie.


DSM Composite Resins

Carl-Bosch-Str. 38, Geb. U 508
67056 Ludwigshafen, Deutschland

Tel.:   +49 (0) 621 6047249
Email: fons.harbers@dsm.com

Internet: www.dsm.com


  zurück zur Übersicht  zurück zum Seitenanfang