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Schwere Teile für dicke Fische Reinhard Bauer - Technokomm, für Wittmann Battenfeld GmbH "Aqua-Farming" oder "Aqua-Kultur" steht heute als Herkunftsbezeichnung auf vielen Fischverpackungen im Supermarktregal. Wie umfangreich dieser Produktionszweig der Lebensmittelindustrie in den letzen Jahren geworden ist, wird allen Reisenden aufgefallen sein, die über die Küstengebiete Skandinaviens, Südamerikas oder der asiatischen Inselwelt geflogen sind. Rechteck an Rechteck bzw. Kreis an Kreis liegen die Fischzuchtanlagen in den Küstengewässern. Da die natürlichen Fisch-Vorkommen den wachsenden Bedarf nicht mehr decken können, wird in vielen Küstenregionen der Welt die Fischzucht in Aqua-Kultur Anlagen betrieben. Interessierten Flugreisenden werden beim Flug über die skandinavische Fjordlandschaft, aber auch anderswo in der Welt, die in Küstennähe schwimmenden Kreisansammlungen aufgefallen sein. Doch deren Bedeutung erschließt sich meist erst durch die Erklärung eines damit Vertrauten, ebenso, wie die Bedeutung des immer öfter anzutreffenden Herkunftsvermerks "Produziert in Aqua-Kultur" auf einer Fischverpackung im Tiefkühlregal. Die Kernkomponenten von Fischzuchtanlagen zwei dicht verschweißten Kunststoff-Rohrringe als Schwimmkörper mit einen Durchmesser von 60 Metern und mehr, die mit Distanzelementen (rechts) zueinander in Position gehalten werden. (Fotos: Akvar Group / Autor) Ähnlich muss es den Vertriebs- und Technik-Verantwortlichen bei Wittmann Battenfeld in Kottingbrunn, südlich von Wien gegangen sein, als sie vom norwegischen Unternehmen PLASTO mit der Anfrage zum Bau einer Spritzgießmaschine für großvolumige Komponenten von Fischzuchtanlagen konfrontiert wurden. Von Distanzhaltern zwischen konzentrischen Rohrkreisen, die als Schwimmkörper dienen, war die Rede. Je nach Größe liegt deren Gewicht im Bereich aktuell zwischen 25 und 45 kg, mit der Aussicht auf noch höhere Gewichte bei neuen Typen für Fischzuchtkäfige für die offene See. Zur Herstellung der bis zu 50 kg schweren Abstandhalter für Rohre mit den Durchmessern 200, 350, 400, 450 und 500 mm setzt PLASTO bewusst auf die Flexibilität einer Standard-Großmaschine, deren Spritzkapazität durch einen Zusatzmodul vergrößert wird. Zufrieden mit dem Ergebnis sind der PLASTO-Geschäftsführer Lars Stenerud, sowie Wittmann Battenfeld Gebietsverkaufsleiter und Projektleiter Edmund Kirsch und der Geschäftsführer von Battenfeld Schweden, Christian Hiljemark (von rechts nach links) Speziell, jedoch soviel "Standard", wie möglich Ganz vorne im Pflichtenheft stand die Forderung nach einer Standardmaschine als Anlagenbasis. Denn, klug geworden aus früheren Projekt-Erfahrungen, sollte die Maschine nicht nur für das konkrete Projekt optimal geeignet sein, sondern nach einem allfälligen Auftragsende ohne grundsätzliche Änderungen auch für andere Formteile in kleineren Größen/Gewichts-Relationen eingesetzt werden können. Ein Spritzgewicht von 50 kg HDPE stand als fixe Größe auf dem Wunschzettel. Darüber hinaus sollte die Maschine zusätzliches Potenzial für noch schwerere Formteile bieten. Und: PLASTO zog dazu ein, auf den ersten Blick, ungewöhnliches, aber offensichtlich in vielen Kreativzirkeln gereiftes Konzept aus der Tasche. Dazu wieder Battenfeld-Projektleiter Edmund Kirsch: "Nach einer eingehenden Analyse der Größen und Gewichte des Distanzhalter-Spektrums, wussten wir, dass schließseitig eine 1000 T Maschine ausreichen, aber spritzseitig eine Speziallösung erforderlich sein würde. Auf Basis dieser Erkenntnis entschieden wir uns als Ausgangsbasis für eine MacroPower 1000/19.000, mit der bewährten 2-Platten-Schließeinheit, in Kombination mit dem dazu passenden größten Spritzaggregat mit einer 165 mm Schnecke. Dessen Spritzkapazität von maximal 14.433 cm³ sollte durch einen Zusatzmodul in Form eines Kolbenreservoirs auf das benötigte Volumen von rund 85.000 cm³ aufgestockt werden, so der Vorschlag von PLASTO. Und, es blieb nicht nur beim Vorschlag, sondern PLASTO beteiligte sich aktiv an der Umsetzung des Lösungsvorschlages. Dazu wurde von PLASTO ein weiterer Partner in Form des portugiesischen Anlagenbauers PLASDAN ins Boot geholt. Dessen Beitrag war eine so genannte „Shot Pot“-Einheit, eine 250 mm Kolben-Einspritzeinheit mit einem rechnerischen Hubvolumen von 66.000 cm³. Diese über zwei Hydraulik-Zylinder betätigte Kolben-Einheit sollte oberhalb der Maschinen-Plastifiziereinheit auf fixen mechanischen Befestigungspunkten positioniert werden und über ein Mehrwegeventil mit dem, vom Maschinen-Spritzaggregat kommenden, Massestrom verbunden werden. Dies war die Ausgangsposition für unsere Techniker." Die für den Großvolumen-Spritzguss entwickelte Maschine ist eine MacroPower 1000/19000 Standardmaschine mit 1000 Tonnen 2-Platten-Schließeinheit und einem 165 mm Schnecken-Plastifizier- und Einspritzaggregat in Kombination mit einer 250 mm Kolben-Spritzeinheit mit einem Maximal-Hubvolumen von 66.000 cm³. Die Kolben-Spritzeinheit ist als flexibel einsetzbarer Ausrüstungsmodul in der „Huckepack“-Position oberhalb des Standard-Spritzaggregats montiert und über ein Mehrpositionsventil mit dem Hauptaggregat verbunden. Ein System für 10 bis 68 kg Spritzgewicht Über das Mehrwegeventil kann entweder die Maschine mit dem Standard-Spritzaggregat alleine betrieben werden, bei größeren Spritzvolumina über das vorher gefüllte Kolben-Reservoir oder bei größten Volumina durch die sequentielle Kombination beider Aggregate. Produktiv durch Parallelbetrieb Auch das Spritzgießwerkzeug ist durch spezielle Einrichtungen auf die Produktion von Großvolumen-Teilen abgestimmt. Zum Einen ermöglicht das Kühlungssystem kurze Zykluszeiten, zum Anderen übernehmen integrierte Nachdruckeinheiten die Schwindungskompensation unabhängig vom Spritzaggregat der Maschine. Produktiv ist die Maschine aber nicht nur durch die optimierte Prozesstechnik, sondern durch das Maschinensystem an sich. Beispiele sind die Antriebsenergie sparenden Leichtlauf-Linearlagern der Schließeinheit, oder die kurzen Werkzeugwechselzeiten durch die bei Maximalhub vollständig frei stehende bewegliche Maschinenplatte und die damit gegebene freie Zugänglichkeit von allen Seiten. Erfolgreich in Produktion gegangen Nach Abschluss der Optimierungsphase hat das auf den ersten Blick ungewöhnliche Maschinenkonzept seine Bewährungsprobe bestanden. Die Maschine ist im Plasto-Werk in Mittel-Norwegen in Betrieb gegangen. PLASTO-Geschäftsführer Lars Stenerud zieht Bilanz: "Nachdem wir unsere Wünsche und Vorstellungen an mehrere Maschinenhersteller herangetragen haben, fanden wir letztendlich im, für Innovationen offenen, Team von Wittmann Battenfeld die richtigen Kooperationspartner. Die Anlage erfüllt in vollem Umfang die erwarteten Leistungen, sodass wir das erwartete Potenzial dieses Geschäftsfeldes gut nutzen können. Das ist es letztendlich, worauf es ankommt." Und auch der Battenfeld-Projektleiter zieht Bilanz: "Für uns als Maschinenbauer bietet das modulare Maschinen-konzept das Potenzial ähnliche Kapazitätserweiterungen praktisch in jeder Schließkraft-klasse anbieten zu können. Es ist somit ein Rezept gegen teure Sonderkonstruktionen mit langen und risikoreichen Entwicklungszeiten, was nicht zuletzt auch für unsere Kunden den Vorteil von ausgereifter Serientechnik und der damit gegebenen Produktionssicherheit bietet." Über Wittmann Battenfeld Wittmann Battenfeld ist ein Unternehmen der Wittmann Gruppe ist ein führender Hersteller von Spritzgießmaschinen für die Kunststoffindustrie mit Firmensitz und Produktionswerk in Kottingbrunn / Niederösterreich und eigenen Vertriebs- und Servicegesellschaften, als auch Vertretungen in weltweit 60 Ländern . Das Produktionsprogramm umfasst die gesamte Spritzgießmaschinen-Palette von der Micro-Spritzgießmaschine bis zu Großmaschinen mit 1.600 Tonnen Schließkraft, sowie Vertikalmaschinen und Maschinen für den Mehrkomponenten-Spritzguss. Umfangreiche anwendungstechnische Technologiepakete runden das Angebot ab, das durch die Angebotspalette für Robotik und Peripheriegeräte aus dem Hause Wittmann ergänzt wird. Über PLASTO PLASTO ist ein 1942 gegründetes norwegisches Privatunternehmen mit dem Firmensitz in Andalsnes am Romsdalsfjord in Mittelnorwegen, das in dritter Generation von der Familie Stenerud geführt wird. In den 70 Jahren des Bestehens hat sich das Unternehmen aus einem Holz verarbeitenden Betrieb, zum Schreibwarenhersteller und ab 1955 mit der Einführung des Firmennamens „PLASTO“ zum Kunststoffverarbeiter gewandelt. Heute ist PLASTO ein hoch automatisiertes Kunststoffverarbeitungsunternehmen mit 35 Beschäftigten und 21 Spritzgießmaschinen im Schließkraftbereich von 30 bis 1.300 Tonnen. 20 Prozent des Umsatzes gehen in die Entwicklung innovativer Spritzgussanwendungen, vor allem für die Öl- und Gas-Industrie, für Fischzucht-Unternehmen, die Möbelindustrie und in kleinerem Ausmaß für die Landwirtschaft oder die Autoindustrie. Wittmann Battenfeld GmbH Wiener Neustädter Straße 81 Tel.: +43 2252 404-0 Internet: www.wittmann-group.com |
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