Fachartikel vom 12.12.2003

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Probleme bei der Verwertung von braunen PET-Bierflaschen

Dr. Thomas Probst, Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V.

Nach Einführung des Pflichtpfandes zum 1. Januar 2003 wurden von den Getränkeabfüllern immer größere Mengen an Mineralwässern und Softdrinks in PET-Flaschen abgefüllt. In den Handelsketten wurde die Substitution von Glas zu PET zunächst in klare durchsichtige und durchsichtig gefärbte PET-Flaschen vorgenommen.

Für das Recycling von PET-Einweg und -Mehrwegflaschen bestehen hochwertige werkstoffliche Verwertungsmöglichkeiten, wie zum Beispiel die Herstellung von Fasern, Regranulaten, Folien, Behältern und Getränkeflaschen. Bei diesem werkstofflichen Recycling werden bis zu etwa 85 % des eingesetzten PET-Materials wiederverwertet. Beim bottle-to-bottle-Verfahren werden bis zu 50 % an Flaschenrezyklat für die Herstellung der PET-Preforms von Getränkeflaschen verwendet.

Nachdem beim Recycling verschiedene Trenn- und Reinigungsverfahren für die einzelnen PET-Ströme durchlaufen wurden, liegen hochreine Materialien vor mit einem Störstoffanteil von kleiner 100 ppm. Diese Verwertungsverfahren werden für die PET-Rückläufer aus dem Mehrwegbereich, aus den DSD-Sammlungen und aus dem Pflichtpfand erfolgreich eingesetzt. Die hochwertige Verwertung von PET-Flaschen beruht nicht zuletzt auf der Homogenität des Flaschenmaterials, das in der Abfüllung eingesetzt wird und über den Verkauf und die anschließende Entsorgung schließlich zum Recycling kommt.

Des Weiteren konnten sichere Verwertungswege und -Märkte in Deutschland und Europa für die PET-Materialien aufgebaut werden, die aber durch die umfangreichen Exporte von PET-Flaschen nach Fernost zunehmend in Gefahr geraten.


Braun im Vormarsch

Die Abfüllung von Bier in braune PET-Einwegflaschen und deren Verteilung erfolgte zunächst in bestimmten Testgebieten. Nun wird die Abfüllmenge von Bier in PET braun stetig über ganz Deutschland hinweg ausgeweitet. Die braunen PET-Flaschen mit einem Inhalt von 0,5 l Bier ersetzen die Bierdose und werden zunehmend vom Verbraucher akzeptiert. Im Handel befinden sich zurzeit zwei verschiedene PET-Flaschentypen mit unterschiedlichen Barriereschichten, um das Ausgasen der Kohlensäure durch die Flaschenwandungen zu reduzieren. Das ist erstens die weit verbreitete Multilayerflasche, die aus drei Schichten zusammengesetzt ist. Die sehr dünne mittlere Innenschicht dieser Flasche besteht aus PA. Die drei Schichten sind im oberen und unteren Flaschenteil so miteinander verarbeitet, dass deren vollständige Auftrennung beim Recycling nicht möglich ist. Ebenso weit verbreitet ist der zweite Flaschentyp, die innenbeschichtete braune PET-Flasche. Hier verhindert eine dünne Kohlenstoffschicht den Gasdurchtritt. Beide Bierflaschen haben ein ähnliches netto PET-Gewicht mit ca. 26 bzw. 28 g. Die Monolayerflasche ist deutlich heller als die Multilayerflasche.


Braun macht Probleme

Nachdem der Handel gezielt den Anteil von braunen PET-Flaschen steigert, um das Marktsegment der Bierdose entsprechend besetzen zu können, weist der bvse eindringlich auf die damit zusammenhängenden Probleme für das hochwertige PET-Recycling hin. Die zunächst recht einheitlichen PET-Stoffströme werden durch die braune Bierflasche weiter aufgefächert. Für die braunen PET-Flaschen bestehen zurzeit nur sehr eingeschränkt Verwertungsoptionen. Große Teile der braunen PET-Bierflasche gelangen durch Aussortieren in die Kunststoff-Mischfraktion und damit in die rohstoffliche oder thermische Verwertung bzw. in die Beseitigung. Die Wertschöpfung der PET-Flaschen kann durch die Getrennthaltung der Bier- von den Getränkeflaschen zwar deutlich gesteigert werden; dies wird aber von Seiten des Handels eher selten praktiziert. Damit wird die aufwendige Nachsortierung der PET-Flaschenfraktionen dem Entsorger bzw. Verwerter angelastet, dem aber die hierdurch entstehenden Zusatzkosten nicht vergütet werden. Diese zusätzlichen Kosten für Sortieren, Lagern und Verarbeiten von PET-braun stehen in keinem Verhältnis zu möglichen Erlösen.

Eine quantitative Abtrennung der PA-Innenschicht ist bei der Multilayerflasche nicht gewährleistet. In Folge hiervon wird die Verunreinigung des PET durch das verbleibende PA bedingt und somit ergibt sich eine deutliche Verminderung der Vermarktungsmöglichkeiten und des zugehörigen Marktwertes. Die innenbeschichtete Monolayerflasche ist zwar deutlich recyclingfreundlicher als die Multilayerflasche gestaltet, aber die Monolayerflasche vergrößert den Anteil an PET-bunt. Für PET-bunt können nur deutlich niedrigere Preise erzielt werden als in den Bereichen PET-klar und PET-hellblau. Der Absatzmarkt für PET-bunt ist begrenzt, wodurch wiederum die rohstoffliche oder thermische Verwertung bzw. die Beseitigung für diese Fraktion begünstigt sind.

Die speziellen Probleme der braunen Bierflasche werden noch durch ein grundsätzlich bestehendes Problem beim PET-Recycling überlagert. Bei den oben genannten PET-Bierflaschen behindern häufig die aufgebrachten Papieretiketten das weitere Recycling unnötig, da die Etiketten in Anlehnung an die Glasflasche nicht die PET-Flasche umschließen, sondern flächig verklebt sind. Die Flaschenetiketten sind teilweise so sehr mit der Flasche verklebt, dass die üblichen Laugungsverfahren für das Ablösen der Etiketten nur gering greifen. Das Problem der festhaftenden Papieretiketten sollte jedoch einfach zu beseitigen sein, indem der verwendete Klebstoff nach Maßgabe der Recycler modifiziert wird. Der bvse setzt sich dafür ein, dass die Forderungen der Entsorgungswirtschaft für eine recyclinggerechte braune PET-Bierflasche, die in verschiedenen Arbeitskreisen bereits frühzeitig formuliert und dargelegt wurden, auch vor dem Hintergrund der Integrierten Produkt-Politik (IPP) erfüllt werden. Diese Forderungen beziehen sich bei der Etikettierung auf den Klebstoff und das Labelmaterial. Für das Label werden Papier oder PO eingesetzt, von denen eine einzelne umlaufende PO-Etikettierung als vorteilhaft erachtet wird.


Dr. Thomas Probst ist der bvse-Fachreferent für den Bereich Kunststoffrecycling.


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