Fachartikel vom 15.09.2003

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PVC-Recycling durch Verwertungsmix

Dr. Wilfried Schmitt, Dipl.-Ing. Michael Vetter, AgPU

Die Produktionszahlen und die Marktentwicklung von PVC weisen einen weiterhin positiven Trend auf. Die PVC-Branche sichert und schafft Arbeitsplätze. Herstellung und Verarbeitung von PVC bedeuten in Deutschland etwa 20 Milliarden Euro Umsatz und 170.000 Beschäftigte in mehr als 5.000 Unternehmen aus Herstellung, Verarbeitung und Handwerk. Die PVC-Branche repräsentiert damit etwa ein Viertel der Kunststoffbranche, die als Wachstumsbranche Nummer eins im produzierenden Gewerbe in den letzten 20 Jahren die meisten Arbeitsplätze geschaffen hat.

unststoffrecycling ist heute ein fester Bestandteil der Kreislaufwirtschaft und der PVC-Branche. Ein Verwertungsmix aus werkstofflichem und rohstofflichem Recycling und der energetischen Verwertung bildet dabei die Grundlage im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung. Festgeschrieben ist dieser Grundsatz auch in der Freiwilligen Selbstverpflichtung "Vinyl2010" der PVC-Branche. Nicht zuletzt durch die finanzielle Unterstützung von "Vinyl2010" und damit der gesamten PVC-Branche (PVC-Hersteller, Additiv-Hersteller und Verarbeiter) konnten eine Vielzahl von Recyclingaktivitäten gestartet und ausgebaut werden.


Werkstoffliches Recycling


Zirka 60 % des jährlich produzierten PVC wird zu Bauprodukten verarbeitet. Für diese PVC-Produkte, Fenster, Rohre, Bodenbeläge und Dachbahnen wurden Anfang der 90er Jahre Verwertungsanlagen errichtet und Sammelsysteme aufgebaut.


Die Recyclinganlagen basieren auf grundsätzlich gleichen verfahrenstechnischen Prozessen und setzen sich zum Beispiel aus Zerkleinerungstechnik sowie Förder- und Sortieraggregaten zusammen. Das zurückgewonnene PVC-Mahlgut wird zur Herstellung von neuen PVC-Fensterprofilen, Bodenbelägen, Rohren und Dach- und Dichtungsbahnen wieder eingesetzt. Im Zusammenhang mit der Freiwilligen Selbstverpflichtung zum werkstofflichen Recycling ist es Zielsetzung der laufenden und künftigen Bemühungen, die gesammelten Mengen an recyclierfähigen PVC-Materialien weiter zu steigern.


Rohre

Kunststoffrohrverband (KRV) und Gütegemeinschaft Kunststoffrohre (GKR) haben - verbunden mit einer Rücknahmeverpflichtung - ein Sammel- und Wiederverwertungssystem für Rohrreste sowie ausgebaute Rohre und Formteile aus Kunststoffen aller Art konzipiert. Es ist seit Beginn des Jahres 1994 unter der Regie des GKR bundesweit eingeführt.


Fenster

Seit Mitte 1991 existieren in Deutschland und Österreich Sammelsysteme zur Rücknahme und Wiederverwertung von Fensterprofilen. Die Rewindo GmbH, gegründet Ende Juni 2002, vereint die bisherigen Gesellschafter der Fenster-Recycling-Initiative (FREI) sowie das Unternehmen VEKA AG. Der Rewindo GmbH obliegt die Kontrolle, Koordination und Dokumentation der Umsetzung der Freiwilligen Selbstverpflichtung der europäischen PVC-Branche im Bereich werkstoffliche Verwertung von PVC-Altfenstern und Produktionsabfällen aus der Herstellung von PVC-Fenstern bzw. Fensterprofilen sowie artverwandter Produkte.


Bodenbeläge

PVC-Hersteller und führende Bodenbelaghersteller sammeln bereits seit 1990 über die Arbeitsgemeinschaft PVC-Bodenbelag-Recycling (AgPR) Bodenbeläge zur Verwertung. Die Erfassung der PVC-Altbeläge erfolgt im Auftrag der AgPR bundesweit durch Entsorgungsunternehmen und Logistikpartner.


Dachbahnen

Die Arbeitsgemeinschaft für PVC-Dachbahnen-Recycling (AfDR GmbH), ein Zusammenschluss von PVC-Dachbahnen-Herstellern, hat in Troisdorf eine Recyclinganlage für PVC-Dachbahnen errichtet, die im September 1994 offiziell in Betrieb genommen wurde.
Gebrauchte, aber sortenreine PVC-Dachbahnen werden über eine zentrale Logistik von der Anfallstelle abgeholt und der Verwertung zugeführt.


Kabel

Ein Großteil der heute anfallenden Kabelabfälle wird durch Kabelzerlegebetriebe aufbereitet. Deren Interesse galt bisher im Wesentlichen den Leitermetallen Kupfer und Aluminium. Die Recyclate, die hauptsächlich PVC, aber auch andere Materialien wie Polyethylen und Gummi sowie Restkupfer enthalten, sind Ausgangsstoffe für verschiedene Produkte (z. B. Bakenfüße für die Straßenverkehrssicherung).
Für die bisher nicht verwertete Restfraktion können rohstoffliche Verwertungsverfahren und auch Löseverfahren zum Einsatz kommen: Eine spezielle Eigenschaft des PVC ist die vollständige Löslichkeit in bestimmten Lösemitteln. Auf Basis dieses Wissens wurden in der Vergangenheit verschiedene Löseverfahren für Kunststoffabfälle entwickelt. Auch die Forscher der Solvay S.A. haben sich die Löslichkeit von PVC zunutze gemacht und auf Basis dieser Eigenschaft ein neues Recyclingverfahren namens VINYLOOP® entwickelt.
SolVin, ein Tochterunternehmen von Solvay und BASF, und Partner u. a. aus der Kabelverwertungsindustrie haben im Rahmen eines gemeinsamen Projektes im März 2001 den Bau einer Verwertungsanlage auf Basis der VINYLOOP®-Technologie in Ferrara, Italien, begonnen, und im Februar 2002 fertig gestellt. Insgesamt verfügt die Anlage über Aufbereitungskapazitäten von ca. 10 kt/Jahr.




Planen

Das französische Unternehmen Ferrari, das auf die Produktion von PVC-beschichteten Geweben (z. B. Planen, Zelte) spezialisiert ist, hat mit Solvay einen Vertrag geschlossen, um das VINYLOOP®-Verfahren für seine PVC-Produktpalette zu nutzen. Das dabei hergestellte Vinyloop-Pulver ist wieder für die Herstellung neuer Planen vorgesehen.


Scheckkarten und ähnliches

PVC-Karten werden weltweit vielfältig und in großer Stückzahl eingesetzt. Neben den Hauptanwendungen als Kreditkarte, Girokarte oder Identifikationskarte der Krankenkassen, werden Mitgliedsausweise für Bahnkunden oder Kundenkarten für Kaufhausketten und Automobilclubs immer häufiger aus PVC hergestellt. Auf dem Werksgelände der Klöckner Pentaplast GmbH in Gendorf wird Abfall aus Kartenmaterial durch den Subunternehmer MEPEX aufbereitet. Aus dem Mahlgut werden im österreichischen Spritzgießbetrieb der Firma MEPEX z. B. Abstandshalter für die Bauindustrie und Keile zur Fixierung von Rollen gefertigt. Ein anderer Scheckkarten-Recycler, die Firma BEKU in Beverungen, fertigt aus Scheckkartenabfällen Kabelabdeckungen und Kabelschutzrohre.


Verpackungen

Im Verpackungssektor wird die PVC-Fraktion seit 1990 durch das Duale System Deutschland AG (DSD) erfasst und über den Garantiegeber DKR der Verwertung zugeführt. PVC-Verpackungen werden im Mengenstromnachweis des DSD nicht gesondert aufgeführt, sondern mit den anderen Verpackungen der Verwertung zugeführt.


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