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interpack 2014: Verpackungen für Industriegüter - Hightech unter schwierigen Bedingungen Sascha Rentzing, Messe Düsseldorf GmbH Strom und Rohstoffe werden teurer, knappe Frachtkapazitäten treiben die Transportkosten. Wie lassen sich unter diesen schwierigen Bedingungen hochwertige Verpackungen ohne nennenswerte Preissteigerungen anbieten? Die Hersteller von Industrieverpackungen zeigen, dass es geht: indem sie günstigeres Recycling-Material verwenden, Logistikkonzepte mitentwickeln und auf die Eigenstromversorgung mit erneuerbaren Energien setzen. ![]() Mehr als nur verpacken: Anbieter von Industrieverpackungen müssen sich auch Gedanken über den Transport großer Güter machen. (Foto: Schütz) Die Hersteller von industriellen Verpackungen treffen die Preissteigerungen besonders hart. Ihre Behälter, Paletten, technischen Teile und Werkstückträger bestehen meistens aus Kunststoff. Er ist leicht und widerstandsfähig, doch wird für die Produktion von Kunststoffverpackungen im so genannten Spritzgussverfahren viel Energie benötigt. Außerdem sind die Hersteller auf Granulat angewiesen, das sehr gefragt und nicht mehr in beliebiger Menge verfügbar ist. "Langfristig bedeutet das nicht nur einen Preisanstieg aller Ladungsträger, die Verfügbarkeit wird über kurz oder lang zu einem entscheidenden Kriterium", sagt Udo Schwabe, Marketingchef der deutschen Niederlassung des Schweizer Behälterspezialisten Utz Group. Steigende Transportkosten verschärfen die Lage. Das Problem ist, dass die großen Industrieverpackungen beim Transport zu den Kunden auf LKW und Zügen relativ viel Platz benötigen. "In dieser Situation sind Kosteneinsparungen kaum durchsetzbar", so Schwabe. Kunden werden anspruchsvoller Während der finanzielle Spielraum für die Unternehmen schrumpft, werden die Kunden immer anspruchsvoller. Ob Großhandel, Lebensmittel- oder Pharmaindustrie – alle relevanten Branchen wollen ihren Kohlendioxid-Fußabdruck verringern und legen Wert auf nachhaltige, ressourcenschonend hergestellte Verpackungen, die dadurch aber nicht an Stabilität einbüßen. Außerdem setzen die Unternehmen auf hoch automatisierte Fördertechniken, um einen reibungslosen Materialfluss zu gewährleisten. Das stellt hohe Anforderungen an die Verpackungen. "Auch für Industrieverpackungen gilt: Schutz des Produktes bei weniger Material für die Verpackung. Weniger Material bedeutet auch weniger Platzbedarf für das verpackte Produkt", erklärt Vera Fritsche, Referentin im VDMA Fachverband für Nahrungsmittelmaschinen und Verpackungsmaschinen. Zudem müssen die Behälter identifizierbar werden, damit sie sich durch verschiedene Logistiksysteme steuern lassen. "Codierung spielt eine sehr wichtige Rolle, insbesondere im Hinblick auf die Rückverfolgbarkeit des Produktes über die gesamte Distributionskette wie auch für die gesamte Intralogistik", erklärt Fritsche. Vor allem die neuartige Inmould-Labeltechnik gewinnt an Bedeutung. Sie ermöglicht besonders langlebige und gut zu reinigende Etiketten, ist dafür aber aufwendiger und teurer als die bisher gängigen Barcodes. Sie werden in einem nachgelagerten Schritt einfach auf die Verpackungen geklebt, während das Inmoulding in die Produktion des Behälters integriert ist. Vorbedruckte Etiketten werden in das Spritzgießwerkzeug eingelegt und verbinden sich mit der Kunststoffschmelze, wenn der flüssige Kunststoff in das Werkzeug gespritzt wird. Zu den Anforderungen an die Verpackungsanbieter zählt auch, dass sie platzsparende Behältnisse anbieten können. "Fracht- und Lagerflächen werden nicht nur knapper, sondern sind auch teuer", erklärt Fritsche. Den Druck geben die Unternehmen an die Verpackungsindustrie weiter. Es werden Behälter gewünscht, die volumenreduzierbar sind, seien es Klappbehälter, konische Behälter oder Drehstapelbehälter. Die große Herausforderung besteht für die Verpackungshersteller nun darin, die erforderlichen Innovationen ohne Qualitätseinbußen und möglichst kostenneutral anzubieten. Auf der interpack 2014 vom 8. bis 14. Mai 2014 in Düsseldorf können sich Besucher ein Bild machen, mit welchen Strategien und Produkten die Anbieter von Industrieverpackungen den Marktanforderungen gerecht werden wollen. Die interpack verspricht viele interessante Eindrücke, denn die Bemühungen um Neuerungen und Kosteneinsparungen laufen bei den Verpackungsspezialisten auf Hochtouren. Der Kölner Fässerspezialist Greif beispielsweise will nach Aussage von Geschäftsführer Dirk Heidmeyer quer durch das Unternehmen kurzfristig weitere Kosten- und Effizienzpotenziale erschließen. "Auf diese Weise verfolgen wir für unsere Kunden zwei wesentliche Ziele: Erstens wollen wir alles daransetzen, die Verpackungskosten für unsere Kunden langfristig so niedrig wie möglich halten, zweitens soll die Verbesserung der Ertragslage zur Zukunftssicherung im Sinne von 'The Safe Choice' beitragen." 'The Safe Choice' laute das Versprechen Greifs, jederzeit hochwertige Verpackungen mit größtmöglicher Produkt- und Liefersicherheit anbieten zu können. Keine Packung wie die andere ![]() Reinheitsgebot: Sollen Lebensmittel in die großen Intermediate Bulk Container abgefüllt werden, gelten bei der Produktion höchste Hygienevorschriften. (Foto: Schütz) ![]() Aus alt macht neu: Rohstoffe für Kunststoff sind gefragt und teuer. Behälter und Paletten werden daher immer öfter aus recycelten Materialien gefertigt. (Foto: Schütz) VDMA-Expertin Fritsche nennt ein weiteres Beispiel für eine ressourcenschonende wiederverwendbare Verpackung: die so genannte X-Fach-Klappspule der Firma DS Smith Packaging für den Versand von Gummidichtungen, Schläuchen, Schnüren und ähnlichem. "Sie lässt sich mit zwei Handgriffen aufstellen und zusammenlegen. Beim Flachlegen der Spule bleiben alle Teile miteinander verbunden und der Verlust von Bauteilen beim Rücktransport ist ausgeschlossen. Durch die robuste Konstruktion aus Wellpappe kann die Klappspule mehrfach verwendet werden", so Fritsche. Auch bei Utz liegt ein Schwerpunkt auf der nachhaltigen, kosteneffizienten Produktion seiner Kunststoff-Ladungsträger. In einem firmeneigenen Recycling-Center werden Boxen und Paletten wieder zu Granulat verarbeitet. Parallel entwickelt das Unternehmen neue Verpackungs-Materialien wie Wood Plastic Composite, eine Mischung aus Holz und Kunststoff. Um sich selbst mit Ökostrom zu versorgen, hat Utz zudem in eine eigene Solaranlage und ein Blockheizkraftwerk investiert. "Das sind zunächst hohe Investitionen, die uns aber langfristig unabhängiger machen von Strombörsen und staatlichen Preiseingriffen", erklärt Marketing-Chef Schwabe. Neben Nachhaltigkeit und Kostenreduktion spielen bei Utz Flexibilität in der Produktion und Lieferbereitschaft eine zentrale Rolle. "Eines ist festzustellen: Anstelle der Universallösung für Mehrwegverpackungen, wie sie vielleicht vor einigen Jahren auf der Agenda stand, werden jetzt branchen- und kundenindividuelle Lösungen gesucht", sagt Schwabe. So habe Utz in Zusammenarbeit mit Fleischverarbeitern und der Organisation für globale Standards GS1 einen neuen, so genannten E-Performance-Fleischbehälter entwickelt, der dank verbesserter Bodengeometrie und Eckkonstruktion besonders stabil ist und für eine bessere Identifizierung innerhalb der Lieferkette an allen vier Seiten ein Inmould-Label trägt. ![]() Versandturm: Wie lassen sich möglichst viele Behälter ohne große Anstrengungen befördern? Spezieller Transporteinheiten machen es möglich. (Foto: Utz Group) Um den Branchen die vielen Verpackungslösungen anbieten zu können, investiert Utz stetig in die Erweiterung seines Maschinenparks. Mittlerweile stehen allein in der Schweizer Produktion in Bremgarten 29 Spritzgussmaschinen. "Wir haben keine Produkte, die Monoproduktanlagen rechtfertigen würden", heißt es bei dem Unternehmen. In der Verpackungsbranche herrscht viel Bewegung. Messe Düsseldorf GmbH Stockumer Kirchstrasse 61 Tel.: +49 (0) 211 4560-01 Internet: www.messe-duesseldorf.de |
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