Fachartikel vom 07.06.2016

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K 2016: Beim Recycling geht noch mehr

Messe Düsseldorf, Presseteam der K 2016

Technologisch ist Kunststoffrecycling heute überhaupt kein Problem mehr. Inhouse-Recycling hat sich quer durch alle Branchen längst etabliert. Die abfallfreie Fabrik ist bei Kunststoffverarbeitern, die mit sortenreinen Rohstoffen arbeiten, eine Selbstverständlichkeit geworden. Auch für Post-Consumer-Abfälle gibt es immer ausgereiftere Verwertungskonzepte, wodurch die damit hergestellten Regranulate problemlos anstelle von Neuware eingesetzt werden können.

Der Kunststoffverbrauch lag in der gesamten europäischen Branche laut dem Erzeugerverband Plastics Europe bei 47,8 Millionen Tonnen, wovon mit 25,8 Millionen Tonnen mengenmäßig rund die Hälfte nach Benutzung auch wieder gesammelt wurde. Die Sammelquoten sind in den von Plastics Europe betrachteten 28 EU-Staaten plus Norwegen und der Schweiz weiterhin sehr unterschiedlich.

Zwar wurde in neun Ländern mittlerweile ein Deponie-Verbot für Kunststoffreststoffe ausgesprochen, aber in anderen Ländern liegen die deponierten Anteile mit bis zu 70 Prozent der gesammelten Reststoffe noch immer sehr hoch. In Summe werden von den gesammelten Reststoffen in Europa mittlerweile rund zwei Drittel einer Verwertung zugeführt, während 30,8 Prozent deponiert werden. Von den Kunststoffresten, die verwertet werden, wird mit 7,7 Millionen Tonnen wiederum die Hälfte werkstofflich recycelt und der Rest thermisch verwertet.

Hauptfraktionen sind Polyolefine
Polyolefine sind mit rund 9,5 Millionen Tonnen PP, 8 Millionen Tonnen PE-LD und PE-LLD sowie 6 Millionen Tonnen PE-HD und PE-MD mengenmäßig die am häufigsten verwendeten Kunststoffe in Europa, machen sie doch zusammen etwa die Hälfte des Gesamtverbrauches aus. Handelt es sich um sortenreine Reststoffe, so lassen sich diese hervorragend aufbereiten und dementsprechend gibt es zahlreiche Verwertungsbetriebe, die sich mit Polyolefin-Recycling beschäftigen.

Schwieriger ist es, wenn PE und PP-Gemische vorliegen, die sich aufgrund ihrer sehr ähnlichen Dichte schlecht voneinander trennen lassen, hier sind NIR-Trennverfahren heute Stand der Technik. PE und PP lassen sich aber auch gemeinsam zu hochwertigen Produkten wieder aufbereiten.

PET-Recycling etabliert, aber erweiterbar
Knapp 7 Prozent des gesamten Kunststoffverbrauchs oder rund 3,1 Millionen Tonnen PET wird in Europa pro Jahr verbraucht, der Löwenanteil für die Herstellung von Flaschen. Insgesamt erreichen die 30 Länder in Europa eine durchschnittliche Sammelquote bei PET von 57 Prozent. So wurden im Jahr 2014 1,75 Millionen Tonnen Post-Consumer-PET-Abfälle gesammelt. Allerdings werden bisher fast ausschließlich Flaschen gesammelt, die in der Regel in eigenen Sammelsystemen erfasst werden. Obwohl es von Anfang an das Ziel war, die gesammelten Flaschen-Flakes in die Flaschenherstellung zurückzuführen, hat die Industrie Abnehmer in anderen Bereichen gesucht und gefunden. Insbesondere für Folienhersteller sind Post-Consumer-Flaschenflakes immer interessanter geworden, so dass sie 2014 mit 34 Prozent den größten Anteil der gesammelten Reststoffe in ihrem Industriezweig nutzten. Knapp 30 Prozent der Flakes wurden in Blasformanwendungen genutzt, 26 Prozent in der Faserindustrie und der Rest für Verpackungsbänder und andere Produkte.

„Regranulate, die in Spritzgießanwendungen zur Herstellung neuer Flaschen für den Food- oder Nonfood-Kontakt nötig sind, werden derzeit weniger erzeugt, da die Preise für Virgin-Materialien stark gefallen sind“, erklärt Elfriede Hell, Leiterin der Sparte Recycling Technology beim österreichischen Anlagenhersteller Starlinger. Im Gegensatz zu den gebrauchten Flaschen landen Schalen und Folien nach Benutzung meist in der thermischen Verwertung oder gar auf Deponien. „Hier tut sich in der jüngsten Vergangenheit etwas. Wir haben einige Kunden, die sich speziell für Recyclingprojekte für Trays und Folien interessieren“, betont Elfriede Hell.

PVC-Recycling erreicht hohe Verwertungsquoten
Gerade das Recycling von PVC, einem Werkstoff, der aufgrund seiner hervorragenden mechanischen Eigenschaften mit über 70 Prozent insbesondere in der Baubranche, aber auch im Verpackungs-, Möbel- und Medizinsegment nicht wegzudenken ist, hat sich in den vergangenen Jahren sehr positiv entwickelt. Die durch werkstoffliches Recycling hergestellten PVC-Rezyklate finden insbesondere Einsatz im Bereich von Bau-Anwendungen, zum Beispiel wieder für Profile und Rohre, aber auch in Garten und Landwirtschaft.

Verbundstoffe sind für das Recycling oft verloren
Während sich Post-Consumer-Produkte aus reinen Polymeren sehr gut aufbereiten lassen, sieht dies bei Verbundprodukten, die aus zwei oder sogar mehr Rohstoffen bestehen, ganz anders aus. Deshalb fordert Dr. Michael Scriba, mtm-plastics-Geschäftsführer und Mitglied bei Plastics Recyclers Europe (PRE) und im Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (bvse), von vornherein ein recyclingfreundliches Design für Verpackungen, die einen Großteil der Post-Consumer-Abfälle ausmachen. Ganz wichtige Aspekte sind dabei, möglichst auf Füllstoffe wie Kreide in PE- und PP-Verpackungen zu verzichten, Kunststoff-Papier-Verbunde zu vermeiden, nur mäßig zu pigmentieren und darauf zu achten, dass die Dichte von allen Produkten deutlich abseits von 1 g/cm3 liegt, damit eine Dichte-Trennung möglich ist.

In der Branche gibt es gleichzeitig Bestrebungen, Verwertungskonzepte für gemischte Abfälle zu entwickeln. Einen sehr interessanten Ansatz verfolgt dabei die Trenntechnik Ulm GmbH, die ein chemisches Trennverfahren für PE/PA-Verbundfolien entwickelt und eine beispiellose Produktionsanlage mit einer Kapazität von 10 Tonnen/Tag aufgebaut hat.

Fazit
Obwohl Recycling heute in aller Munde ist und auch in der Kunststoffbranche in vielen Projekten gelebt wird, konstatieren Experten immer wieder, dass im Vergleich zu anderen Branchen zu wenige Altkunststoffe anstelle von Neuware eingesetzt werden. Es ist also davon auszugehen, dass sich diese Quoten in den kommenden Jahren weiter erhöhen werden, denn der Einsatz von Rezyklaten ist sowohl aus ökologischen als auch aus ökonomischen Gründen sehr gefragt. „Marine Litter“, die Verschmutzung der Meere mit Abfällen, hat den verantwortungslosen Umgang mit Abfällen vor allem in Schwellenländern weltweit sichtbar gemacht und die Forderungen anderer Konsumenten nach einem nachhaltigen Umgang mit Ressourcen befördert. Musterprojekte wie die „Ocean bottle“ sind dabei nicht nur sehr interessante Beispiele, sondern helfen die Öffentlichkeit, vor allem die Konsumenten für die Thematik zu sensibilisieren. Zur Herstellung dieser Ocean bottle hat die Ecover Belgium N.V. Fischer aus Großbritannien, Frankreich und Belgien angeworben, Flaschen aus den Meeren zu sammeln. Innerhalb eines Jahres kamen so 10 Tonnen Müll zusammen, deren PE-Fraktion nach Aufbereitung zu neuen PE-Spülmittelflaschen verarbeitet wurde.


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