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15.04.2024, 06:00 Uhr | Lesedauer: ca. 5 Minuten    

IKV: 32. Int. Kolloquium Kunststofftechnik mit rund 600 Experten

(Bild: IKV/Fröls).
(Bild: IKV/Fröls).
Das „32. Internationale Kolloquium Kunststofftechnik“, das vom Institut für Kunststoffverarbeitung (IKV) veranstaltet wurde und vom 28.-29. Februar 2024 in Aachen stattfand, bot ein lebendiges Forum für den fachlichen Austausch. Rund 600 Teilnehmer aus Forschung und Industrie ergriffen die Gelegenheit, im Aachener Eurogress und in den Technika und Laboren des IKV neue Entwicklungen und Technologien in der Kunststoffbranche zu diskutieren. Hochkarätige Plenarredner, darunter der VDI-Präsident Prof. Lutz Eckstein, konnten von der Innovationskraft der Branche und der Zukunft des Ingenieurberufs überzeugen.

Die kurzatmige Hektik des zunehmend von Krisenmeldungen geprägten Alltags zu durchbrechen und innezuhalten, um Standpunkte zu reflektieren und neue Perspektiven zu erkennen, das sei derzeit besonders notwendig, sagte IKV-Institutsleiter Prof. Dr.-Ing. Christian Hopmann bei der Begrüßung. Dazu bot das Kolloquium auf den verschiedensten Ebenen reichlich Gelegenheit:

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Die Veranstaltung präsentierte u.a. neue Forschungsergebnisse in 15 Vortragssessions, Führungen durch Technika und Labore des IKV und eine Industrieausstellung im Foyer des Eurogress sowie Recruiting Speeddating.

Neue Technologien und gut ausgebildeter Nachwuchs
Viele Denkanstöße kamen von den Keynote-Speakern, die sich den Zukunftsthemen der Branche aus unterschiedlichen Blickwinkeln näherten. VDI-Präsident Prof. Dr.-Ing. Lutz Eckstein machte deutlich, wie wichtig der Berufsstand der Ingenieure für die Zukunftsfähigkeit Deutschlands ist. Es sei Konsens, dass technische Innovationen für Wirtschaft, Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands wichtig seien. Gleichzeitig seien Ingenieure trotz ihrer guten Ausbildung und dem, was sie für die Gesellschaft leisteten, im öffentlichen Bewusstsein wenig präsent. Er ermutigte dazu, sich selbstbewusst zu engagieren, die Menschen mitzunehmen und für Innovationen zu begeistern und sich dabei nicht allein auf Politik und Medien zu verlassen. Um Zukunftsfähigkeit zu erreichen, müssten Fakten klar kommuniziert und Fiktionen als solche erkennbar werden. So ließe sich Vertrauen in Technologie und Fortschritt festigen.

IKV-Institutsleiter Prof. Christian Hopmann zeigte auf, wie die Kunststofftechnik mit neuen Entwicklungen vor allem in den Bereichen Nachhaltigkeit und Digitalisierung einer befürchteten Deindustrialisierung entgegentreten kann. Beide Themen stehen im Mittelpunkt zahlreicher Forschungsprojekte am IKV, über die er einen Überblick gab. Er thematisierte aber auch die große Skepsis der Gesellschaft gegenüber neuen Technologien sowie die Nachwuchssorgen, die die ingenieurwissenschaftlichen Disziplinen umtreiben, und erklärte, was das IKV unternimmt, um den wissenschaftlichen Nachwuchs zu sichern.

Prof. Hopmann stellte außerdem Prof. Dr.-Ing. Achim Grefenstein vor, der seit Januar 2024 in der neu geschaffenen Position eines wissenschaftlichen Direktors für Kreislaufwirtschaft für das IKV tätig ist. Prof. Grefenstein ist Absolvent des IKV und seit 1998 neben seiner Tätigkeit in der Industrie Dozent für Compoundiertechnik und Recycling an der RWTH und dem IKV. Seine Zeit wird er künftig zwischen der R&D-Leitung bei Constantia Flexibles und der neuen Aufgabe am IKV aufteilen. Damit unterstreicht das IKV die Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit für die eigene Forschung und schafft eine weitere wichtige Verbindung zur Industrie.

Denkanstöße zum Potenzial von Kunststoffen auf Basis nachwachsender Rohstoffe lieferte der Plenarvortrag von Dr.-Ing. Martin Bussmann (Neste SE). Er ordnete den Themenkomplex sehr übersichtlich ein, von der Unterscheidung zwischen biobasierten und bioabbaubaren Kunststoffen über verschiedene Quellen bis zur kommerziellen Verfügbarkeit von Biokunststoffen. Er wies auf zahlreiche verschiedene Normen für die Abbaubarkeit und Anwendung hin und deckte Widersprüche zwischen Erwartungen und Möglichkeiten auf. Sowohl für biobasierte als auch für bioabbaubare Kunststoffe gibt es bereits sinnvolle Einsatzbereiche und Ansätze, die es lohnen, weiterverfolgt zu werden.

Dr. Alexander Kronimus, Geschäftsführer und Leiter Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft von PlasticsEurope Deutschland e.V., beschrieb die Aufgaben der Kunststoffindustrie bei der Gestaltung eines klimaneutralen Europas 2050. Nach einer Analyse des Status-quo in Europa kam er zu dem Schluss, dass sich das Ziel mit einer ausschließlichen Klimaoptimierung des Kunststoffsystems nicht erreichen lässt. Nötig sei vielmehr eine Integration der Basischemie in die Kreislaufwirtschaft, sodass Plastikabfall nicht nur als Rohstoffquelle für die Kunststoffkreislaufwirtschaft dient, sondern für die Herstellung von Grundchemikalien genutzt werden könne.

Aktuelle Forschung am IKV und in der Industrie
Das Rückgrat des 32. Kolloquiums bildeten die insgesamt 15 Vortragssessions, in denen jeweils aktuelle Forschungsergebnisse des IKV mit Themen aus der Industrieforschung verknüpft wurden. Die Diskussionsrunden am Ende jeder Session wurden intensiv zum Austausch genutzt. Entsprechend der Zielsetzung des IKV „Forschung für die Praxis“ widmeten sie sich insbesondere den Perspektiven und Anforderungen der Industrie. Neben der übergreifenden Rolle von Nachhaltigkeit und Digitalisierung ging es unter anderem um neue Prozesstechnologien im Spritzgießen, in der Extrusion und in der Fügetechnik sowie um Simulationen und Modelle für Werkstoffe und Prozesse.

Im Rahmen von IKV 360°" hatten die Besucher am Nachmittag des ersten Konferenztages die Möglichkeit, die in den 15 Sessions vorgestellten Themen in der Praxis zu erleben und darüber hinaus weitere Einblicke in die aktuelle Forschung am IKV zu gewinnen. Bei einem Rundgang durch alle Hallen und Labore des IKV standen an rund 80 Stationen wissenschaftliche Mitarbeiter bereit, um mit den Gästen über ihre Arbeit zu diskutieren und Fragen zu beantworten. Maschinen und Prozesse im laufenden Betrieb aus den Bereichen Additive Fertigung, Analytik und Prüfung, Digitalisierung, Extrusion, Faserverstärkte Kunststoffe, Fügetechnik, Industrie 4.0, Kautschuktechnologie, Kreislaufwirtschaft, Leichtbau, Oberflächentechnik, Plasmatechnik, Polyurethantechnik, Produktentwicklung, Simulation, Spritzgießen, Wasserstofftechnologien und Werkstofftechnik vermittelten anschaulich die Bandbreite und den Praxisbezug der Forschung am IKV.

Rekrutierungs-Speed-Dating
Die Kunststoffindustrie und den Nachwuchs zusammenzubringen, war das Ziel des bewährten Recruiting Speeddatings. In kurzen, prägnanten Gesprächen konnten Studierende und Absolventen mit potenziellen Arbeitgebern in Kontakt treten und sich über ihre Zukunftschancen informieren. Gleichzeitig konnten sich die rund 20 teilnehmenden Unternehmen als Arbeitgeber präsentieren, ihre (zukünftigen) Bewerber kennenlernen und passende Kandidaten für Praktika, Abschlussarbeiten und Einstiegspositionen in der Kunststoffindustrie finden.

Begleitende Ausstellung mit ca. 40 Ausstellern
Während des gesamten Kolloquiums bot die 400 Quadratmeter große Industrieausstellung den Besuchern die Möglichkeit zum fachlichen Netzwerken und zum intensiven Austausch mit Experten, Entscheidern und Geschäftspartnern. Unter den rund 40 Ausstellern war die gesamte Wertschöpfungskette der Kunststoffbranche vertreten, von Maschinen- und Anlagenherstellern über Verarbeiter und Rohstofflieferanten bis hin zu Herstellern von Analyse- und Prüftechnik sowie Beratungsunternehmen.

Nächstes Kolloquium
Das 33. Internationale Kolloquium Kunststofftechnik des Instituts für Kunststoffverarbeitung (IKV) in Industrie und Handwerk an der RWTH Aachen findet am 4. und 5. März 2026 in Aachen statt.

Weitere Informationen: www.ikv-kolloquium.de, www.ikv-aachen.de

Institut für Kunststoffverarbeitung, Aachen

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