25.01.2008 | Lesedauer: ca. 2 Minuten |
Aufgrund der guten Konjunktur in vielen Abnehmerbranchen dürfte der Absatz von Chemikalien und chemischen Produkten in Polen auch 2008 steigen. Da der einheimische Chemiesektor den hohen Bedarf, insbesondere an Spezialkunststoffen, nicht decken kann, ist die Wirtschaft auf Importe angewiesen. Davon können deutsche Branchenunternehmen profitieren. Experten rechnen noch über Jahre mit einer expandierenden Nachfrage, weil der polnische Pro-Kopf-Verbrauch von Chemikalien im europäischen Vergleich noch niedrig ist. Marktentwicklung / Bedarf Die optimistischen Nachfrageerwartungen für 2008 und darüber hinaus dürften (neben der zur Zeit guten Konjunktur) hauptsächlich auf den im europäischen Vergleich noch recht geringen Pro-Kopf-Verbrauch von Chemikalien zurückzuführen sein: Polen liegt mit 412 Euro erst bei etwa 35% des EU-Durchschnitts (1.178 Euro). An der gesamten verkauften Chemieerzeugung in der EU hat Polen nur einen Anteil von knapp 2%. Infolge von Großinvestitionen in die Kfz- und Haushaltsgeräteindustrie (vor allem weiße Ware) ist die Nachfrage nach Kunststoffen enorm. Zu Großabnehmern entwickeln sich auch Flatscreen-Hersteller. Vor allem in technischen Einsatzbereichen werden große Mengen an speziellen Gummi-Erzeugnissen benötigt. Den steigenden Bedarf an (hochwertigen) Polymeren im Land kann die polnische Kunststoffbranche aber kaum befriedigen. Bei den meisten Kunststoffen ist Polen daher auf Importe angewiesen. Das gilt besonders für Polyamidkunststoffe, aber auch für expandierendes Polystyrol (EPS), das zu 60% eingeführt werden muss. Ähnliches gilt für Polyethylen (PE) und Polypropylen (PP). Polymere, Epoxidharze und Polyamide in Grundformen werden in größeren Mengen auch im eigenen Land hergestellt. Farben und Lacke sowie fertige Kunststoffprodukte (Fenster-, Türrahmen, Bodenbeläge, synthetische Eisenoxide für Sichtbeton) werden in zunehmendem Umfang, hauptsächlich durch den Aufschwung in der Bauindustrie, benötigt. Dieser Teilmarkt soll 2007 um rund 10% wachsen. Außenhandel Das Außenhandelsdefizit Polens bei chemischen und verwandten Erzeugnissen (SITC-Pos. 5) hat sich 2006 (in den ersten acht Monaten 2007) gegenüber dem Vorjahr (dem gleichen Vorjahreszeitraum) um 5,9 (6,3)% auf 28,6 (20,7) Mrd. Zl ausgeweitet. Einen (leichten) Bilanzüberschuss im Chemikalienhandel hat das Land nur bei Kautschuk, Düngemittel und Kosmetika. Am größten ist das Defizit bei Pharmazeutika und Kunststoffen in Primärformen. Fachleute sind sich darin einig, dass nur neue Investitionen diesen Negativtrend stoppen können. Polen ist der Hauptabnehmer deutscher Chemieerzeugnisse in Mitteleuropa, gefolgt von Tschechien und Ungarn. Aus Deutschland werden vor allem Kunststoffe bezogen. Weltweit importierte Polen 2006 anorganische Grundchemikalien im Wert von knapp 0,5 Mrd. Euro, Petrochemikalien und Derivate für 1,5 Mrd. Euro sowie Fein- und Spezialchemikalien für 2,1 Mrd. Euro. Weiterführende Informationen |
bfai Bundesagentur für Außenwirtschaft, Köln
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