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21.09.2021, 06:00 Uhr | Lesedauer: ca. 7 Minuten    

Lehvoss: Nachhaltige Lösungen bei Hochleistungs-Compounds

Die Fakuma 2021 steht für Lehvoss Group aus Hamburg unter dem Motto, wie die gestiegenen Nachhaltigkeitsanforderungen von Kunden mit anspruchsvoll formulierten Hochleistungs-Compounds und dem intelligenten Einsatz von rezyklierten Polymeren und Fasern besser erfüllt werden können. Das Unternehmen hat die letzten Jahre genutzt und sein umfangreiches Portfolio an Compounds zielgerichtet noch einmal erweitert, um den Herausforderungen des strukturellen Leichtbaus noch besser gerecht zu werden und einen erweiterten Metallersatz durch leichtgewichtige, faserverstärkte Compounds zu ermöglichen.

Materialien für den strukturellen Leichtbau
Die neueste Entwicklung aus der Familie „Luvocom XCF“-Produkte für carbonfaserverstärkte (CF) thermoplastische Compounds ist ein Produkt auf Basis PPA. Mit einer Festigkeit von 425 MPa, einer Steifigkeit von 47 GPa, einer Zugdehnung von 1,4 Prozent und 100 kJ/m2 für die Schlagzähigkeit ist es den weiteren Anbieterangaben zufolge eine Alternative zu Leichtmetallen in vielen Anwendungen. Aufgrund der geringen Dichte von 1,37 g/cm3 ergeben sich demnach sehr hohe Werte für den spezifischen E-Modul und die spezifische Festigkeit.

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Die Lehvoss-eigene XCF-Technologie sei auf alle Thermoplaste übertragbar. Produkte auf Basis PA 66, PPA, PPS, PEEK und anderen Polymeren seien bereits im umfangreichen XCF-Portfolio. Die Verarbeitung der Compounds soll grundsätzlich auf üblichen Spritzgießmaschinen und Werkzeugen erfolgen können.

Für Anwendungen, die eine hohe chemischen Beständigkeit mit einem noch geringeren Gewicht bei gleichzeitig guten mechanischen Eigenschaften benötigen, ist „Luvocom“ 60-50097 auf Basis PP mit CF neu im Portfolio und wird als Alternative zu bisher verfügbaren Materialien auf Basis PA 6 und PA 66 mit CF und GF (Glasfasern) empfohlen. „Luvocom“ 60-50097 zeichnet sich aus durch eine Festigkeit von 170 MPa, eine Steifigkeit von 18 Gpa und eine Kerbschlagzähigkeit 11 kJ/m2. Durch die fehlende Wasseraufnahme soll es unter feuchten Bedingungen keine Eigenschaftsabnahme aufweisen und damit zu PA-Compounds in puncto Mechanik und Temperaturbeständigkeit ebenbürtig sein.

Mit „Luvocom“ 1105-50303 wurde ein mit Glashohlkugeln verstärktes PEEK-Compound auf den Markt gebracht, welches mit einer Dichte von nur 1,01 g/cm3 für den strukturellen Leichtbau prädestiniert ist. Die Herstellung des Compounds erfolgt mit einem speziell angepassten Compoundierverfahren, um Schädigungen der Hohlglaskugeln zu vermeiden. Das Material zeichne sich zudem durch eine geringe Wärmekapazität und ein sehr gutes mechanisches Eigenschaftsprofil aus. Das mache dieses Material für die Dünnwandextrusion besonders geeignet. Die dahinterliegende, von Lehvoss entwickelte Modifikations- und Fertigungstechnologie sei auf andere Polymere übertragbar, so dass auf Kundenwunsch eine große Vielfalt an polymeren Trägern modifiziert werden könne.

Thermoplastisches Schaumspritzgießen (TSG) und geschäumte Extrusionsanwendungen werden seit einigen Jahren in einer Vielzahl von Bauteilen eingesetzt, um beispielsweise Einfallstellen und Gewicht zu reduzieren. Da die Anforderungen zunehmend anspruchsvoller werden und Haptik, Oberflächenqualität, Dimensionsstabilität und der Einsatz in sensiblen Endanwendungen eine immer größere Rolle spielen, erhöht sich auch der Anspruch an die eingesetzten Treibmittelkonzentrate. Lehvoss hat sich diesem angenommen und verschiedene, physiologisch unbedenklichere, endotherme Treibmittelmasterbatche entwickelt. Diese neuen hochbeladenen Produkte können mit sehr geringen Dosierungen (ab 0,1 Prozent) im Spritzguss und in der Extrusion eingesetzt werden. „Luvobatch“ PE BA 5821 ist optimiert für den Einsatz, bei dem es auf eine hervorragende Oberflächenqualität trotz hoher Gewichtseinsparung ankommt. „Luvobatch“ PE BA 5823 weist eine außergewöhnlich feine Zellstruktur auf, was für Folienanwendungen von großem Vorteil sei. Die neuen Masterbatche sind frei von Azodicarbonamid (ADC) und können daher in geschäumten Anwendungen mit anschließendem Lebensmittel- oder Trinkwasserkontakt eingesetzt werden. Aufgrund ihrer außergewöhnlich hohen Gasausbeute können diese alternativ zu ADC-Masterbatchen verwendet werden.

Mit Flammschutz ausgerüstete Bauteile ermöglichen den sichereren Einsatz im Transportwesen, im Bauwesen oder der Elektrotechnik. Neben den klassischen, halogenhaltigen Flammschutz-Masterbatchen hat die Lehvoss Group für diese Anwendungen eine umfangreiche Produktlinie aus umweltfreundlicheren, halogenfreien Flammschutz-Masterbatchen und Compounds entwickelt. Die Einsatzmöglichkeiten reichen von Folienaufbauten bis hin zu Kabeln und Bauteilen mit höheren Wandstärken. Dabei kann auf stickstoff- und phosphorbasierte sowie mineralische Additive und intumeszierende Systeme zurückgegriffen werden, bei denen die Wirkung im Brandfall durch Aufschäumen des Materials mit anschließender Bildung einer stabilen Schutzschicht erreicht wird. Bei Bedarf werden kundenspezifische Lösungen zur Erfüllung der individuellen Zielsetzung entwickelt.

Mit der im Rahmen der K 2019 in Düsseldorf eingeführten „Luvotech“-Produktlinie wurden die Hochleistungs-Compounds des „Luvocom“-Sortiments von sehr hochwertigen Standardcompounds ergänzt. Das Portfolio der Strukturmaterialien wird nun durch neue technische Compounds der Produktlinie „Luvotech PAHT“ - auf Basis von Hochtemperatur-PA - erweitert. Diese Werkstoffe sind hochgefüllt mit einem Glasfaseranteil von 40 bis 60 Gewichtsprozent und eignen sich den weiteren Anbieterangaben zufolge mit ihren hohen mechanischen Kennwerten hervorragend für Metallersatzanwendungen.

Nachhaltige Lösungen
Eine wesentliche Erweiterung der „Luvotech“-Produktlinie sind die neuen „Luvotech eco“-Produkte. Bei dieser Produktlinie wird die hohe und zuverlässige Leistung mit dem Einsatz von rezyklierten Rohstoffen kombiniert. Die Lehvoss Gruppe sieht sich in diesem Segment als einzigartig positioniert, da sie nicht nur auf 40 Jahre Formulierungs-Know-How aus dem Bereich Hochleistungs-Compounds zurückgreifen kann, sondern mit der WMK Plastics seit fünf Jahren eine Tochtergesellschaft hat, die seit mehr als 25 Jahren sehr erfolgreich im Bereich von rezyklierten Compounds aktiv ist und die Herausforderungen der Lieferkette und Prüfung von Rezyklaten nicht nur kennt, sondern auch beherrscht. Alle Produkte der „Luvotech eco“-Linie zeichnen sich durch einen deutlich verbesserten CO2-Fußabdruck aus, der sich beispielsweise bei der Verwendung von PEEK oder Carbonfaserrezyklaten um bis zu 90 Prozent reduzieren kann.

Die Lehvoss Group konzentriert sich beim werkstofflichen Recycling weitgehend auf das obere Ende der Werkstoffpyramide in den Bereichen der technischen Kunststoffe und Hochleistungs-Kunststoffe und bietet rezyklatbasierte Produkte von PC/ABS über PA bis hin zu PEEK.

3D-gedrucktes Flügelrad aus „Luvocom“ 3F eco PET 50291 BK – (Bilder: Lehvoss).
3D-gedrucktes Flügelrad aus „Luvocom“ 3F eco PET 50291 BK – (Bilder: Lehvoss).
Rezyklierte Materialien im 3D-Druck
Die eco-Materialien werden die Verarbeitungstechnologie übergreifend eingesetzt. Auch im Bereich 3D-Druck wächst der Bedarf für nachhaltige Materialien. Für solche Anforderungen hat die Lehvoss Group das „Luvocom“ 3F eco PET entwickelt, welches zu 90 Prozent auf recyceltem PET basiert. Das „Luvocom“ 3F eco PET kann sowohl im FFF (Fused Filament Fabrication) und FGF (Fused Granulate Fabrication) Verfahren eingesetzt werden. Wie alle Produkte aus der Produktlinie „Luvocom“ 3F, besticht auch dieses Material laut Anbieter durch eine sehr gute Verarbeitbarkeit bei herausragenden Produkteigenschaften. Einsatzbereiche sind funktionale Prototypen und Serienteile, in zahlreichen Industrien, wie beispielsweise Maschinenbau, Automobilbau und Medizintechnik.

3D-gedruckte Formen, fertige CFRP-Orthese
3D-gedruckte Formen, fertige CFRP-Orthese
Neben der Entwicklung von Materialien gelten auch ganzheitliche Betrachtungen für die Verringerung des CO2-Fußabdruckes als wichtig. Die Erstellung kosten- und handhabungsoptimierter Laminiernormale (Laminierformen oder Laminierwerkzeuge), zur Fertigung hochentwickelter Orthesen aus CFK-Laminaten erfolgt heutzutage noch mittels duroplastischer PU-Formschäume. Diese werden gefräst und dadurch entsteht Abfall wie auch bei der späteren Entsorgung der Formen.

Für eine Fallstudie wurde mit dem Unternehmen adViva der Formherstellprozeß mittels 3D-Druck betrachtet. Als Werkstoff wurde „Luvocom“ 3F PET CF 9780 BK ausgewählt. Dieser zeichnet sich durch hohe Festigkeit und Temperaturbeständigkeit aus. Zudem ist er chemisch gut beständig und einfach zu verdrucken. Verfahrensbedingte Anforderungen, wie die erforderliche Wärmeformbeständigkeit und Feuchtefreiheit für den Aushärteprozess im Ofen-Vakuumverfahren, würden die gedruckten Laminierformen uneingeschränkt erfüllen. Da bereits in der Konstruktion des Modells auf minimalen Materialeinsatz geachtet werde – unterstützt durch die hohen Festigkeiten des gewählten 3D-Druckmaterials -, könne mit geringem Infill (Stützstruktur im Bauteil) gearbeitet werden. Dadurch würde ein noch geringeres Materialvolumen als Reststoff anfalle. Das „Luvocom“ 3F PET CF 9780 BK kann getrennt gesammelt und dem technischen Kunststoffrecycling zugeführt werden. Nach dem Vermahlen der Bauteile können zum Beispiel über das Spritzgießen neue technische Teile entstehen. Bei Etablierung des Verfahrens in dieser Anwendung kann ein sortenreiner Materialrücklauf organisiert werden.

Hochleistungscompounds für die Medizintechnik
Seit vielen Jahren ist die Lehvoss Group ein Anbieter von Hochleistungskunststoffen für die Medizintechnik. Neben Materialien für mechanisch hochbelastete chirurgische Instrumente, liegt ein Schwerpunkt im Bereich moderner Farben auf Basis von PEEK-Hochleistungskunststoffen, die unverstärkt und glasfaserverstärkt zur Verfügung stehen. Neu ist hier ein Produktportfolio, welches ein breites standardisiertes Farbspektrum abdeckt und Kunden die folgenden Vorteile und ein hohes Maß an Flexibilität bietet:

  • Verfügbare Farb- und Preisliste zur individuellen Materialauswahl (auf Anfrage)
  • Kurzfristige Verfügbarkeit ab 20 kg Abnahmemenge
  • Als Sackware in Granulatform für den klassischen Spritzguss oder die Extrusion
  • In Halbzeugform für die schnelle, zerspanende Herstellung von Musterteilen oder Kleinserien
  • Als Filamente für den 3D Druck erster Muster und Funktionsteile
  • Nachweis aller Materialien nach EN ISO 10993-5 und -12 (Cytotoxizitätsnachweis)
  • Teilweise Lebensmittelkonformität
  • Alle Materialien sind für den mehrfachen, nachhaltigen Gebrauch nach den gängigen Aufbereitungsverfahren geeignet.


Über dieses Sortiment hinaus bietet das Unternehmen ab einer bestimmten Abnahmemenge auch individuell eingefärbte Materialien an. Aus ökologischen Gründen werden auch PEEK Materialien auf Basis von Industriequalitäten/Rezyklaten angeboten, die vergleichbare Eigenschaften wie die Neuware aufweisen würden.

Fakuma 2021, Friedrichshafen, 12.-16. Oktober 2021, Halle B1, Stand 1109

Weitere Informationen: www.lehvoss.de, www.luvocom.de, www.luvobatch.de

Lehmann&Voss&Co. KG, Hamburg

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