14.08.2008 | Lesedauer: ca. 2 Minuten |
Das Altern nimmt heute nicht nur in der gesellschaftlichen Diskussion einen breiten Raum ein. Industrielle Produkte sind zunehmenden äußeren Belastungen ausgesetzt – man denke nur an die Leistungsoptimierung bei Kfz-Motoren oder die fortschreitende Miniaturisierung in der Elektronik. Von den zugrunde liegenden Werkstoffen wird dabei eine hohe Lebensdauer, möglichst ohne Beeinträchtigung ihrer Eigenschaften, gefordert. Knapp dreißig Jahre nach Erscheinen des "Alterungs-Klassikers" von Dolezel/Meysenbug ist nun ein aktueller und weitaus umfangreicherer Nachfolger auf dem Markt. Das zweibändige Werk beleuchtet wesentliche Phänomene der Kunststoff-Alterung und veranschaulicht Charakterisierungsmöglichkeiten. Es ist in weiten Teilen eine Literaturrecherche, die auf Spezialgebieten durch eigene Arbeiten ergänzt ist. Die Kapitelfolge des ersten Bandes, Grundlagen – Prüfmethoden – Stabilisierung – Verarbeitung – Anwendung, wird zahlreichen sowohl theoretischen als auch praxisrelevanten Fragestellungen gerecht. Im zweiten Band finden sich auf ca. 500 Seiten Beständigkeitstabellen sowie diverse Verzeichnisse. Wer sich zunächst allgemein über die Beständigkeit von Kunststoffen informieren möchte, erhält schon im Grundlagenkapitel das nötige Rüstzeug, um Alterungsvorgänge zu klassifizieren und die wesentlichen Einflussfaktoren kennenzulernen. Dabei sind Beispiele zu verschiedensten Kunststoffen und Anwendungsgebieten dargestellt, die bereits Hinweise auf einige der im nachfolgenden Kapitel zu vertiefenden Prüfmethoden geben. Letzteres widmet sich neben chemisch-physikalischen und mechanischen Verfahren ausführlich der Bewitterung sowie Anforderungskatalogen u.a. aus den Branchen Apparatebau, Elektrotechnik und Automobil. Neu gegenüber dem Vorgängerwerk ist die Darstellung des Verarbeitungseinflusses auf mögliche Werkstoffschädigung, was das Buch auch für Prozesstechniker wertvoll macht. Eine erste Abgrenzung der Alterung bei Verarbeitung von derjenigen im Einsatz erfolgt bereits im Kapitel 1, wobei man sich hier eine etwas verständlichere Beschreibung gewünscht hätte. Unter Berücksichtigung der zahlreichen eingangs vorgestellten Belastungsarten ist das Langzeitverhalten aller technisch relevanten Kunststoffe im großen letzten Kapitel dargestellt. Falls da noch Zusammenhänge offen bleiben, sind sie wahrscheinlich auch noch von niemandem erforscht worden. In einzelnen grafischen Darstellungen ist der Leser wiederholt mit einer Vielzahl an Messwerten bzw. Kurven konfrontiert, die zwar ohne Zweifel interessant, aber für ein schnelles Erfassen eher hinderlich sind. Ein wenig zu ausführlich erscheint an manchen Stellen die Darstellung duroplastischer Harzsysteme, vor allem im Vergleich mit den relevanter erscheinenden Thermoplasten. Bleibt noch zu sagen, dass sicherlich wieder Jahrzehnte vergehen werden, bis dieses akribisch recherchierte Standardwerk einen würdigen Nachfolger findet. Dr.-Ing. Eva Bittmann Leseproben, Inhaltsverzeichnis unter: www.kunststoffe.de/b174 (aus Kunststoffe 08/2008) Beständigkeit von Kunststoffen Gottfried W. Ehrenstein und Sonja Pongratz 1. Auflage Carl Hanser Verlag München 2007 zweibändige Ausgabe 1.352 Seiten Preis: 349,– EUR (D) ISBN 978-3-446-21851-2 |
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG, München
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