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Kostengünstig Leichtbauteile spritzgießen Verfahrenskombinationen von Zwei-K-Sandwichspritzguss von Technischen Thermoplasten und leichten SchäumenDipl.-Ing. Annerose Hüttl, KUZ - Kunststoff-Zentrum in Leipzig gGmbH Durch eine neue Verfahrenskombination aus Zwei-Komponenten-Sandwichspritzgießen von Metallersatzkunststoffen mit leichten Schäumen ist eine wirtschaftliche Herstellung von Leichtbauteilen in der Großserie möglich. Die Kunststoff-Zentrum in Leipzig gGmbH (KUZ) entwickelte sandwichartig aufgebaute Leichtbauteile (siehe Abb. 1) als Demonstratoren für flächige, schalenförmige Anwendungen mit tragender oder lastaufnehmender Funktion. Ihre besondere Eigenschaft ist ihre höhere gewichtsspezifische Biegesteifigkeit im Vergleich zu einem Bauteil aus kompaktem Material. Dies wiederum bewirkt einen deutlichen Leichtbaueffekt. Die Leichtbauteile sind für viele neue Anwendungen interessant: Verringerung bewegter Massen bei mobilen Systemen, Anwendungen im allgemeinen Maschinenbau und technische Bauteile mit tragender Funktion.
In Abb. 1 wird der Sandwichaufbau verdeutlicht. Die Haut- und Kernschicht besteht jeweils aus zwei unterschiedlichen Thermoplasten. Die Hautschicht besteht aus verstärkten hoch festen Compounds, die dem Sandwichaufbau die nötige Festigkeit verleihen. Die Gewichtseinsparung resultiert aus der Schaumstruktur im Inneren des Bauteils. Der Schaum besteht aus einem kompatiblen unverstärkten Thermoplast und kann entweder durch chemisches Treibmittel oder durch physikalische Begasung erzeugt werden. Abb. 2: Unten: Visualisierung der Ergebnisse aus der Spritzgießsimulation, Oben: Praxisvergleich des KUZ Simulation und Praxis Eine spezielle schaumgerechte Rippengeometrie, die in einem bereits abgeschlossenen Forschungsprojekt entwickelt wurde, bildet die Basis für eine auf industrielle Bauteile anwendbare flächige Rippenstruktur. Festigkeits- und Spritzgießsimulationen, jeweils im Vergleich zum kompakten ungeschäumten Bauteil, zeigen bereits im Vorfeld Vorteile bezüglich des Leichtbaus sowie die spritzgießtechnische Machbarkeit (siehe Abb. 2). Führende Anbieter von Spritzgießsimulationssoftware haben daher ihr Angebot um spezielle Module für das thermoplastische Schaumspritzgießen erweitert. Da sich die Softwaremodule der verschiedenen Anbieter noch im Aufbau bzw. in der Optimierungsphase befinden, werden am KUZ Simulationsbenchmarks mit Praxisvergleichen durchgeführt. Passende Kombinationen für stabile Serienproduktion Abb. 3: Mit dem am KUZ entwickelten Online-Flachschlitz-Rheometer werden Viskositätskurven der Hautschicht und der geschäumten Kernschicht ermittelt Aber nicht jede kompatible Haut-Kern-Kombination läuft problemlos in Serie. Auch die rheologische Kompatibilität entscheidet über eine problemlose Serienproduktion. Daher bestimmt das KUZ die Fließkurven sowohl des Hautmaterials als auch des geschäumten Kernmaterials unter Produktionsbedingungen. Das dafür verwendete Spritzgießrheometer ist eine Inhouse-Entwicklung und wird direkt an der Verarbeitungsmaschine angebracht (siehe Abb. 3). Die Fließkurven dienen als wichtige Grundlage für die Materialauswahl. Werkstoff-Kombinationen für die Serienproduktion Die Herstellung von Demonstrator-Formteilen mit unterschiedlichen Materialkombinationen veranschaulicht die Eignung der Verfahrenskombination für Leichtbauanwendungen verschiedener Anwendungsbereiche. Hier einige Praxisbeispiele:
Abb. 4: Das Sandwichbauteil aus PA/PP-Compound mit Verstärkung aus Sekundär-Kohlefasern und 3M® Glass Bubbles hat eine Gesamtbauteildichte von 0,77 g/cm³ Industrielle Anwendungen Projektbegleitend werden weitere kundenspezifische Applikationen entwickelt. Prädestiniert sind verrippte, flächige, plattenartige oder schalenförmige Bauteile mit tragender Funktion, die biegesteif sein müssen. Beispiele im Bereich Automotive sind: Front-End-Träger, Säulenverkleidung, Schwellerverkleidung, Batterieträger, Haube für Zylinderkopf, Verdeckkastendeckel, Trittstufenverkleidung, Sitzschale, Kofferboden, Heckspoiler. Beispiele für technische Anwendungen sind: Hochfeste flächige Gehäuse, Aufbauten für Roboterköpfe, bewegte Schließmechanismen, schnell rotierende Maschinenelemente. Unter Beachtung der stofflichen und rheologischen Kompatibilität sind geometrieabhängig Haut- zu Kernschichtanteile von 30:70, maximal 20:80 erreichbar. Die Kernschichtdichten liegen bei ca. 0,5 g/cm³ oder noch darunter. Die so erzielten Gewichtsreduzierungen liegen im Bereich von 25 bis 45%, je nach Materialpaarung. Das KUZ entwickelt technische Prozesse für Leichtbaulösungen und führt kundenspezifische Spritzgießsimulationen durch. Hierzu gehören die Entwicklung von Materialpaarungen und Rezepturen sowie Belastungssimulationen von 1K- und 2K-Bauteilen. KUZ - Kunststoff-Zentrum in Leipzig gGmbH Erich-Zeigner-Allee 44 Tel.: +49 (0) 341 4941-500 Internet: www.kuz-leipzig.de |
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