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Optimierung des Bauteilverhaltens mittels Angussmodifikation Cristoph Hinse, Marc Kurz, SimpaTec GmbH Seit den ersten Anfängen der Spritzgusstechnologie, erlebte die Technologie enorme Entwicklungsschritte, große Fortschritte und zahlreiche Innovationen hinsichtlich Fertigungsverfahren, geeigneter Materialien oder auch eingesetzter Kontrollmechanismen. Dennoch sind viele der Probleme, mit denen bereits die kunststoffverarbeiteten Pioniere konfrontiert wurden noch heute existent. ![]() Bild 1: Erste Anfänge der Spritzgusstechnologie - manuell betriebene Spritzgussmaschine (1944 Model 1, Van Dorn) Im Bild ist eine der ersten manuell betriebenen Spritzgießmaschine zusehen, 1944 gefertigt von Van Dorn. Das Prinzip war einfach, aber genial, die Maschine spritzt den Kunststoff mit einem einfachen Kolben in die Kavität. Der Kolben ist mit einem Steuerrad fest verbunden. Über dieses Steuer wird die Geschwindigkeit des Kolbens, damit auch der Druck und der Prozess des Spritzgießens vom Anwender direkt beeinflusst. Naturgemäß und im Vergleich zu den heutigen Anlagen, entsteht auf diese Weise eine hohe Wahrscheinlichkeit inkonsistenter Zyklen, aufgrund der manuell bedingten Veränderungen hinsichtlich Geschwindigkeit und folgerichtig der Viskosität innerhalb eines Schusses. Bei den heutigen Spritzgießmaschinen wird der Kolben durch eine Schnecke, eine der wichtigsten Innovationen in der Anlagenkonstruktion, ersetzt. Aber trotz aller technologischer Innovationen, wie Schnecke oder auch der vollautomatischen Steuerung der Prozesse, und der damit bewirkten Reproduzierbarkeit des Gesamtprozess, sehen sich Konstrukteure und Produzenten immer noch mit Qualitätsproblemen aufgrund von unbalancierten Füllvorgängen und damit erhöhten Ausschussvolumen oder möglichen Prozesslimitierungen konfrontiert. ![]() Bild 2: Links – Ergebnis des Spritzgießvorgang einer 8-fach-Kavität auf einer vollautomatischen Spritzgießmaschine. Die rechte Seite der Kavität enthält die MeltFlipper®-Technologie, die linke Seite nicht (Material = Polykarbonat). Rechts – Die gleiche 8-fach Kavität eingesetzt auf der 1944 manuell betriebenen Spritzgießmaschine. Auch hier rechts mit MeltFlipper®-Technologie und links ohne (Material = TPE).
Mit der MeltFlipper®-Technologie, entwickelt von Beaumont Technologies, Inc., Pionier und weltweit führender Anbieter im Bereich Anwendung und Entwicklung rheologischer Kontrollsysteme, wird das Fließverhalten der Kunststoffe im Verteilersystem genauestens analysiert. Und mittels einfacher Veränderungen des Verteilers wird das System in Richtung gleichmäßiger Füllung in der Kavität sowie auch den Kavitäten zueinander optimiert. Eine eindrucksvolle Demonstration der Möglichkeiten und des Potenziales der Technologie zeigt Bild 2. Durchgeführt wurde ein vergleichbarer Herstellungsprozess mit dem gleichen 8-fach-Werkzeug zum einen auf der manuell betriebenen Maschine von 1944 (Bild 2, links), und zum anderen, auf einer vollautomatisierten Spritzgussmaschine (Bild 2, rechts). Bei der rechten Seite der Kavität wurde die MeltFlipper®-Technologie angewandt und bei der anderen Hälfte nicht. Der Unterschied wird sofort erkennbar. Erstaunlicher Weise zeigen beide Maschinen das gleiche typische ungleichmäßige Fließverhalten auf der linken Seite der Form - ohne die MeltFlipper®-Technologie. Die rechte Seite der Form zeigt eine gleichmäßige Füllung aller vier Kavitäten aufgrund der optimalen Ausbalancierung des Schmelzeflusses mittels der MeltFlipper®-Technologie. Es ist erstaunlich, über 60 Jahre technologischer Fortschritt der Maschinenentwicklungen hat nicht ausgereicht, diesen Einfluss maschinentechnisch zu negieren. ![]() Bild 3: Das durch Scherung entstandene Temperaturprofil teilt sich am Unterverteiler, die einzelnen Kavitäten werden mit Schmelze von unterschiedlicher Temperatur versorgt. Natürlich stellt sich sofort die Frage, wenn die MeltFlipper®-Technologie schon erfolgreich bei einer 1944er, manuell betriebenen Spritzgussmaschine eingesetzt werden kann, welches Potenzial birgt die Technologie beim Einsatz in modernen hydraulischen oder elektrischen Spritzgießmaschinen. Schon jetzt ist die MeltFlipper®-Technologie das, was die Schnecke für die Standardspritzgießmaschine war – eine bedeutende und maßgebliche technologische Innovation. ![]() Bild 4: Die Viskosität wird durch Scherrate und Temperatur beeinflusst; erhöhen sich Temperatur oder Scherrate sinkt die Viskosität Während des Füllvorganges treten in der Kavität oft sehr große Unterschiede hinsichtlich Druck-, Temperatur-, Viskositäts- und Materialeigenschaften aufgrund eines ungleichmäßigen Schmelzeflusses auf. Diese Unbalancierungen entstehen durch das Fließverhalten der Schmelze in der Kavität. Die Viskosität der Kunststoffe wird von Scherrate und Temperatur beeinflusst. Erhöht sich die Scherrate, verringert sich die Viskosität. Erhöht sich die Temperatur, verringert sich die Viskosität. Die höchste Scherrate liegt direkt an der eingefrorenen Randschicht. Die Scherviskosität und die Schererwärmung reduziert die Viskosität in diesem Bereich. Die Folge können ungleichmäßige Bauteilabmaße, Füllbilder, Einfallstellen, Verzüge oder hohe Einspritzdrücke sowie Oberflächenfehler u.v.m. sein. Beeinflussung des Fließverhaltens von Kunststoffen Eine kontinuierliche Kontrolle der Fließeigenschaften während des Spritzgussvorganges ist meist schwierig, mehr Erfolg hat eine Beeinflussung im Verteilersystem. Mittels einfacher Veränderungen des Verteilers können Füllvorgänge kontrolliert, beeinflusst und ein gleichmäßiges Fließverhalten erzielt werden. Ungleichmäßigkeiten des Fließverhaltens in der Kavität aber auch zwischen den einzelnen Kavitäten werden effizient optimiert und damit Ausschussvolumen und Zykluszeiten reduziert sowie die Produktivität und damit die Wirtschaftlichkeit erhöht. Ferner entfällt auch der Aufwand, dass die einzelnen Kavitäten in unterschiedlicher Art und Weise optimiert werden müssen. ![]() Bild 5, links: Fließverhalten der Schmelze rechts mit, links ohne Meltflipper®-Technologie. Rechts: Komplette Umlenkung des Schmelzeflusses im Verteiler mittels MeltFlipper®-Technologie. Steigerung der Produktionsleistung einer 4-fach Kavität für die Automobilbranche ![]() Bild 6: Automobielbauteil mit Verzugsproblemen und Oberflächenfehlern beim Einsatz einer 4-fach-Kavität ![]() Bild 7: Verzugsprobleme und Oberflächenfehler einer 4-fach-Kavität links, Ausbalancierung des Fließverhaltens mittels MeltFlipper®-Technologie (rechts). SimpaTec GmbH Wurmbenden 15 Tel.: +49 (0) 241 565 28 28-0 Internet: www.simpatec.com |
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