bvse-Marktbericht Kunststoffe - Dezember 2011

Die Informationen zur Marktlage von Kunststoffen wurden uns bereitgestellt von:
bvse - Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V.


1. Der Markt für Primärkunststoffe

Wie stabil ist Europa? Was ist Europa wert? Nun kann man die Frage u.a. auch mit Hilfe der Wechselkurse des Euros gegenüber anderen Leitwährungen beantworten: Seit Jahren be-hauptete sich der Euro gegenüber dem US-Dollar und dem Yen und das trotz aller Krisen; so notiert der Euro am 9.12.2011 immerhin zu 1,3386 US $. Anders ausgedrückt greifen die Maßnahmen zur Ordnung der europäischen Staatsfinanzen. Damit kann sich zurzeit die Re-alwirtschaft in Europa gegen die Angriffe der Finanzwirtschaft gut behaupten. Dies sind, bei aller bisher geäußerten Kritik, positive Wirtschaftsnachrichten zum Jahresende.

Die aktuelle Studie des britischen Marktforschungsinstituts Applied Market Information, s. www.amiplastics.com, "AMI's 2011 European Plastics Industry Report" untersucht die Kunst-stoffmärkte in Europa. Die europäische Kunststoffindustrie ist demnach in den Jahren 2010 und 2011 von einem wachsenden Kunststoffverbrauch gekennzeichnet. Allerdings verlief der Aufschwung in 2011 den verschiedenen Teilbranchen der Kunststoffindustrie unregelmäßig und uneinheitlich. Der europäische Verbrauch an Standardkunststoffen beträgt nach Hoch-rechnungen im Jahr 2011 insgesamt 38 Mio. To und zwar 35 Mio. To an Standardkunststof-fen und 3 Mio. To an Technischen Kunststoffen. Zum Vergleich für das Jahr 2010 wurde ein Kunststoffverbrauch von 37 Mio. To und in dem Spitzenjahr 2007 von 41 Mio. To ermittelt.

Auch im November und Dezember trübt sich die Stimmung auf den deutschen Standard-kunststoff-Märkten nochmals ein. Es wird versucht, die Produktion so zu steuern, dass keine größeren Lagerkapazitäten aufgebaut werden. Die Vorproduktpreise geben im November weiter nach. Die Kunststoffnachfrage ist zwar durchwegs befriedigend bis gut, allerdings wird genau das bestellt, was für die weitere Verarbeitung erforderlich ist, also on demand and in time.

Seit August 2011 fallen die Preise für Standardkunststoffe. Im November ergibt sich über die zehn unten gelisteten Kunststoffe in EUWID ein Durchschnittspreis von 1270 €/t. Damit ist der Kunststoffpreis um 34 €/t niedriger als im Vormonat. Der EUWID-Preisspiegel weist für November beispielsweise wie folgt aus: LDPE-Folie 1290-1330 €/t, HDPE-Blasware 1250-1300 €/t, PS-glasklar 1250-1290 €/t, PS-schlagfest 1370-1420 €/t, PP-Copolymer 1280-1340 €/t, PVC-Rohrqualität 1120-1160 €/t und PVC-Folien/Kabel 1220-1260 €/t. PET folgt jetzt dem Trend der anderen Kunststoffe. PET notiert im November zu 1450-1550 €/t und gibt damit durchschnittlich um 120 €/t im Preis nach. Das Angebot an PET ist inzwischen auch in den europäischen Märkten reichlich. Auch bei den Dezember-Notierungen ist mit weiter nachgebenden PET-Preisen zu rechnen. Im Dezember wird bei den Standardkunststoffen insgesamt eine ruhigere Marktsituation erwartet; die Kunststoffpreise könnten nochmals nachgeben.


2. Der Markt für Sekundärkunststoffe

Ein ausführlicher Rückblick auf das Kunststoffjahr 2011 wird zwar erst im Januar 2012 mög-lich, dennoch erweist sich das Jahr 2011 bisher als weitgehend positiv für die Kunststoffre-cycler. Das Jahresende allerdings erscheint turbulent - es ist von fallenden Preisen geprägt. Recyclate waren fast über das gesamte Jahr sehr gut nachgefragt. Besonderes Interesse fanden die Recyclate aus Technischen Kunststoffen, die Rekordpreise in 2011 erzielten. Al-lerdings beunruhigen die Insolvenzen von Kunststoffrecyclern die verbleibenden Aufbereiter und Verwerter.

Die Turbulenzen der Primärmärkte aus November und Dezember sind nun auch in den Se-kundärmärkten angekommen. Der November zeigt in EUWID Preisnachlässe und kann sich bei plasticker in etwa behaupten. Der Aufbau bzw. Abbau von Kunststofflägern wird zum Jahresende für die Aufbereiter und Verarbeiter sowie für Händler ein Thema. Die Export-nachfragen aus Fernost sind im November und Dezember rückläufig. Insbesondere ist es spannend zu beobachten, wie lange die Weihnachtspause der Recycler in 2012 andauern wird. Das Chinesische Neujahr wird Ende Januar stattfinden.

Gemäß plasticker droht im Dezember ein massiver Einbruch bei den Preisen für Standard-kunststoffe und Technische Kunststoffe. Bei einer in etwa gleich bleibenden Nachfrage nach Kunststoffen in den Binnenmärkten überwiegen im Dezember die Angebote. Die hohe Ange-botsanzahl im Dezember lässt damit aber auf einen Ausverkauf vor der Winterpause schlie-ßen.


2.1 Preisspiegel EUWID

Im November weist EUWID über alle notierten Standardkunststoffe Preisrücknahmen in Hö-he von 10 €/t bis 50 €/t aus. Die Preisrücknahmen betragen dabei durchschnittlich 23 €/t. Die Sekundärpreise folgen jetzt weitgehend den Marktveränderungen aus den Primärmärkten.

PE-Produktionsabfälle: Die Produktionsabfälle notieren Im November durchschnittlich um 23 €/t niedriger. Mahlgüter haben dabei Preisabschläge von 20 €/t bis 50 €/t zu verzeichnen, während Ballenware um 10 €/t bis 20 €/t niedriger notiert. Die Novemberpreise lauten bei-spielsweise: HDPE bunt 520-680 €/t, LDPE natur 650-800 €/t, LDPE-Folie bunt (K49) 230-330 €/t und LDPE-Folie natur (K40) 430-540 €/t. PE post user notiert durchschnittlich um 21 €/t niedriger, so z.B.: LDPE-Schrumpfhaube natur (E40) 420-500 €/t, LDPE-Schrumpfhaube bunt (E49) 230-300 €/t, Transparent farbig <70 ?m 60-105 €/t, Gewerbemischfolie (90/10) 200-235 €/t, Gewerbemischfolie (80/20) 180-210 €/t und HDPE-Kastenware bunt 570-680 €/t.

Die PP-Märkte erwiesen sich in 2011 als unruhig und instabil. Zunächst herrschte ein strate-gisch bedingter Materialmangel, der dann in ein Überangebot mündete. Verwerter sprechen von vollkommen unkalkulierbaren Umständen bei der PP-Verwertung und behalten sich wei-tere Schritte vor. Die im Markt angebotenen Recyclate zeigen je nach Verwerter sehr unter-schiedliche Qualitäten. Die PP-Produktionsabfälle notieren im November um durchschnittlich 28 €/t niedriger. Folgende PP-Notierungen gelten im November beispielsweise für: Folie bunt (K59) 180-330 €/t Folie natur (K50) 350-480 €/t, Homopolymer natur 600-770 €/t und Copo-lymer bunt 460-690 €/t.

Auch im November-Preisspiegel behauptet sich die PS-Sekundärware im Vergleich zu den anderen Standardkunststoffen noch sehr gut. Die PS-Preise geben nur in der Spitze nach. Somit beträgt der durchschnittliche Preisabschlag nur 8 €/t. Die Notierungen lauten jetzt z.B. für: Standard glasklar 600-800 €/t, Schlagfest bunt 600-700 €/t, Schlagfest schwarz 600-720 €/t und Schlagfest weiß 700-870 €/t.

Deutlichere Preisabschläge sind bei PVC zu melden. Bei PVC-Produktionsabfällen beträgt der durchschnittliche Preisnachlass 30 €/t. So notieren z.B.: Weich transparent 430-540 €/t, Weich bunt 390-490 €/t und Rohrqualität bunt 430-570 €/t. Bei PVC-Fensterware beträgt der durchschnittliche Preisnachlass 15 €/t: Fensterqualität weiß 640-730 €/t, Fensterqualität bunt 460-580 €/t und Fensterqualität Typware weiß 700-840 €/t.

PET post user: Der PET-Markt ist in Bewegung. Die laufend billigere Neuware zieht auch die Preise der gebrachten Getränkeflaschen nach unten. Überdies sind ausreichend PET-Flaschen im nationalen Markt und im Binnenmarkt im Angebot. Dies hilft den Aufbereitern und Verwertern auf der Inputseite. Allerdings stockt nach Angaben von EUWID der Absatz von PET-Flakes, während Regranulate gut nachgefragt seien. Einige Recycler nehmen be-reits Einlagerungen von Flaschen vor. Andere Recycler rechnen aber damit, dass sich das Flaschen-PET nochmals verbilligt.

Im November geben die EUWID-Notierungen wiederum, und zwar bei PET klar um 40 €/t und bei PET bunt um 55 €/t, nach. Die Notierungen für gebrauchte PET-Einwegflaschen lau-ten jetzt: PET klar 380-440 €/t und PET bunt 250-310 €/t.


2.2 Preisspiegel plasticker

Für die Standardkunststoffen gilt: während der November eher stabil notiert zeigt sich im Dezember ein Ausverkauf!

Im November ist die Nachfrage nach Standardkunststoffen durchweg positiv. Der Preisspiegel in plasticker erweist sich im November als uneinheitlich. Die Preisnachlässe liegen dabei zwischen 30 €/t und 90 €/t und die Preiserhöhungen zwischen 10 €/t und 240 €/t. PS-Granulat gleicht seine Verluste aus und legt um 240 €/t zu! Auch Weich-PVC notiert im November um 90 €/t deutlich höher als im Vormonat. Laut plasticker verändern sich im November die folgenden Preisnotierungen um mehr als ±40 €/t bei: HDPE-Mahlgut -50 €/t, PS-Mahlgut +80 €/t, und Hart-PVC-Mahlgut -90 €/t.

Eine Vorschau in den Dezember-Preisspiegel zeigt enorme Preisnachlässe, die zwischen 10 €/t und 290 €/t liegen! Im Durchschnitt geben die Kunststoffpreise um 102 €/t nach! LDPE-Mahlgut notiert wohl unverändert und Weich-PVC kann im Preis voraussichtlich um 110 €/t zulegen. Der Dezember ist von einer hohen Angebotszahl geprägt - letztlich zeigt sich hier ganz klar ein Ausverkauf noch vor der Winterpause.

Tabelle 1: Notierungen für Standardkunststoffe in plasticker; Angaben in €/t

*: Zu geringe Angebotszahl, um eine statistische Signifikanz zu erreichen; 1: entspricht der Qualität Produktionsabfall, bunt; 2: entspricht K49; 3: entspricht K59; 4: entspricht Standard bunt; 5: entspricht der Qualität Regranulat schwarz.

Auch bei den Technischen Kunststoffen gilt: während der November noch von Preiserhö-hungen gekennzeichnet ist verfallen die Dezemberpreise deutlich.

Die Nachfrage nach Technischen Kunststoffen ist November gut. Im Durchschnitt gewinnen die Technischen Kunststoffe 118 €/t. Allerdings sind bei den Mahlgütern aus ABS, PBT und PA 6 Preisnachlässe zu melden.

Eine Vorschau in die Dezember-Notierungen weist enorme Preisnachlässe, die zwischen 30 €/t und 310 €/t liegen aus! Im Durchschnitt werden die Kunststoffpreise voraussichtlich um 163 €/t nachgeben. Nur das PC-Granulat kann sich wohl behaupten und legt dabei voraus-sichtlich sogar um 130 €/t zu. Der Dezember ist von einer hohen Angebotszahl geprägt - letztlich zeigt sich aber dadurch aber ganz klar ein Ausverkauf noch vor der Winterpause.

Tabelle 2: Notierungen für Technische Kunststoffe in plasticker; Angaben in €/t


Aus den stündlich aktualisierten Monatspreisübersichten - erstellt aus den Angeboten in der Rohstoffbörse plasticker lassen sich monatliche Preisnotierungen für die Sekundärkunststoffe errechnen. Dieser Preisspiegel zeigt Notierungen, die allerdings unter dem Vorbehalt der Ermittlung aus den eingestellten Angeboten stehen. Darüber hinaus unterscheidet plasticker nicht zwischen den Qualitäten klar und bunt oder farbsortiert. Dadurch ergibt sich aus den plasticker-Angaben unter Umständen ein anderes Marktgeschehen als beim EUWID-Preisspiegel. Alle EUWID-Preise ab Station. Die Preise beziehen sich in der Regel auf Mengen größer 20 Tonnen.

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