bvse-Marktbericht Kunststoffe - Juni 2012

Die Informationen zur Marktlage von Kunststoffen wurden uns bereitgestellt von:
bvse - Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V.


1. Der Markt für Primärkunststoffe

Nach einem guten Kunststoffjahr 2011 blicken die Kunststofferzeuger in Deutschland nun „realistisch und optimistisch" nach vorne. Dies erklärte Dr. Wolfgang Hapke, der Vorsitzende von PlasticsEurope Deutschland e.V., vor der Presse, s. www.plasticseurope.de. Nach Hapkes Worten ist insgesamt das Vorkrisenniveau wieder erreicht oder um einen Hauch überschritten. Es sehe aber so aus, als lege man nach erfolgreicher Aufholjagd nun eine Wachstumspause ein. Entsprechend rechne man für das laufende Jahr 2012 mit einem Wachstum in der Größenordnung des Wachstums des Bruttoinlandsproduktes, so Dr. Hapke.

Die Produktion von Kunststoff in Deutschland stieg 2011 um 1,4 Prozent auf 20,7 Millionen Tonnen, der Umsatz der Kunststofferzeuger im gleichen Zeitraum auf 25,3 Mrd. Euro, ein Plus von 7,5 Prozent. Der Umsatzzuwachs im Inland war mit 9,8 Prozent deutlich größer als im Ausland (5,8 Prozent). Der Export verzeichnete 2011 in der Menge gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang von 2,5 Prozent auf 11,9 Millionen Tonnen, bei einem wertmäßigen Anstieg um 8,3 Prozent. Der Import verharrte 2011 mit 8,4 Millionen Tonnen auf dem Vorjahresniveau bei einer Steigerung des Wertes um 13,3 Prozent auf 14,5 Mrd. Euro.

Die im Mai angekündigten Preisrückgänge für Standardkunststoffe werden im Juni wirklich. Die Preisrückgänge sind durch die nachgebenden Rohöl- und Vorproduktpreise bedingt; Ethylen notiert um 120 €/t und Propylen um 125 €/t niedriger als im Vormonat. Experten erwarten in den Sommermonaten weiter rückläufige Rohöl- und Vorproduktpreise. Darüber hinaus ist eine starke Kaufzurückhaltung spürbar. Kunststoffverarbeiter erwarten auch in den nächsten Monaten weiter nachgebende Kunststoffpreise und verzögern daher ihre Kauforder soweit als möglich. Zusätzlich wird bei den Verarbeitern ein geringerer Kunststoffbedarf wegen der anstehenden Sommerpause wahrscheinlich. Positiv ist, dass die relativ geringen Lagerbestände einen kontinuierlichen Mindesteinkauf erfordern, um die laufende Produktion zu ermöglichen.

Bei den Standardkunststoffen werden im Juni Preisnachlässe von 20 €/t bis 80 €/t wirksam. Nur PS zeigt eine einseitige Preiserhöhung am unteren Rand und zwar um 20 €/t. So ergibt sich im Juni über zehn gelistete Kunststoffe im EUWID ein Durchschnittspreis von 1470 €/t. Damit ist der Kunststoffpreis um 24 €/t niedriger als im Vormonat. So weist der EUWID-Preisspiegel im Mai 2012 beispielsweise wie folgt aus: LDPE-Folie 1460-1540 €/t, HDPE-Blasware 1480-1540 €/t, PS-glasklar 1460-1490 €/t, PS-schlagfest 1600-1630 €/t, PP-Homopolymer 1480-1530 €/t, PVC-Rohrqualität 1220-1260 €/t und PVC-Folien/Kabel 1320-1360 €/t. Der Preiseinbruch bei PET wird einerseits auf das Überangebot und anderseits auf die nachgebenden Vorproduktpreise zurückgeführt. Weiter nachgebende PET-Preise sind wahrscheinlich.


2. Der Markt für Sekundärkunststoffe

Der Preisverfall, der bei Altpapier und Schrotten stattfindet, zeichnet sich im Juni auch bei den Kunststoffabfällen ab. Während sich die Sekundärkunststoffmärkte in den Maipreisspie-geln noch als stabil erweisen, werden für Juni und Juli größere Marktveränderungen gemel-det. Die Marktveränderungen bedeuten dabei fallende Preise für Ballenware. Recyclate, das sind Mahlgüter, Regranulate, Regenerate/Compounds und Agglomerate, behaupten sich. Bei einer hohen Angebotszahl sind für Juni und Juli auch deutliche Kaufzurückhaltungen spürbar – die Nachfrage stockt. Allerdings sind bei den Kunststoffverarbeitern die Lagerbestände relativ gering, so dass fortlaufend Order erfolgen. Die Verarbeiter spekulieren auf weiter fallende Preise. Es besteht allerdings die Hoffnung, dass sich die Märkte nach der Sommerpause positiv stabilisieren. Bereits seit dem Herbst 2010 produzieren die Kunst-stoffverarbeiter auf Hochtouren, ohne dass in diesem Zeitraum gründliche Revisionen der Anlagen möglich waren.

Einerseits wird nach wie vor von verhaltenem Fernostexport berichtet und andererseits steigt bei bestimmten Qualitäten die Exportnachfrage wieder deutlich. Einerseits verbilligt der güns-tigere Euro bzw. der stärkere Dollar die Ausfuhren nach Fernost und anderseits wird immer noch von hohen Frachtraten und mangelnden Seecontainern berichtet. Die VR China kon-trolliert die Einfuhren inzwischen sehr wirksam. Dabei wird auch die Einfuhr via Hongkong geprüft und zunehmend eingeschränkt. Nach Angaben des chinesischen Verbands für das Kunststoffrecycling, PRC-CPPIA, wurden im Jahr 2011 rund 9,02 Millionen Tonnen Kunst-stoffabfälle nach China eingeführt. Im Quartal I meldet destatis, dass die Direktimporte in die VR China um 35 %, und zwar von 150.500 Tonnen im Quartal I 2011 auf 203.300 Tonnen im Quartal I 2012, gestiegen sind. Die Ausfuhren nach Hongkong nahmen im gleichen Zeitraum von 70.100 Tonnen auf 49.500 Tonnen ab!


2.1 Preisspiegel EUWID

Der Preispiegel für Altkunststoffe in EUWID zeigt im Mai kaum Änderungen. Die Kunststoff-märkte stagnieren. Allerdings geraten die Altkunststoffe durch die fallenden Neuwarepreise unter Druck. Geringe Preisänderungen sind einzig bei PE post user zu melden, alle anderen Kunststoffnotierungen bleiben unverändert.

PE erweist sich als weitgehend stabil. Bei den Produktionsabfällen notieren Ballenware und Mahlgüter unverändert. Geringe Änderungen sind bei post user zu melden. Hier sind durch-wegs einseitige Preiserhöhungen, d.h. am unteren bzw. am oberen Rand der Notierungen, zu melden. Die Preiserhöhungen reichen dabei von 5 €/t bis 15 €/t und die Preisrückgänge von 10 €/t bis 20 €/t. Bei den PE post user sind beispielsweise folgende Änderungen zu nennen: Folie transparent natur < 70 µm 330-360 €/t, , Gewerbemischfolie 98/2 330-360 €/t, Gewerbemischfolie 90/10 210-250 €/t und Gewerbemischfolie 80/20 200-220 €/t.

Bei PP werden zwar keine Preisveränderungen ausgewiesen, dennoch verweisen Experten darauf, dass die PP-Märkte durch die Entwicklungen bei PE unter Druck geraten. Auch das PS notiert zum Vormonat unverändert. Die Baukonjunktur stabilisiert die PS-Preise. Auch die PVC-Preise werden bislang von der Baukonjunktur stabilisiert. Dennoch schätzen Experten PS und PVC nicht unbedingt als stabil ein. Weich bunt gibt um 30 €/t am unteren Preisrand nach und zwar auf 350-470 €/t.

Die Notierungen für PET Einweg-Pfandflaschen weisen im Mai-Preisspiegel eine Reduzie-rung aus und zwar um durchschnittlich 43 €/t bei PET klar und um 45 €/t bei PET bunt. Die EUWID-Notierungen für gebrauchte PET-Einwegflaschen lauten z.B. bei: PET klar 455-530 €/t . Die PET-Verarbeiter beklagen die Schieflage der Märkte und Notierungen. Immer noch zu hohe Einkaufspreise bei zunehmendem Druck auf die Mahlgüter und Regranulate können kaum noch ausgeglichen werden.


2.2 Preisspiegel plasticker

Auf Grund der aktuellen Marktveränderungen werden hier erstmals die aktuellen Notierungen aus plasticker, das sind die Juni-Notierungen vom 17.06.2012, sowohl für die Standard-kunststoffe, s. Tabelle 1, wie auch für die Technischen Kunststoffe, s. Tabelle 2, eingestellt. Diese sind keine abschließenden Juni-Notierungen sondern lediglich ein Zwischenstand. Plasticker weist bei den Standardkunststoffen keine Marktverwerfungen im Juni aus. Bei den Technischen Kunststoffen sind jedoch deutlich Preisrückgänge ersichtlich!

Der Mai-Preisspiegel in plasticker weist einen nahezu unveränderten Durchschnittswert für die Notierungen für Standardkunststoffe im Vergleich zum Vormonat aus. Die Preiserhöhun-gen liegen dabei zwischen 10 €/t und 70 €/t, die Preisrückgänge bei 10 €/t bis 60 €/t. Bei w_PVC kann ein längerfristigerer Trend zu nachgebenden Preisen und bei h_PVC ein län-gerfristiger Trend zu höheren Preise ausgemacht werden. Die in plasticker eingestellten An-gebote und Nachfragen sind auch im Mai auf gutem Niveau. Laut plasticker verändern sich im Mai die folgenden Preisnotierungen um mehr als ±40 €/t im Vergleich zum Vormonat bei: LDPE-Granulat -60 €/t und h_PVC +70 €/t.

Eine erste Vorschau in die derzeitigen Juni-Notierungen, die abschließend erst im Juli ge-meldet werden, weist eine weitere Preisstabilisierung auf dem Niveau des Vormonats aus. Die Angebotsanzahl erhöht sich dabei deutlich; bei manchen Kunststoffarten gibt es sogar Verdoppelungen.

Tabelle 1: Notierungen für Standardkunststoffe in plasticker; Angaben in €/t

*: Zu geringe Angebotszahl, um eine statistische Signifikanz zu erreichen; 1: entspricht der Qualität Produktionsabfall, bunt; 2: entspricht K49; 3: entspricht K59; 4: entspricht Standard bunt; 5: entspricht der Qualität Regranulat schwarz; 6 Vorschau, die sich durch weitere Angebote verändern kann.

Auch der Mai-Preisspiegel in plasticker weist einen nahezu unveränderten Durchschnittswert für die Notierungen für Technischen Kunststoffe im Vergleich zum Vormonat aus. Im Ver-gleich zum Vorjahr beträgt der durchschnittliche Preisunterschied im Mai 2012 zum Mai 2011 immerhin 80 €/t. Die Preiserhöhungen im Mai 2012 gleichen sich mit den Preiserniedrigungen in etwa aus. Die Technischen Kunststoffe notieren dabei uneinheitlich: Die Preiserhöhungen liegen zwischen 30 €/t und 130 €/t und die Preisrückgänge bei 20 €/t bis 80 €/t. Im Mai sind die in plasticker eingestellten Angebote und Nachfragen auf gutem Niveau. Laut plasticker verändern sich im Mai 2012 die folgenden Preisnotierungen um mehr als ±70 €/t bei PBT-Mahlgut +80€/t, PBT-Granulat +130€/t, und PA 6.6-Mahlgut +110 €/t.

Eine erste Vorschau in die derzeitigen Juni-Notierungen, die abschließend erst im Juli ge-meldet werden können, zeigt deutliche Preisnachlässe, und zwar um durchschnittlich 66 €/t. Die Angebotsanzahl erhöht sich dabei deutlich. Nur POM wird voraussichtlich auch im Juni höher notieren.

Tabelle 2: Notierungen für Technische Kunststoffe in plasticker; Angaben in €/t

*Zu geringe Angebotszahl, um eine statistische Signifikanz zu erreichen, 5: entspricht der Qualität Regranulat schwarz; 6 Vorschau, die sich durch weitere Angebote verändern kann.


Alle Preisangaben ohne Gewähr. Alle EUWID-Preise ab Station. Die Preise beziehen sich in der Regel auf Mengen größer 20 Tonnen. Aus den stündlich aktualisierten Monatspreisübersichten - erstellt aus den Angeboten in der Rohstoffbörse plasticker lassen sich monatliche Preisnotierungen für die Sekundärkunststoffe errechnen. Dieser Preisspiegel zeigt Notierungen, die allerdings unter dem Vorbehalt der Ermittlung aus den eingestellten Angeboten stehen. Darüber hinaus unterscheidet plas-ticker nicht zwischen den Qualitäten klar, bunt oder farbsortiert. Dadurch ergibt sich aus den plasti-cker-Angaben unter Umständen ein anderes Marktgeschehen als beim EUWID-Preisspiegel.

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