bvse-Marktbericht Kunststoffe - Juli 2012

Die Informationen zur Marktlage von Kunststoffen wurden uns bereitgestellt von:
bvse - Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V.


1. Der Markt für Primärkunststoffe

Die IK - Industrievereinigung Kunststoffverpackungen hat ihren neuesten Trendbericht unter www.kunststoffverpackungen.de veröffentlicht. Die deutsche Kunststoffverpackungsindustrie beurteilt die aktuelle wirtschaftliche Lage weiterhin positiv. 43 Prozent der befragten IK-Mitglieder bewerten sie mit gut, 52 Prozent mit befriedigend. Die Unternehmen selbst erwarten für das III. Quartal 2012 leicht rückläufige Umsätze, der Saldo sinkt gegenüber dem Vorquartal von +7,2 auf -1,1 Punkte. Insoweit fällt die Prognose des IK-Konjunkturtrends für das dritte Quartal 2012 um einiges positiver aus als die Bewertung des ifo-Geschäftsklimaindex. Kritischer sehen die Firmen die Entwicklung im nächsten Quartal bei den Exporten. Hier sinkt der Saldo um fast 30 Punkte. Damit wird die sich weiter verschlechternde Konjunktur in etlichen EU-Staaten bestätigt. Die Auswirkungen der Euro-Krise treffen jetzt auch immer mehr den deutschen Mittelstand.

Die IK - Industrievereinigung Kunststoffverpackungen veröffentlicht für das zurückliegende Jahr unter www.kunststoffverpackungen.de, dass 4,31 Mio. Tonnen an Kunststoffverpackungen im Wert von 13,22 Mrd. Euro produziert wurden. Mit einem Plus von 5,2 % stiegen die Produktion von Verpackungen aus Kunststoff und der Umsatz um 9,4 % gegenüber dem Vorjahr. Kunststoffe repräsentieren dabei rund 41 % des Verpackungsmarktes in Deutschland und stellen damit den größten Anteil an Packmitteln. An den Kunststoffpackmitteln hatten Kunststofffolien mit 1,73 Mio. Tonnen wiederum den größten Anteil.

Die im Mai für die Sommermonate prognostizierten Preisrückgänge für Standardkunststoffe werden jetzt zum zweiten Mal umgesetzt. Die Preisrückgänge sind durch die nachgebenden Rohöl- und Vorproduktpreise bedingt; Ethylen notiert um 263 €/t und Propylen um 201 €/t niedriger als im Vormonat. Experten erwarten weiter rückläufige Rohöl- und Vorproduktpreise. Darüber hinaus ist eine starke Kaufzurückhaltung spürbar. Kunststoffverarbeiter erwarten auch im August noch weiter nachgebende Kunststoffpreise und verzögern daher ihre Kaufordern. Darüber hinaus haben die Verarbeiter in der Sommerpause nur einen geringeren Kunststoffbedarf.

Bei den Standardkunststoffen werden im Juni Preisnachlässe von 60 €/t bis 190 €/t wirksam. Nur PS kann sich behaupten. So ergibt sich im Juni über die unten beispielhaft gelisteten Kunststoffe in EUWID ein Durchschnittspreis von 1344 €/t. Damit ist der Kunststoffpreis um 126 €/t niedriger als im Vormonat! Der EUWID-Preisspiegel weist im Juni 2012 z.B. wie folgt aus: LDPE-Folie 1270-1350 €/t, HDPE-Blasware 1290-1350 €/t, PS-glasklar 1460-1490 €/t, PS-schlagfest 1590-1630 €/t, PP-Homopolymer 1290-1340 €/t, PP-Copolymer 1340-1390 €/t, PVC-Rohrqualität 1160-1200 €/t und PVC-Folien/Kabel 1260-1300 €/t. Der Preiseinbruch bei PET wird auf das Überangebot in der Produktion, die Kaufzurückhaltung der Verarbeiter, die bisher verhalten Nachfrage nach Getränken und auf die nachgebenden Vorproduktpreise zurückgeführt. Die Talsohle der PET-Notierungen sollte nach Expertenmeinung im August erreicht sein.

Die Märkte für Technische Kunststoffen normalisieren sich. Inzwischen liegt weltweit ein ausreichendes Angebot an Technischen Kunststoffen vor. Nur noch vereinzelt werden Engpässe gemeldet. So lässt zwar die außerordentlich hohe Nachfrage nach Technischen Kunststoffen nach; sie pendelt sich aber auf gutem Niveau ein. Gründe für den Preisnachlass sind v.a. nachgebende Vorproduktpreise wie auch eine gewisse Kaufzurückhaltung, die auf weiter fallende Preise setzt.

Die für Mai und Juni erwarteten Preisnachlässe wurden verwirklicht. Bei den Technischen Kunststoffen geben PMMA, POM und PA in den Preisen um 100 €/t bzw. 200 €/t nach, während PMMA und PC unverändert bleiben. Der EUWID-Preisspiegel weist beispielsweise die Technischen Kunststoffe im Juni aus, zu: PMMA glasklar 2460-2600 €/t, ABS farbig 2600-2900, PC glasklar 2750-3000 €/t, PC GF 3050-3300 €/t, PA 6 natur 2450-2650 €/t, PA 6 schwarz 2450-2650 €/t, PA 6 GF verstärkt 2800-2900 €/t, PA 66 natur 3100-3200 €/t und PA 66 GF 3200-3300 €/t.


2. Der Markt für Sekundärkunststoffe

Im Juni und Juli werden von allen Seiten Marktverschiebungen gemeldet. Die o.g. Preise für Neuware beeinflussen dabei die Preise der Recyclate (Mahlgüter und Regranulate). Allerdings gibt jetzt endlich auch der Aufbereitungs- und Verarbeitungsinput also die Ballenware im Preis nach. EUWID weist im Juni-Preisspiegel für Altkunststoffe Preisreduktionen für die Mehrzahl der notierten Qualitäten aus. Im Juni-Preisspiegel von plasticker notieren die Kunststoffe (Ballenware, Mahlgüter, Regranulate) nahezu unverändert. Die Hoffungen für einen realistischen Preisausgleich von Input zu Output bzw. von sortierten Kunststoffabfällen zu Recyclaten und Produkten liegen auf der Sommerpause. Hier sollten sich die Märkte beruhigen und zu einem Ausgleich finden.

Im Juli lässt sich feststellen, dass die Sommerpause wirkt, d.h. die Nachfrage nach Kunststoffen sinkt deutlich. Die vorläufigen Juli-Preisspiegel von plasticker für Standardkunststoffe wie auch für Technische Kunststoffe weisen zwar deutliche Preisnachlässe aus, allerdings dürfen ihre Auswirkungen durchaus begrenzt sein, da im Juli und August nur wenig umgeschlagen wird. Die Kunststoffverarbeiter verhalten sich im Juli abwartend und kaufen in Erwartung weiterer Preissenkungen nur das Nötigste. Die Käufe erfolgen zurzeit just in time - die Läger der Verarbeiter sind leer. Diesmal kann die Sommerpause vorteilhaft dazu genutzt werden, um Anlagen abzustellen und gründliche Revisionen durchzuführen ohne dabei Marktanteile zu verlieren.

Auch der Fernostexport läuft in relativ ruhigen Bahnen. Händler können die benötigten Qualitäten in Ruhe auswählen. Zuletzt konnte ein geringer Nachfrageschub ausgemacht werden. Impulse bekommt die Exportnachfrage durch den billigeren Euro.


2.1 Preisspiegel EUWID

Die Kunststoffmärkte stagnieren im Juli. Der EUWID-Preisspiegel für Altkunststoffe weist daher im Juni Preisrücknahmen bei vielen Qualitäten aus. Die Preisrücknahmen umfassen mehrheitlich den Bereich von 10 €/t bis 20 €/t. In der Spitze werden im Mittelwert Preisrücknahmen von 35 €/t bis 50 €/t erreicht. Experten erwarten weitere Preisrücknahmen im Juli-Preispiegel.

PE zeigt zahlreiche Preisrücknahmen. Bei den Produktionsabfällen notieren die Ballenware und Mahlgüter zwischen 5 €/t und 20 €/t niedriger so zum Beispiel: HDPE bunt 490-670 €/t, HDPE natur 650-750 €/t, LDPE bunt 490-620 €/t und LDPE natur (K40) 440-550 €/t. Deutlichere Preisänderungen sind bei post user zu melden. Die Preisrücknahmen reichen dabei von 10 €/t bis 50 €/t, wie die folgenden Beispiele zeigen: LDPE-Schrumpfhauben natur (E40) 420-500 €/t, LDPE-Schrumpfhauben bunt (E49) 220-280 €/t, LDPE-Agrarfolie s/w > 70 µm 40-60 €/t, Gewerbemischfolie 98/2 330-350 €/t, Gewerbemischfolie 80/20 200-220 €/t, HDPE-Hohlkörper bunt (C29) 160-300 €/t, HDPE-Kastenware farbsortiert 640-750 €/t und HDPE-Kastenware bunt 550-650 €/t.

Bei PP ergeben sich durchschnittliche Preisveränderungen von 15 €/t bis 25 €/t, z.B.: Folie natur (K50) 350-450 €/t, Homopolymer bunt 450-680 €/t, Homopolymer natur 650-800 €/t und Copolymer natur 650-800 €/t. In den PP-Märkten werden wieder sehr unterschiedliche Qualitäten bei Mahlgütern und Regranulaten angeboten, wobei die schlechten Qualitäten die Preise für die guten Recyclate mit nach unten ziehen.

Die Baukonjunktur stabilisiert immer noch die PS-Preise. Auch der Druck von der Neuware ist geringer als bei den anderen Kunststoffen. Die PS-Märkte erweisen sich deshalb als relativ stabil. Die durchschnittlichen Preisrücknahmen liegen bei 10 €/t bis 20 €/t, beispielsweise bei: Standard bunt 500-670 €/t, Standard glasklar 600-800 €/t, Standard weiß 600-800 €/t und Schlagfest weiß 700-850 €/t.

Die PVC-Preise geben relativ geringfügig nach. PVC wird von der Baukonjunktur stabilisiert. Die Nachfrage nach PVC-Recyclaten ist zurzeit gut. PVC-Produktionsabfälle notieren um durchschnittlich um 20 €/t bis 35 €/t geringer. Beispiele für die Juni-Notierungen für PVC-Produktionsabfälle lauten: Weich transparent 420-550 €/t, Hart transparent 500-600 €/t und Rohrqualität bunt 520-580 €/t. PVC-Fensterware notiert um durchschnittlich um 5 €/t bis 10 €/t geringer wie bei: Fensterqualität bunt 500-590 €/t und Fensterqualität Typware weiß 720-840 €/t

Die Notierungen für PET Einweg-Pfandflaschen weisen im Juni-Preisspiegel wiederum eine Reduzierung aus und zwar um durchschnittlich 58 €/t bei PET klar und um 45 €/t bei PET bunt. Die EUWID-Notierungen für gebrauchte PET-Einwegflaschen lauten z.B.: PET klar 400-470 €/t und PET bunt 200-260 €/t. Die PET-Verarbeiter beklagen weiterhin die bestehende Schieflage der Märkte und Notierungen. Die Ballenware verbilligt sich schrittweise in zähen Verhandlungen, während ein hoher Preisdruck auf den hergestellten Recyclate lastet. Immer noch sind die Einkaufspreise für Ballenware zu hoch. In den Sommermonaten ist mit steigendem Flaschenaufkommen zu rechnen, so dass weiter nachgebende Inputpreise wahrscheinlich sind.


2.2 Preisspiegel plasticker

Auf Grund der prognostizierten Marktveränderungen werden hier nochmals die aktuellen Notierungen aus plasticker, das sind die Juli-Notierungen vom 10.07.2012, sowohl für die Standardkunststoffe, s. Tabelle 1, wie auch für die Technischen Kunststoffe, s. Tabelle 2, eingestellt. Diese sind allerdings nicht die abschließenden Juli-Notierungen sondern lediglich ein Zwischenstand. Plasticker weist im Juli bei den Standardkunststoffen deutliche Preisrückgänge aus. Auch bei den Technischen Kunststoffen sind hier weitere Preisrückgänge ersichtlich.

Der Juni-Preisspiegel in plasticker weist einen nahezu unveränderten Durchschnittswert für die Notierungen für Standardkunststoffe im Vergleich zum Vormonat aus. Die Preiserhöhungen liegen dabei zwischen 10 €/t und 70 €/t und die Preisrückgänge bei 10 €/t bis 100 €/t. Die PVC-Preise stabilisieren sich. Der längerfristigere Trend bei w_PVC zu nachgebenden Preisen wurde im Juni und bei h_PVC zu höheren Preisen im Mai gestoppt. Der Juni zeichnet sich durch eine sehr hohe Angebotszahl aus. Laut plasticker verändern sich im Juni die beispielhaften folgenden Preisnotierungen um mehr als ±40 €/t im Vergleich zum Vormonat bei: LDPE-Ballenware +70 €/t, PET-Ballenware -100 €/t und PET-Mahlgut +50 €/t.

Die Sommerpause wirkt! Eine erste Vorschau in die derzeitigen Juli-Notierungen, die abschließend erst im August gemeldet werden, weist eine deutliche niedrigere Angebotszahl als im Vormonat aus. Die Nachfrage nach Standardkunststoffen bleibt unter der der ersten fünf Monate zurück. Deutliche Preisrückgänge sind zu verzeichnen.

Tabelle 1: Notierungen für Standardkunststoffe in plasticker; Angaben in €/t

*: Zu geringe Angebotszahl, um eine statistische Signifikanz zu erreichen; 1: entspricht der Qualität Produktionsabfall, bunt; 2: entspricht K49; 3: entspricht K59; 4: entspricht Standard bunt; 5: entspricht der Qualität Regranulat schwarz; 6 Vorschau, die sich durch weitere Angebote verändern kann.

Im Juni-Preisspiegel in plasticker notieren die Technischen Kunststoffe im Vergleich zum Vormonat um durchschnittlich 74 €/t niedriger. Die Preisnachlässe von 20 €/t bis 260 €/t überwiegen die Preiserhöhungen von 10 €/t bis 70 €/t deutlich. Im Vergleich zum Vorjahr beträgt der durchschnittliche Preisunterschied im Juni 2012 zum Juni 2011 175 €/t. Die Produktionsdefizite bei der Neuware Technische Kunststoffe sind jetzt ausgeglichen. Daher vermindert sich jetzt auch die Nachfrage nach Recyclaten aus Technischen Kunststoffen und dies bedingt die deutlichen Preisrückgänge. Im Juni weist plasticker eine drastische Erhöhung der Anzahl der eingestellten Angebote und Nachfragen aus. Die Preise für PA 6.6-Granualt verfallen seit August 2011 und die für ABS-Granulat seit Februar 2012 stetig. Laut plasticker verändern sich im Juni 2012 die folgenden Preisnotierungen um mehr als ±70 €/t z.B. bei: PC-Granulat -200 €/t, PBT-Mahlgut -110€/t, PBT-Granulat -260€/t und PA 6.6-Mahlgut -90 €/t.

Eine erste Vorschau in die derzeitigen Juli-Notierungen, die abschließend erst im August gemeldet werden können, weist nochmals Preisnachlässe, und zwar um durchschnittlich 45 €/t, aus. Der Juli zeigt eine deutliche niedrigere Angebotszahl als im Vormonat. Im Juli bleibt die Nachfrage nach Standardkunststoffen unter der der ersten fünf Monate zurück.

Tabelle 2: Notierungen für Technische Kunststoffe in plasticker; Angaben in €/t

5: entspricht der Qualität Regranulat schwarz; 6 Vorschau, die sich durch weitere Angebote verändern kann.


Alle Preisangaben ohne Gewähr. Alle EUWID-Preise ab Station. Die Preise beziehen sich in der Regel auf Mengen größer 20 Tonnen. Aus den stündlich aktualisierten Monatspreisübersichten - erstellt aus den Angeboten in der Rohstoffbörse plasticker lassen sich monatliche Preisnotierungen für die Sekundärkunststoffe errechnen. Dieser Preisspiegel zeigt Notierungen, die allerdings unter dem Vorbehalt der Ermittlung aus den eingestellten Angeboten stehen. Darüber hinaus unterscheidet plasticker nicht zwischen den Qualitäten klar, bunt oder farbsortiert. Dadurch ergibt sich aus den plasticker-Angaben unter Umständen ein anderes Marktgeschehen als beim EUWID-Preisspiegel.

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