bvse-Marktbericht Kunststoffe - September 2015

Die Informationen zur Marktlage von Kunststoffen wurden uns bereitgestellt von:
bvse - Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V.


1. Der Markt für Primärkunststoffe

Die Kunststoffindustrie, die aus Kunststofferzeugern, Kunststoffverarbeitern und Kunststoffmaschinenbauern besteht, beliefert insbesondere das Baugewerbe, die Ernährungsindustrie, die Automobilproduktion, die Elektroindustrie, den Maschinenbau und die Chemieindustrie. Ökonomisch ist die deutsche Kunststoffindustrie, mit rund sechs Prozent Anteil an der deutschen Industrieproduktion, ein wesentlicher Industriesektor. Rund 377.000 Menschen fanden hier im Jahr 2014 einen zukunftssicheren Arbeitsplatz in 3.320 Unternehmen mit einem Umsatzvolumen von rund 93 Mrd. Euro.

Im zweiten Quartal konnte die Produktion von Kunststoffen in Primärform zulegen. Der trendbereinigte Produktionsindex stieg um 1,1 % gegenüber dem vorangegangenen Quartal. Das Vorjahresniveau wurde jedoch um 0,6 % unterschritten. Die Herstellung von Kunststoffwaren stieg in der Trendbetrachtung um 0,6 % über die Vorperiode. Im Vergleich zum Vorjahr konnten ebenfalls Produktionssteigerungen verzeichnet werden. Die Produktion im Kunststoffmaschinenbau musste in den Sommermonaten im Vergleich zum ersten Quartal 2015 einen Rückgang von 0,9 % verkraften. Das Vorjahresquartal wurde allerdings mit 4,3 % übertroffen.

1.1 Standardkunststoffe: Die Frage des letzten Monats nach einer Trendwende, lässt sich jetzt mit ja beantworten. Der Durchschnittspreis für Standardkunststoffe gibt im August um 70 €/t nach, s. Tab. 1. Als Grund hierfür wird eine verhaltene Nachfrage genannt, die einerseits urlaubsbedingt ist und andererseits auf abwartende Käufe zurückgeführt wird, die auf weiter fallende Preise spekulieren. Ein Übriges zu den Preisabschlägen trägt der niedrige Ölpreis bei, der günstige Vorproduktpreise bewirkt. Im Durchschnitt der letzten 100 Tage beträgt der Erdölpreis 52,10 US $. Die Nachfrage nach Heizöl wird witterungsabhängig in den Wintermonaten steigen. Kälteeinbrüche finden allerdings häufig erst im Februar statt.

Die Preisnachlässe sind bei den Polyolefinen mit durchschnittlich 90 €/t besonders deutlich. Es bestehen allerdings immer noch Angebotsdefizite bei HDPE und LDPE. Auch das Verpackungs-PET gibt relativ deutlich im Preis nach. Mit einem Durchschnittspreis von 1170 €/t notiert es um 85 €/t günstiger als im Vormonat. Experten weisen allerdings darauf hin, dass die Nachfrage nach Standardkunststoffen im IV Quartal deutlich steigen wird. Eine ausführliche Diskussion mit Angaben zu Preisspiegeln für Neuware und Altkunststoffe sowie von Vorprodukten finden Sie in EUWID Recycling und Entsorgung bzw. in EUWID Kunststoff, s. www.euwid.de sowie in KI - Kunststoffinformation, s. www.kiweb.de.

1.2 Technische Kunststoffe: Im August verteuern sich die Technischen Kunststoffe nur gering, nämlich um durchschnittlich 25 €/t. Dies signalisiert Preisstabilität. ABS gibt um durchschnittlich 20 €/t im Preis nach, PC erzielt um durchschnittlich 100 €/t höhere Preise. PMMA, POM und PA notieren unverändert. Nach der Sommerpause wird mit verstärkten Kaufordern gerechnet. Experten erwarten, dass die Preise in den nächsten beiden Monaten stabil bis leicht erhöht bleiben.

EUWID-Notierungen Technischen Kunststoffe, die alle zwei Monate erscheinen, über die letzten sechs Monate hinweg; Preise in €/t.


2. Der Markt für Sekundärkunststoffe

Die Kunststoffverarbeiter können sich freuen, denn ihr Verarbeitungsinput aus dem post user Bereich verbilligt sich. Während plasticker weitgehend stabile Preise für Ballenware, Mahlgüter und Granulate ausweist, geben bei EUWID die Notierungen für PE post user und PP Produktionsabfälle um durchschnittlich 30 €/t bzw. 9 €/t nach. Oder anders ausgedrückt, bei EUWID gibt die Ballenware im Preis nach, während die Mahlgüter weitgehend stabil notieren.

Kunststoffabfälle: In den Sommermonaten August und September war die Nachfrage nach Kunststoffabfällen saisonbedingt gering. Recycler sind mit Verarbeitungsmaterialien gut versorgt. Darüber hinaus bewirkt die stagnierende Nachfrage aus Fernost fallende Preise für den Verarbeitungsinput. Nach Fernost kann nur noch beste Ware .mit deutlichen Preisabschlägen exportiert werden. Experten gehen davon aus, dass die geringe Exportnachfrage aus Fernost auch im September und Oktober anhält. Damit könnten die Preise für Kunststoffabfälle nochmals nachgeben.

Recyclate: Weiterhin besteht eine gute Nachfrage nach Recyclaten. Die Preise für Recyclate, das sind Mahlgüter, Regranulate, Regenerate/Compunds und Agglomerate/Kompaktate, notieren stabil. Insbesondere gesucht sind Recyclate aus PE und PP. Die Recyclate aus Technischen Kunststoffen finden ebenfalls guten Absatz. Technische Kunststoffe notieren in der Primärware und bei den Recyclaten etwas höher. Technische Kunststoffe werden nach der Sommerpause verstärkt nachgefragt werden.


2.1 Preisspiegel EUWID

Der Preisspiegel EUWID zeigt bei PE post user und bei PP-Produktionsabfällen deutliche Preisrücknahmen. Die Produktionsabfälle aus PE, PVC und PS notieren hingegen unverändert.

Bei PE post user notieren beispielsweise die folgenden Qualitäten niedriger: LDPE-Schrumpfhauben natur (E 40) 520-560 €/t, LDPE-Schrumpfhauben bunt (E 49) 230-310 €/t, Folie transparent natur <70 m 360-400 €/t.

Die PP-Produktionsabfälle sind weiterhin gut nachgefragt. Bei Ballenware und einigen wenigen Mahlgütern weist EUWID geringe Preisabschläge aus. Die Kunststoffrecycler setzen auf weiter rückläufige Preise für ihren Verarbeitungsinput.

Wiederum keine Veränderungen bei den Preisnotierungen von PVC. Die Preisnachlässe aus dem Primärmarkt schlagen bisher nicht auf die PVC-Produktionsabfälle durch. Eine gute und stabile Nachfrage nach PVC ist dem Baubereich auch in den Sommermonaten zu verdanken. Auch PS profitiert von der Baukonjunktur. Die Preisnachlässe aus dem Primärmarkt wirken sich bisher kaum bei den PS-Produktionsabfällen aus.

Die Lager der PET-Recycler sind sehr gut gefüllt. PET-Recycler geben an, dass der gelagerte Verarbeitungsinput für bis zu zwei Monate ausreicht. Das gute Angebot an gebrauchten PET-Einweg Flaschen führt zu weiteren Preisrücknahmen. Der Absatz von gebrauchten PET-Flaschen nach Fernost stagniert. Die EUWID-Notierungen für Flaschen-PET geben bei PET klar und bei PET bunt um jeweils 20 €/t nach.


2.2 Preisspiegel plasticker

Die Internetplattform plasticker bildet tagesaktuelle Notierungen ab. Im vorliegenden Marktbericht sind die monatlichen Preisabschlüsse angegeben. Lediglich im jeweiligen Berichtsmonat, hier für September 2015, werden die bis dahin aufgelaufenen vorläufigen Notierungen angegeben, die erst im Oktober 2015 endgültig werden. Die Septembernotierungen sind nur ein Zwischenstand. Bei plasticker werden bei den Qualitäten Mahlgut und Granulat sowohl Neuware wie auch Sekundärware angeboten. Ballenware bezieht sich ausschließlich auf Kunststoffabfälle.

Standardkunststoffe

Im August notieren die Durchschnittspreise der Standardkunststoffe in plasticker mit 610 €/t. Dies weist bei Vergleich zum Vormonat wenig erhöhte Preise, nämlich um 9 €/t, aus. Der Vergleich mit den Vorjahrespreisen von 615 €/t zeigt, dass hier noch Luft nach oben ist. Bei den einzelnen Qualitäten reichen die Preiserhöhungen von 10 €/t bis 90 €/t und die Preisnachlässe von 10 €/t bis 70 €/t. Der August zeigt eine verhaltene Nachfrage nach Standardkunststoffen. Die Preise bei LDPE-Granulat erreichen seit Mai Höchststände. Die PP-Mahlgüter und PP-Granulate legen im Preis zu; das PP-Granulat durchbricht im August die 1000 €/t Grenze. PET-Ballenware bunt notiert auf dem niedrigsten Stand seit fünf Jahren. PS kann zur Zeit günstig eingekauft werden.

Eine erste Vorschau in die September-Notierungen, die allerdings abschließend erst Anfang Oktober gemeldet werden, gibt den voraussichtlichen Durchschnittspreis zu 606 €/t an. Damit weist die Internetplattform plasticker am 15.09.2015 zunächst gleich bleibende Durchschnittspreise aus. PP-Granulat und PVC notieren weiterhin hoch. Der September zeigt bisher eine eher verhaltene Nachfrage nach Standardkunststoffen.

Notierungen für Standardkunststoffe in plasticker; Angaben in €/t.

*: Zu geringe Angebotszahl, um eine statistische Signifikanz zu erreichen; 1: entspricht der Qualität Produktionsabfall, bunt; 2: entspricht K49; 3: entspricht K59; 4: entspricht Standard bunt; 5: entspricht der Qualität Regranulat schwarz; 6: Vorschau, die sich durch weitere Angebote verändern kann.

Technische Kunststoffe

Im August notieren die Durchschnittspreise der Technischen Kunststoffe in plasticker zu 1310 €/t; das sind immerhin 27 €/t mehr als im Vormonat. Bei Vergleich mit dem Vorjahr halten die Technischen Kunststoffe im August 2015 ihren Preis. Bei den einzelnen Qualitäten gibt es deutliche Preisveränderungen: die Preiserhöhungen reichen von 10 €/t bis 210 €/t und die Preisnachlässe von 20 €/t bis 80 €/t. Der August zeigt weiterhin eine ausreichend gute Nachfrage nach Technischen Kunststoffen. PC-Granulat zieht im Preis um 210 €/t und PBT-Granulat um 90 €/t an.

Eine erste Vorschau in die September-Notierungen, die abschließend allerdings erst Anfang Oktober gemeldet werden, zeigt einen nahezu unveränderten Durchschnittspreis von 1318 €/t. Die Zeit der preiswerten Technischen Kunststoffe ist vorbei. Bis zum 15.09.2015 zeigt die Internetplattform plasticker nach wie vor eine verhaltene Nachfrage nach Technischen Kunststoffen.

Notierungen für Technische Kunststoffe in plasticker; Angaben in €/t.

5: entspricht der Qualität Regranulat schwarz; 6: Vorschau, die sich durch weitere Angebote verändern kann


Alle Preisangaben ohne Gewähr. Alle EUWID-Preise ab Station. Die Preise beziehen sich in der Regel auf Mengen größer 20 Tonnen. Aus den stündlich aktualisierten Monatspreisübersichten - erstellt aus den Angeboten in der Rohstoffbörse plasticker lassen sich monatliche Preisnotierungen für die Sekundärkunststoffe errechnen. Dieser Preisspiegel zeigt Notierungen, die allerdings unter dem Vorbehalt der Ermittlung aus den eingestellten Angeboten stehen. Darüber hinaus unterscheidet plasticker nicht zwischen den Qualitäten klar, bunt oder farbsortiert. Dadurch ergibt sich aus den plasticker-Angaben unter Umständen ein anderes Marktgeschehen als beim EUWID-Preisspiegel.

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