bvse-Marktbericht Kunststoffe - November 2015

Die Informationen zur Marktlage von Kunststoffen wurden uns bereitgestellt von:
bvse - Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V.


1. Der Markt für Primärkunststoffe

Auf der Internetseite von TECSON , (http://www.tecson.de) erfolgt die tägliche Darstellung des Ölweltmarkes. Die Rohölpreise bilden einen zentralen Wirtschaftsindikator ab. Tendenziell geben die Rohölpreise weiter nach. Der Durchschnitt über ein Jahr beträgt 55,30 US $ und der Durchschnitt der letzten 100 Tage beträgt 47,50 US $. Nochmals zur Erinnerung: Der Rohölpreis bestimmt die Kunststoffpreise im Besonderen und zwar dabei über mehrere Stufen hinweg. Die Stufen sind der Rohölpreis selbst, die Raffinerieprodukte, die Vorprodukte für die Kunststoffsynthese, schließlich der Neukunststoff und zu guter letzt auch noch die Recyclatpreise. Je weiter wir uns allerdings vom Rohölpreis in der vorgenannten Kette entfernen, desto mehr kommen auch weitere Faktoren zum Tragen.

In diesem Zusammenhang will ich nochmals auf das Mysterium der Benzinpreise an der Tankstelle aufmerksam machen. Während sich der Rohölpreis halbiert hat, blieben die Benzinpreise nahezu unverändert. Nur der Dieselpreis folgt tendenziell den veränderten Primärnotierungen. Die aktuelle Benzinpreisbildung ist deswegen so bemerkenswert, weil in Zeiten hoher Rohölnotierungen die Benzinpreise jeder Erhöhung folgten. Umgekehrt scheint dies nicht zu gelten – warum eigentlich nicht? Und stellen wir uns doch einmal vor, dass die Rohölnotierungen wieder steigen; ja dann …?

1.1 Standardkunststoffe: Im Oktober und November hat sich die Nachfrage nach Standardkunststoffen deutlich belebt – das Weihnachtsgeschäft steht vor der Türe und die Kunststoffpreise sind jetzt sehr günstig. Die Kaufordern der Kunststoffverarbeiter konnten allerdings nicht mehr vollständig bedient werden. Doch trotz der hohen Nachfrage gibt im Oktober der Durchschnittspreis für Standardkunststoffe um immerhin 71 €/t auf 1274 €/t nach, s. Tab. 1. Oder anders ausgedrückt: innerhalb von vier Monaten rutscht der Kunststoffpreis um 286 €/t deutlich nach unten. Besonders hohe Preisnachlässe sind dabei bei PS und PP mit durchschnittlich 165 €/t und 100 €/t festzustellen. Als Grund für den Preisnachlass im Oktober werden die preiswerten Vorprodukte genannt. Und die Vorproduktpreise folgen den Rohölpreisen. So beträgt der Rohölpreis am 19.11.2015 im Durchschnitt der letzten 100 Tage nur noch 47,50 US $. Das Verpackungs-PET zieht hingegen im Preis leicht an. Mit einem Durchschnittspreis von 1125 €/t notiert es um 10 €/t höher als im Vormonat.

Eine ausführliche Diskussion mit Angaben zu Preisspiegeln für Neuware und Altkunststoffe sowie von Vorprodukten finden Sie in EUWID Recycling und Entsorgung bzw. in EUWID Kunststoff, s. www.euwid.de, sowie in KI - Kunststoffinformation, s. www.kiweb.de.

Technische Kunststoffe: Im Oktober verbilligen sich die Technischen Kunststoffe deutlich und zwar um durchschnittlich 110 €/t. Zögerliches Kaufverhalten hat sich für die Kunststoffverarbeiter rentiert. Die Preise für Technische Kunststoffe außerdem wegen eines guten Angebots und fallender Vorproduktpreise massiv unter Druck. PA 6 notiert um 200 €/t geringer und PC gibt um 125 €/t nach.

Tabelle 1: EUWID-Notierungen Technischen Kunststoffe, die alle zwei Monate erscheinen, über die letzten sechs Monate hinweg; Preise in €/t.


2. Der Markt für Sekundärkunststoffe

Die Sekundärkunststoffe geben im November bei befriedigender bis guter Nachfrage nochmals im Preis nach. Oder noch deutlicher: auch die Sekundärkunststoffe folgen den Neuwarepreisen und damit letztlich den Rohölnotierungen und erreichen auf diese Weise Preistiefstände. Beide Preisspiegel, nämlich plasticker und EUWID, zeigen rückläufige Preise. Während plasticker Preisrücknahmen um durchschnittlich 18 €/t für alle Standardkunststoffe ausweist, fallen bei EUWID die Preisrücknahmen sehr viel moderater aus. Bei EUWID liegen die Preisrücknahmen für bestimmte Qualitäten bei 5 €/t bis 25 €/t; manche Notierungen bleiben allerdings unverändert. Im November und Dezember wird die Situation in den Sekundärkunststoffmärkten durch die anstehende Winterpause unübersichtlich: die Kunststoffverarbeitung wird langsam zurückgefahren und Lagerbestände werden abgebaut. Allerdings verführen moderate Kunststoffpreise zum Einkauf.

Kunststoffabfälle: Die Nachfrage nach Kunststoffabfällen wird im Oktober ruhiger als in den Vormonaten bezeichnet. Der Verarbeitungsinput für die Kunststoffrecycler hat sich bereits verbilligt. Das Angebot an Kunststoffabfällen wird als gut bezeichnet. Im November könnten deshalb die Preise nochmals nachgeben. Der Fernostexport verläuft verhalten. Gründe hierfür sind ausstehende Verlängerungen der Export- und Importlizenzen für die VR China. Darüber hinaus wurden für November und Dezember strenge Einfuhrkontrollen an allen chinesischen Grenzen angekündigt. Die VR China kauft nach wie vor nur qualitativ hochwertige Ware; schlechte Ware hat im Fernostexport keine Chance.

Recyclate: Wieder einmal kommen die Preise für Recyclate unter Druck. Da sind einerseits die nachgebenden Neuwarepreise und andererseits zu hohe Preise für den Verarbeitungsinput, das sind die Kunststoffabfälle, zu nennen. Allerdings ist dabei auch zu bedenken, dass die im Oktober und November bestehende große Nachfrage nach Neuware nicht vollständig befriedigt werden konnte; auch deshalb bleiben die Recyclate weiterhin gut nachgefragt.


2.1 Preisspiegel EUWID

Der Preisspiegel EUWID zeigt bei ausgewählten Kunststoffen geringe Preisnachlässe. Die Preisnachlässe liegen dabei im Bereich von durchschnittlich 5 €/t bis 25 €/t. Dabei wird häufig auch nur die untere oder die obere Preisgrenze verändert. Einige Kunststoffe bleiben unverändert.

PE: Bei den PE-Produktionsabfällen notieren alle Qualitäten niedriger und zwar um durchschnittlich 10 €/t bis 20 €/t. Bei PE post user sind bei einigen Qualitäten Preisnachlässe zu melden. Bei den PP-Produktionsabfällen notieren alle Qualitäten niedriger und zwar um durchschnittlich 10 €/t bis 25 €/t. Dies ist ein deutlicher Preisrückgang, der auf ein deutlich größeres Angebot an Abfällen zurückzuführen ist.

PVC: Bei den PVC-Produktionsabfällen ist nur eine Preisveränderung zu melden, nämlich Weich transparent, welches um durchschnittlich 10 €/t niedriger notiert. Bei der PVC-Fensterware geben die Preise im unteren Bereich jeweils um 10 €/t nach.

Die PS-Produktionsabfälle notieren noch unverändert. Wegen den deutlichen Preisveränderungen bei der Neuware kommen im November die Preise für PS-Abfälle unter Druck.

Die Lager der PET-Recycler sind jetzt auch in den Herbstmonaten gut gefüllt. Dies wird sich auch im Winter nicht ändern. Das gute Angebot an gebrauchten PET-Einweg Flaschen führt zu weiteren Preisrücknahmen. Die leicht erhöhten Neuwarepreise geben Hoffnung, dass die Recyclatpreise stabil bleiben. Die EUWID-Notierungen für Flaschen-PET geben bei PET klar um 15 €/t nach. PET bunt notiert im Vergleich zum Vormonat unverändert.


2.2 Preisspiegel plasticker

Die Internetplattform plasticker, s. http://plasticker.de, bildet tagesaktuelle Notierungen ab. Im vorliegenden Marktbericht sind die monatlichen Preisabschlüsse angegeben. Lediglich im jeweiligen Berichtsmonat, hier für November 2015, werden die bis dahin aufgelaufenen vorläufigen Notierungen angegeben, die erst im Dezember 2015 endgültig werden. Die Novembernotierungen sind daher nur ein Zwischenstand. Bei plasticker werden bei den Qualitäten Mahlgut und Granulat sowohl Neuware wie auch Sekundärware angeboten. Die Angabe „Ballenware“ bezieht sich ausschließlich auf Kunststoffabfälle.

Standardkunststoffe

Im Oktober notieren die Durchschnittspreise der Standardkunststoffe in plasticker zu 586 €/t und damit um 18 €/t niedriger als im Vormonat. Bei den einzelnen Qualitäten gibt es nur geringe Preisveränderungen. So reichen die Preiserhöhungen von 20 €/t bis 60 €/t und die Preisnachlässe von 10 €/t bis 90 €/t. Der Oktober zeigt eine leicht geringere Nachfrage nach Standardkunststoffen als der Vormonat. Der Preis für HDPE-Granulat gibt um immerhin 90 €/t nach. Das PP-Mahlgut korrigiert den deutlichen Preisnachlass aus dem Vormonat und notiert jetzt um 60 €/t höher. Das PS-Mahlgut notiert um immerhin 70 €/t niedriger als im Vormonat. Und das PET Mahlgut bunt erreicht mit 360 €/t fast den Tiefstand aus dem Februar.

Eine erste Vorschau in die November-Notierungen, die allerdings abschließend erst Anfang Dezember gemeldet werden, gibt den voraussichtlichen Durchschnittspreis zu 587 €/t an. Damit weist die Internetplattform plasticker am 16.11.2015 einen unveränderten Durchschnittspreis aus. Das PS-Mahlgut erreicht mit 640 €/t einen 18-Monate Tiefstand. Der November zeigt bisher eine gute Nachfrage nach Standardkunststoffen.

Tabelle 2: Notierungen für Standardkunststoffe in plasticker; Angaben in €/t

*: Zu geringe Angebotszahl, um eine statistische Signifikanz zu erreichen; 1: entspricht der Qualität Produktionsabfall, bunt; 2: entspricht K49; 3: entspricht K59; 4: entspricht Standard bunt; 5: entspricht der Qualität Regranulat schwarz; 6: Vorschau, die sich durch weitere Angebote verändern kann.

Technische Kunststoffe

Im Oktober notieren die Durchschnittspreise der Technischen Kunststoffe in plasticker zu 1276 €/t; das sind 18 €/t weniger als im Vormonat. Bei den einzelnen Qualitäten gibt es eher geringe Preisveränderungen: Die Preisnachlässe reichen von 10 €/t bis 100 €/t. Nur PBT-Granulat notiert um 50 €/t höher. Der Oktober zeigt eine befriedigende Nachfrage nach Technischen Kunststoffen.

Eine erste Vorschau in die November-Notierungen, die abschließend allerdings erst Anfang Dezember gemeldet werden, weist weiter nachlassende Preise mit dem Durchschnittspreis von 1267 €/t aus. Oder anders ausgedrückt geben die Preise von August mit einer Notierung von 1310 €/t bis zum November mit einer Notierung von 1267 €/t um insgesamt 43 €/t nach. PC-Mahlgut befindet sich wieder auf der Tiefstmarke von 870 €/t, die auch schon im Juli erreicht worden war. Das POM-Mahlgut erreicht mit 620 €/t fast den Tiefstwert von 590 €/t. Und dies gilt ebenso für die Granulate von PC und PA 6, die derzeit mit 1860 €/t bzw. 1820 €/t notieren und damit von ihren Tiefstmarken mit jeweils 1800 €/t nicht mehr weit entfernt sind. Das PA 6.6 hat mit 1850 €/t seinen Tiefstand erreicht. Bis zum 16.11.2015 zeigt die Internetplattform plasticker eine befriedigende Nachfrage nach Technischen Kunststoffen.

Tabelle 3: Notierungen für Technische Kunststoffe in plasticker; Angaben in €/t

5: entspricht der Qualität Regranulat schwarz; 6: Vorschau, die sich durch weitere Angebote verändern kann.


Alle Preisangaben ohne Gewähr. Alle EUWID-Preise ab Station. Die Preise beziehen sich in der Regel auf Mengen größer 20 Tonnen. Aus den stündlich aktualisierten Monatspreisübersichten - erstellt aus den Angeboten in der Rohstoffbörse plasticker, siehe www.plasticker.de, lassen sich monatliche Preisnotierungen für die Sekundärkunststoffe errechnen. Dieser Preisspiegel zeigt Notierungen, die allerdings unter dem Vorbehalt der Ermittlung aus den eingestellten Angeboten stehen. Darüber hinaus unterscheidet plasticker nicht zwischen den Qualitäten klar, bunt oder farbsortiert. Dadurch ergibt sich aus den plasticker-Angaben unter Umständen ein anderes Marktgeschehen als beim EUWID-Preisspiegel.

Aktuelle Rohstoffpreise
plasticker Newsletter
Wir informieren Sie schnell, umfassend und kostenlos über das, was in der Branche passiert.

» Jetzt anmelden!

» Weiterempfehlen

Jetzt Kosten im Einkauf senken!
Neuware-Restmengen, Regranulate oder Mahlgüter für Ihre Produktion erhalten Sie in der Rohstoffbörse.

Neue und gebrauchte Maschinen & Anlagen finden Sie in der großen Maschinenbörse.

Kostenfreie Nutzung aller Börsen! Registrieren Sie sich jetzt!

Neue Fachbücher
Experimentelle und simulative Analyse der Mischwirkung in Einschneckenextrudern

Eine Vielzahl von Kunststoffen wird zur Produktion von Halbzeugen und Fertigprodukten auf Einschneckenextrudern aufbereitet bzw.

Aktuelle Rohstoffpreise