bvse-Marktbericht Kunststoffe - Januar 2016

Die Informationen zur Marktlage von Kunststoffen wurden uns bereitgestellt von:
bvse - Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V.


1. Der Markt für Primärkunststoffe

Die deutsche Kunststoffindustrie konnte sich trotz des Preisverfalls der Rohöl- und Vorproduktepreise in 2015 gut behaupten. Insbesondere die Kunststoffverarbeitende Industrie hat die Marktverwerfungen gut gemeistert. Das preiswerte Rohöl hat im Januar und Februar 2015 die Kunststoffpreise für die Standardkunststoffe und die Technischen Kunststoffe nach unten gezogen. Von März bis September 2015 war allerdings die Force Majeure bestimmend, die die Kunststoffe insgesamt verteuerte. Ab September haben die Standardkunststoffpreise in etwa das mittlere Niveau der Vorjahre erreicht. Die Technischen Kunststoffe befinden sich im Februar 2015 auf einem Vierjahrestiefststand. So geben die Notierungen der Technischen Kunststoffe seit dem Zwischenhoch 2015, das von April bis September andauerte, wieder deutlich im Preis nach und haben im Dezember 2015 fast den Tiefststand aus Februar 2015 erreicht.

Der Rohölpreis beträgt am 26.01.2016 nur noch 29,50 US $ und im Durchschnitt der letzten 100 Tage nur noch 40,30 US $., s. http://www.tecson.de/oelweltmarkt.html. Die Internetseite TECSON meldet im Januar 2016, dass das US-Energieministerium (EIA) davon ausgeht, dass die Überversorgung des Weltölmarktes das gesamte Jahr 2016 hindurch und auch noch bis Mitte 2017 Bestand haben wird. Diese Einschätzung wird von der Commerzbank und der Royal Bank of Scotland für 2016 geteilt.

1.1 Standardkunststoffe: Trotz deutlich fallender Rohölpreise, steigen die Preise bei den meisten Standardkunststoffen im Dezember. Nur PVC notiert unverändert. Darüber hinaus stagniert feiertagsbedingt die Nachfrage im Dezember 2015 und im Januar 2016. Einige Experten fürchten die Wiederholung des Preisverlaufs aus 2015 im Jahr 2016; so weist der erste Preistrend für Januar 2016 wiederum nachgebende Preise aus. Der Durchschnittspreis legt von November 2015 auf Dezember 2015 um 29 €/t auf 1319 €/t zu. Die vorgenommenen Preisanpassungen werden mit einem begrenzten, teilweise knappen Angebot begründet. Das Verpackungs-PET bleibt im Preis wiederum fast unverändert. Mit einem Durchschnittspreis von 1125 €/t notiert PET um 5 €/t niedriger als im Vormonat.
Eine ausführliche Diskussion mit Angaben zu Preisspiegeln für Neuware und Altkunststoffe sowie von Vorprodukten finden Sie in EUWID Recycling und Entsorgung bzw. in EUWID Kunststoff, s. www.euwid.de, sowie in KI - Kunststoffinformation, s. www.kiweb.de.

1.2 Technische Kunststoffe: Verkehrte Welt – während sich die Standardkunststoffe im Dezember verteuern, geben die Technischen Kunststoffe im Preis nach. Im Dezember 2015 verbilligen sich die Technischen Kunststoffe wiederum und zwar um durchschnittlich 82 €/t. Der Durchschnittspreis der Technischen Kunststoffe beträgt im Dezember 2015 nur noch 2428 €/t, s. Tab. 2. PMMA und ABS geben um jeweils 50 €/t im Preis nach. PC notiert um 125 €/t, PA 6 um 75 €/t und PA 66 um 150 €/t geringer. Nur POM bleibt unverändert. Die Nachfrage ist feiertagsbedingt gering. Die Preise für Technische Kunststoffe stehen wegen eines guten Angebots und fallender Vorproduktpreise weiter unter Druck.

EUWID-Notierungen Technischen Kunststoffe, die alle zwei Monate erscheinen, über die letzten sechs Monate hinweg; Preise in €/t.


2. Der Markt für Sekundärkunststoffe

2.1 Rückblick 2015

Das Kunststoffrecycling hat sich in 2015 trotz der Preisverwerfungen im Markt gut behauptet. Der Preisverfall der Rohöl- und Vorproduktepreise hat zunächst die Recyclatpreise gedrückt. Doch dank der Force Majeure konnten sich die Recyclatpreise letztlich behaupten und dabei den Primärbereich stützen. Die Preisverwerfungen haben die Hersteller von Kunststofferzeugnissen aus Recyclaten, damit sind Kunststoffprodukte wie beispielsweise Paletten, Rohre, Rinnen, Bänder, Bretter, Pfosten, Pfähle gemeint, nur wenig negativ beeinflussen.

Etwas überraschend ist, dass die Preise für die Kunststoffabfälle, das ist der Verarbeitungsinput, trotz fallender Neuwarepreise unverändert blieben. Oder anders ausgedrückt: die Kunststoffabfälle sind nach wie vor viel zu teuer in den Inlandsmärkten. Leider sind die Qualitäten der angebotenen Kunststoffabfälle immer noch äußerst mangelhaft. Leider werden immer noch die guten Qualitäten nach Fernost ganz bewusst abgesteuert, anstatt diese im europäischen Binnenmarkt zu verwerten. Leider werden über den Export immer noch gezielt große Mengen an Kunststoffabfällen nach Fernost verbracht, um die Preise im Inland hochzuhalten. Oder anders ausgedrückt: deutsche Recycler müssen Kunststoffabfälle aus dem Ausland importieren, um gegen den Fernostexport bestehen zu können. Positiv wirkt sich für die Kunststoffrecycler aus, dass die Verbrennungspreise angestiegen sind. Und positiv für die Kunststoffrecycler ist, dass die Verwerfungen im Fernostgeschäft dazu führen, dass die Kunststoffverbringungen zunehmend unsicher werden.


2.2 Der Marktbericht für Dezember 2015 und Januar 2016

Im Dezember weist EUWID bei den Preisen für Standardkunststoffe nur wenige Veränderungen aus. Die Veränderungen betreffen ausschließlich den PE post user Bereich. Deutlich mehr Bewegung in den Kunststoffmärkten weist die Internetplattform plasticker aus. Bei beiden Preisspiegeln ist trotz der Feiertage zwar letztlich aber dennoch zufrieden stellende eine verhaltene Nachfrage nach Standardkunststoffen aus. Auch die Technischen Kunststoffe können immer noch sehr vorteilhaft eingekauft werden. Die Technischen Kunststoffe zeigen trotz der Feiertage eine befriedigende Nachfrage. Der bisherige milde Winter führt dazu, dass Kunststoffe weiterhin umgeschlagen und verarbeitet werden. Allerdings verunsichert der fallende Preis für Rohöl und Vorprodukte die Fernostexporteure. Darüber hinaus beeinträchtigen die Wirtschaftsprognosen für die VR China die Händler und Makler.

Kunststoffabfälle: Die Neuwarepreise beeinflussen nur sehr bedingt die Preise für die Kunststoffabfälle. Dennoch werden weiter Preisrücknahmen deutlich. Im Dezember weist EUWID für PE post user Preisrücknahmen um durchschnittlich 5 €/t bis 15 €/t aus. Aber die LDPE-Agrafolie s/w > 70 µm notiert um 10 €/t höher.

Der Export von Kunststoffabfällen nach Fernost stockt. Allerdings versuchen Händler das derzeitige Überangebot an Ware durch Einlagerungen bis nach dem chinesischen Neujahrsfest auszusitzen. Deshalb kommt zur Zeit nur wenig Ware in die europäischen Binnenmärkte. In China wird der Jahreswechsel vom 7. Februar auf den 8. Februar 2016 gefeiert, Ab dem 14. Februar läuft die Produktion dann langsam wieder an.

Recyclate: Eigentlich stehen die Recyclate unter dem Druck der Neuwarepreise. Allerdings kann bislang die weitere Entwicklung der Neuwarepreise kaum abgeschätzt werden. Im Dezember verteuert sich die Neuware und für Januar gibt es erste Hinweise auf fallende Neuwarepreise. Darüber hinaus kann der Kunststoffbedarf für die nächsten Monate kaum abgeschätzt werden. Force Majeure oder fallende Neuwarepreise – das ist hier die Frage. Noch kann die aktuelle Nachfrage nach Recyclaten gut aus der eingelagerten Menge bedient werden. Allerdings nutzen Kunststoffrecycler die Winterpause auch für umfangreiche Wartungsarbeiten. Verknappungen in Recyclatangebot könnten bis Ende Februar wirksam werden.


2.3 Preisspiegel plasticker

Die Internetplattform plasticker bildet tagesaktuelle Notierungen ab. Im vorliegenden Marktbericht sind die monatlichen Preisabschlüsse angegeben. Lediglich im jeweiligen Berichtsmonat, hier für Januar 2016, werden die bis dahin aufgelaufenen vorläufigen Notierungen angegeben, die erst im Februar 2016 endgültig werden. Die Januarnotierungen sind daher nur ein Zwischenstand. Bei plasticker werden bei den Qualitäten Mahlgut und Granulat sowohl Neuware wie auch Sekundärware angeboten. Die Angabe „Ballenware“ bezieht sich ausschließlich auf Kunststoffabfälle.

Standardkunststoffe: Im Dezember 2015 notieren der Durchschnittspreis für Standardkunststoffe in plasticker zu 579 €/t und damit um 16 €/t geringer als im Vormonat. Damit sinkt der Durchschnittspreis für Standardkunststoffe seit August 2015 (610 €/t) kontinuierlich. Der Vergleich der Durchschnittspreise von Dezember 2015 (579 €/t) mit Dezember 2014 (542 €/t) ergibt einen um 37 €/t deutlich höheren aktuellen Preis. Bei den einzelnen Qualitäten gibt es im Dezember 2015, mit Ausnahme von LDPE-Mahlgut (80 €/t) und PP-Ballenware (60 €/t, nur geringe Preisrücknahmen in der Höhe von 10 €/t bis 30 €/t. Der Dezember zeigt trotz der Feiertage eine befriedigende Nachfrage nach Standardkunststoffen.

Eine erste Vorschau in die Januar-Notierungen, die allerdings abschließend erst Anfang Februar gemeldet werden, gibt den voraussichtlichen Durchschnittspreis zu 578 €/t an. Damit weist die Internetplattform plasticker am 23.01.2016 einen in etwa gleich bleibenden Durchschnittspreis aus. Mit 880 €/t erreicht das PP-Granulat die untere Preisschranke, die seit 5 Jahren nicht durchbrochen wurde und die PP-Ballenware weist einen 17 Monate-Tiefststand aus. PS-Granulat erreicht mit 1070 €/t seinen 12 Monate-Höchststand. Der Januar zeigt feiertagsbedingt eine verhaltene Nachfrage nach Standardkunststoffen.

Notierungen für Standardkunststoffe in plasticker; Angaben in €/t.

*: Zu geringe Angebotszahl, um eine statistische Signifikanz zu erreichen; 1: entspricht der Qualität Produktionsabfall, bunt; 2: entspricht K49; 3: entspricht K59; 4: entspricht Standard bunt; 5: entspricht der Qualität Regranulat schwarz; 6: Vorschau, die sich durch weitere Angebote verändern kann.

Technische Kunststoffe: Im Dezember notieren die Durchschnittspreise der Technischen Kunststoffe in plasticker zu 1239 €/t; das sind 16 €/t weniger als im Vormonat. Oder anders ausgedrückt verfallen die Preise für Technische Kunststoffe seit August 2015 (1310 €/t) bis Dezember 2015 (1239 €/t) schrittweise. Der Vergleich der Durchschnittspreise von Dezember 2015 (1332 €/t) mit Dezember 2014 (1239 €/t) ergibt einen um 93 €/t deutlich niedrigeren aktuellen Preis. Bei den einzelnen Qualitäten gibt es im Dezember 2015 relativ geringe Preisveränderungen: Die Preisnachlässe reichen dabei von 20 €/t bis 90 €/t und die Preiserhöhungen von 10 €/t bis 60 €/t. Der Dezember zeigt feiertagsbedingt eine ausreichende Nachfrage nach Technischen Kunststoffen.

Eine erste Vorschau in die Januar-Notierungen, die abschließend allerdings erst Anfang Februar gemeldet werden, weist stabile Preise bei einem Durchschnittspreis von 1247 €/t aus. Bis zum 11.01.2016 zeigt die Internetplattform plasticker eine befriedigende Nachfrage nach Technischen Kunststoffen.

Notierungen für Technische Kunststoffe in plasticker; Angaben in €/t.

5: entspricht der Qualität Regranulat schwarz; 6: Vorschau, die sich durch weitere Angebote verändern kann.


Alle Preisangaben ohne Gewähr. Alle EUWID-Preise ab Station. Die Preise beziehen sich in der Regel auf Mengen größer 20 Tonnen. Aus den stündlich aktualisierten Monatspreisübersichten - erstellt aus den Angeboten in der Rohstoffbörse plasticker lassen sich monatliche Preisnotierungen für die Sekundärkunststoffe errechnen. Dieser Preisspiegel zeigt Notierungen, die allerdings unter dem Vorbehalt der Ermittlung aus den eingestellten Angeboten stehen. Darüber hinaus unterscheidet plasticker nicht zwischen den Qualitäten klar, bunt oder farbsortiert. Dadurch ergibt sich aus den plasticker-Angaben unter Umständen ein anderes Marktgeschehen als beim EUWID-Preisspiegel.

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