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04.12.2007 | Lesedauer: ca. 6 Minuten    

KRV: 50 Jahre Kunststoffrohrverband

Der 21. September 1957 war die Geburtsstunde des Kunststoffrohr-Vereins - wie er bei der Taufe in Düsseldorf von seinen sieben Paten genannt wurde. Den Namen Kunststoffrohrverband erhielt er erst 1981 - zusammen mit der Bezeichnung "Fachverband der Kunststoffrohr-Industrie", nachdem schon 1964 die Geschäftsstelle ihren Sitz nach Bonn verlegt hatte. Die Gründungsväter erkannten frühzeitig die Bedeutung und Marktchancen der neuen Produkt- und Werkstoffgruppe und die Notwendigkeit, technische Grundlagen und Entwicklungen mit einer soliden Qualitätssicherung zu verbinden.

Aller Anfang ist schwer - aber was 1957 mit wenigen Tausend Tonnen, ein paar Produkten und hauptsächlich zwei Kunststoffen begann, entwickelte schon bald eine gewaltige Dynamik: Zehn Jahre später meldete das Statistische Bundesamt bereits 100.000 t, und der jüngste Geschäftsbericht des KRV weist für 2006 eine Produktionsmenge von 665.000 t aus, eine Steigerung von 11,8% gegenüber 2005. Inzwischen gibt es kaum Anwendungsbereiche, in denen Kunststoffrohre nicht mit häufig dominierenden Marktanteilen vertreten sind: So liegt z.B. im Bereich der Gasversorgung der Kunststoffrohranteil an neuverlegten Leitungen im Mitteldrucknetz bei nahezu 100%, im Niederdrucknetz bei 85%. Herausragende Positionen verzeichnen Kunststoffrohre mit annähernd 100% auch bei Kabelschutzrohren, mit 90% in der Grundstücksentwässerung und mit über 60% in Trinkwasserverteilungsnetzen. Und die zahlreichen Mitglieder im Anwendungsbereich Haustechnik freuen sich über den dominierenden Marktanteil der Heizungsrohre und über jährlich 70 Mio. Meter Kunststoffrohre in der Trinkwasserhausinstallation. Anwendungsvielfalt, Wirtschaftlichkeit und Qualität der Kunststoffrohre waren Väter dieses Erfolges, der natürlich auch einen Verdrängungsprozess bisheriger Werkstoffe in Gang setzte.

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Parallel zu dieser Entwicklung und der mit ihr verbundenen sich stetig anpassenden Erwartungshaltung der Mitgliedswerke veränderten sich auch Organisation und Aufgabenstellung des KRV. Stand zu Beginn die Gütesicherung der Rohre im Vordergrund, kamen nach und nach Gebiete wie Technik, Normung, Marktbeobachtung, Öffentlichkeitsarbeit und politische Interessenvertretung hinzu. Der KRV ist heute zukunftweisend und modern ausgerichtet. Mit einer kundenorientierten Neuaufstellung ab 2003 wurden vor allem der Markt- und Produktbezug, die Anpassungsfähigkeit an wechselnde Aufgabenstellungen und eine verstärkte europäische Ausrichtung verbunden - kompatibel mit der Organisation des europäischen Dachverbandes TEPPFA.

Mit vier anwendungsbezogenen Fachgruppen und zwei zentralen Ausschüssen mit Querschnittsaufgaben sieht sich der Verband gut gerüstet für die Herausforderungen der Zukunft. Dank seiner neuen Struktur werden im Verband nun auch die Interessen der Hersteller von Rohrsystemen im Bereich der Haustechnik besser abgebildet. Im November 2005 kam zudem die Infrastruktur zu ihrem Recht: Der KRV wechselte sein Domizil in einer Gründerzeitvilla im Zentrums Bonns und bezog ein zeitgemäßes Bürogebäude gegenüber der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Bad Godesberg. Moderne Sitzungseinrichtungen, EDV-Technik mit Client-Server-Architektur, Stammdatenbank und Extranet sind dort selbstverständlich.

50 Jahre sind nicht ohne Schwierigkeiten verlaufen; in Stichworten ausgedrückt heißt das: Anfangsphase, Ölkrise, Rohstoffknappheit, Niedergang der Bauwirtschaft, leere Kassen der öffentlichen Hände, Folgen der Wiedervereinigung, Kämpfe gegen unlauteren Wettbewerb sowie nationale/europäische Herausforderungen und Formalismen. Der Verband und seine Mitglieder haben es gemeinsam geschafft, diese und andere Schwierigkeiten zu meistern.

Aus einer Reihe aktueller Anliegen sollen vier herausgegriffen werden:

Recycling. Der KRV hat sich auf europäischer Ebene dem so genannten Voluntary Commitment der europäischen PVC-Industrie angeschlossen und erfüllt in Zusammenarbeit mit einem zertifizierten Fachunternehmen die damit verbundene Auflage einer zunehmenden Wiederverwertung von Post-Consumer-Abfällen sowie eine Rückführung von Bleistabilisatoren auf Alternativen, eine Forderung, die bereits weitgehend erfüllt ist.

CE-Zeichen. Dieses Zeichen ist kein Qualitätszeichen, wie es für Kunststoffrohre von DVGW und DIN CERTCO auf Grund umfassender Prüfkriterien und regelmäßiger Kontrollen verliehen wird. Es ist lediglich ein Freihandelszeichen, das eine begrenzte Anzahl von Merkmalen zumeist in eigener Verantwortung des Herstellers deklariert. Dem Verband und seinen Mitgliedern ist es ein Anliegen, die Anwender auf den bedeutenden Unterschied zum Qualitätszeichen hinzuweisen.

Abbau von Handelshemmnissen. Die nationalen technischen Qualitätsanforderungen an Kunststoffrohrsysteme sind in den Ländern der EU weitestgehend identisch. Geringfügige Unterschiede jedoch machen Einzelzulassungen in den jeweiligen Ländern notwendig. Diese sind teuer, meist zeitaufwendig und bedürfen zudem einer ständigen Überwachung durch nationale Prüfeinrichtungen. Die KRV-Firmen sind einem regelrechten "Prüftourismus" ausgesetzt, um ihre Erzeugnisse überall in der EU verkaufen zu können. Für eine weitere Liberalisierung der Märkte steht das Ziel "Mutual Recognition", die länderübergreifende Anerkennung von identischen technischen Zulassungsbedingungen und Überwachungsverfahren. Ein Erfolg der fortgesetzten Bemühungen steht aber nach wie vor aus.

Sanierung. Seriöse Untersuchungen gehen davon aus, dass mindestens 20% des öffentlichen Abwassernetzes von 500.000 Kilometern kurz- bzw. mittelfristig sanierungsbedürftig sind. Die Gesamtkosten hierfür werden auf 50 - 55 Mrd. € geschätzt. Im Rahmen einer mit anderen Verbänden getragenen "Initiative Kanalsanierung" fordert der KRV, mehr für den Substanzerhalt der Kanalisation aufzuwenden. Kunststoffrohrsysteme eignen sich besonders für Reparatur und Renovierung geschädigter Kanalnetze in grabenloser Verlegung, durch die vor allem auch indirekte Folgekosten vermieden werden können. Die bisherige Ausschreibungs- und Vergabepraxis solle zu Gunsten solcher moderner Verfahrensweisen entsprechend geändert werden.

Der KRV ist zahlenmäßig zwar nur ein kleiner Verband, aber einer von erheblicher Bedeutung. Zu seinen Mitgliedern zählen weltweit bedeutende Rohstoffhersteller und nahezu alle wichtigen Produzenten von Kunststoffrohren in Deutschland. Die Kunststoffrohr-Industrie ist heute ein ernst zu nehmender Wirtschaftsfaktor: Sie repräsentiert in Deutschland einen Umsatz von ca. 2 Mrd. € und vertritt 10.000 Direktbeschäftigte. Der Verband versteht sich als Dienstleister für seine Mitglieder, Berater der Anwender und Fachwelt sowie Partner anderer Verbände und Organisationen.

Neue Webseite
Zum Jubiläum hat der Verband seinen Webauftritt (www.krv.de) relauncht.

Bebilderte Broschüre zum Jubiläum
Zur 50-Jahr-Feier seines Bestehens hat der KRV seine Geschichte und die der Kunststoffrohr-Industrie aufgearbeitet und in einer rund 100-seitigen bebilderten Broschüre zusammengestellt.

Die Chronik der Kunststoffrohr-Industrie ist eine spannende Geschichte von chemischen Erfindungen, physikalisch-technischen Entwicklungen, mutigen und weitsichtigen Unternehmern und innovativen Ingenieuren. Mit der Gründung des KRV 1957 konstituierte sich die damals noch junge Branche. Dank dieser Interessenvertretung und dem Aufbau einer wirksamen und für alle verbindlichen Qualitätssicherung erhielten die Industrie, die Produktentwicklung und -vermarktung eine enorme Dynamik. Die ersten Kunststoffrohre wurden 1933 aus dem einzigen damals zu Rohren verarbeitbaren Kunststoff gefertigt. Im Jahr 2007 weist der Markt eine breit gefächerte, prosperierende Industrie auf, mit weltweit unzähligen Produktionsstätten, einer Vielzahl von Materialien und Rohren, Formstücken und Schächten in unterschiedlichsten Dimensionen, von wenigen Millimetern bis mehrere Meter im Durchmesser. Für fast alle Einsatzbereiche stehen heute maßgeschneiderte Rohrsysteme zur Verfügung.

Die KRV-Festschrift zeigt im Zeitraffer die unglaubliche Geschichte und den unaufhaltsamen Aufstieg einer Industrie und ihrer Produkt- und Verfahrensinnovationen. Ebenso sind die Herausforderungen und Leistungen des Verbandes dargestellt, der zusammen mit seinen Mitgliedswerken das Auf und Ab der Konjunktur, die Marktveränderungen, zunehmenden Wettbewerb, sich ändernde politische Vorgaben, Europäisierung und Globalisierung geschultert, gemeistert und mitgestaltet hat. Manche Situationen kehrten in ähnlicher oder veränderter Form über die Dekaden immer wieder, aber es gab stets auch neue Anforderungen, Aufgaben, Herausforderungen. Und es gab Chancen, die der Verband und seine Mitgliedswerke konsequent nutzten, um Bedürfnisse zu befriedigen, Märkte vorzubereiten und neue Anwendungsbereiche zu erobern. Das Ergebnis der geschichtlichen Aufarbeitung ist eine 120-seitige Festschrift mit zahlreichen Bildern und Zeitdokumenten. Erhältlich ist die Jubiläumsbroschüre des KRV gegen eine Schutzgebühr von 10,00 Euro direkt bei der Geschäftsstelle des Kunststoffrohrverbands, Kennedyallee 1-5, 53175 Bonn, kunststoffrohrverband@krv.de.

Kunststoffrohrverband e.V., Bonn

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