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28.07.2006 | Lesedauer: ca. 5 Minuten    

China: Chemiekonzerne weiten Kunststoffherstellung aus

Deutsche Unternehmen mit Milliardenprojekten engagiert / Trotz gestiegener Ölpreise weiter Aufbruchstimmung

Nirgendwo weltweit wächst der Bedarf an Kunststoffen derzeit so stark wie in der VR China. Treibende Faktoren sind die mengenmäßig und qualitativ steigende heimische Nachfrage, das fortgesetzte Exportwachstum und der anhaltende Trend zur Lokalisierung zuvor importierter Inputs, besonders in der Automobilindustrie. Mittel- bis langfristig wird die Binnenproduktion die bislang erforderlichen Einfuhren größtenteils ersetzen. Um nicht Außen vor zu bleiben, investieren alle großen Kunststoffproduzenten vor Ort.

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Die wichtigsten Abnehmerbranchen von Kunststoffen - Automobil, Elektronik, Bau, Informationstechnologie oder auch die Sportartikelbranche - legen in der VR China nach Schätzungen von Branchenvertretern jährlich um rund 10% zu. Entsprechend zeigt auch die Nachfrage nach Polymeren nach oben. Zugleich vollzieht sich ein tief greifender struktureller Wandel. Längst geht es nicht mehr nur um große Stückzahlen, sondern auch um Qualität. Die chinesischen Anbieter passen sich schrittweise den gestiegenen Anforderungen an.

Immer häufiger stoßen die etablierten internationalen Akteure in der Folge auf eine zunehmend wettbewerbsfähige heimische Industrie. Wollen sie kostenmäßig mit diesen mithalten oder Lokalisierungsvorgaben erfüllen, haben sie oft kaum eine andere Wahl, als sich vor Ort zu engagieren. Für die meisten steht aber die strategische Entscheidung im Vordergrund, dort präsent zu sein, wo ihre Kunden die Produkte benötigen. Landesweit werden daher unter Hochdruck neue Projekte zur Kunststoffherstellung geplant beziehungsweise realisiert.

Die Bayer-Tochter Bayer Material Science beispielsweise, bereits mit großer Investition in Shanghai engagiert, sucht derzeit nach einem weiteren geeigneten Standort zum Bau einer Polycarbonat-Compound-Fertigung in Südchina. Der Kunststoff dient unter anderem als Grundlage für CD- und DVD-Scheiben. Kurz vor der Inbetriebnahme stehen ein Werk für 100.000 t Bisphenol-A (BPA) und eine 100.000-Tonnen-Polycarbonat-Fertigung in Caojing/Shanghai. Bereits 2005 war eine zugehörige Compounding-Anlage für Polycarbonate und Polycarbonat-Blends gestartet worden (Jahreskapazität: 40.000 t).

Ab 2008 soll die Produktion des Polyurethan-Rohstoffs MDI (Diphenylmethan-Diisocyanat) anlaufen. Die neue Anlage soll mit einem Volumen von 350.000 t die größte weltweit werden. MDI wird unter anderem als Rohstoff zur Produktion von Polyurethan-Hartschaum verwendet, einem wichtigen Isoliermaterial im Wohnungsbau. Darüber hinaus kommt MDI als Isoliermaterial für Kühlschränke zum Einsatz oder findet sich in Schuhsohlen.

Nach Informationen der "Shanghai Daily" dürfte die chinesische MDI-Nachfrage bis 2010 jährlich um etwa 10% auf 700.000 t wachsen, kein Wunder, werden doch in der VR China etwa die Hälfte aller Schuhe weltweit und über ein Viertel aller Kühlschränke produziert. Nach Firmenangaben hat Bayer in Caojing bereits rund 1,8 Mrd. US$ an Investitionen bis 2009 fest verplant. Bis dahin soll dort jedes Jahr eine Großanlage starten. Schon heute ist die Volksrepublik für den Konzern der zweitgrößte Markt in Asien.

Auch die BASF erwägt zusammen mit Partnern (Huntsman/USA sowie chinesische Unternehmen) den Bau einer neuen MDI-Anlage mit einer Jahreskapazität von 400.000 t Roh-MDI. Die Standortfrage ist noch nicht geklärt, eine Inbetriebnahme für 2010 angesetzt. Derweil läuft das bestehende MDI/TDI-Projekt in Caojing planmäßig. Die Aufnahme der kommerziellen Produktion erfolgt noch 2006; die Gesamtkosten für den Komplex mit einer Jahreskapazität von 240.000 t Roh-MDI und 160.000 t TDI (Toluoldiisocyanat) belaufen sich nach Konzernangaben auf etwa 1 Mrd. $.

Lanxess hat im April 2006 eine neue Produktionsanlage zur Compoundierung technischer Kunststoffe für 20 Mio. Euro in Wuxi eingeweiht. In der ersten Projektphase können dort jährlich 20.000 t High-Tech-Kunststoffe produziert werden, die überwiegend im Automobilsektor, in der Elektrotechnik/Elektronik sowie im Haushaltsbereich eingesetzt werden. Das Marktwachstum wird auf 13% beziffert. Im Sommer soll die landesweit größte Anlage für Hydrazinhydrat in Weifang/Shandong in Betrieb genommen werden. Dazu wurde eine bestehende Produktionsanlage aus den USA demontiert und verschifft.

Darüber hinaus wird voraussichtlich Ende 2006 ein neues Werk für Kautschukchemikalien in Tongling/Anhui in Produktion gehen. Nach eigenen Angaben hatte der Konzern seinen Absatz in der VR China 2005 um knapp 50% gegenüber 2004 steigern können.

Die internationale Konkurrenz baut ebenfalls aus. Der US-Chemie-Riese DuPont hat beispielsweise vor, sein Investment bis 2010 auf 1,2 Mrd. $ zu verdoppeln. Mitsui Chemicals spricht nach Informationen des Internet-Newsletters "China Industry Chemical News" sogar davon, sein Engagement bis 2010 auf 1,3 Mrd. $ aufzustocken. Ein Investitionsschwerpunkt des japanischen Konzerns ist die Südprovinz Guangdong, wo in Zhongshan gerade eine 10.000-Tonnen-Polypropylen-Compounding-Anlage entsteht. Hauptabnehmer werden die dort angesiedelten stark expandierenden japanischen Automobilhersteller wie Honda sein. Pro Fahrzeug werden etwa 35 kg Polypropylen-Verbundstoffe verbraucht.

Darüber hinaus plant Mitsui ebenfalls in Caojing zusammen mit Sinopec eine Anlage für 120.000 t BPA. Nicht weit entfernt, in der Nachbarprovinz Jiangsu, wollen die Japaner in Zhangjiagang bis Ende 2007 eine PTA-Anlage (purified-terephthalic-acid) mit einer Jahreskapazität von 600.000 t fertigstellen; noch vor 2010 sollen weitere 600.000 t hinzukommen. Daneben verfolgt Mitsui den Aufbau einer PET-Fabrik für 100.000 t im Jahr, ebenfalls in Zhangjiagang.

Die holländische DSM Engineering Plastics nahm im April 2006 in Jiangsu ein neues Werk in Betrieb, das ihre Erzeugungsmöglichkeiten auf 35.000 t pro Jahr verdoppelt. Abnehmer sind die Automobil-, die Elektro- und die Elektronikindustrie. GE Plastics hat derweil angekündigt, seine Kapazitäten zur Herstellung von Kunststoff-Compound-Erzeugnissen in Nansha/Guangdong möglicherweise bis Ende 2007 zu verdreifachen. Weitere Werke befinden sich in Pudong/Shanghai (ebenfalls Compounds) bzw. in Zhongshan (Spezialfilme/ -folien). Für 2005 berichtete der US-Konzern Umsätze von rund 125 Mio. $ in China, weiter zweistellige Zuwachsraten werden erwartet.

Weiterführende Informationen

bfai Bundesagentur für Außenwirtschaft, Köln

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