29.04.2020, 10:35 Uhr | Lesedauer: ca. 7 Minuten |
Die Grammer AG ist in Folge der weltweiten Covid-19-Pandemie mit deutlichen Rückgängen bei Umsatz und Ergebnis in das Jahr 2020 gestartet. Wie der Automobilzulieferer weiter mitteilt, sank aufgrund eines Einbruchs der Nachfrage und der Produktabrufe in beiden Segmenten sowie den Produktionseinschränkungen der Kunden der Konzernumsatz in den ersten drei Monaten um 14,8 Prozent auf 454,9 Millionen Euro (01-03 2019: 534,1 Millionen Euro). Der durch die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie ausgelöste Nachfrageeinbruch traf demnach dabei auf bereits seit dem zweiten Halbjahr 2019 schwächere Absatzmärkte. Die temporären Werksschließungen begannen Ende Januar 2020 wegen staatlicher Anordnungen in China. Dort konnte die Produktion ab Anfang März jedoch wieder sukzessive aufgenommen werden. Mitte März folgten dann Werkschließungen in den europäischen und amerikanischen Standorten aufgrund von Produktionsstopps der Kunden in diesen Regionen. Bedingt durch die eigenen Werkschließungen und Sonderbelastungen aus Währungskursen sank das EBIT im ersten Quartal auf -2,1 Millionen Euro (01-03 2019: 24,0 Millionen Euro). Die bereits eingeleiteten Gegenmaßnahmen zur Kostensenkung konnten die fehlenden Erlöse jedoch nicht kompensieren. Das um Währungseinflüsse in Höhe von 2,5 Millionen Euro bereinigte operative EBIT reduzierte sich auf 0,4 Millionen Euro (01-03 2019: 23,0 Millionen Euro). Die operative EBIT-Rendite lag damit bei 0,1 Prozent (01-03 2019: 4,3 Prozent). "Die Covid-19-Pandemie hat die weltweite Fahrzeugindustrie und damit auch deren Zulieferer massiv getroffen. Als internationaler Partner der großen Premiumhersteller ist das Unternehmen Grammer eng in die globalen Lieferketten eingebunden und spürt den Nachfragerückgang unmittelbar", erläutert der Vorstandsvorsitzende der Grammer AG, Thorsten Seehars, die Situation. "Trotz unserer sofortigen Maßnahmen und der konsequenten weiteren Umsetzung des Performance-Programms sowie der Einführung von Kurzarbeit an allen Standorten, war es nicht möglich, die Auswirkungen dieses starken Umsatzrückganges auf das Ergebnis der Gruppe zu kompensieren. Jedoch fühlen wir uns als neues Vorstandsteam bei der aktuellen Krise in unserer Entscheidung bestätigt, Grammer stärker regional aufzustellen und weitere organisatorische Entscheidungen umzusetzen, die unser Unternehmen schlanker und flexibler machen. Wir können dadurch derartige Marktsituationen zwar nicht verhindern, uns jedoch besser und schneller darauf einstellen. Erste positive Ergebnisse unserer neuen Langfriststrategie sehen wir auch im weltgrößten Automobil- und Nutzfahrzeugmarkt in China, wo unsere regionale Vertriebsorganisation aktuell in Verhandlungen mit verschiedenen Kunden zur Gewinnung von Marktanteilen ist." Alle Regionen von Covid-19-Pandemie erfasst Der Konzernumsatz im ersten Quartal 2020 belief sich auf 454,9 Millionen Euro und lag damit um 79,2 Millionen Euro unter dem Vergleichsquartal des Vorjahres. Zu Jahresbeginn mussten zunächst nur in China einschneidende Maßnahmen zur Bekämpfung der weiteren Ausbreitung des Corona-Virus ergriffen werden. Dazu gehörten neben großräumigen Ausgangssperren die Einstellung aller Produktionstätigkeiten. Dies führte auch zu einem drastischen Einbruch der Nachfrage. Folglich sanken die Umsätze in der Region APAC um 25,6 Prozent auf 53,6 Millionen Euro. Ab März lief die Produktion in China jedoch wieder sukzessive hoch und erreicht im April bereits wieder das Niveau vor dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie. Seit Mitte März führten die steigenden Infektionszahlen dann auch in Europa und den USA zur teilweisen oder vollständigen Schließung von Produktionsstätten. Entsprechend lag der Umsatz in Europa mit 263,5 Millionen Euro deutlich unter dem Vorjahr (01-03 2019: 307,0 Millionen Euro). In der Region Americas ging der Umsatz auf 137,8 Millionen Euro (01-03 2019: 154,9 Millionen Euro) zurück. Beide Segmente mit Umsatzrückgängen Vom Nachfrageeinbruch im ersten Quartal waren beide Geschäftssegmente von Grammer betroffen. Im Segment Automotive ging der Umsatz auf Grund der fast zweimonatigen Standortschließungen in China und den bereits seit dem zweiten Halbjahr 2019 rückläufigen Fahrzeugmärkten um 14,3 Prozent auf 324,2 Millionen Euro zurück. Trotz der eingeleiteten Kostensenkungsmaßnahmen verringerte sich das operative EBIT im Segment auf -7,8 Millionen Euro (01-03 2019: 10,6 Millionen Euro). Im Segment Commercial Vehicles sank der Umsatz um 15,5 Prozent auf 142,4 Millionen Euro. Neben den Werkschließungen in China und den Einschränkungen in Europa und der Region Americas wirkt sich in der Vergleichsrechnung der außergewöhnlich hohe Umsatz des Vorjahresquartals aus, da das erste Halbjahr 2019 insgesamt durch eine sehr hohe Nachfrage im Segment Commercial Vehicles gekennzeichnet war. Das operative EBIT lag bei 10,4 Millionen Euro (01-03 2019: 16,8 Millionen Euro). Umfassende Maßnahmen als Reaktion auf Covid-19-Pandemie Als Reaktion auf die durch Covid-19 ausgelöste weltweite Krise hat Grammer frühzeitig mit umfangreichen Maßnahmen reagiert. Dabei konnte der Automobilzulieferer auch von den Erfahrungen seiner chinesischen Standorte profitieren, die bereits früher von den Einschränkungen betroffen waren. Zu den Maßnahmen gehören Vorsorge- und Sicherheitsmaßnahmen für die Mitarbeiter an allen Grammer-Standorten, der erhöhte Einsatz von mobilem Arbeiten, die Ausnutzung von Arbeitszeitkontenmodellen, verstärkter Urlaubsabbau und die rasche Einführung von Kurzarbeit, die gemeinsam mit den Sozialpartnern zeitnah verabschiedet wurde. Zur Sicherung der finanziellen Situation setzt Grammer auf eine detaillierte Steuerung der weltweiten Cashflows sowie auch auf Eigenkapitalinstrumente wie beispielsweise einem Hybriddarlehen. Eigenkapitalquote steigt auf 26 Prozent Im Februar 2020 hat die Grammer Gruppe einen neuen Konsortialkreditvertrag über 150 Millionen Euro und 80 Millionen USD mit einer Laufzeit von fünf Jahren und zwei Verlängerungsoptionen zu je einem Jahr abgeschlossen. Dadurch stiegen die langfristigen Finanzschulden zwar auf 288,8 Millionen Euro (31.12.2019: 220,0 Millionen Euro) doch sanken die kurzfristigen Finanzschulden gleichzeitig auf 153,4 Millionen Euro (31.12.2019: 207,7 Millionen Euro). Zum 30. März 2020 wurde ein Hybriddarlehen in Höhe von 19,1 Millionen Euro von Ningbo Jifeng Auto Parts Co., Ltd., einer Gesellschaft des Ningbo Jifeng Konzerns (dem Mehrheitsaktionär der Grammer AG), gewährt. Das Hybriddarlehen wurde auf unbestimmte Zeit abgeschlossen und hat Eigenkapitalcharakter. Die Eigenkapitalquote belief sich damit zum Quartalsende auf 26 Prozent (31.12.2019: 23 Prozent). Neue Organisationsstruktur in der Gruppe Um künftig noch schneller und flexibler auf sich wandelnde Kundenbedürfnisse reagieren sowie operative Entscheidungen direkt vor Ort treffen zu können, hat Grammer seine Organisationsstruktur in den letzten Monaten weiterentwickelt. Die Verantwortung für das operative Geschäft wird dezentral in den drei großen Regionen Americas, EMEA und China übernommen. Die verschiedenen Produktsegmente im PKW-Geschäft werden in einer Division Automotive zusammengeführt, die zusammen mit der Division Commercial Vehicles die Klammerfunktion zur Steuerung der weltweiten Kunden- und Produktstrategie übernimmt und die Koordination bei den weltweiten Projekten sicherstellt. Die Gruppenfunktionen unterstützen die Regionen und Divisionen in der Umsetzung der jeweiligen Strategien und stellen die Grundsätze der guten Unternehmensführung sowie effektive weltweite Geschäftsprozesse sicher. Die neue Organisationsstruktur wird seit dem 1. April 2020 schrittweise im ganzen Unternehmen umgesetzt. Keine Prognose zur Entwicklung im Gesamtjahr 2020 möglich Nach China hat die Covid-19-Pandemie aktuell besonders Europa und den nordamerikanischen Kontinent erfasst. Während in China die Industrieproduktion inzwischen weitgehend zur Normalität zurückgekehrt ist, sind die beiden anderen Regionen derzeit von erheblichen Einschränkungen betroffen. Daher ist von einer weiteren massiven Belastung der Weltwirtschaft im zweiten Quartal 2020 auszugehen. Im Segment Automotive ist die Produktion in allen chinesischen Grammer-Werken wieder angelaufen und liegt etwa auf Vorkrisenniveau. Der Anlauf der LKW-Sitz-Produktion verlief nach den Shutdowns in den chinesischen Werken schneller als im Segment Automotive und gibt damit Hoffnung für umsatzstärkere Folgemonate. In Europa haben führende Automobilkonzerne angekündigt, dass sie ab Mai ihre Produktionen schrittweise wieder in Betrieb nehmen wollen. Die Wiederaufnahme hängt dabei von der Sicherstellung der Gesundheit von Arbeitnehmern und dem Zustand der Lieferketten sowie natürlich auch der erwarteten Nachfrage ab. Mit der Presse-Information vom 30. März 2020 wurde die im Geschäftsbericht 2019 getroffene Prognose für das Geschäftsjahr 2020 ausgesetzt. Die darin enthaltenen Einschätzungen und Erwartungen basierten auf Marktannahmen und internen Bewertungen zu Beginn des Jahres 2020. Für den weiteren Verlauf des Geschäftsjahres 2020 ist angesichts der äußerst dynamischen Entwicklungen und den damit verbundenen Unsicherheiten im Rahmen der weltweiten Covid-19-Pandemie und deren wirtschaftlichen Auswirkungen eine Vorhersage aktuell nicht möglich. Grammer will eine Prognose abgeben, sobald dies hinreichend möglich ist. Über Grammer Die Grammer AG mit Sitz in Amberg ist spezialisiert auf die Entwicklung und Herstellung von Komponenten und Systemen für die Pkw-Innenausstattung sowie von gefederten Fahrer- und Passagiersitzen für On- und Offroad-Fahrzeuge. Im Segment Automotive liefert das Unternehmen Kopfstützen, Armlehnen, Mittelkonsolen, hochwertige Interieur-Komponenten und Bediensysteme sowie innovative thermoplastische Lösungen für die Automobil-Industrie an namhafte Pkw-Hersteller im Premiumbereich und an Systemlieferanten der Fahrzeugindustrie. Das Segment Commercial Vehicles umfasst die Geschäftsfelder Lkw- und Offroad-Sitze (Traktoren, Baumaschinen, Stapler) sowie Bahn- und Bussitze. Mit über 15.500 Mitarbeitern ist Grammer in 20 Ländern weltweit tätig. Weitere Informationen: www.grammer.com |
Grammer AG, Amberg
» insgesamt 66 News über "Grammer" im News-Archiv gefunden
Ihre News im plasticker? Bitte senden Sie Ihre Pressemitteilungen an redaktion@plasticker.de!
» zurück zum Seitenanfang |
Top-Meldungen der letzten Tage
LyondellBasell: HDPE-Technologie nach China lizensiert
Schaeffler: Automobilzulieferer streicht rund 4.700 Stellen in Europa
Meist gelesen, 10 Tage
Ineos: Schließung der ABS-Anlage in Ohio
Mocom: Recyclingcompounds für nachhaltigere Surfboard-Finnen
Schaeffler: Automobilzulieferer streicht rund 4.700 Stellen in Europa
KSM Recycling: Österreichischer PET-Recycler beantragt Konkursverfahren
Meist gelesen, 30 Tage
Arburg: Maschinenbauer erwartet deutlichen Umsatzrückgang
New Albea Kunststofftechnik: Automobilzulieferer stellt Insolvenzantrag in Eigenverwaltung
Sumitomo (SHI) Demag: Personalabbau und strukturelle Veränderungen an deutschen Standorten
Fakuma 2024: 1.639 Aussteller und 36.675 Besucher
SKZ: Neuer Kurs „Qualitätssicherung beim Einfärben von Recyclingkunststoffen“
Meist gelesen, 90 Tage
LyondellBasell: Vollständige Übernahme der APK AG
LyondellBasell: Neuer Kunststoff-Recyclingkomplex bei Gießen
Arburg: Maschinenbauer erwartet deutlichen Umsatzrückgang
Albis: Nachhaltige Kunststoffe für den Spritzguss und Extrusionsanwendungen im Fokus
New Albea Kunststofftechnik: Automobilzulieferer stellt Insolvenzantrag in Eigenverwaltung
Sumitomo (SHI) Demag: Personalabbau und strukturelle Veränderungen an deutschen Standorten
Dann veräußern Sie diese kostenlos
in der Rohstoffbörse.
Auslegung von Anguss und Angusskanal - Spritzgießwerkzeuge erfolgreich einsetzen
Das Angusssystem hat einen starken Einfluss auf den Spritzgießprozess. Dennoch wird in der Fachliteratur zum Spritzgießen die Gestaltung des Angusssystems und dessen Bedeutung oftmals nur am Rande behandelt. |