30.05.2017, 06:00 Uhr | Lesedauer: ca. 6 Minuten |
Rund 120 Teilnehmer aus 19 Ländern nutzten die zweitägige Vortragsveranstaltung zur Information und zum Erfahrungsaustausch - (Bilder: RIGK). Jan Bauer, kaufmännischer Leiter RIGK und Leiter des EPRO Arbeitskreises Recycling von Kunststoffen aus der Landwirtschaft. In seinem Einführungsvortrag unterstrich Professor Helmut Maurer von der EU-Kommission – DG Environment – Unit C2 „Waste Management“ die Notwendigkeit für einen Bewusstseinswandel in Industrie und Gesellschaft als Basis für eine optimierte Nutzung von Rohstoffen. Er forderte dabei alle Beteiligten ausdrücklich dazu auf, die Abkehr von der linearen Ökonomie, bei der das nach dem Gebrauch in den Produkten verbleibende Potenzial ungenutzt bleibt, hin zur Kreislaufwirtschaft noch stärker als bisher in den Mittelpunkt aller Aktivitäten zu rücken. Marktsituation, Sammelsystem und Stand der Technik Im Mittelpunkt der nachfolgenden Vorträge des ersten Forums-Tages stand zunächst die Marktsituation im Bereich der in der Landwirtschaft eingesetzten Kunststoffe, die, so Rainer Mantel (BKV GmbH, Deutschland), zwar nur 3,3 Prozent des Kunststoffverbrauchs in Europa ausmachen, unter dem Strich aber dennoch die riesige Menge von rund 1,6 Mio. Tonnen jährlich ergeben. Interessante Zahlen hatte auch Bernhard Le Moine (APE, Frankreich) parat, der zeigte, wie sich die Agrar-Kunststoffe hinsichtlich Material, Form und Menge zusammensetzen und hinsichtlich der Produktion tierischer und pflanzlicher Produkte unterscheiden. Vortragende aus Südafrika, Chile (wo RIGK seit 2015 mit einem Büro aktiv ist), und Island (wo ein Schwerpunkt bei Fischernetzen liegt) ermöglichten den Blick über den Tellerrand. Thema des zweiten Blocks waren Erfahrungen mit spezifischen Sammelsystemen für landwirtschaftlich genutzte Kunststoffe, die unter anderem in Deutschland (z.B. das von RIGK organisierte System PAMIRA für entleerte Pflanzenschutzmittelverpackungen), Belgien (AgriRecover), Irland (Irish Farm Films Producers Group Ltd.), Kanada (CleanFarms) und Polen (Container Management System PSOR) installiert sind. Über aktuelle technische Entwicklungen in den Bereichen Zerkleinern, Reinigen und Aufbereiten berichteten schließlich Hersteller aus Deutschland (Herbold Meckesheim), Spanien (Tecni-Plasper), Österreich (Erema), RecyOuesT sowie Adivalor (beide Frankreich). Vorbehalte gegenüber Rezyklaten ausräumen, um Märkte zu stabilisieren Der zweite Forumstag stand zunächst unter dem Thema „Drivers for Recycling“, die der Niederländer Anton Emans (PRE) lebhaft beschrieb. Sein zentrales Anliegen: Den Einsatz von Rezyklaten offenlegen und dadurch ein positives Image dafür schaffen. Die weitere Präsentationen drehten sich um die Bedeutung einer zielgerichteten Kommunikation für das Erreichen gesteckter Ziele sowie einer recyclinggerechten Auslegung von Kunststoffprodukten und die Dokumentation von deren Erfolg über die Einführung einer dem Energielabel ähnlichen Klassifizierung mit der Bezeichnung RecyClass (Antonio Furfari, Plastics Recyclers Europe, Belgien). „Market Trends“ bildeten den Schwerpunkt der letzten Vortragsreihe. Die Einführung dazu gab Francis Huysman (Val-I-Pac, Belgien) mit einer Übersicht über den Export von Kunststoffabfällen nach Asien, die sich im Wandel befindliche Situation der dortigen Recycler (steigende Lohnkosten, strengere Auflagen) und die zu erwartenden Auswirkungen auf Europa. Ein Highlight bildeten Informationen und die zugehörige Diskussion über die Chancen und Limitierungen bio-abbaubarer Kunststoffe, beispielsweise in Form von Mulchfolien im Agrareinsatz. Michael Baxter (RPC, UK) wies in diesem Zusammenhang mit Nachdruck auf die Notwendigkeit hin, konstante, verlässliche Märkte für konventionelle Rezyklate zu schaffen und so den dabei störenden Einsatz der inkompatiblen Biokunststoffe einzuschränken. Ganz in diesem Sinne präsentierte Herman van Roost (Total, Belgien) schließlich einen Kunststoff auf PE-Basis, der ein besonders gutes Eigenschaftsbild bietet. Als Blendpartner mit Rezyklat ermöglicht er die Produktion eines neuen Werkstoffs, dessen Eigenschaften die herkömmlicher Neuware übertreffen sollen. Damit, so van Roost, böte er ein breites Potenzial, um bestehende Vorbehalte gegen Rezyklate zu eliminieren. Im Schulterschluss zum Ziel Peter Sundt, Generalsekretär der EPRO, nahm abschließend die Gedanken von Jan Bauer auf und gab den Tagungsteilnehmern Ansätze zum Weiterdenken mit auf den Nachhauseweg: „Wie auch sonst in seiner täglichen Arbeit entscheidet der Landwirt maßgeblich darüber, ob alle weltweiten Maßnahmen rund um die Verwertung landwirtschaftlich genutzter Kunststoffe Früchte tragen. Er muss noch viel stärker als bisher in unsere Projekte eingebunden werden, denn er steht im Mittelpunkt aller Aktivitäten und hat es in der Hand, diese zu fördern, indem er die Sammelausbeute ebenso optimiert wie die Qualität des Sammelgutes. Trotzdem ist er nur ein Tänzer auf diesem Parkett. Der Umgang mit gebrauchten Agrarkunststoffen ist eine Herausforderung, die über regionale, nationale und EU-kontrollierte Projekte hinausgeht. Nachhaltiger Erfolg hängt davon ab, dass alle Beteiligten projektübergreifend und global zusammenarbeiten und sich damit im gleichen Takt über die Tanzfläche bewegen.“ Über RIGK Die 1992 gegründete RIGK GmbH organisiert als zertifiziertes Fachunternehmen für Zeichennutzer (Abfüller, Vertreiber, Händler und Importeure) die Rücknahme gebrauchter, restentleerter Verpackungen und Kunststoffe von deren deutschen Kunden und führt sie einer sicheren und nachhaltigen Verwertung zu. Darüber hinaus berät das Unternehmen bei der Erarbeitung individueller Rücknahme- und Recyclinglösungen. International ist RIGK in Rumänien und Chile vertreten. Die rumänische Tochtergesellschaft (www.rigk.ro) übernimmt dort ebenfalls die Rücknahme und Verwertung gebrauchter Verpackungen und Kunststoffe. Die RIGK Chile SpA (http://www.rigk.de/profil/rigk-chile-spa.html) berät die Industrie vor Ort beim Aufbau ihrer Systeme und der Umsetzung gesetzlicher Umwelt- und Verwertungsauflagen. Gesellschafter der RIGK GmbH sind namhafte Hersteller von Kunststoffen und Packmitteln. RIGK GmbH ist seit 2006 Mitglied der EPRO, wo sie den Arbeitskreis für das Recycling von Kunststoffabfällen aus der Landwirtschaft gegründet hat. Über EPRO EPRO, die European Association of Plastics Recycling and Recovery Organisations, ist eine Pan-Europäische Partnerschaft spezialisierter Organisationen, die effiziente Lösungen für einen nachhaltigen Umgang mit Kunststoffabfällen entwickelt. Die Mitglieder der EPRO arbeiten daran, die nationalen Möglichkeiten durch internationale Kooperationen zu optimieren, z.B. durch das Studium erfolgreicher Lösungswege sowie die Bewertung unterschiedlicher Lösungen und einschränkender Randbedingungen. Derzeit vereint die EPRO unter ihrem Dach 19 Organisationen aus 16 Ländern. Weitere Informationen: www.rigk.de, www.epro-plasticsrecycling.org |
RIGK Gesellschaft zur Rückführung industrieller und gewerblicher Kunststoffverpackungen mbH, Wiesbaden + EPRO - European Association of Plastics Recycling and Recovery Organisations, Brüssel, Belgien
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