15.11.2002 | Lesedauer: ca. 3 Minuten |
Mehrwegflaschen, ganz gleich ob aus Kunststoff oder aus Glas, haben aus Umweltschutzsicht deutliche Vorteile gegenüber Getränkedosen und Einwegflaschen aus Glas oder Kunststoff. Getränkekartons haben keine entscheidenden Umwelt-Nachteile gegenüber Mehrwegverpackungen. Das sind die klaren Aussagen der zweiten Untersuchungsphase der Ökobilanz für Getränkeverpackungen, die das Umweltbundesamt (UBA, www.umweltbundesamt.de) jetzt veröffentlicht hat.
Die neue Studie bekräftigt Ergebnisse der ersten Phase aus dem Jahr 2000, bringt aber auch eine Fülle neuer Erkenntnisse und nimmt zukünftige Entwicklungen vorweg. Hierzu sagte der Präsident des UBA, Prof. Dr. Andreas Troge: „Die erweiterte Ökobilanz zeigt, dass in allen Verpackungssystemen noch Verbesserungen möglich sind. Das gilt für Einweg, das gilt aber noch stärker bei Mehrweg. Ich erwarte, dass die ökologisch vorteilhaften Mehrwegverpackungen mit dem Pflichtpfand an Bedeutung gewinnen werden.“ Obwohl Einwegverpackungen in den vergangenen Jahren umweltverträglicher geworden sind und die neuen UBA-Berechnungen weitere innovativ erscheinende Verpackungssysteme und zukünftig abzusehende Trends auf dem Verpackungsmarkt berücksichtigt haben, blieben Mehrwegverpackungen aus Umweltschutzsicht auf jeden Fall die bessere Wahl, hieß es in einer Mitteilung. Im Auftrag des UBA haben die Institute Prognos AG, Basel, und das Institut für Energie- und Umweltforschung (IFEU), Heidelberg, die „Ökobilanz für Getränkeverpackungen, Phase 1“ aus dem Jahr 2000 fortgeführt und erweitert. Eine Ökobilanz klopft den gesamten Lebensweg einer Getränkeverpackung auf seine Umweltwirkungen ab: von der Rohstoffgewinnung über Herstellung und Transport bis hin zur Entsorgung. Ermittelt wird dabei zum Beispiel der Beitrag zum Treibhauseffekt und zu weiteren Umweltbelastungen. Die hochkomplexen Berechnungen ermöglichen es, die Umweltfreundlichkeit verschiedener Verpackungssysteme neutral zu bewerten. Getränkeindustrie und Getränkehandel waren an allen Ökobilanzen des UBA beteiligt. Auch auf ihren Wunsch bezieht die jetzt vorgelegte Phase 2 der Studie Verpackungen ein, die im Bezugsjahr 1996 einen zu geringen Marktanteil - unter fünf Prozent - hatten. So kamen jetzt auch Einwegflaschen aus dem Kunststoff PET (Polyethylenterephthalat) und 0,5 -Liter-Mehrwegflaschen aus Glas oder PET auf den Prüfstand. Zudem wurde berücksichtigt, dass die damals untersuchten Verpackungssysteme in den vergangenen Jahren optimiert wurden. Einige Randbedingungen haben sich geändert, etwa im Verkehr: Er wird in Zukunft sauberer werden, sobald die neuen strengen Abgasvorschriften der Europäischen Union für Lkw greifen. Die Detailergebnisse der neuen Ökobilanz-Studie sind vielschichtig. Der Blick in die Zukunft zeigt jedoch: Beide Verpackungssysteme - Mehrweg wie Einweg - verbessern sich aus Umweltschutzsicht wegen technischer Optimierungen und veränderter Rahmenbedingungen. So führen sowohl die geringeren Verpackungsgewichte als auch die höheren Rückführraten beim Recycling dazu, dass für die Herstellung aller Verpackungsmaterialien weniger Energie aufgewendet wird. Dies wiederum hat einen geringeren Schadstoffausstoß und damit Entlastungen bei Umweltproblemen zur Folge. Während diese Effekte in erster Linie den Einwegverpackungen zu Gute kommen, profitieren Mehrwegverpackungen vor allem aus Verbesserungen im Transport (verringerter Kraftstoffverbrauch und Schadstoffausstoß), da im Falle der Mehrwegsysteme etwa ein Drittel der Umweltbelastungen durch den Transport der gefüllten Verpackungen und den Rücktransport der leeren Verpackungen verursacht wird. Bei den Untersuchungen zeigte sich auch, dass im so genannten „Sofortverzehr“-Segment noch erheblicher Verbesserungsspielraum im Bereich der Mehrwegverpackungen besteht, z.B. durch den verstärkten Einsatz der 0,5 -Liter-Glas-Mehrwegflasche, die - zumindest im Bereich der alkoholfreien Getränke - noch ein Schattendasein fristet oder der in Deutschland noch weitgehend unbekannten 0,5 -Liter-Mehrwegflasche aus PET. Gerade diese Mehrwegverpackungen werden beim Inkrafttreten der Pfandpflicht auf Einwegverpackungen am 1. Januar 2003 erheblich an Bedeutung gewinnen. |
Umweltbundesamt, Berlin
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