29.01.2004 | Lesedauer: ca. 3 Minuten |
Eine neuartige PVC-Recyclingtechnologie aus Dänemark steht kurz vor ihrer großtechnischen Umsetzung. Die erste Großanlage für rohstoffliches Recycling soll die einfache Wiederverwertung auch stark vermischter oder verschmutzter PVC-Abfälle ermöglichen, die bisher kostenaufwändig voneinander getrennt und gereinigt werden mussten. Das von dem dänischen Unternehmen "RGS 90" entwickelte Verfahren spaltet gebrauchte PVC-Produkte chemisch auf und gewinnt die Bestandteile Öl, Salz und Mineralien zurück. Diese können von der Industrie wieder als Rohstoffe genutzt werden. Nach erfolgreichen Testläufen wird die Pilotanlage in Stigsnaes/Dänemark nun für den großtechnischen Einsatz umgebaut. Die Anlage soll Mitte 2004 ihren Betrieb aufnehmen und 50.000 Tonnen Alt-PVC pro Jahr verarbeiten. Die Betreiber rechnen damit, aus dieser Menge 12.500 Tonnen Öl und 21.000 Tonnen Salz zurückzugewinnen. Schon jetzt nimmt das Unternehmen ausgediente PVC-Produkte zum späteren Recycling entgegen. Im September 2003 wurde auch die strenge dänische Umweltprüfung mit Erfolg absolviert. Das Projekt wird von der EU und von "Vinyl 2010", der Nachhaltigkeitsinitiative der europäischen PVC-Industrie, mit je 3 Millionen Euro unterstützt. Auch die dänische PVC-Industrie und Dänemarks Umweltbundesamt steuern finanzielle Mittel bei. Im Stigsnaes-Verfahren werden die ausgedienten PVC-Produkte zunächst geschreddert und granuliert, dann mit Natronlauge vermischt und in einem Reaktor auf 260 °C erhitzt. Dadurch löst sich das Chlor aus der Masse. Das Salzwasser wird abgeleitet, nochmals erhitzt, filtriert und innerhalb eines Vakuumbereichs kristallisiert. Dies ergibt reines, trockenes Salz (Natriumchlorid), das wieder industriell genutzt oder als Streusalz auf Straßen verwendet werden kann. Die im Reaktor verbliebene dechlorierte Masse wird ebenfalls abgeleitet, getrocknet und auf 600 °C erhitzt. Dies trennt die Masse in eine flüssige organische und eine feste anorganische Fraktion. Die organische Fraktion besteht aus Kohlenwasserstoffen und kann entweder als Alternative zu Rohöl in der chemischen Industrie oder als Brennstoff genutzt werden. Die feste anorganische Fraktion wird in der benachbarten "Carbogrit"-Anlage zu Material für Sandstrahlgebläse verarbeitet. Durch die Nachbarschaft der beiden Recyclinganlagen ergeben sich Synergien, die die Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit der Verfahren - und damit auch ihre Ökoeffizienz - erhöhen. "Carbogrit", ebenfalls eine Anlage von "RGS 90", verarbeitet seit September 2003 Klärschlamm zu einem Silikat (Carbogrit), das sich als Material für Sandstrahlgebläse oder für den Straßenbau eignet. In die Carbogrit-Produktion werden auch die festen Rückstände aus dem PVC-Recyclingverfahren der benachbarten Anlage einfließen. Die PVC-Anlage wiederum nutzt die überschüssige Energie aus der Carbogrit-Anlage für ihren eigenen Betrieb. Auch an das Recycling des Recyclingproduktes ist gedacht: Nach seiner Verwendung im Sandstrahlgebläse wird Carbogrit zu Mineralwolle verarbeitet, berichtete jüngst die API PVC- und Umweltberatung GmbH (Wien/Österreich, www.pvc.at). |
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