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01.12.2008 | Lesedauer: ca. 5 Minuten    

Ukraine: Fünf Hersteller kontrollieren Markt für Polyethylenrohre

Russisches Handelshaus führend bei Importen

Stetig und stark zugenommen haben in der Ukraine während der letzten Jahre die Absatz- und Umsatzvolumina bei Polyethylen- (PE-) Rohren für die Wasser- und Gasversorgung sowie die Abwasserentsorgung. Das Wettbewerbsklima ist trotz der Marktexpansion rauer geworden; so versuchen die großen Anbieter, kleinere Konkurrenten vom Markt zu verdrängen, und sie machen sich auch untereinander mit wachsender Aggressivität Marktanteile streitig. Bei Kunststoffrohren sind in der Ukraine nach 1991 größere Produktionskapazitäten geschaffen worden.

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Das Absatzvolumen war zuletzt von 41.000 t (2006) auf 49.000 t (2007) gestiegen. Schätzungen von Marktbeobachtern zufolge nahmen gleichzeitig die Umsatzerlöse von 120 Mio. bis 125 Mio. US$ auf 145 Mio. bis 150 Mio. US$ zu. Gegen Jahresbeginn hatte in der Branche die Erwartung vorgeherrscht, der Markt werde 2008 in unverändertem Tempo, das heißt mit Zuwachsraten bei Produktion und Absatz in der Größenordnung von 20% (in absoluten Zahlen um circa 10.000 t PE-Rohre), wachsen. Hier ist im Lichte der jüngsten Abschwächung der Bau-Konjunktur in der Ukraine Skepsis geboten.

Auf Rohre für die Durchleitung von Erdgas und anderen gasförmigen Medien entfielen im Jahre 2007, gerechnet nach Absatzmengen, circa 50% des Gesamtmarkts. In absoluten Zahlen waren dies 24.000 t. Es folgten Wasser und Abwasser mit zusammen knapp 42% (20.000 t) sowie sonstige Einsatzgebiete mit etwas über 8% (4.000 t).

Die Zunahme von Produktion und Inlandsverbrauch führen Marktbeobachter auf die Rekonstruktion alter und die Verlegung neuer Wasser- und Erdgasleitungen zurück. Das Marktwachstum hätte, wie es heißt, noch höher ausfallen können, wären da nicht die Preissteigerungen bei Erdgas und die Kürzungen der für Zwecke des Ausbaus der Gasversorgungsnetze vorgesehenen Staatshaushaltsmittel gewesen. Die ukrainischen Hersteller von Polyethylenrohren verweisen darauf, dass die zeitliche Streckung des Netzausbauprogramms durch die Regierung keinen Sinn mache. Erdgas werde auch künftig seine Preisvorteile gegenüber Elektroenergie wahren.

Von den insgesamt mehr als 70 Inlandsherstellern von Polyethylenrohren handelt es sich bei fünfen um Groß-Produzenten. Zusammen kontrollierten die "Großen" im Jahre 2007 nach Angaben der Fachzeitschrift "Chim-Kurjer" 61,1% des Gesamtmarkts. Es sind dies die Rohrfabrik Rubishne (Region Luhansk, mit 26,6% des Gesamtausstoßes an PE-Rohren im Jahre 2007 in der Ukraine) sowie die Firmen PoliWtor (Krasnoperekopsk, Autonome Republik Krim; 11,1%), WodPolimer (Boryspil, Region Kiew; 11,0%), ElPlast (Lwiw/Lemberg; 7,2%) und UkrPolimerKonstrukzija (Baryschiwka, Region Kiew; 5,2%). Die Rohrfabrik Rubishne gehört zur russischen Polyplastic-Gruppe, Moskau.

Während der letzten Jahre ist der Marktanteil der fünf führenden Hersteller um zwei bis vier Prozentpunkte per annum gestiegen. Großbetriebe sind insofern im Vorteil, als sie sich direkt von den ausländischen Herstellern von Polyethylengranulat zur Rohrherstellung beziehungsweise von den Importeuren beliefern lassen können. Kleinbetriebe müssen in der Regel den Weg über Händler gehen und daher mit Preisnachteilen auf dem Beschaffungssektor leben. Außerdem unterhalten einige große Hersteller eigene Vertriebsnetze für ihre PE-Rohre und haben daher die Aufwendungen für Marketing und Vertrieb besser im Griff.

Der Hersteller PoliWtor plant bis Ende 2008 eine Ausweitung seiner Produktionskapazitäten um 1.500 t pro Jahr auf dann 9.000 t. Der Investitionsaufwand für dieses Vorhaben ist auf 2,4 Mio. US$ veranschlagt. Auch die Rohrfabrik Rubishne will erweitern.

Die meisten Kleinbetriebe arbeiten mit völlig veralteten, noch aus der Sowjetzeit stammenden Ausrüstungen (Extrudern und Thermoplastautomaten), die vom Maschinenbau-Kombinat "Bolschewik" in Kiew zugeliefert worden waren und sich nicht für die Herstellung von Kunststoffrohren guter Qualität eignen. Im Zusammenhang mit Um- und Neuausrüstungen kommt es regelmäßig zu Auftragsvergaben an deutsche, italienische und österreichische Maschinenlieferanten.

Bei PE-Rohren großer Durchmesser für Trinkwasser- und Abwasserleitungen ist die Ukraine bis heute in hohem Maße auf Importe angewiesen, auch wenn die oben genannten Herstellerbetriebe in Kiew und in Lwiw über erste einschlägige Produktionskapazitäten verfügen. Weitgehende Einfuhrabhängigkeit besteht auch bei Rohren aus PE für Druckleitungen sowie bei Rohren aus vernetztem PE für Wärmeversorgungsnetze und Fußbodenheizungen. Bei Steck- und Pressfittings und anderen Verbindungsstücken für PE-Rohre fehlt es in der Ukraine bis heute vollständig an einer Inlandsproduktion.

Schwer zu schaffen macht vor allem den kleinen und mittelgroßen Unternehmen die Rohstoff-Verteuerung. Die Preise für PE-Granulat auf dem ukrainischen Binnenmarkt stiegen von Januar 2007 bis Juni 2008 durchschnittlich um mehr als 25%. Wegen des Verfalls der Ertragsmargen haben einige Kleinproduzenten ihre Betriebe geschlossen.

Inlandshersteller von zur Kunststoffrohr-Erzeugung geeignetem Polyethylen-Granulat gibt es nicht. Der Hersteller von Polyolefinen Lukor (Kalusch, Region Iwano-Frankiwsk, früher Stanislau) hat zwar auch Polyethylen im Angebot, aber in Marken beziehungsweise Qualitäten, die nicht für die Rohr-Produktion taugen. Wie Mykola Kowaltschuk, Produktionsleiter bei Lukor, ankündigte, werde sein Unternehmen Ende 2009/Anfang 2010 die Produktion von Polyethylen für Rohre aufnehmen.

Wichtigste ausländische Lieferanten von Polyethylen für die Rohrherstellung waren im Jahre 2007 die Hersteller beziehungsweise Händler PVK (Ungarn; 24%), KPIS (Korea/Rep.; ebenfalls 24%), Basell (Deutschland; 13%), KasanOrgSintes (KOS, Russland; 11%), Lukoil NefteChim (Russland; 7%) und Chemopetrol (Tschechische Republik; 4%). Andere ausländische Anbieter kamen auf zusammen 17%.

Zu den führenden ukrainischen Importeuren von Polyethylenrohren zählt das Handelshaus JewroTrubPlast (EuroTrubPlast). Wie beim PE-Rohrwerk in Rubishne ist dort die russische Polyplastic-Gruppe Mehrheitsgesellschafter. Der russische Konzern plant angeblich, im ukrainischen Kalusch ebenfalls Produktionskapazitäten für PE-Rohre zu schaffen, außerdem auch solche für PVC-Rohre. Insgesamt sollen dort, wie es heißt, mit einem Investitionsaufwand in Höhe von 7 Mio. bis 8 Mio. US$ neue Produktionskapazitäten im Umfang von 18.000 t pro Jahr, hälftig aufgeteilt in PE- und PVC-Rohre, entstehen. Darüber hinaus will Polyplastic diesen Angaben zufolge die Kapazitäten im PE-Rohrwerk in Rubishne erweitern. Genauere Informationen darüber liegen nicht vor. Einige ukrainische Händler werfen EuroTrubPlast Dumping-Praktiken vor.

Weiterführende Informationen

bfai Bundesagentur für Außenwirtschaft, Köln

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