27.03.2008 | Lesedauer: ca. 4 Minuten |
„Biopolymere in Folienanwendungen“ hiess die Fachtagung, die das Süddeutsche Kunststoffzentrum (SKZ, Würzburg, www.skz.de) in Zusammenarbeit mit der Innoform Coaching GbR (Hasbergen, www.innoform.de) veranstaltete. Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang das Thema Abfall: Noch immer ist nicht klar, wie biologisch abbaubare Kunststoffe vorteilhaft entsorgt werden können. Positiv ist dagegen hervorzuheben, dass es gelungen ist, aus Abfällen Barrieren herzustellen. Dass sich aus biologisch abbaubaren Kunststoffen Formteile oder flexible Folien fertigen lassen, ist bekannt. In der Schweiz gibt es z.B. Biokarotten in Foliebeuteln, die aus Mater-Bi hergestellt sind, und vor zehn Jahren kam in Deutschland ein Biojoghurt von Danone im PLA-Becher auf den Markt. Das Produkt wurde, im Gegensatz zum Karottenbeutel, allerdings kein Erfolg – vor allem, weil nicht richtig kommuniziert wurde, wie der leere Becher entsorgt werden soll und Konsumenten verwirrt reagierten. Entsorgungsfrage noch nicht gelöst Die Entsorgungsfrage ist bei biologisch abbaubaren Kunststoffen noch immer nicht zufrieden stellend gelöst, wie auf der Fachtagung „Biopolymere in Folienanwendungen“ klar wurde. Ann-Sophie Kitzler (Bild) von der Achilles Papierveredelung Celle GmbH prüft derzeit im Rahmen ihrer Doktorarbeit, wie sich Biopolymere vorteilhaft entsorgen lassen. Zu den untersuchten Optionen gehören das Rezyklieren, Kompostieren, Verbrennen, Deponieren und die Biogasproduktion. „Die Verpackungsverordnung befürwortet das Recycling. Allerdings müssen in diesem Fall die Abfälle möglichst sortenrein getrennt werden. Voraussetzung dafür ist, dass Konsumenten in der Lage sind, Kunststoffe und biologisch abbaubare Kunststoffe zu unterscheiden und dass sie zudem gewillt sind, diese zu trennen. Genauso würde es bei der industriellen Kompostierung aussehen. Sinnvoll erscheinen deshalb im Moment die Optionen, die mit geringem Zusatzaufwand verbunden sind und die einen Zweitnutzen bieten, wie zum Beispiel die Energiegewinnung durch Verbrennung oder die Biogasgewinnung“, erläuterte Ann-Sophie Kitzler ihre ernüchternden Erkenntnisse. Ein weiteres Problem: Die Düngemittelverordnung in Deutschland schreibt vor, dass Kompost zu 100 % aus nachwachsenden Rohstoffen und/oder zu 100 % aus biologisch abbaubaren Endprodukten zusammengesetzt sein muss. „Vor diesem Hintergrund hat z.B. PLA-Folie, die einen minimalen Polyester-Anteil enthält, keine Chance, auch wenn sie als biologisch abbaubar zertifiziert ist“, fügte die Referentin einschränkend hinzu. Barrieren aus Garnelenschalen … Im Gegensatz zum unbefriedigenden Stand der Dinge bei der Entsorgungsfrage, gibt es interessante Lösungen, die die Barriereeigenschaften der biologisch abbaubaren Kunststoffe verbessern sollen. So stellte Dr. Mikael Gällstedt von der STFI-Packforsk AB, Stockholm, die Möglichkeit vor, aus Schalen von Shrimps, Garnelen und Abfällen anderer Krustentiere, die Barriere Chitosan herzustellen, die – wie er betonte – völlig geruchsneutral und transparent ist. Die Sauerstoffbarriere, die mit Chitosan erzielt werden kann, ist sehr gut und vergleichbar mit EVOH. Allerdings ist die Barrierewirkung, die Chitosan gegenüber Wasserdampf zeigt, unbefriedigend. „Derzeit entwickeln wir neue Barrieren aus erneuerbaren Rohstoffen, die gegen Wasserdampf wirksam sind“, stellte Mikael Gällstedt in Aussicht. … und Getreidespelzen Ebenfalls aus Schweden kommt eine Barriere, die aus Getreidespelzen gewonnen wird: Xylophane wurde von der gleichnamigen Firma mit Sitz in Göteborg entwickelt. Wie Hakan Grubb, CEO der Xylophane AB, erklärte, können mit Xylophane sehr gute Barrierewirkungen gegen Sauerstoff, Aromen, Fett und ätherische Öle erzielt werden. Xylophane lässt sich auf Papier, Karton und Folien applizieren und hat sich im Praxiseinsatz bewährt. „Für die Firma Boden & Lindeberg haben wir in Kooperation mit der Firma Jonsac Papiersäcke hergestellt, die mit Xylophane beschichtet sind. Seit Boden & Lindeberg Gewürze in diese Säcke verpackt, gibt es keine Probleme mehr mit Fettflecken auf der Packungsaussenseite. Und auch die Etiketten, die aufgrund der Flecken nicht haltbar auf den Säcken fixiert werden konnten, fallen seitdem nicht mehr ab“, beschrieb Hakan Grubb einen der bisher durchgeführten Tests in der Praxis. Genau wie die beiden schwedischen Unternehmen planen künftig auch einige Produzenten biologisch abbaubarer Werkstoffe diese aus Abfallprodukten herzustellen. So sagte z.B. Erwin Vink von der Nature Works LLC BV, NL-Naarden, dass es zu den langfristigen Zielen des Unternehmens gehöre, Biopolymere aus landwirtschaftlichen Abfällen statt aus Maiskörnern zu gewinnen. I.J. |
SKZ-ConSem GmbH, Würzburg
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