| 11.12.2025, 10:38 Uhr | Lesedauer: ca. 3 Minuten |
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Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) und Plastics Europe Deutschland (PED) haben eine neue Conversio-Studie zu Kapazitäten, Potenzialen und Rahmenbedingungen des chemischen Recyclings vorgestellt. Die Ergebnisse verdeutlichen: Deutschland könnte deutlich mehr Kunststoffabfälle stofflich verwerten, sofern technologische Entwicklung und regulatorische Weichen gestellt werden. Aktueller Anlagenbestand und Ausbaupläne Laut Studie waren in Deutschland zuletzt fünf Anlagen für chemisches Recycling in Betrieb – vier kleinere Pilotanlagen für gemischte Polyolefine mit jeweils bis zu 4.000 Tonnen Jahreskapazität sowie eine industrielle Anlage zur Pyrolyse von Altreifen mit 20.000 Tonnen pro Jahr. Zwei weitere industrielle Anlagen für gemischte Polyolefinabfälle mit Kapazitäten von 24.600 und 50.000 Tonnen entstehen derzeit; zehn zusätzliche Projekte befinden sich in Planung. In Summe können die bestehenden Anlagen bislang rund 30.000 Tonnen Abfälle pro Jahr verarbeiten – ein geringer Anteil angesichts von mehr als sechs Millionen Tonnen Kunststoffabfall in Deutschland. Sollte der geplante Ausbau vollständig umgesetzt werden, könnte die Kapazität bis 2035 auf bis zu 0,8 Millionen Tonnen steigen. Realistischer sei jedoch ein Zuwachs auf etwa 0,3 Millionen Tonnen, so die Studienautoren. Politische Unsicherheiten bremsen Investitionen Vertreter der Chemie- und Kunststoffindustrie betonen, dass technologische Lösungen vorhanden seien, Investitionen jedoch durch offene Rechtsfragen verzögert würden. Matthias Belitz (VCI) sieht im chemischen Recycling eine relevante Option zur Treibhausgasreduktion und Rohstoffsicherung. Ohne klaren Rechtsrahmen komme der Ausbau jedoch nicht voran. Auch Christine Bunte (PED) verweist darauf, dass ein Großteil der europäischen Kapazitäten derzeit außerhalb Deutschlands entsteht. Die im neuen deutschen Verpackungsdurchführungsgesetz verankerte Anerkennung chemischer Verfahren sei zwar ein Fortschritt, doch fehle auf EU-Ebene weiterhin eine verbindliche Regelung zur Anrechnung chemisch recycelter Anteile auf Rezyklatquoten. Die ausstehende Entscheidung zur Massenbilanzierung müsse zügig getroffen werden. Ergänzung zum mechanischen Recycling Chemische Verfahren wie Pyrolyse oder Verölung ermöglichen die Rückgewinnung von Rohstoffen aus Kunststoffabfällen, die mechanisch nur schwer hochwertig verwertbar sind – insbesondere stark gemischte oder verschmutzte Fraktionen. In Deutschland dürften sich Investitionen gemäß Studie künftig hauptsächlich auf diese Verfahren konzentrieren. Als wichtigste Inputquelle gilt der LVP-Strom („Gelber Sack/Gelbe Tonne“), aus dem rund 92 Prozent des potenziellen Rohstoffs stammen. Weitere relevante Abfälle sind Altreifen sowie bestimmte PS- und PMMA-Fraktionen. Zusätzlich setzen sich die Verbände dafür ein, auch lösemittelbasierte Verfahren im regulatorischen Rahmen zu berücksichtigen, da diese hohe Materialreinheiten und damit hochwertige Rezyklate ermöglichen. Einordnung: Funktionsweise und Bedeutung der Technologie Beim chemischen Recycling werden Kunststoffe in ihre chemischen Bausteine zerlegt. Die dabei entstehenden Öle und Gase können als Rohstoff für neue Kunststoffe genutzt werden und damit fossile Einsatzstoffe teilweise ersetzen. Da chemisch recycelte Mengen in der Produktion mit fossilen Rohstoffen vermischt werden, erfolgt die Zuordnung zu Endprodukten über Massenbilanzen – ein Verfahren, das auch aus anderen Bereichen wie Biomasse- oder Ökostromzertifizierung bekannt ist. Studienrahmen Die Untersuchung „Chemisches Recycling in Deutschland – Ist-Situation 2024 und Ausblick bis 2030/2035“ wurde vom Marktforschungsunternehmen Conversio im Auftrag der BKV GmbH erstellt, unterstützt unter anderem von Plastics Europe Deutschland und dem VCI. Eine Kurz- und Langfassung ist über die Homepage der BKV verfügbar. Dateianhang zur Meldung: Weitere Informationen: |
BKV GmbH, Frankfurt am Main + Conversio Market & Strategy GmbH, Mainaschaff + PlasticsEurope Deutschland e.V., Frankfurt am Main + Verband der Chemischen Industrie e.V. (VCI), Frankfurt am Main
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