16.06.2006 | Lesedauer: ca. 4 Minuten |
Einleitung Der Aufschwung der tschechischen Chemieindustrie hat sich 2005 mit überdurchschnittlichem Produktionswachstum in allen Grundsegmenten fortgesetzt. Am umsatzstärksten ist die Gummi- und Kunststoffbranche, eingebettet in die starke Dynamik der Kfz-Industrie und Bauwirtschaft sowie gestützt durch ausländisches Kapital. Dennoch kann der wachsende Chemiebedarf des Landes nur durch steigende Importe von zuletzt 6,8 Mrd. Euro gedeckt werden. Am stärksten profitieren von dieser Nachfrage deutsche Unternehmen, die ein Drittel dieser Einfuhren abdecken. Marktentwicklung/-bedarf Der Anteil der chemischen und pharmazeutischen Industrie Tschechiens (ohne Petrochemie und Kunststoffverarbeitung, NACE 24) an der chemischen Industrie der EU 25 liegt mit Umsätzen von zuletzt 4,6 Mrd. Euro unter einem Prozent. Ihre Unternehmen konnten damit real um 5,7% mehr absetzen als im Vorjahr. Die Perspektiven gelten im laufenden Jahr als gut. Tschechiens Chemiebetriebe stehen in einem dynamisch wachsenden Umfeld (BIP-Erwartung 2006: 5,5%), sind starke Exporteure und setzen ihre Umstrukturierung fort. Abzuwarten bleiben die Auswirkungen der neuen REACH-Direktive der EU, die ab 2007 greifen sollte. Der Investitionsbedarf der tschechischen Unternehmen im Zusammenhang allein mit dieser Direktive ist auf 235 Mio. bis 370 Mio. Euro geschätzt worden. Tschechiens Markt für chemische, pharmazeutische und petrochemische Erzeugnisse sowie Kunststoffwaren hatte 2005 ein Volumen von schätzungsweise 15 Mrd. Euro. Dabei ist ein hoher Importanteil von je nach Segment 50% bis 80% charakteristisch. Differenzierte Aussagen des Tschechischen Verbandes der Chemischen Industrie und des Verbandes der Hersteller von Farben und Lacken lagen im Mai zuletzt für 2004 vor. Demzufolge sah der rechnerische Inlandsverbrauch wie folgt aus: Grundchemikalien: 3,0 Mrd. Euro; Arzneimittel: 1,9 Mrd. Euro; Gummiprodukte: 1,4 Mrd. Euro; Kunststoffwaren: 3,2 Mrd. Euro; Farben und Lacke: 505 Mio. Euro. Die Absatzperspektiven für Chemieerzeugnisse sind dank der expandierenden Autobranche und guten Baukonjunktur günstig: So schlägt sich die hohe Dynamik der Gummi und Kunststoff verarbeitenden Branche in weiter steigendem Bedarf an Kunststoffen in Primärform nieder. Zugleich lockt der Passivsaldo der Handelsbilanz von -555 Mio. Euro in diesem Bereich Investoren an. Die rege Bautätigkeit, bis Ende 2007 besonders ausgeprägt im Wohnungsbau, begünstigt den Absatz entsprechender Kunststoffprodukte. Der Verbrauch von Farben und Lacken wird von Branchenkennern auf 15 Kilo pro Jahr und Kopf geschätzt, wobei der Anteil der Importe zunimmt. Ihr Markt sollte mittelfristig um 2 bis 3% pro Jahr wachsen. Vermehrte Käufe von Düngemitteln im Ausland und speziell in Deutschland sind Folge der besseren finanziellen Lage der Landwirtschaft, die auf EU-Subventionen zurückgreifen kann. Investitionen/Projekte Die Investitionstätigkeit in der Branche entwickelt sich unterschiedlich. In der Chemieindustrie im engeren Sinne (NACE 24) belebten sich die Investitionen in Maschinen und Anlagen nach starken Rückgängen um -29% in 2004 im darauffolgenden Jahr wieder leicht (+1,6%) auf 182 Mio. Euro. Anders in der Gummi- und Kunststoffverarbeitung, wo nach einem Plus von 34% in 2004 die Ausrüstungsinvestitionen 2005 um -24% auf 210 Mio. Euro zurückgingen. In beiden Sektoren belief sich der Bestand ausländischen Kapitals Ende 2004 auf jeweils 1,1 Mrd. Euro. Neue Projekte von Kunststoffartikelherstellern im Soge der Automobilindustrie sind: eine Anlage zur Produktion von Polycarbonat-Glasplatten durch die zur US-amerikanischen Cadence Innovation gehörende Cleverglas (35 Mio. Euro); Produktionen für Kunststoffkomponenten im Wert von jeweils 10 Mio. und 6 Mio. Euro durch die spanischen Unternehmen Maier Cooperative und Zanini; eine Produktion von Kunststoff-Präzisionsteilen durch die deutsche Gesellschaft ROS, Coburg. Produktion/Branchenstruktur Getragen wird Tschechiens Chemie von fast 600 Unternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten. Davon sind in der Petrochemie sechs aktiv, in der chemischen und pharmazeutischen Industrie 207, der Gummi- und Kunststoffverarbeitung 578. Die Produktpalette ist breit angelegt. Sie reicht von Halbfabrikaten und fast allen organischen und anorganischen Chemikalien bis hin zu Arzneimitteln und Spezialitäten. Der Anteil der Pharmaunternehmen an der Produktion der Chemieindustrie im engeren Sinne lag 2004 bei 16,2%. Überholt worden ist die mit Umstrukturierung, Altlasten und EU-Auflagen kämpfende Branche bereits seit 2002 in vielen Kennziffern durch die Kunststoffverarbeiter, deren Unternehmen kleiner und flexibler sind. Außenhandel Der Wert der tschechischen Chemieeinfuhren (SITC 5) belief sich 2005 auf 6,8 Mrd. Euro. Das entsprach einer Steigerung von fast 12% gegenüber dem Vorjahr. Wegen der Aufwertung der Krone lag das Plus auf Kronenbasis allerdings nur bei 4,4%. Die Ausfuhrdynamik lag auf Kronenbasis mit 14% deutlich über dem Tempo der Einfuhren. Traditionell ist die tschechische Handelsbilanz im Chemiebereich hoch passiv (2005: -2,86 Mrd. Euro). Mit Ausnahme der organischen Chemie trugen alle Bereiche dazu bei. Das Minus im Handel mit Deutschland lag 2005 bei -1,23 Mrd. Euro. Größte Einfuhrposition sind Arzneimittel (1,7 Mrd. Euro; +11,7%), Kunststoffe in Primärform (1,3 Mrd. Euro; +18,9%) und Kunststoffe in Form von Halbwaren (1,1 Mrd. Euro; +9%). Größte Zuwachsraten verzeichneten die Importe organischer Chemikalien mit 22%. Die Prognosen für das Wachstum der Chemieeinfuhr 2006 liegen bei 8 bis 10%. Deutschland ist mit Abstand größter Lieferant chemischer Erzeugnisse und führte 2005 in allen Segmenten mit Ausnahme der Düngemittel, wo die Slowakei und Polen vorne lagen. Wichtigste deutsche Lieferpositionen waren Kunststoffe (Halbwaren), Kunststoffe in Primärform und Arzneimittel. Weiterführende Informationen |
bfai Bundesagentur für Außenwirtschaft, Köln
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