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10.07.2007 | Lesedauer: ca. 4 Minuten    

Russland: Kunststofffolien gefragt

Kapazitäten stark gewachsen / Importe zeigen nach oben / Senkung der Polypropylenzölle gefordert

Kunststofffolien erleben auf dem russischen Markt einen beispiellosen Nachfrageboom. Dazu haben vor allem die neu entstandene Verpackungsindustrie und die sich schnell entwickelnde Nahrungsmittelbranche beigetragen. Der stark steigende Verbrauch hat einen Investitionsschub in der lokalen Folienindustrie ausgelöst. In Teilsegmenten, wie bei der BOPP-Folie, könnten sogar inzwischen Überkapazitäten die Folge sein. Die Importsubstitution nimmt zu, die Einfuhren bleiben dennoch hoch.

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Die Rubel-Krise von 1998 brachte für die russische Kunststofffolienindustrie die Wende. Vom damaligen Tiefpunkt der Produktion von 100.000 t Folien pro Jahr erholte sich der Zweig schnell. Heute bringen die einheimischen Folienhersteller mehr als fünfmal so viel "auf die Waage". Für die nötige Foliennachfrage haben die lokale Nahrungsmittel- und die Verpackungsindustrie gesorgt. Beide sind auch heute zum größten Teil (fast 58%) für die Nachfrage nach Kunststofffolien in Russland verantwortlich, stellt Tamara Chazowa, Expertin der Marktforschungsfirma Creon, fest.

Den größten Teil der Produktion bestimmen heute immer noch zum Teil sehr einfache Polyethylen-Folien. Doch der Anteil moderner Folienprodukte, beispielsweise BOPP-, BOPS- und Mehrschichtfolien, nimmt zu. Am stärksten hat in den vergangenen Jahren die Erzeugung von Polypropylenfolien zugelegt. Das hängt mit der starken Investitionstätigkeit in diesem Bereich zusammen. In kurzer Zeit wurden Anlagen für 130.000 t BOPP-Folien pro Jahr in Betrieb genommen. Zuviel für den Markt, meinen Branchenfachleute. Sie fürchten, dass damit sogar schon Überkapazitäten aufgebaut worden seien. Zu den fünf größten BOPP-Folienherstellern gehören BeePack, Novatek-Polimer, Biaxplen, Grinn-Plastik und Ewromet.

Schnell hat die Produktion von Stretch-Folien genommen. Vier der größten russischen Hersteller verfügen bereits über Kapazitäten von 75.000 t/Jahr. Ein weiterer Ausbau ist vorgesehen. So plant Regent-Stretch (Moskau), im Dezember 2007 eine weitere Produktionslinie für 20.000 t/Jahr zu installieren. Der Verbrauch von Stretch-Folie nimmt zwar schnell zu. Das Volumen des russischen Marktes wird von Regent-Stretch-Vertreterin Swetlana Mersljakowa aber auf nur 80.000 bis 90.000 t/Jahr geschätzt.

Ein großes Problem, mit dem die russischen Folienhersteller konfrontiert sind, ist die Versorgung mit preiswertem und geeignetem Kunststoffgranulat. LLDPE, das für die Herstellung von Stretchfolie benötigt wird, wird beispielsweise in Russland immer noch nicht produziert. In der GUS wird das Material nur in Usbekistan (Shurtan) hergestellt, in der Ukraine (Kaluga) wäre es potenziell möglich. Die Aufnahme der LLDPE-Produktion in Russland planen Kasanorgsintez und Nishnekamsneftechim.

Potenzielle Abnehmer in Russland begrüßen die Pläne, denn das würde die Produktion verbilligen. Doch sie sind skeptisch, ob die benötigte Qualität verfügbar sein wird. Ähnliches gilt für Polypropylen. Das Vorprodukt stellen zwar einige Unternehmen im Land her. Nur weinige von ihnen können aber Granulat produzieren, das für Folien geeignet ist und auf den hochmodernen, schnellen Anlagen verarbeitet werden kann, die jüngst in Russland installiert worden sind.

Da nicht genügend preiswertes Vormaterial verfügbar ist, sind die Kapazitäten der Folienhersteller nur zu 60% ausgelastet, klagt ein Branchenvertreter auf der Creon-Konferenz "Polimernyje Pljonki 2007" (Kunststofffolien) Ende Juni in Moskau. Sie fordern deshalb die Senkung von Importzöllen für Kunststoff, etwa für Polypropylen. Andernfalls werde man gegen ausländische Folienanbieter nicht wettbewerbsfähig sein.

Die Senkung der Einfuhrabgaben sei auch deshalb notwendig, da die Importzölle innerhalb der GUS nicht harmonisiert seien. Hersteller von Stretch-Folie aus anderen GUS-Ländern, die Kunststoff wegen fehlender Einfuhrzölle preiswerter importieren, können billiger produzieren. Sie treten deshalb zunehmend als bedrohlicher Wettbewerber auf dem russischen Markt auf. Vor fünf Jahren waren es noch europäische Anbieter von Stretch-Folien, die den russischen Markt bestimmten. Heute seien es Asien (Malaysia) und die GUS (Ukraine, Belarus), die am meisten Druck ausüben, sagt Wiktor Bespalow, Manager beim Folienhersteller GK Upakowka i Serwis.

Ungeachtet der schnell wachsenden Binnenproduktion von Kunststofffolien tragen Einfuhren immer noch mehr als ein Drittel zur Versorgung des Marktes bei. In einigen Segmenten gibt es immer noch keine oder nicht ausreichende Produktion vor Ort, etwa bei Tabak- oder bei einigen fünf- oder siebenschichtigen Folien. Der größte Teil der Importe entfällt auf PE- (2006: 27,5%), PP- (24,2%) und PVC-Folien (21,7%). Deutschland ist nach Erkenntnissen von Creon Lieferland Nummer 1 mit einem Anteil von 17,8% (2006). Es folgen die VR China (11,1%), Italien (6,9%), Polen (6,6%) und die beiden GUS-Länder Ukraine und Belarus (6% und 4,5%).

Weiterführende Informationen

bfai Bundesagentur für Außenwirtschaft, Köln

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