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23.03.2009 | Lesedauer: ca. 3 Minuten    

Fachbuch: Werkzeugbau in der Kunststoffverarbeitung

Zum Standardwerk gereift
Mit einer inzwischen 5. Auflage kann ein Fachbuch durchaus den Status als "Standardwerk" beanspruchen, zumal die Erstausgabe – Formenbau in der Kunststoffverarbeitung – bereits vor über 40 Jahren erschienen ist. 13 Jahre nach der vierten Auflage (Werkzeuge für die Kunststoffverarbeitung) liegt nun die Neuauflage vor, die sich mit "Werkzeugbau in der Kunststoffverarbeitung" titelmäßig wieder an die 1965er-Urfassung anlehnt. Der jahrzehntelangen Tradition folgend, werden auch hier wieder ausschließlich Werkzeuge für die diskontinuierliche Herstellung von Kunststoffformteilen behandelt, also die kontinuierlich durchströmten Extrusionswerkzeuge ausgeklammert.

Aber die Neuauflage ist alles andere als lediglich eine aktualisierte Weiterführung von "Bewährtem". Sie ist grundlegend überarbeitet worden, orientiert am Stand der Technik in der Werkzeugtechnik. Der Umfang hat im Vergleich zur letzten Ausgabe um rund ein Viertel zugelegt; die Zahl der Autoren aus der Praxis ist um über ein Drittel auf nunmehr 40 gewachsen, wobei 34 davon als Neuautoren gewonnen werden konnten. Auch neue Themen sind hinzugekommen, u.a. die "Mikrospritzgießwerkzeuge" oder das "Rapid Prototyping im Werkzeugbau". Letzteres war in der vorangegangenen 1995er-Auflage nur kurz und ausschließlich zur Herstellung von Kunststoff-Prototypen angedeutet worden. Etabliert haben sich die sogenannten generativen Fertigungsverfahren inzwischen allerdings auch zur direkten und wirtschaftlichen Herstellung von Werkzeugen bzw. Werkzeugeinsätzen, insbesondere mit komplexer Geometrie, die mit konventionellen Techniken nur sehr aufwendig oder gar nicht herstellbar wären.

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Strukturiert ist das Buch in fünf jeweils untergliederte Hauptabschnitte: 1. Werkzeuge für verschiedene Verarbeitungsverfahren (300 Seiten) – 2. Werkzeugkonstruktion (118 Seiten) – 3. Werkstoffe für den Werkzeugbau (52 Seiten) – 4. Herstellungs- und Bearbeitungsverfahren (136 Seiten) – 5. Beschaffung und Betrieb von Werkzeugen (80 Seiten). Ein 17-seitiges Stichwortverzeichnis erleichtert die gezielte Textsuche.

Seit der letzten Auflage des Fachbuchs vor 13 Jahren hat sich die Werkzeugtechnik rapide weiterentwickelt. Damit erklärt sich auch die – zwangsläufig notwendig gewordene – grundlegende Überarbeitung bei der Neuauflage. Nur ein Beispiel: Wurde das Thema Temperierung 1995 noch rudimentär unter dem Gesichtspunkt "Werkzeug-Normalien" abgehandelt, hat die "Temperierung von Spritzgießwerkzeugen" jetzt neben der Behandlung bei den Werkzeugarten auch im Abschnitt Werkzeugkonstruktion ein eigenes, detailliert behandeltes Kapitel erhalten. Und 1995 hätte man auch zur "Variothermen Prozessführung" weder den Suchbegriff im Stichwortverzeichnis noch eine Erklärung oder Hintergründe hierzu im Textteil gefunden.

Ob Werkzeuge für das Thermoplastspritzgießen, Press- und Spritzpresswerkzeuge, Blas-, Thermoform- oder Schäumwerkzeuge, Werkzeuge für die PUR- oder Elastomerverarbeitung und andere Werkzeugarten mehr – das vorliegende Standardwerk gibt einen Überblick und fundierten Einblick in die unterschiedlichen Bauarten, die Herstellung und den Betrieb der diskontinuierlich Kunststoffformteile produzierenden Werkzeuge, ergänzt um Themen wie Formenrecht oder auch Werkzeugkalkulation. Zu empfehlen ist es nicht nur Konstrukteuren von Werkzeugen und Kunststoffbauteilen, die über den eigenen Tellerrand hinausschauen wollen. Wer sich professionell mit Kunststoffen und daraus hergestellten Produkten beschäftigt, profitiert von dem hier zusammengetragenen aktuellen Werkzeugtechnik-Wissen, nicht zuletzt auch der Nachwuchs an Fach- und Hochschulen. Man muss das Buch dazu nicht zwangsläufig von vorn nach hinten durcharbeiten, alle Abschnitte sind in sich geschlossen behandelt und verständlich.

Aber diesem Fachbuch geht es so wie allen Stand-der-Technik-Standardwerken: Die technologische Weiterentwicklung schreitet auch nach der Drucklegung unaufhörlich voran. Gerade bei einem so bedeutenden und sich dynamisch entwickelnden Gebiet wie der Werkzeugtechnik bleibt daher abschließend der Wunsch, nicht wieder mehr als ein Jahrzehnt auf eine Aktualisierung warten zu müssen.

Dr. Georg Krassowski

(aus Kunststoffe 03/2009, S. 10-11)

Leseproben, Inhaltsverzeichnis unter:
www.kunststoffe.de/b194

Werkzeugbau in der Kunststoffverarbeitung
Bauarten, Herstellung, Betrieb
Günter Mennig (Hrsg.)
5. Auflage
Carl Hanser Verlag
München 2008
704 Seiten
Preis: 129,– EUR (D)
ISBN 978-3-446-40778-7

Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG, München

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