05.03.2009 | Lesedauer: ca. 7 Minuten |
Der Bayer-Konzern (www.bayer.de) hat seine Ergebnisziele für das vergangene Jahr erreicht. „2008 war das operativ erfolgreichste Jahr in der langen Geschichte von Bayer“, sagte Vorstandsvorsitzender Werner Wenning am Dienstag auf der Bilanz-Pressekonferenz in Leverkusen. Bayer profitiere von seiner Ausrichtung auf die weniger von der weltwirtschaftlichen Entwicklung abhängigen Life-Science-Bereiche HealthCare und CropScience. „Unsere Konzernstrategie bewährt sich auch in einem schwierigen Umfeld“, betonte Wenning. Die Auswirkungen der unerwartet heftigen Finanz- und Wirtschaftskrise hätten jedoch vor allem im 4. Quartal deutliche Spuren bei MaterialScience (www.bayermaterialscience.de) hinterlassen. Trotz erheblicher Risiken für die künftige Entwicklung der Weltwirtschaft sei er für das laufende Jahr weiter relativ zuversichtlich: „Wir erwarten weitere Ertragssteigerungen bei HealthCare und CropScience sowie einen deutlichen Abbau der Nettoverschuldung.“ Bei MaterialScience sei dagegen mit einem erheblichen Ergebnisrückgang zu rechnen. Umsatz von MaterialScience um 4,6 Prozent zurückgegangen Der Konzernumsatz stieg im Geschäftsjahr 2008 um 1,6 Prozent auf 32,918 (Vorjahr: 32,385) Milliarden Euro. Bereinigt um Währungs- und Portfolioeffekte entspricht das einem Plus von 4,4 Prozent. Während HealthCare und CropScience hierzu mit kräftigen Zuwächsen von 6,9 bzw. 13,9 Prozent beitrugen, ging der Umsatz von MaterialScience um 4,6 Prozent zurück. Das um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) verbesserte sich um 2,3 Prozent auf 6,931 (6,777) Milliarden Euro. Auch hier erzielten HealthCare und CropScience kräftige Steigerungen, wogegen MaterialScience einen deutlichen Rückgang verzeichnete. Insgesamt ergab sich für den Konzern eine bereinigte EBITDA-Marge von 21,1 (20,9) Prozent. Das operative Ergebnis (EBIT) vor Sondereinflüssen erhöhte sich um 1,3 Prozent auf 4,342 (4,287) Milliarden Euro. Globale Wirtschaftskrise beeinträchtigt Geschäft von Bayer MaterialScience Das Geschäft mit hochwertigen Materialien ist von den Auswirkungen der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise in nahezu allen Produktgruppen und Absatzregionen betroffen. Die Absatzmengen brachen hier im 4. Quartal 2008 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um knapp 30 Prozent ein – und auch die Kapazitätsauslastungen gingen deutlich zurück. „Etwas Vergleichbares haben wir noch nie gesehen“, sagte Wenning. Im Gesamtjahr 2008 ging der Umsatz von Bayer MaterialScience um 6,7 Prozent auf 9,738 (10,435) Milliarden Euro zurück. Währungs- und portfoliobereinigt entspricht das einem Minus von 4,6 Prozent. Im Segment Systems lag der Umsatz mit 7,130 Milliarden Euro um 3,6 Prozent unter Vorjahr. Währungs- und portfoliobereinigt gingen die Erlöse um 2,7 Prozent zurück. Einbußen waren sowohl bei den Rohstoffen für Schaumstoffe (Polyurethane), als auch im Geschäft mit Rohstoffen für Lacke und Klebstoffe sowie Spezialitäten zu verzeichnen. Der Umsatz des Segments Materials reduzierte sich um 14,2 (währungs- und portfoliobereinigt: 9,5) Prozent auf 2,608 Milliarden Euro. Während das Polycarbonat-Geschäft währungs- und portfoliobereinigt um 10,1 Prozent zurückging, verzeichnete die Business Unit Thermoplastic Polyurethanes ein bereinigtes Minus von 2,4 Prozent. Das bereinigte EBITDA des Teilkonzerns sank um 32,3 Prozent auf 1,088 Milliarden Euro. Belastet war das Ergebnis durch einen Anstieg der Bezugspreise für petrochemische Rohstoffe und Energien in Höhe von 0,5 Milliarden Euro. Die relative Entspannung auf den für MaterialScience wichtigen Rohstoffmärkten hat im 4. Quartal noch nicht zu einer signifikanten Entlastung geführt. Im Gesamtjahr konnten die negativen Mengen- und Rohstoffkosteneffekte durch Preiserhöhungen, Einsparungen aus dem laufenden Restrukturierungsprogramm sowie weitere Maßnahmen zur Gegensteuerung nur teilweise kompensiert werden. MaterialScience bremst Geschäftsverlauf im 4. Quartal Aufgrund des deutlichen Geschäftsrückgangs bei MaterialScience ging der Konzernumsatz im 4. Quartal 2008 um 1,5 Prozent auf 7,923 (8,040) Milliarden Euro zurück. Währungs- und portfoliobereinigt entspricht dies einem Minus von 4,0 Prozent. HealthCare und CropScience konnten mit Steigerungen von 6,2 bzw. 1,7 Prozent den Rückgang von 24,2 Prozent bei MaterialScience nicht ausgleichen. Das EBITDA vor Sondereinflüssen lag mit 1,357 (1,422) Milliarden Euro um 4,6 Prozent unter dem Vorjahreswert. Das EBIT vor Sondereinflüssen reduzierte sich um 8,8 Prozent auf 706 (774) Millionen Euro. Das Konzernergebnis erhöhte sich auf 106 (67) Millionen Euro. Aktionäre und Mitarbeiter werden am Unternehmenserfolg beteiligt „Am Erfolg des Unternehmens im vergangenen Jahr sollen sowohl die Aktionäre als auch die Mitarbeiter beteiligt werden“, sagte Wenning. So schlagen Vorstand und Aufsichtsrat der Hauptversammlung vor, die Dividende je Aktie für 2008 um 3,7 Prozent auf 1,40 (1,35) Euro zu erhöhen. Dies entspricht 34 Prozent des bereinigten Ergebnisses je Aktie und liegt damit innerhalb der angekündigten Bandbreite von 30 bis 40 Prozent. Mit ihrem herausragenden Einsatz hätten die 108.600 Mitarbeiter die Erfolge des vergangenen Jahres erst ermöglicht, so Wenning. Die Belegschaft werde im Rahmen des konzernweiten Incentivierungs-Programms mit rund 475 Millionen Euro beteiligt. Hieraus würden alle Mitarbeiter in Deutschland – vom Tarifangestellten bis zum Vorstandsmitglied – einen Solidarbeitrag zum Beschäftigungserhalt leisten, der für 2008 knapp zwei Prozent der individuellen Erfolgsbeteiligung ausmache. Damit werden jene Mitarbeiter finanziert, deren Beschäftigung aufgrund von Strukturmaßnahmen entfallen ist und die nicht sofort anderweitig eingesetzt werden können. Dieser Solidarpakt wurde bereits vor Jahren abgeschlossen und ist Bestandteil der Gesamtbetriebsvereinbarung zur Beschäftigungssicherung. Danach sind betriebsbedingte Kündigungen in Deutschland ausgeschlossen – derzeit bis zum Jahresende 2009. „Wir nehmen unsere Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeitern sehr ernst“, betonte Wenning. „Natürlich müssen auch wir auf die Krise reagieren“, sagte der Vorstandsvorsitzende weiter. So haben bei MaterialScience Management und Arbeitnehmervertreter gemeinsam für den Standort Deutschland eine befristete Reduzierung der Arbeitszeiten bei gleichzeitiger entsprechender Absenkung der Tarifentgelte beschlossen. Vergleichbare Maßnahmen gibt es bei Leitenden Mitarbeitern und Angestellten des Teilkonzerns. „Diese solidarische Lösung soll dazu beitragen, die schwierige wirtschaftliche Lage bei MaterialScience zu meistern“, so Wenning. Bayer hat zudem früh damit begonnen, die Wettbewerbsfähigkeit in allen Teilkonzernen und Servicegesellschaften mit Struktur- und Effizienzprogrammen zu verbessern. So hat der Konzern in den Jahren 2006 bis 2008 Kostensenkungsmaßnahmen mit einem Volumen von rund 1,5 Milliarden Euro umgesetzt. „Damit haben wir die Basis für unseren langfristigen Erfolg stetig weiter gestärkt“, erläuterte Wenning. „Wir werden nun die Entwicklung – insbesondere bei MaterialScience – abwarten, bevor wir über mögliche weitere Maßnahmen entscheiden. Eventuelle künftige Anpassungen werden wir so ausgestalten, dass die Nachhaltigkeit unseres Geschäfts nicht beeinträchtigt wird.“ Positive Aussichten für 2009 im Life-Science-Bereich Mit Blick auf die weitere Geschäftsentwicklung sagte Wenning, dass 2009 ohne Zweifel ein schwieriges Jahr werde, in dem die Unsicherheiten überwiegen. „Doch wir fühlen uns gut aufgestellt und sind weiter relativ zuversichtlich.“ In den für das HealthCare-Geschäft relevanten Märkten geht Bayer von einem weitgehend stabilen Wachstum zwischen 3 und 5 Prozent aus. Für den CropScience-Markt wird ein moderates Wachstum von 2 bis 3 Prozent unterstellt. „Insgesamt erwarten wir für HealthCare und CropScience in diesem Jahr eine erfreuliche Entwicklung mit Zuwächsen bei Umsatz und EBITDA vor Sondereinflüssen“, so Wenning. HealthCare plane, in allen Divisionen währungsbereinigt stärker als die jeweiligen Märkte zu wachsen. Dabei solle die um Sondereinflüsse bereinigte EBITDA-Marge in Richtung 28 Prozent weiter verbessert werden, die bei CropScience solle auf dem hohen Niveau von ca. 25 Prozent gehalten werden. „In den für MaterialScience maßgeblichen Abnehmerbranchen gehen wir hingegen von einem sehr schwierigen, mit erheblichen Unsicherheiten behafteten Jahr aus“, sagte Wenning. Nachdem MaterialScience noch schwächer als erwartet in das neue Jahr gestartet sei, müsse sich der Teilkonzern für 2009 auf gravierende Rückgänge beim Umsatz und beim EBITDA vor Sondereinflüssen einstellen. In diesem für MaterialScience negativen Szenario ist Bayer dennoch zuversichtlich, dass für den Konzern der Rückgang im EBITDA vor Sondereinflüssen auf ca. 5 Prozent begrenzt werden kann. Der Konzernumsatz dürfte dann etwa 32 Milliarden Euro betragen. „Sollte es kurzfristig zu einer spürbaren Erholung in unserem MaterialScience-Geschäft kommen, könnten wir mit dem EBITDA vor Sondereinflüssen des Konzerns an das sehr gute Niveau des Vorjahres anknüpfen oder sogar eine leichte Steigerung erzielen“, sagte der Vorstandsvorsitzende. Für Sachanlageinvestitionen hat das Unternehmen 2009 ein Budget von 1,5 Milliarden Euro geplant – gegenüber planmäßigen Abschreibungen auf Sachanlagen in Höhe von 1,3 Milliarden Euro. Die Forschungsaktivitäten sollen in jedem Falle verstärkt werden. Mit 2,9 Milliarden Euro stellt Bayer in diesem Jahr das höchste Forschungs- und Entwicklungsbudget in der Geschichte des Unternehmens bereit. „Mit unseren Investitionen in Forschung und Entwicklung wollen wir zukunftsweisende Innovationen schaffen. Auf diese Weise sichern wir Wachstum – und damit Arbeitsplätze und Wohlstand, auch wenn die Erfolge meist erst in vielen Jahren zu sehen sein werden“, sagte Wenning und fügte hinzu: „Denn Innovation und Nachhaltigkeit gehören für uns zusammen – seit jeher. Darauf basiert das Geschäftsmodell unseres Unternehmens.“ Bild: Der Vorstandsvorsitzende Werner Wenning (links) stellt mit dem Finanzvorstand Klaus Kühn auf der Bilanz-Pressekonferenz am 3. März 2009 in Leverkusen den Geschäftsbericht des Jahres 2008 vor. |
Bayer MaterialScience AG, Leverkusen
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