20.04.2006 | Lesedauer: ca. 3 Minuten |
Einführung Russlands Chemieindustrie, insbesondere der Petrochemiesektor, zählt mit zu den wichtigsten Industriezweigen und Exportbranchen des Landes. Bis zum Jahr 2008 soll die Produktion um mehr als 20% zunehmen. Von der kräftig angestiegenen Binnennachfrage können auch ausländische Branchenunternehmen profitieren. Mit Qualitätserzeugnissen und einer breiteren Angebotsvielfalt sollten sie sich auch zukünftig gut auf dem Markt behaupten. 2005 wurden vor allem Arzneimittel, Waschmittel, Kosmetika und Kunststoffe eingeführt. Marktentwicklung/-bedarf Das seit etwa sechs Jahren anhaltende starke und robuste Wachstum der russischen Wirtschaft hat die Nachfrage nach chemischen Erzeugnissen angeheizt. Davon haben sowohl die heimische Chemieindustrie als auch die ausländischen Anbieter profitiert. Die russischen Einfuhren von Chemieprodukten haben sich von 7,3 Mrd. US$ (2002) auf 15,6 Mrd. US$ (2005) mehr als verdoppelt. Zweistellige Zuwachsraten zeigt die Nachfrage nach diversen Kunststoffen und Kunststoffprodukten. Wichtige Impulse kommen dabei aus der Verpackungsbranche bzw. der Getränkeindustrie. Die Absatzaussichten in anderen Wirtschaftszweigen, wie z.B. in der Automobilindustrie, werden für die nächste Zukunft ebenfalls optimistisch beurteilt. Deutsche Unternehmen sind auf dem russischen Chemiemarkt sowohl mit Rohstoffen und verarbeiteten Erzeugnissen als auch als Anlagenbauer gut vertreten. Ihre Auslieferungen nach Russland wuchsen sogar noch stärker als die gesamten Chemieimporte - von 662 Mio. US$ im Jahr 2000 auf 1,78 Mrd. US$ im Jahr 2004 (nach SITC-Gliederung). Die wichtigsten deutschen Ausfuhrgüter sind Arzneimittel (2004: 592 Mio. US$), Farben und Lacke (162 Mio. US$) sowie Kunststoffe (373 Mio. US$). Im Rohstoffbereich und bei verarbeiteten Chemieerzeugnissen (z.B. Kunststofffolien oder -platten) werden die Importe durch die lokale Produktion nach und nach verdrängt. In zahlreichen Segmenten, etwa bei Vorprodukten der Kunststoffindustrie, arbeiten die lokalen Unternehmen nach eigenen Angaben bei fast voller Kapazitätsauslastung. Es müssten große Erweiterungs- und vor allem Modernisierungsinvestitionen durchgeführt werden. Der Bedarf an Technologie, Anlagen und Ausrüstungen wird zum großen Teil im Ausland gedeckt. Deutsche Hersteller sind gefragte Partner und verfügen über eine gute Marktposition. Zahlreiche russische Chemieunternehmen modernisieren oder erweitern derzeit ihre Kapazitäten und sind bemüht, eine größere Verarbeitungstiefe zu erreichen. Neben der Mineraldünger- und Kunststoffindustrie werden in nächster Zeit auch in den Bereichen Erdölverarbeitung und Petrochemie Investitionsvorhaben in Milliarden-Höhe durchgeführt. Der Investitionsbedarf für die russischen Erdölraffinerien wird auf bis zu 30 Mrd. US$ bis zum Jahr 2020 geschätzt. Produktion/Branchenstruktur Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums nahm die Produktion der chemischen Industrie in Russland im Jahr 2005 um 2,6% und die der Kunststoff- und Kautschukindustrie sogar um 5,5% gegenüber dem Vorjahr zu. Die Herstellung von Koks- und Erdölerzeugnissen erhöhte sich um über 5,4% (2004: 2,4%). Prognosen zufolge wird die chemische Industrie des Landes bis zum Jahr 2008 weiter expandieren, und zwar um mehr als 20% im Vergleich zu 2004. Die bedeutendste Sparte der russischen Chemie ist die Mineraldüngerindustrie. Größeres Gewicht haben auch die Reifen-, Kautschuk- und Kunststoffproduktion. Nach oben zeigt die Entwicklung in der Haushaltschemie/Kosmetikbranche, der Farben- und Lackeproduktion. In diesen, aber auch in anderen Segmenten, sind zahlreiche strategische Kooperationen, Beteiligungen und direkte Investitionen ausländischer Unternehmen zu verzeichnen. Außenhandel Von der gestiegenen Nachfrage nach chemischen Erzeugnissen haben auch ausländische Anbieter verstärkt profitiert. Die Einfuhren von Produkten der chemischen und Kautschukindustrie (HS-Gruppen 28 bis 40) legten nach Angaben der Zollstatistik von 9,2 Mrd. US$ 2003 auf 11,4 Mrd. US$ 2004 (nach SITC-Gliederung von 7,2 Mrd. US$ auf 8,8 Mrd. US$) zu. Im Jahr 2005 hatte es noch einmal einen starken Schub auf 15,6 Mrd. US$ gegeben. Der größte Teil der Auslandsbezüge entfiel dabei auf Arzneimittel, Waschmittel/Kosmetika und Kunststoffe. Die russischen Exporte haben sich zwischen 2002 und 2005 von 6,7 Mrd. US$ auf 13,6 Mrd. US$ mehr als verdoppelt. Weiterführende Informationen |
bfai Bundesagentur für Außenwirtschaft, Köln
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