04.08.2006 | Lesedauer: ca. 4 Minuten |
Nach wie vor gute Marktposition deutscher Anbieter Den russischen Markt für Kunststoff- und Gummimaschinen dominieren nahezu vollständig Importe; lokale Hersteller spielen eine nur unbedeutende Rolle. In fünf Jahren - zwischen 2000 und 2004 - haben sich die Maschineneinfuhren (HS-Pos. 84.77) aus den wichtigsten Lieferländern laut Exportstatistik fast verdreifacht. Deutsche Hersteller waren mit einem Anteil von etwa 40% führend, gefolgt von den Anbietern aus Italien (22%), Österreich (8%) und Frankreich (5%). Die Branche beurteilt die Perspektiven auf Russlands Markt für Kunststoff- und Gummimaschinen insgesamt als positiv. Nachfrageimpulse gehen den Einschätzungen zufolge von Investitionsprojekten in allen Segmenten aus, wie der Verpackungsindustrie, Automobilindustrie, Pharmaindustrie oder dem Gerätebau. Mittelfristig wird deshalb mit einem anhaltend dynamischen Marktwachstum gerechnet. Die wichtigsten Gründe dafür sind: - der allgemeine Aufschwung der russischen Wirtschaft (durchschnittliches Wirtschaftswachstum von 5 bis 6% pro Jahr) und die damit einhergehende steigende Nachfrage fast aller Abnehmerbranchen, - der Ersatz- und Modernisierungsbedarf beim vorhandenen Maschinenpark. Das Geschäft mit neuen Anlagen und Ausrüstungen nimmt im Vergleich zu früheren Jahren deutlich zu. Gebrauchtmaschinen, die in den 90er Jahren einen großen Teil des Absatzes ausmachten, verlieren dagegen langsam an Gewicht. Ende der 90er Jahre soll deren Anteil am Absatz auf dem russischen Markt etwa 70% betragen haben. Der Bedarf an Ersatzinvestitionen ist beträchtlich. Bei Spritzgießmaschinen zum Beispiel waren Anfang des Jahrzehnts nach Expertenschätzungen etwa drei Viertel der Maschinenparks der russischen Kunststoffverarbeiter veraltet. Ungefähr 3 bis 5% der Anlagen stammten aus lokaler Fertigung. Der Anteil neuer Maschinen dürfte infolge der in den letzten Jahren getätigten Investitionen unterdessen größer geworden sein. Der gesamte Spritzgießmaschinenbestand im Land wird auf circa 10.000 geschätzt. Davon sind rund 4.000 Anlagen (neu und gebraucht) in den vergangenen sechs bis acht Jahren hinzugekommen. In dieser Sparte wird ein Wachstum von 10 bis 15% pro Jahr erwartet. Ungefähr 30% der Nachfrage sollen Prognosen zufolge aus der Verpackungsindustrie, weitere 30% aus der Automobilindustrie und 40% aus anderen Anwenderbereichen kommen, wie der Bau- und Baustoffindustrie, deren Bedarf bemerkenswert anstieg. Impulse werden außerdem von der Medizinbranche erwartet. Ein weiterer positiver Faktor sind die Pläne einiger lokaler Unternehmen, die früher in VR China Kunststoffteile produzieren ließen, entsprechende Kapazitäten in Russland selbst aufzubauen. Auskünften aus der Branche zufolge, sind eine Reihe großer Vorhaben in diesem Bereich bereits auf dem Weg. Erst vor dem Durchbruch steht nach Meinung von Fachleuten der Markt für Extrusions-Blasformmaschinen. Hier wird mit einer massiv steigenden Nachfrage nach Maschinen zur Herstellung von Kunststoffflaschen, -behältern, -kanistern etc. aus zahlreichen Abnehmerbranchen gerechnet, wie etwa der Pharma-, Kosmetik- und Mineralölindustrie. Bei PET-Verpackungen könnte es dagegen nach dem rasanten Wachstum der Produktionskapazitäten in den Vorjahren zu einer Verlangsamung kommen. Auch für einige andere Teilsegmente, wie etwa bei BOPP-Folien, erwarten Branchenbeobachter bereits erste Sättigungsanzeichen. Durch die starke Investitionstätigkeit in den Vorjahren sind zahlreiche große Fertigungsanlagen entstanden, deren Kapazität die Aufnahmefähigkeit des lokalen Marktes überschreitet. Die Exportmöglichkeiten für in Russland hergestellte Kunststoffprodukte werden bisher jedoch als recht gering eingeschätzt. Anbieter (vor allem westliche) von Maschinen für die Polyurethan-Verarbeitung schätzen ihre kurzfristigen Absatzaussichten derzeit eher zurückhaltend ein. In den vergangenen Jahren seien viele Ausrüstungen (nicht immer bester Qualität) beschafft worden. Der Überhang müsste noch absorbiert werden. Trotzdem würden zahlreiche Unternehmen ihren Maschinenpark gerne aufstocken, allerdings seien diese oft wenig zahlungskräftig. Ein neuer Schub könnte sich aus den umfangreichen Investitionsvorhaben in der Automobilindustrie sowie dem Bauboom ergeben. Impulse für neue Investitionen gehen aber auch immer wieder von technologischen Neuerungen (zum Beispiel Barrierefolien) und Produktentwicklungen (wie Schrumpffolien für Flaschen) aus. Die Nachfrage wird außerdem durch den im Land herrschenden Mangel an bestimmten Kunststoffprodukten angetrieben (Beispiel: hochwertige Folien). Russische Unternehmen, die sich bisher nur mit dem Bearbeiten von Folien (Kaschieren, Bedrucken etc.) befassen und diese von Dritten beziehen, haben derzeit Schwierigkeiten, diese Vorprodukte in der benötigten guten Qualität, fristgerecht und zu annehmbaren Preisen im In-, aber vor allem auch im Ausland zu beschaffen. Ursache dafür ist die Knappheit auf dem europäischen Markt. Weiterführende Informationen |
bfai Bundesagentur für Außenwirtschaft, Köln
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