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11.05.2017, 12:48 Uhr | Lesedauer: ca. 4 Minuten    

KISW: Kunststofftag Baden-Württemberg mit mehr als 120 Teilnehmern

Kunststofftag Baden-Württemberg, Blick ins Auditorium - (Bild: KISW).
Kunststofftag Baden-Württemberg, Blick ins Auditorium - (Bild: KISW).
Die Kunststoffbranche steht vor tiefgreifenden Umwälzungen, gleichzeitig wird das Spritzgießen in bewährter Qualität weiterhin eine wichtige Rolle in der Industrie spielen. Das ist das Ergebnis der aktuellen Bestandsaufnahme, die mehr als 120 Experten in der Villinger Tonhalle während des Kunststofftages Baden-Württemberg vornahmen.

Das Kunststoff-Institut Südwest (KISW) und das Technologienetzwerk TechnologyMountains hatten zusammen mit dem Landesministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau eingeladen. „Die Zeiten in der Kunststoffindustrie ändern sich schnell“, begrüßte Siegfried Kaiser, Geschäftsführer des KISW, die Gäste. Umso wichtiger sei der Tag als Plattform, neue Technologien und Prozesse vorzustellen und sich auszutauschen.

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v.l.: Albiez, Kaiser, Schütz, Dr. Kubon, Glienke, Dr. Stallforth - (Bild: KISW).
v.l.: Albiez, Kaiser, Schütz, Dr. Kubon, Glienke, Dr. Stallforth - (Bild: KISW).
"Die Kunststofftechnik und die Kunststoffindustrie stehen mit den Megatrends Digitalisierung und Elektromobilität vor weitreichenden Veränderungen. Diese Potenziale zu nutzen und die Transformation pro-aktiv zu gestalten, das Innovationsniveau zu halten und weiter zu stärken, setzt gute Kooperationen, praxisbezogenen sowie wissenschaftlich fundierten Branchenaustausch und fachliche Qualifizierung voraus", sagte Wirtschaftsstaatssekretärin Katrin Schütz. Sie zeigte sich überzeugt, dass der Paradigmenwechsel vom Produkt Auto auf die Dienstleistung Mobilität die Unternehmen der Kunststoffindustrie nicht einschüchtern, sondern nach Chancen suchen lassen werde, „um die Transformation aktiv zu begleiten und zu gestalten.“ Die Staatssekretärin kündigte Initiativen an, um gerade KMU zu unterstützen, die Transformation aktiv zu gestalten.

Aktuell werde die Lage von den Unternehmen der Branche positiv bewertet, referierte Michael Weigelt, Geschäftsführer des GKV TecPart. Es gebe „sehr gute fundamentale Werte und gute Zukunftsaussichten mit zahlreichen Impulsen.“ Rückmeldungen aus den Betrieben zeigten, dass etwa ein Drittel der Unternehmen bereits dabei sind, Prototyping und Erprobung mit additiv hergestellten Produkten zu betreiben. „Aber nur 30 Prozent davon werden verkauft“, machte Weigelt deutlich, dass diese Technologie kommerziell hierzulande noch am Anfang stehe. Einigermaßen verbreitet sei die neue Technologie in den Bereichen Automotive, Luft- und Raumfahrt und Medizintechnik. Seine Einschätzung: „3-D-Druck und Spritzguss werden parallel überleben.“

Diese Einschätzung wird von Dr. Oliver Keßling geteilt. Der Projektleiter am KISW berichtete über Zwischenergebnisse des Verbundprojektes am Institut, in dessen Rahmen die unterschiedlichen additiven Verfahren unter anderem im Hinblick auf Oberflächengüte, Schlagfestigkeit, Zugkraft, Wärme- und UV-Beständigkeit und weitere Parameter getestet werden. „Zusammenfassend lässt sich sagen, dass bei einigen Verfahren gute mechanische Eigenschaften für einen industriellen Einsatz erzielt werden konnten, wobei die Bruchdehnung durchweg unter den Werten der Spritzgießreferenzmaterialien lag“, so Keßling. Allerdings sei die Oberflächenqualität je nach Verfahren nicht ausreichend. Weitere wichtige Anforderungen an eine Serientauglichkeit sind die Automatisierbarkeit, die Qualitätssicherung und eine gute und kostengünstige Materialverfügbarkeit. „Diese Anforderung müssen noch erfüllt werden, um zukünftig Bauteile für den industriellen Einsatz herstellen zu können. Weitere Themen, wie etwa die Reproduzierbarkeit und die Nachbehandlung von Oberflächen sollen in einem Folgeprojekt untersucht werden“, kündigte Keßling an.

Wie es nun konkret mit dem Spritzgießen in digitalisierter Produktion weitergeht, erläuterte Claus Wilde, Engel Deutschland GmbH, in seiner Keynote. „Inject 4.0 zielt letztlich auf höhere Produktivität“, lautete die Erkenntnis. Auch er sieht weiterhin eine Zukunft für den bewährten Spritzguss, schon wegen des großen Vorteils, elektrische und andere Funktionskomponenten gut integrieren zu können. Die digitale Komponente müsse man einstweilen als Maßnahmen verstehen, die internen Prozesse in der Maschine zu verbessern. Konkret gehe es um die automatisierte Optimierung bei Einspritzdruck, Schließkraft und Temperatur. Die Vernetzung der Spritzgussmaschinen mit Zuführaggregaten oder nachgelagert Robotern zur Weiterverarbeitung sei keine spezifische Herausforderung sondern über alle Branchen und Werkstoffe bereits jetzt zu beobachten.

Friedemann Faerber, Struktur Management Partner GmbH, stellte die Frage, welche KMU-Automobilzulieferer den Strukturwandel hin zur E-Mobilität gut bewältigen werden und welche nicht. Die nicht ganz überraschende Erkenntnis der Untersuchung: Vor allem Unternehmen, die derzeit im Bereich Powertrain und Motor ihr Auskommen finden, sind stark gefährdet. Allerdings bleibe Zeit zum Handeln: „In sieben bis zehn Jahren wird sich fundamental etwas ändern.“ Zudem seien sich die Marktforschungsinstitute einig, dass die Stückzahlen bei Verbrennungsmotoren eben noch diese sieben bis zehn Jahre steigen werden. Chancen könnten Zulieferer ergreifen, indem sie ihre Lösungskompetenzen auf weitere Abnehmerbranchen übertragen. Pflicht sei es, über erweiterte Geschäftsmodelle, insbesondere im Bereich der Dienstleistungen, nachzudenken.

Dass den Zulieferunternehmen noch eine Frist bleibt, davon geht auch die e-mobil Baden-Württemberg GmbH aus. Bis 2030 allerdings würden 75 Prozent aller verkauften Fahrzeuge eine elektrische Komponente im Antriebsstrang besitzen, führte Felix Tschiedel aus. E-Mobilität und autonomes Fahren „bedeuten in jedem Fall viele Sensoren und Algorithmen im Fahrzeug.“ Deshalb sei es wahrscheinlich, dass die zukünftige Wertschöpfung im Automotive-Sektor im IT-Bereich liegen werde und dass hierfür der Einsatz von Kunststoffen weiter steigen werde.

Weitere Informationen: www.kunststoff-institut-suedwest.de

Kunststoff-Institut Südwest GmbH & Co. KG, Villingen-Schwenningen

» insgesamt 15 News über "Kunststoff-Institut Südwest" im News-Archiv gefunden

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