08.11.2018, 06:00 Uhr | Lesedauer: ca. 4 Minuten |
Begrüßung Axel Blochwitz, Geschäftsführer Technologiezentrum Horb GmbH & Co. KG - (Bilder: Innonet Kunststoff). „Biobasierte und bioabbaubare Kunststoffe sowie Kunststoffrezyclate“ standen im Fokus der Fachveranstaltung im Plastics InnoCentre, die als Kooperationsevent zwischen der Landesagentur Biopro Baden-Württemberg, der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen e.V. und dem Innonet Kunststoff beispielhaft war. v.l.: M. Hoffmann (SKZ Würzburg), Dr. M. Hiebel (Fraunhofer Umsicht), C. Michels (FKuR Kunststoff GmbH), A. Blochwitz (Technologiezentrum Horb), K.-B. Lange (European Bioplastics e.V.), M. Tesch (Kunststoff-Institut Lüdenscheid), Dr. F. Luan (IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen e.V.), T. Glaz (Werner & Merz GmbH), Dr. D. Patzelt (Biopro BW), P. Brunk (Biotec GmbH). Für Kristy-Barbara Lange vom European Bioplastics e.V., dem Zusammenschluss von Biokunststoff-Produzenten, stehen die Ampeln in Sachen Bio-Kunststoffe inzwischen auf grün: „Die Produktion von Bioplastik wird bis 2022 um rund 20 Prozent steigen.“ Zwar wird demnach noch weit über die Hälfte des global hergestellten Biokunststoffs in Asien produziert, jedoch erkennt die Biokunststoff-Lobbyistin auf längere Sicht auch hier Veränderungen: „Die Reaktion der Europäischen Union stärkt Europa nachhaltig als Produktionsstandort für Biokunststoffe“, argumentierte Lange. Das Marktpotential für deutsche Unternehmen offenbart Zahlen, die von Dr. Fang Luan, Biokunststoff-Expertin bei der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen e.V., aufgerufen wurden: „An den 19,6 Millionen Tonnen Kunststoffverpackungen, die europaweit produziert werden, hat Deutschland einen Marktanteil von 23 Prozent“, bilanzierte Dr. Luan. Über 60 Prozent aller Produkte und Waren, die der private Endverbraucher konsumiert, seien in Kunststoff verpackt. Biokunststoffe haben also Zukunft, und diese Erkenntnis setzt sich langsam durch in der Branche. Michael Tesch vom Kunststoff-Institut Lüdenscheid erkannte als kompetenter Moderator der Veranstaltung im Bioplastik zwar einen Trend aber noch lange keinen Hype. Für ihn als Kunststofftechniker stehen Verbraucher den grünen Plastik-Alternativen oftmals deutlich aufgeschlossener gegenüber als die Kunststoffhersteller selbst. Ein Unternehmen, das mit innovativen Verpackungsprodukten aus Kartoffelstärke erfolgreich am Markt agiert ist die Biotec GmbH&Co.KG. Peter Brunk von Biotec verdeutlichte in seinen Ausführungen, wie sehr gesetzliche Vorgaben den Biokunststoffmarkt tatsächlich beeinflussen. Diese lassen hoffen, dass die richtungsweisende Verordnung auf europäischer Ebene zum Verbot zahlreicher Einwegprodukte nachhaltige Impulse setzt. Der Einsatz biologischer Pendants ist oft einfacher, als von vielen Verpackungsmittelherstellern angenommen wird und Hilfestellungen für den Umstieg von erdölbasierten Lösungen auf nachhaltige Alternativen gibt es zuhauf. Sowohl das SKZ in Würzburg als auch das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik Umsicht bieten weitreichende Expertisen auf diesem Gebiet, die Markus Hoffmann und Dr. Markus Hiebel darstellten. Biobasiert bedeutet nicht zwingend bioabbaubar oder gar kompostierbar. Um eine scharfe Abgrenzung von Begrifflichkeiten, Materialtypen und Recyclingwegen bemühte sich Carmen Michels, Geschäftsführerin der FKuR Kunststoff GmbH, Hersteller eines sehr umfangreichen Portfolios gerade solcher Produkte, die von der Europäischen Kommission als Alternativen angesehen werden. Neben biobasierten Kunststoffen nimmt auch das Thema Recycling einen sehr wichtigen Zweig in der funktionierenden Kreislaufwirtschaft ein. Timothy Glaz von Werner&Mertz - bekannt durch die Marke „Frosch“ - sieht in einer konsequenten Verwendung in Plastik-Recyclat eine echte nachhaltige Alternative und hinterlegte seine Ausführungen mit beachtlichen Zahlen: Von den rund 120.000 Tonnen jährlich in Deutschland produzierten Polyethylenterephthalats (PET), dem wohl mit am häufigsten für Verpackungen eingesetzten Kunststoff, würden noch immer rund 70.000 Tonnen schlicht verbrannt. Das Recyclingpotential sei exorbitant und es sei der Recyclat-Initiative von Werner & Mertz schon gelungen, 215 Mio. Verpackungen aus 100 Prozent Altplastik mit einem Anteil von 20 Prozent aus der Quelle Gelber Sack in den Handel zu bringen. Glaz plädierte dafür, dass Thema Verpackung nicht länger vom Produkt isoliert zu betrachten, sondern vernetzt zu denken, vom Verpackungsmittelhersteller bis hin zum Endverbraucher. Vernetztes Denken, allerdings auf der Meta-Ebene, war Thema von Dr. Dominik Patzelt, Abteilungsleiter im Team Bioökonomie bei der Landesagentur Biopro Baden-Württemberg GmbH. Diese unterstützt die Entwicklung der Bioökonomie in Baden-Württemberg und engagiert sich auch auf Bundesebene und in Europa. Eines ihrer internationalen Projekte wird unter anderem gemeinsam mit dem Innonet Kunststoff durchgeführt, das Förderprojekt „AlpLinkBioEco“ der Europäischen Union. Projektziel ist, bestehende Strukturen, die sich bereits mit nachhaltigen biobasierten Werkstofflösungen beschäftigen, zu stärken und innovative Wertschöpfungsketten in Europa zu etablieren. Die Biokunstoff-Thematik soll im Rahmen weiterer Veranstaltungen und des „AlpLinkBioEco“ im Plastics InnoCentre fest etabliert werden. Fachbegleitende Ausstellung Eine fachbegleitende Ausstellung von biobasierten, bioabbaubaren Kunststoffen und Produkten mit hohen bis hundertprozentigen Anteil an Rezyklaten konnten während des Get-Togethers besichtigt werden und führte zu intensiven Gesprächen unter den Teilnehmern, Vortragenden und Organisatoren. Weitere Informationen: www.innonet-kunststoff.de |
Innonet Kunststoff TZ Horb GmbH & Co. KG, Horb am Neckar
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